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Wir brauchen schließlich immer noch einen Beweis, oder? Was hältst du davon: Du hast mir all dein Gold gegeben, das du vor zweiundzwanzig Jahren hattest. Und das waren genau siebzehn Kronen. Habe ich recht?«

»Ganz genau!« Donald Royal schlug sich auf den Schenkel.

»Ich erinnere mich wieder! Siebzehn Kronen! Niemand anderes hätte das wissen können, Madeleine.«

Sie schüttelte unbeeindruckt den Kopf. »Ein Esper hätte es aus Jakobs Schädel holen können. Oder sogar aus deinem, Donald.«

»Ach, mach dir nichts aus ihr«, wandte sich Royal entschul-digend an Jakob Ohnesorg. »Sie wurde schon mißtrauisch geboren. Ließ die Milch ihrer Mutter auf Steroide untersuchen.

Du bist der echte Jakob Ohnesorg. Ich werde für dich bürgen.

Und vielleicht nimmst du dir diesmal die Zeit, auf mich zu hören, bevor du wieder Hals über Kopf aufbrichst, um mit zu wenig Truppen und ohne vernünftigen Nachschub für Wahrheit und Gerechtigkeit im Imperium zu kämpfen.«

»Diesmal werde ich dir zuhören«, erwiderte Ohnesorg. »Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.«

»Dazu hattet Ihr schließlich auch oft genug Gelegenheit«, sagte Madeleine. Sowohl Donald Royal, als auch Jakob Ohnesorg ignorierten ihren Einwand.

»Diesmal haben wir eine echte Chance, Donald«, erklärte Ohnesorg und beugte sich vor. »Eine ganze Armee von Klonen und Espern und Verbündete mit mehr Macht als alles, wovon wir je zu träumen gewagt hätten. Ich würde sogar meinen Stolz vergessen, um das nicht aufs Spiel zu setzen

»Du bist ein guter Mann, Jakob«, sagte Royal. »Versammle deine Leute und ruf den Rat zusammen. Madeleine und ich werden dort sein.«

»Ich danke dir, Donald. Es bedeutet mir sehr viel.« Ohnesorg erhob sich geschmeidig und wartete höflich, bis Donald Royal sich aus seinem Sessel gekämpft hatte.

Sie schüttelten sich erneut die Hände, und Ohnesorg ging hinaus. Madeleine folgte ihm zur Tür, um sicher zugehen , daß er nichts mitgehen ließ , dann kehrte sie wieder zurück.

Im Eingang zum Wohnzimmer blieb sie stehen und funkelte Donald Royal wütend an.

»Du glaubst also, er ist nicht echt?« erkundigte sich Donald ruhig und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken.

»Verdammt richtig, das tue ich«, fauchte sie. »Er ist zu gut.

Zu vollkommen. Er sieht großartig aus, hat jede Menge Muskeln und benutzt die richtigen Worte und Phrasen. Wie ein Volksheld, der von einem Komitee geschaffen wurde. Und ich kaufe ihm diese Geschichte mit den Regenerationsmaschinen einfach nicht ab. Ich meine, technisch gesehen ist es wohl möglich, aber woher soll ein flüchtiger Rebell Zutritt zu dieser Art von Technologie haben? Nach allem, was ich weiß, sind Regenerationsmaschinen ausschließlich für den Adel bestimmt.

Nein, Donald. Du glaubst ihm nur deswegen, weil du dir wünschst, er sei echt. Weil er zu deinen wenigen guten Erinnerungen an die Vergangenheit gehört, die noch unter den Lebenden wandeln.«

»Vielleicht hast du recht«, gab Donald zu. »Ich glaube nicht, daß er uns alles verraten hat, oder daß alles, was er gesagt hat, der Wahrheit entspricht. Aber jeder Instinkt in mir sagt, daß er der echte Jakob Ohnesorg ist. Er ist ganz genau so, wie ich ihn in Erinnerung habe. Ein überlebensgroßer Held und ein überzeugender Gauner, beides in einem. Er hat den einzigen Test bestanden, der mir eingefallen ist. Was muß er sonst noch tun, um dich zu überzeugen, Madeleine? Soll er vielleicht übers Wasser gehen?«

»Falls er es täte, würde ich hinterher seine Stiefel kontrollieren«, konterte Madeleine.

Johana Wahn wanderte durch die Straßen von Nebelhafen.

Harter Schnee knirschte unter ihren Füßen, und ihr Atem kondensierte in raschen Stößen in der kalten Luft vor ihrem Gesicht; doch in den Fellen war es angenehm warm. Hitze und Kälte und andere Launen der Nebelwelt hatten sämtliche Macht über Johana verloren. Laut ihren Unterlagen besaß die Vereinigung der Esper ein eigenes Büro im Gildehaus . Aber Johana spürte es auch so, ohne sich in die Papiere zu vertiefen.

