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»Aber was ist das Rohmaterial?« fragte Owen ungeduldig.

»Und worin zum Teufel besteht das Endprodukt?«

»Die Esperdroge«, antwortete Trignent widerwillig. »Wir stellen die Esperdroge her.«

Owen und Hazel sahen sich gegenseitig an. Sie hatten in ihrer Zeit bei der Esper-Bewegung schon von der Esperdroge gehört, aber ihre Zusammensetzung sollte eigentlich geheim sein. Trotzdem – falls irgend jemand in Frage kam, um eine neue Droge auszugraben, dann Valentin. Und die Produktion auf Virimonde anzusiedeln war ein guter Weg, sie geheimzuhalten. Das Parlament hatte nur durch Zufall davon erfahren, daß er hier war. Owen nickte bedächtig. Soweit war ihm alles klar. Aber nichts davon erklärte, warum der Tech solche Angst hatte…

»Was ist das Rohmaterial?« fragte Owen. »Woraus raffiniert Ihr die Esperdroge?«

»Bitte«, sagte Trignent. Er brach in Tränen aus. »Bitte habt Verständnis dafür. Ich tue nur, was mir befohlen wird. Sie hätten mich umgebracht, wenn ich es nicht getan hätte.«

»Ich bringe Euch um, wenn Ihr mir nicht antwortet! Was ist das Rohmaterial?«

»Die Toten«, sagte Pierre Trignent. »Die Toten von Virimonde

Danach blieb es eine geraume Weile lang ganz ruhig. Abgesehen von den langsamen, gleichmäßigen Geräuschen der Produktionsmaschinerie, die den neuesten Schub Rohmaterial verarbeitete.

Owen hielt die Augen fest zugekniffen, aber er sah weiterhin, was er jetzt als Mahlmaschine zur Breiherstellung erkannte. Er sah weiterhin seine toten Untertanen, aufgestapelt wie Hölzer, tiefgefroren, damit sie erhalten blieben, bis sie gebraucht wurden. Er öffnete die Augen wieder, und der Techniker brauchte nur einen Blick auf die kalte Wut zu werfen, die sich darin aufbaute, um ganz schnell draufloszureden, fast zu plappern, als wäre er erleichtert, es endlich jemandem erzählen zu können.

»Der Lord Wolf ist hierhergekommen, weil so viele Leichen vorhanden waren, die er verwerten konnte. Die Esperdroge ist schon immer aus menschlichem Gewebe gewonnen worden, genau wie die ESP-Blocker aus totem Hirngewebe von Espern stammen, aber man braucht jede Menge… von dem Rohstoff, um auch nur eine geringfügige Menge des Endprodukts herzustellen. Deshalb war die Esperdroge auch immer so selten, so geheim. Der Lord Wolf entdeckte hier eine Gelegenheit zur Massenproduktion und nutzte sie. Er verarbeitete Hunderttausende von Toten und produzierte größere Mengen der Droge, und das auch in reinerer Form, als dies je zuvor möglich war.

Es ist wirklich ein ganz einfacher Vorgang, sobald man erst alles aufgebaut hat. Nur ich und eine Handvoll weitere Personen sind da, um alles im Auge zu behalten. Bitte, ich bin ein Niemand, habe nur getan, was mir gesagt wurde…«

»Ihr habt die Vernichtung meines Volkes überwacht, um eine Droge herzustellen, die so suchterzeugend ist, daß sie jeden versklavt, der sie einnimmt«, sagte Owen in sehr leisem und sehr gefährlichem Ton. »Ich habe meinen Anteil am Grauen erlebt, in vielen Kriegen und auf vielen Schlachtfeldern. Ich bin durch Blut und Innereien gewatet, habe getötet, bis mir die Arme weh taten, habe gesehen, wie die Guten und die Bösen niedergemetzelt wurden, aber nie zuvor ist mir etwas derartig Kaltblütiges begegnet wie dies hier. Die Vernichtung der Toten… um ein Gift für die Lebenden herzustellen. Die Menschheit selbst in ein Produkt verwandeln. Oh, mein Volk… mein Volk…«

Mit bebenden Schultern wandte er sich ab, und Hazel trat auf ihn zu. Trignent erblickte seine Chance und flüchtete zur Tür.

Und Owen Todtsteltzer wandte sich um, Tränen in den Augen, und schoß dem Mann in den Rücken. Der Energiestrahl bohrte ein Loch quer durch Rücken und Brust und schleuderte Trignent an den Türrahmen. Er hielt sich dort für einen Moment fest, war schon tot, und sackte dann langsam in sich zusammen. Owen schüttelte langsam den Kopf, als wollte er leugnen, was er gerade gehört hatte. Hazel trat zu ihm, aber er gab ihr mit einem Wink zu verstehen, sie sollte sich entfernen. Er hatte in sich keinen Raum für etwas anderes als Grauen und Trauer und das wütende Bedürfnis, gegen die Ursache des Schmerzes zurückzuschlagen.

