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»Katie…«

»Kurz und präzise, Todtsteltzer«, sagte Valentin Wolf. »Eure ehemalige Geliebte, Katie DeVries, aus der Zeit, als Ihr noch jung und sorgenfrei wart. Tatsächlich war sie eine imperiale

Spionin, die Euch im Auge behalten sollte, und Ihr mußtet sie in Notwehr töten. Eure erste Liebe, die in Euren Armen starb.

Eine wahrhaft rührende Szene, da bin ich sicher. Und hier ist sie wieder, mein kleines Geschenk an Euch.

Seht Ihr, ich habe meine Hausaufgaben gemacht, was Euch angeht, Owen. Ich weiß, was Euch bewegt und was Euch zurückhält. Ich ließ die gute Katie ausgraben, als ich zum ersten Mal hier war, und wies meine Leute an, Geistkrieger-Technik in sie einzubauen. Nur für den Fall, daß Ihr mich hier aufspürt und mir erneut Schwierigkeiten bereitet. Jetzt, denke ich, überlasse ich Euch zwei Turteltauben Eurer Zweisamkeit. Ich bin sicher, daß Ihr viel zu bereden habt. Und, Owen… Nur für den Fall, daß Ihr Euch überwinden könnt, sie erneut umzubringen, ehe sie Euch umbringt, habe ich eine weitere kleine Überraschung für Euch arrangiert. Nein, macht Euch nicht die Mühe, mir zu danken. Wozu hat man Brüder?«

Er gab der toten Frau einen Wink, und sie taumelte vorwärts, das Schwert in Bereitschaft. Owen wich zurück, und die Leiche seiner ehemaligen Mätresse folgte ihm. Er wollte sie ansprechen, aber sein Mund erwies sich als zu trocken. Das war nicht Katie. Katie war tot, und die Lektronen, die zur Zeit ihren Leichnam bewohnten, sorgten sich nur um die ihnen einprogrammierten Befehle. Owen wußte das, konnte aber trotzdem nicht gegen sie kämpfen. Nicht gegen sie. Katie zu töten, das war das schwerste, was er je hatte tun müssen, und er glaubte nicht, daß er es erneut fertigbrachte. Und so duldete er, daß sie ihn von der offenen Tür wegdrängte, und Valentin Wolf schlüpfte mühelos an ihnen vorbei und lachte glücklich in sich hinein. Er lachte immer noch, als er durch den Korridor davonhuschte und Owen und die Überreste seiner alten Mätresse zurückließ, damit sie ihre Differenzen untereinander ausmachten.

Und in den Lektronen der Sicherheitszentrale tickte ein Programm langsam auf Null hinunter – Valentins letztes Geschenk an den Todtsteltzer.

Derweil langweilte sich Hazel D’Ark in der Haupthalle. Sie saß auf einem Stuhl mit dem Rücken zur Wand, damit sich niemand an sie anschleichen konnte, und behielt den Romanow und den Kartakis im Auge, die still zusammensaßen. Hazel hätte mit Owen über dessen Komm-Implantat Verbindung aufnehmen und nachfragen können, wie es lief, aber sie wußte, wie bissig er reagierte, wenn man ihn störte, während er gerade mit irgend etwas beschäftigt war. Hazel schlug ein Bein übers andere, nur um etwas zu tun zu haben, und wünschte sich, Owen würde endlich damit fertig werden, den Wolf umzubringen. Immer bestand das Risiko, daß er im letzten Augenblick weich wurde und darauf bestand, ihn lebend zurückzubringen und vor Gericht zu stellen, aber sie glaubte es diesmal im Grunde nicht. Hazel schlug das andere Bein über das erste und seufzte schwer. Langweilig, langweilig, langweilig.

Sie funkelte die beiden stillen Aristokraten an und entdeckte erst jetzt, daß der Romanow verschwunden war. Sein Exoskelett saß nach wie vor an gleicher Stelle, aber er steckte nicht mehr darin. Hazel war sofort auf den Beinen, Schußwaffe und Schwert in den Händen, und blickte forschend durch die große Halle. Wie zum Teufel konnte sie nur übersehen haben, wie sich der Romanow davonmachte? Unmöglich, daß er aus so vielen Panzerungsteilen heraussteigen konnte, ohne daß sie es merkte, egal wie sehr sie sich mit ihrer Langeweile beschäftigt hatte. Es sei denn, die Panzerung verfügte über eine eingebaute Tarntechnik in welchem Fall sich der Romanow hätte befreien können, während er sich hinter einer projizierten holographischen Illusion versteckte. Und falls der Romanow diese Illusion jetzt aufgehoben hatte, dann nur, weil er zur Zeit irgendwo durch die Halle schlich, erneut hinter irgendeiner holographischen Projektion versteckt, die ihn für alle praktischen Zwecke unsichtbar machte. Wundervoll!

