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»Fühlst du dich jetzt besser?« fragte Hazel.

»Etwas«, antwortete Owen. Er atmete nicht mal schwer.

In diesem Augenblick hatte Pieter Romanow seinen Auftritt, umgeben vom lauten Summen angestrengt arbeitender Servomotoren. Alle wandten sich um und sahen ihn an, während er unter der Tür stehenblieb und posierte. Er trug ein enormes Exoskelett, dessen Metallknochen ihn umgaben und stützten, während an beiden Unterarmen rechteckige Kraftfelder wütend vor sich hinbrummten. Owen hatte dergleichen schon früher gesehen, normalerweise von Docksarbeitern auf Raumhäfen getragen, um schwere Frachten zu entladen. Aufgrund des hohen Gewichts verbrannten diese Exoskelette eine Menge Energie, so daß sie sich auf Schlachtfeldern nie als wirklich praktisch erwiesen hatten. Owen mußte jedoch einräumen, daß die Apparatur eine ganz brauchbare kurzfristige Antwort auf Leute wie ihn und Hazel darstellte.

»Los, greift mich an, ihr Monster«, forderte Pieter Romanow hoheitsvoll. »Ich bin Euch jetzt gewachsen. Ich kann mich schneller bewegen, als es die Muskeln eines Menschen vermögen, und meine Kraft entspricht der von zehn Männern, denn meine Tech ist rein. Ich reiße Euch die Arme aus den Gelenken, die Köpfe von den Schultern, und meine Hunde werden Eure Eingeweide schmausen.«

Owen kämpfte noch immer mit einer passend eleganten Antwort, die ohne vulgäre Kraftausdrücke auskam, als Hazel vortrat.

»Ich bin an der Reihe«, erklärte sie mit Bestimmtheit. »Du kannst nicht den ganzen Spaß für dich haben, Todtsteltzer.«

»Seid mein Gast«, verkündete Owen großzügig.

Hazel marschierte auf den abwartenden Romanow zu und blieb ein vorsichtiges Stück außerhalb seiner Armreichweite stehen. Andere Hazels tauchten sporadisch rings um sie herum auf und verschwanden wieder, aber sie schob sie entschlossen zur Seite. Sie hegte eine wirklich amüsante Vorstellung von dem, was sie tun würde, und war nicht bereit, den Spaß mit irgend jemandem sonst zu teilen, auch nicht mit anderen Versionen ihrer selbst. Sie steckte die Projektilwaffen in die Halfter und bedachte den Romanow mit einem häßlichen Lächeln.

Er bewegte sich unbehaglich. Welche Reaktion er auch immer erwartet hatte, eine Gegnerin mit bloßen Händen und eklatantem Selbstvertrauen war es sicherlich nicht.

Hazel streckte ohne Eile die Hand nach den zurückgelassenen Mahlzeiten auf dem Tisch aus und griff sich ein reifes Stück Obst. Sie zerdrückte es, so daß ihr dicker Brei und Saft durch die Finger tropften, und warf die klebrige Masse nach dem Romanow. Ihr Arm schnellte mit übermenschlicher Kraft und Schnelligkeit vor, und das klebrige Geschoß überwand die Abwehr des Romanows, ehe er auch nur die Arme mit den Energieschilden heben konnte. Die zermatschte Frucht landete präzise im Ziel, direkt im Zentrum der freiliegenden Servomotoren am linken Arm des Romanows, und erzeugte dort ein wundervolles elektrisches Chaos. Funken flogen, und etliche Motoren schlossen sich kurz.

Der Romanow schrie empört auf und griff an, bewegte sich dabei für jemanden von seiner Größe und seinem Gewicht entsetzlich schnell. Hazel sprang auf den Tisch und wich dort dem Zugriff des Romanows blitzschnell aus. Sie schnappte sich weitere liegengebliebene Lebensmittel, zerdrückte sie zu triefendem Brei und warf sie mit verheerender Zielgenauigkeit.

Der Romanow wirbelte seine Energieschilde verzweifelt hin und her, war aber kein Gegner für Hazels Schnelligkeit und Reflexe. Immer mehr Servomotoren versagten ihm den Dienst, erlitten Kurzschlüsse und wurden hoffnungslos verklebt. Hazel lachte spöttisch.

Der Romanow brüllte vor Zorn, packte den schweren Tisch mit beiden Händen und kippte ihn rasch um. Hazel sprang hinunter, absolvierte im Flug einen Purzelbaum und landete auf den Schultern des Romanows. Sie schlang ihm die Beine um den Hals und drückte zu. Sein Gesicht lief hellrot an, und er bekam keine Luft mehr. Er wollte die Hände heben und Hazel herunterzerren, aber sie packte seinen exponierten Kopf fest mit beiden Händen.

»Wir wollen uns doch richtig verstehen«, sagte sie ruhig.

