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Trotzdem hoffe ich, daß Ihr meine kleine Vergeltung zu würdigen versteht. Schließlich benötigt jede dramatische Szene ein Publikum, das sie zu würdigen weiß.«

Der Silvestri zog den zweiten Dolch aus dem Auge eines Portraits und zerriß dabei absichtlich die alte Leinwand. »Ich habe keine Angst vor dem großen bösen Todtsteltzer. Soll er doch kommen. Er und sein Miststück.«

Der Romanow warf den unbezahlbaren Wandbehang ab, den er wie einen Umhang getragen hatte, und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ihr habt vielleicht nicht genug Verstand, um Euch vor dem Todtsteltzer zu fürchten, aber ich schon. Er ist ein gefährlicher Mann. Er hat die meisten Dinge, die man ihm nachsagt, tatsächlich vollbracht. Sogar diejenigen, die unmöglich klingen. Aber im Gegensatz zu Euch übrigen hatte ich gleich das Gefühl, unsere Sicherheitskräfte könnten sich als unfähig erweisen, eine lebende Legende aufzuhalten oder auch nur zu verlangsamen, falls diese von unserem Unternehmen hier Wind bekommen sollte. Also habe ich eigene Vorkehrungen getroffen. Eine kleine Überraschung, besonders für den Todtsteltzer. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, oder sogar wenn nicht, so gehe ich jetzt lieber und packe sie aus.«

Er marschierte hocherhobenen Hauptes hinaus. Valentin spendete seinem Abgang lässig Beifall, und sein Scharlachlächeln wurde noch breiter. »Überraschungen. Ich liebe Überraschungen ja so! Wie es sich trifft, habe ich selbst eine oder zwei für den lieben Owen vorbereitet.«

»Sie sollten lieber den plötzlichen Tod unserer Feinde mit sich bringen, oder wir stecken in ernsten Schwierigkeiten«, meinte der Kartakis, der den Atem wieder unter Kontrolle hatte. Er klang auf einmal sehr ernst und schien keinesfalls glücklich darüber. »Der Todtsteltzer wird wirklich nicht erfreut sein, wenn er erfährt, was wir aus seinem alten Heim gemacht haben.«

»Ich habe keine Angst vor ihm«, versetzte der Silvestri trotzig.

»Ja, nun, das kommt daher, daß Ihr ein kompletter Idiot seid«, sagte der Kartakis gelassen. »In unserer Branche ist das normalerweise ein Vorteil, aber zur Zeit können wir uns Genüsse wie den Wahnsinn nicht erlauben. Wir müssen nachdenken. Einen Plan entwickeln. Wir haben Leute und Ressourcen.

Wenigstens hat der Todtsteltzer nicht noch eine Armee zur Unterstützung mitgebracht.«

»Er benötigt keine Armee«, gab Valentin zu bedenken. »Er hat Hazel D’Ark.«

»Ihr seid bemerkenswert ruhig bei dieser Geschichte!« schnauzte der Kartakis. »Wißt Ihr etwas, das sich unserer Kenntnis entzieht, oder habt Ihr heute ein paar Pillen extra eingenommen?«

Valentin lächelte gelassen. »Ich habe einen Plan. Einen sehr unerfreulichen Plan, geradezu maßgeschneidert, um Owens Schwächen auszunutzen. Ihr braucht nicht mehr zu tun, als diese D’Ark beschäftigt zu halten. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt – ich muß die Ausführung in die Wege leiten. Oh, es wird ja soviel Spaß machen, ihn leiden zu sehen!«

Er erhob sich, verneigte sich elegant und ging. Er spazierte in gelassener Haltung davon, als hätte er keine Sorge auf der Welt. Die beiden Aristokraten blickten ihm hinterher.

»Dieser Mann lebt nicht in derselben Wirklichkeit wie wir anderen«, bemerkte der Silvestri.

Der Kartakis schnaubte. »Bei seinem Plan geht es wahrscheinlich darum, seine Verluste abzuschreiben, uns im Stich zu lassen und wie der geölte Blitz zum Horizont zu flitzen.

Wenn wir überleben möchten, müssen wir selbst dafür sorgen.

Wir können sie aufhalten. Wir müssen einfach etwas… vorbereiten… was sie aus dem Konzept bringt.«

»Ich habe keine Angst vor den…«

»Wollt Ihr endlich aufhören, das zu sagen! Ihr täuscht damit niemanden.«

»Mich am allerwenigsten«, sagte Owen Todtsteltzer.

Die beiden Aristokraten wirbelten herum, und da stand er groß und einschüchternd unter der Tür, ein Schwert in der Hand, als gehörte es dorthin und hätte es schon immer getan.