Sie spürte die anderen Esper in ihrem Kopf, so deutlich wie ein helles Licht, das in der Stadtmitte erstrahlte. Wo auch immer sie hinkam, überall liefen Menschen geschäftig hin und her – doch alle wichen ihr in weitem Bogen aus, selbst wenn sie überhaupt keinen einsichtigen Grund dafür hatten.

Die Gildenhalle selbst war ein unscheinbares Gebäude mittlerer Größe. Johana war ein wenig erstaunt, ein großes Hin-weisschild vor dem völlig ungeschützten Haus zu sehen. Überall sonst im Imperium wurde eine derartige Ansammlung von Espern mit dem Tode oder Gehirnlöschung bestraft, je nachdem, wie wichtig die einzelnen Delinquenten waren. Die einfache Freizügigkeit der hiesigen Espervereinigung ermunterte Johana ganz außerordentlich, und sie stapfte fröhlich über den Kiesweg zur Eingangstür.

Nirgendwo waren Wachen zu sehen, aber Johana hatte auch keine erwartet – nicht einmal in einer Jauchegrube wie Nebelhafen. Esper hatten ihre eigenen, subtileren Wege, alles im Auge zu behalten und ungebetene Gäste am Eintreten zu hindern. Die große Eingangstür wirkte imposant und stabil. Johana suchte nach einem Klopfer oder einer Glocke, doch es gab weder das eine noch das andere. Sie hob die Hand, um anzuklop-fen, und die Tür schwang vor ihr zurück. Ein großer schlanker Mann in formeller Abendgarderobe füllte den Durchgang und starrte hochmütig auf sie herab. Sein Kopf war kahlrasiert und zeigte hier und dort kleine chirurgische Narben. Die Augen standen ein wenig zu weit auseinander, und das Lächeln war höflich und absolut nichtssagend.

»Kommt herein, Johana Wahn«, sagte er. »Wir haben Euch schon erwartet.«

»Das hatte ich gehofft«, erwiderte sie. »Wolltet Ihr mich nicht hereinlassen? Oder soll ich mich vielleicht an Euch vorbeiteleportieren?«

Der Türsteher – oder was zur Hölle auch immer er war – trat würdevoll zur Seite, und Johana ging mit hoch erhobener Nase an ihm vorbei. Was ihr könnt, kann ich schon lange. Die Halle war offen und weitläufig , und die Luft roch süß von Vasen voller Blumen, die in jeder Nische und auf jedem Sims standen. Johana hätte nur allzu gerne gefragt, wo zur Hölle auf einer eisigen, unwirtlichen Welt wie dieser solche Blumen ge-diehen, doch sie behielt den Gedanken für sich. Fragen könnten ihr durchaus als Schwäche ausgelegt werden, und es war lebenswichtig, daß sie einen starken Eindruck hinterließ.

Der Butler nahm ihre Felle und hängte sie an einen Haken. Er blickte indigniert auf Johanas Stiefel und den schmelzenden nassen Schnee auf den Teppichen, doch sie ignorierte ihn.

Nackte Füße könnten als zu ungezwungen aufgefaßt werden.

»Ich nehme an, Eure Präkos haben von meinem Kommen berichtet?« erkundigte sie sich beiläufig. »Man erzählt sich, sie seien die besten im gesamten Imperium. Haben sie Euch auch verraten, aus welchem Grund ich zu Euch gekommen bin?«

»Bisher noch nicht.« Der Butler schloß sorgfältig die Tür und wandte sich lächelnd wieder Johana zu. Es war ein Lächeln, das ihr ganz und gar nicht gefiel. Es wirkte bei weitem zu vertraulich. Der Lakai ging durch die Halle davon, ohne darauf zu warten, daß Johana ihm folgte. Über die Schulter sagte er:

»Wir alle wissen, wer Ihr seid. Wir hätten herausfinden können, aus welchem Grund Ihr gekommen seid, wenn wir das gewollt hätten, aber wir würden es lieber aus Eurem eigenen Mund hören. Hier entlang. Man wird sich gleich um Euch kümmern

Zur Hölle damit!, dachte Johana Wahn . Die Dinge glitten ihr aus der Hand . Diese Leute hier mußten wahrscheinlich daran erinnert werden, wer oder was sie war. Sie griff mit ihrem ESP nach draußen und durchtränkte die Blumen in der Halle damit.

Die Pflanzen sprangen aus ihren Vasen und fingen mit beachtlicher Geschwindigkeit an zu wachsen. Blüten wurden innerhalb von Sekundenbruchteilen bestäubt und bildeten Samen, Reben und Ausläufer. Sie rankten sich über sämtliche Wände vom Boden bis zur Decke und bekämpften sich gegenseitig um einen Platz am Licht. Der Duft der Blüten wurde immer intensiver. Der Lakai blickte auf Johana. Sein Gesicht blieb unbeeindruckt, aber nur beinahe.