»Du ärgerst mich, und ich werde dir den Kopf von den Schultern reißen. Und deine Servomotoren sind dermaßen verkleistert, daß du überhaupt keine Chance mehr hast, mich zu packen, ehe ich damit fertig bin. Klar?«

Der Romanow dachte darüber nach. Durch das Summen der Energieschilde hörte er deutlich, wie weitere Servomotoren Kurzschlüsse erlitten. Und er mußte jetzt wirklich bald wieder Luft bekommen. Er schaltete die Energieschilde ab und lächelte Owen hoffnungsvoll an.

»Ich würde jetzt wirklich gern kapitulieren. Bitte.«

Hazel lächelte triumphierend und lockerte den Griff ein wenig. Sie sah Owen an. »Liegt bei dir, Todtsteltzer. Wenn du ihn tot sehen möchtest, gehört er dir.«

»Ach verdammt«, sagte Owen müde. »Bringen wir ihn vor Gericht. Er ist zu jämmerlich, um ihn umzubringen. Ich möchte nur Valentin.«

»In welchem Fall ich mich wirklich auch ergeben möchte«, warf der Kartakis ein. Er löste vorsichtig den Schwertgürtel und ließ ihn zu Boden fallen. Dann zog er mit Daumen und Zeigefinger den Disruptor aus dem versteckten Halfter und ließ ihn auch fallen. Hazel nickte kurz.

»In Ordnung, komm herüber zu Lord Festgeklemmt, und mach keinen Mucks, ohne daß ich es will.«

»Ich würde es nicht wagen«, sagte der Kartakis.

Hazel gab den Hals des Romanows aus der Beinklammer frei und stieg ihm von den Schultern. Owen wartete, bis Hazel sich entfernt hatte, und fixierte dann die beiden Aristokraten mit einem kalten Blick, der sie verunsicherte. »Wo finde ich Valentin Wolf?«

»Er ist kurz vor Eurem Eintreffen gegangen«, antwortete der Kartakis. »Sagte, er wollte eine Überraschung für Euch vorbereiten. Hat nicht gesagt, was für eine, und wir haben nicht gefragt. Das tut man nicht bei Valentin Wolf.«

»Ich habe ihn entdeckt«, murmelte Oz Owen ins Ohr. »Ich stehe nach wie vor mit den Sicherheitssystemen der Burg in Verbindung. Valentin hält sich gerade in der Sicherheitszentrale auf und fährt eine Gruppe sehr seltsamer Programme auf den Lektronen. Frag mich aber nicht, was für welche. Ich kann nicht behaupten, daß mir je so etwas untergekommen wäre.«

»Es ist egal, was er dort hat«, meinte Owen. »Ich bringe ihn sowieso um. Hazel, bleibt hier und bewacht die beiden. Oz hat Valentin entdeckt.«

»Jetzt mal langsam!« warf Hazel ein. »Ich möchte nicht, daß du allein hier herumläufst. Wir sind Partner, weißt du noch?«

»Ich weiß«, antwortete Owen. »Aber ich muß das allein tun.«

Hazel nickte widerstrebend. »Achte darauf, daß es nicht zu lange dauert, oder ich komme dich suchen.«

»Verstanden. Behaltet die beiden hier gut im Auge. Ihr könnt ihnen nicht trauen.«

»Natürlich nicht«, sagte Hazel. »Es sind Lords.«

Sie lächelten sich an, und Owen drehte sich um und ging.

Hazel schlenderte zu dem umgestürzten Tisch hinüber und lehnte sich daran. Der Kartakis bewegte sich ein klein wenig näher an die Waffen heran, die er fallengelassen hatte, erstarrte aber, als Hazel ihn mit funkelndem Blick fixierte. »Seid so frei, etwas zu probieren, meine Lords«, sagte sie. »Und ich bin so frei, mir etwas noch Amüsanteres auszudenken.«

Die beiden Lords sahen sich an und blieben dann ganz reglos.

Owen suchte sich rasch den Weg durch leere Steinflure und näherte sich dabei unerbittlich dem, was früher einmal seine Sicherheitszentrale gewesen war. Er war entschlossen, jeden gnadenlos niederzumachen, der ihn aufzuhalten oder zu behindern versuchte, aber er begegnete überhaupt niemandem. Was merkwürdig war. Wo steckten die Wachen? Owen ging ein klein wenig langsamer, während er darüber nachdachte. Bislang hatten Hazel und er in der Burg lediglich ein paar Wachtposten, zwei Aristokraten und einen einzelnen Labortechniker angetroffen. Wo steckten alle nur? Und welche unerfreuliche Überraschung plante Valentin für ihn? Owen schnitt ein finsteres Gesicht und schritt wieder schneller aus. Er mochte keine Rätsel. Er wollte einfach nur Valentin tot und blutig zu seinen Füßen liegen sehen, brauchte das regelrecht. Owen hatte vielleicht sein Volk nicht retten können, war aber immer noch in der Lage, es zu rächen.