»Ich hätte ihn nicht erschießen sollen«, sagte er schließlich.

»Er war ebenso schuldig wie die anderen.«

»Ja, aber ich habe ihn nicht deshalb erschossen. Ich habe es getan, weil ich einfach jemandem weh tun mußte. Jemanden bestrafen mußte. Jemanden außer mir. Sie waren mein Volk.

Ich hätte hier sein müssen, um es zu beschützen.«

»Oh, laß es gut sein, Owen! Man hat dich für gesetzlos erklärt. Verbannt. Komm endlich darüber weg! Jeder hier hat dir den Rücken zugewandt.«

»Das macht keinen Unterschied. Ich hatte die Verantwortung für diese Menschen. Oz?«

»Ja, Owen?«

»Schalte diese Obszönität ab. Komplett. Egal, was dafür nötig wird.«

»Ja, Owen.«

»Jetzt«, sagte Owen Todtsteltzer, »gehen wir Valentin und seine Kumpane suchen. Und töten sie alle.«

Als der Chef von Valentin Wolfs Sicherheitsleuten etwas nervös auf dem Bildschirm in der großen Halle erschien und Valentin nacheinander darüber informierte, zwei Fremde wären irgendwie in der Fliegerhöhle unter der Burg aufgetaucht, wären als der legendäre Owen Todtsteltzer und die berüchtigte Hazel D’Ark identifiziert worden, hätten sich dann ungeachtet aller Sicherheitsvorkehrungen den Weg in die eigentliche Burg gebahnt und könnten, na ja, in diesem Augenblick praktisch überall sein – da hätte man eine Stecknadel fallen hören können, nachdem er ausgeredet hatte. Man hätte die Stecknadel sogar noch in der Luft hören können. Der Silvestri ließ einen seiner Dolche fallen. Der Romanow wurde ganz blaß. Und der letzte Schluck Wein, den der Kartakis zu sich nahm, geriet ganz in die falsche Richtung und erstickte ihn beinahe. Valentin Wolf ignorierte die unangenehmen Geräusche und konzentrierte sich auf den zunehmend unglücklichen Sicherheitschef, der auf dem Bildschirm zu sehen war.

»Wollt Ihr mir damit sagen«, fragte Valentin fast freundlich,

»daß alle unsere umfangreichen und unglaublich teuren Sicherheitsvorkehrungen keine zwei Leute daran hindern konnten, hier einzudringen?«

»Nun, im Grunde ja, mein Lord. Schließlich sind die beiden Leute…«

»Ich weiß, wer sie sind. Deswegen habe ich schließlich Euch und Eure Leute engagiert. Und Euer Gesicht verrät mir schon, daß noch mehr schlechte Nachrichten vorliegen. Wie lauten sie?«

Der Sicherheitschef sah noch unglücklicher aus, falls das möglich war. »Irgendein äußeres System ist in unsere Lektronen eingedrungen und gerade dabei, die Verarbeitungsanlage abzuschalten.«

»Nun, korrigiert mich, falls ich mich irre, und ich denke nicht, daß ich es tue«, sagte Valentin. »Aber ich scheine mich zu erinnern, wie Ihr mir erklärt habt, daß dergleichen völlig und vollkommen unmöglich wäre.«

»Ja, mein Lord. Streng genommen ist es wirklich unmöglich.

Es dürfte nicht passieren.«

»Aber das tut es.«

»Ja, mein Lord.«

»Ihr seid gefeuert«, erklärte Valentin. »Holt Euch die Abfindung und weist Euren Stellvertreter an, Euren Kopf an einen Stuhl zu nageln, ehe Ihr aufbrecht. Und nein, Ihr erhaltet keine Empfehlung.«

Er schaltete den Bildschirm aus und lehnte sich zurück. Der Silvestri hob den Dolch auf, der ihm entglitten war. »Ihr hättet ihn umbringen lassen sollen, Wolf.«

»Seid nicht albern, Carlos«, erwiderte Valentin geistesabwesend. »Söldner haben eine sehr starke Gewerkschaft.« Er lachte auf einmal in sich hinein, ein leiser, gefährlicher Laut. »Lieber Owen, woher wußtet Ihr nur, daß Ihr mich hier findet? Ich habe meine Spuren extrem sorgfältig verwischt. Und doch seid Ihr jetzt hier, taucht wieder mal überraschend auf und ruiniert mir den Tag. Stets seid Ihr bestrebt, mir den Spaß zu verderben.