Hazel streckte das Schwert nach vorn aus und wirbelte einmal im Kreis herum. Sie lauschte angestrengt nach dem leisesten Geräusch, aber die Umgebung erschien ihr völlig lautlos.

Der Romanow konnte überall in dieser verdammten Halle stecken… Sie warf dem Kartakis rasch einen finsteren Blick zu, um ihn zu mahnen, daß er ruhig sitzen blieb, und freute sich zu sehen, wie er sofort wieder auf seinen Platz zurücksank. Und dann packte sie von hinten ein Arm um den Hals, verstärkte den Griff, drückte ihr die Luft ab. Sie kämpfte wütend gegen den Würgegriff an, schaffte es aber nicht, den Romanow abzuschütteln. Kraft allein reichte nicht, um so einen Griff aufzubrechen, einen der wenigen Griffe, der tatsächlich eine Chance gegen jemanden bot, der so stark war wie Hazel D’Ark. Sie hatte also nach wie vor menschliche Schwachpunkte. Sie stolperte vorwärts und rückwärts, zerrte den Romanow dabei mit, rang verzweifelt nach Luft, war wütend auf sich selbst, weil sie zugelassen hatte, daß sie in der Konzentration nachließ. Sie mußte den Romanow besiegen, ehe Owen zurückkehrte, oder sie würde nie wieder ein Ende seiner Vorhaltungen erleben.

Sie beugte sich blitzschnell in der Taille vor, und der Romanow flog über ihren Kopf, so daß sein eigenes Gewicht und sein eigener Impuls den Würgegriff lösten. Sie hörte, wie er heftig auf dem Boden aufschlug, und warf sich sofort herum und pustete das Exoskelett mit ihrem Disruptor weg. Die Panzerung explodierte mit einem zufriedenstellend lauten Knall und ging in Flammen auf. Dadurch wurde die Holoillusion des Romanows abgeschaltet, und da sah sie ihn vor sich, wie er gerade aufstand, ein kurzes, aber häßliches Messer in der Hand.

Sie hätte ihn wirklich durchsuchen sollen.

Hazel saugte tief Luft in die überlasteten Lungen und hielt das Schwert ruhig vor sich ausgestreckt. Der Romanow war ein großer Kerl, aber sie hatte schon größeren gegenübergestanden, und jetzt war sie wieder im Vorteil. Der Romanow schien das zu spüren und öffnete die Hand, damit das Messer zu Boden fiel. Hazel entspannte sich ein wenig. Sie hätte wissen müssen, daß der Aristo nicht den Mumm für irgend etwas hatte, das von fern an einen fairen Kampf erinnerte.

Sie gab ihm mit einem Wink des Schwerts zu verstehen, daß er sich wieder setzen sollte, und wußte sofort, daß sie einen Fehler gemacht hatte – denn ein Mann, der eine versteckte Waffe bei sich getragen hatte, konnte gut noch eine weitere haben. In dem Augenblick, als sich Hazels Schwert von ihm fortbewegte, beugte der Romanow den Arm, und ein Messer fiel ihm aus einer getarnten Scheide in die Hand. Sofort zuckte es auf Hazels ungeschützten Unterleib zu, während ihr Schwert gerade meilenweit aus dem Gefecht war. Es war ein plötzlicher, simpler, überraschend schneller Angriff, und jedem anderen Gegner hätte er sicherlich das Leben gekostet. Hazel war aber kein beliebiger Gegner, schon lange nicht mehr. Mit übermenschlicher Kraft und Schnelligkeit riß sie das Schwert zurück in die Bahn des Messers, parierte es und schlug es zur Seite. Der Romanow, vom Schwung des eigenen Angriffs mitgerissen, spießte sich selbst auf dem bereitgehaltenen Schwert auf.

Mit verzerrtem Gesicht sank der Romanow zu Boden, ließ das Messer fallen und packte die Schwertklinge, die ihn durchbohrte, mit beiden Händen, als könnte er den tödlichen Stahl irgendwie aus sich herausziehen. Und in diesem Augenblick, als er sich mit der verzweifelten Kraft des Sterbenden an Hazels Schwert klammerte, bemerkte Hazel, daß sie den Kartakis aus den Augen verloren hatte. Sie sah sich wütend um, versuchte das Schwert loszureißen, schaffte es aber nicht. Und da erblickte sie den Kartakis auf den Beinen, ebenfalls ein bislang verstecktes Messer in der Hand. Sie traf Anstalten, mit der Schußwaffe auf ihn zu zielen, aber die Hand des Kartakis zuckte vor und schleuderte das Messer mit tödlicher Genauigkeit.