Er machte ein ernstes Gesicht, der Blick kalt und gleichmäßig, und er wirkte vom Scheitel bis zu Sohle wie die eigene Legende. Hazel D’Ark war an seiner Seite und lehnte lässig am Türrahmen, eine große Projektilwaffe in der Hand. Allein bei ihrem Anblick spürte Athos Kartakis bereits, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Er hatte so viele Duelle bestritten, daß er sie nicht mehr zählen konnte, hatte dabei dem Tod ins Gesicht geblickt und ihm in die knöcherne Augenhöhle gespuckt, aber nie zuvor so viel Angst um sein Leben verspürt wie jetzt. Er hatte einen Disruptor unter den Kleidern stecken, aber er wußte, daß er schon den Versuch, ihn zu ziehen, nicht überleben würde. Es sei denn, ihm fiel ein, wie er für Ablenkung…

»Nun, Silvestri«, sagte er so gelassen, wie er es nur hinbekam, »Ihr habt doch stets geäußert, Ihr könntet es mit dem Todtsteltzer aufnehmen. Fühlt Euch frei, den Beweis anzutreten.«

Owen musterte den Silvestri interessiert. Der Aristokrat bedachte den Kartakis mit einem anklagenden Blick, und erwiderte dann Owens Blick mit Festigkeit.

»Ihr macht mir keine Angst«, sagte er laut. »Ich habe von Euren übermenschlichen Kräften gehört, aber für mich klingen sie nach etwas, hinter dem sich ein Feigling gut verstecken kann. Wie steht es damit, Owen? Habt Ihr den Mumm, als Mann gegen mich zu kämpfen, nicht als Monster? Denn ich kann es mit Euch aufnehmen, Mann gegen Mann, Stahl gegen Stahl, und tief im Herzen wißt Ihr es.«

»Na, der hört ja nicht mehr auf zu reden«, meinte Hazel.

»Sprich des richtige Wort, Owen, und ich schieße ihm die Augen weg.«

»Nein«, sagte Owen. »Ich könnte ein wenig Unterhaltung gebrauchen.« Er sah den Kartakis an. »Mischt Euch ja nicht ein! Das würde Hazel nicht gefallen.«

»Käme nicht mal im Traum auf die Idee«, versicherte ihm der Kartakis aufrichtig. Er wich zurück, zeigte offen beide Hände und dachte angestrengt nach.

Owen trat langsam in die große Halle hinaus und sah sich dabei die diversen Schäden am Inventar seines alten Heims an.

Er sah nicht wütend oder auch nur aufgebracht aus; er wirkte einfach etwas kälter und noch gefährlicher. Carlos Silvestri kam ihm entgegen und bewegte sich dabei leichtfüßig auf den Fußballen, ein schmales Messer in jeder Hand. Er sah auf seine eigene Art ebenfalls gefährlich aus, aber es war nichts, verglichen mit der kalten Unerbittlichkeit des Todtsteltzers, und alle, die zugegen waren, wußten es. Die beiden Männer kamen in der Mitte des Saals zum Kampf zusammen, und alle wußten, wie es enden würde.

Die beiden Männer umkreisten einander ohne Eile, die Klingen für jede Lücke bereitgehalten, die womöglich in der Verteidigung des anderen entstand. Theoretisch war es ein mehr oder weniger ausgeglichener Kampf. Messer waren auf kurze Distanzen ausgezeichnete Waffen, hatten aber keine Reichweite. Es sei denn, man warf sie und riskierte damit, sich selbst zu entwaffnen. Das Schwert andererseits verfügte über eine ordentliche Reichweite, aber wenn es auf Tuchfühlung ging, konnte man die lange Klinge nirgendwo mehr so rasch zur Geltung bringen wie ein Messer.

Der Silvestri startete den ersten Angriff und bewegte dabei die rechte Hand so schnell, daß das menschliche Auge ihr kaum folgen konnte. Owen parierte den Schlag und mußte dann zurückspringen, als die linke des Silvestris mit tödlicher Geschwindigkeit und Absicht aus dem Nichts heranschoß, auf Owens ungeschützten Unterleib gezielt. Die blitzende Klinge verfehlte Owens Bauch um weniger als einen Zentimeter.

Owen zog das eigene Schwert in einem raschen Rückhandschlag herum, der dicht über den Kopf des Silvestris zischte, als sich dieser im letzten Augenblick duckte. Und dann umkreisten sie einander wieder, ruhig und gesammelt und tödlich kalt.

Nachdem er Owen mit einer Finte zum Gegenangriff verlockt hatte, warf der Silvestri das Messer in der Linken nach Owens rechtem Auge. Das Schwert des Todtsteltzers war zu langsam für eine Parade, aber kaum weiteten sich die Augen des Silvestris vor Triumph, da zuckte Owens goldene Hadenmännerhand hoch, fing das Messer im Flug ab und schlug es zur Seite. Während der Silvestri für einen Augenblick aus dem Konzept war, zog Owen sein Schwert glatt durch den Hals des Gegners. Der Kopf fiel herunter und rollte über den Boden, bis er an die Füße des Kartakis’ stieß. Dieser zog lautlos eine Grimasse des Widerwillens und nahm die Füße ein wenig zurück.