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Die jungen Frauen steckten in abgetragenen Lederkleidern mit Metallnieten und baumelnden Ketten über einem schmutzigen T-Shirt mit dem legendären ›Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß‹. Sie waren beide ungewöhnlich klein und stämmig und ausgesprochen muskulös. Ihr langes dunkles Haar war von bunten geknoteten Bändern durchsetzt, und sie hatten sich Kleckse in den gleichen Farbtönen auf die Gesichter gemalt. Vielleicht wären sie hübsch gewesen, hätten sie nicht dieses mißmutige Stirnrunzeln und den ernsten, gefährlichen Blick in den Augen gehabt. Sie nickten dem Todtsteltzer einen knappen Gruß zu, funkelten den Sommer-Eiland feindselig an und ignorierten die beiden Frauen völlig.

»Ich bin Stevie Eins«, sagte die linke Frau. »Das da ist Stevie Drei. Verwechselt uns nicht, das können wir nämlich gar nicht vertragen!«

»Genau«, stimmte Stevie Drei ihrer Zwillingsschwester zu.

»Wir sind nämlich wirklich ganz verschieden, wenn man uns erst etwas näher kennt.«

»Schön, Euch wiederzusehen«, sagte David und bemühte sich nach Kräften, einen entspannten Tonfall und Gesichtsausdruck an den Tag zu legen. Es gelang ihm nicht ganz. »Was führt Euch den weiten Weg zu mir nach Virimonde, wenn ich fragen darf?«

»Ihr selbst«, erwiderte Stevie Eins. »Aber Ihr könnt die Hand von Eurem Schwert nehmen, Todtsteltzer. Und Sommer-Eiland, das ist der dilettantischste Versuch, sich von hinten an jemanden heranzuschleichen, den ich je erlebt habe. Entspannt Euch, Leute. Wir sind gekommen, um Euch zu helfen. Es bro-delt gewaltig über Virimonde, und bald bricht hier die Hölle los. Ihr wurdet für vogelfrei erklärt, David Todtsteltzer.«

Davids Kinnlade fiel herab. Er hörte das erschrockene Ächzen der Mädchen; doch für den Augenblick hatte es ihm die Sprache verschlagen. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt und dadurch die Luft aus seinen Lungen getrieben. »Was soll das heißen, vogelfrei?« stieß er schließlich mühsam hervor.

»Das soll heißen, die Löwenstein will Euren Kopf auf einem Pfahl«, antwortete Stevie Eins. »Eure Festung ist verwirkt. Virimonde gehört nicht länger Euch, und eine große Belohnung erwartet jeden, der Löwenstein Euren Kopf bringt, vorzugsweise ohne Körper daran, damit die Eiserne Hexe Euch ins Gesicht spucken kann.«

»Aber warum?« fragte David mit klagender Stimme. »Ich war ein guter Lord! Ich habe den Kopf unten gehalten und die Löwenstein nie geärgert. Genau wie mit dem Untergrund abgesprochen.«

»Sehr amüsant«, sagte Stevie Drei. »Ich glaube, die Eiserne Hexe weiß noch nicht einmal, daß Ihr zu den Rebellen gehört.

Sie will Euren Kopf, weil Ihr die lokale Demokratie zugelassen habt und weil Ihr Euch ihren Plänen zur Automatisierung dieser Welt widersetzt. Ihr hättet gegenüber Eurem Steward nicht so offen reden dürfen. Und Ihr hättet wirklich nicht damit drohen sollen, die Versammlung der Lords anzurufen. Für die Löwenstein bedeutet das Konspiration gegen die Krone. Jeder Lord des Imperiums versucht inzwischen, soviel Abstand zwischen sich und Euch zu bringen, wie nur irgend möglich. Alle spüren, aus welcher Richtung der Wind weht. Zum Glück für Euch gehören Alices Eltern zu den Rebellen. Sie haben uns verraten, wo wir Euch finden . Die schlechte Nachricht lautet, daß Imperiale Schiffe uns während der Landung unter Beschuß genommen haben. Unser Schiff ist hin. Vergeßt also die Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit zu einer anderen Welt. Wir stecken hier alle zusammen fest. Am besten rennt Ihr wie der Teufel zu Eurer Festung zurück und verbarrikadiert Euch dort.

Wir werden in der Zwischenzeit versuchen, eine Fluchtmöglichkeit zu organisieren. Die Imperatorin darf Euch auf gar keinen Fall in die Hände bekommen. Ihr wärt eine so fette Beute, daß sie vor Selbstzufriedenheit platzen würde.«

»Na, ich danke auch schön«, sagte David.

»Halt, Moment mal«, unterbrach ihn Kit. »Was ist mit mir?

Bin ich ebenfalls vogelfrei?«

»Zur Hölle, nein!« sagte Stevie Eins. »Ihr seid noch immer der Liebling der Eisernen Hexe. Ihr Lieblingskiller, abgesehen vom Prinzgemahl.«

»Es sei denn, Ihr versucht, dem Todtsteltzer zu helfen und ihn zu verteidigen«, sagte Stevie Drei. »In diesem Fall werdet Ihr neben ihm vor Gericht gestellt.«

»Sie hat recht, Kit«, sagte David. »Besser , wir trennen uns.

Wenn sie dich in meiner Begleitung vorfinden, könnten sie dich der Komplizenschaft für schuldig erklären. Ich nehme den Flieger in der Scheune und mache mich auf den Weg zur Festung. Du und die beiden Stevies bringen die Mädchen in Sicherheit.«

»Vergiß es«, widersprach Kit. »Ich lasse dich nicht im Stich.

Ohne meine Hilfe würdest du keine zehn Minuten durchhalten.«

»Aber du riskierst dein Leben!« sagte David.

»Wunderbar«, erwiderte Kit. »Es war mir hier sowieso viel zu ruhig. Habe ich nicht dauernd gesagt, daß ich ein wenig Aufregung vertragen könnte? Ich schlage vor, wir benutzen zunächst einmal den Holoschirm der Taverne, um nachzusehen, wie es bei der Festung aussieht. Du hast nicht nur Freunde dort, wie du weißt.«

»Gutes Argument«, gab David zu. »Alice, Jenny, ihr verschwindet jetzt besser. Geht nach Hause und bleibt in Dek-kung, bis das hier alles vorbei ist. Wenn sie euch fragen, dann kennt ihr uns nur vom Sehen. Das ist wahrscheinlich sicherer für euch.«

»Ich fürchte, ganz so einfach wird es nicht«, bemerkte Stevie Drei. »Ihr habt noch nicht alles gehört.«

David starrte sie an. »Was denn, reicht das nicht?«

»Ihr seid nicht der einzige, dem es an den Kragen gehen soll«, sagte Stevie Eins. »Der gesamte Planet ist für vogelfrei erklärt worden. Normalerweise würde das bedeuten, ihn aus dem Orbit herab zu sengen, aber die Löwenstein hat Pläne mit Eurer Welt. Deswegen hat sie Truppen geschickt, um die Rebellen zu bestrafen und die Überlebenden unter direkten Befehl des Imperiums zu stellen. Die ersten Schiffe müßten in diesem Augenblick landen. Es herrscht Krieg, Todtsteltzer. Der ganze Planet wird angegriffen!«

»Meine Eltern!« flüsterte Alice wie betäubt vom Schock der Neuigkeiten. »Sie sind in führenden Positionen bei der lokalen Untergrundbewegung! Wenn das Imperium unsere Reihen infiltriert hat, dann werden sie zu Zielscheiben! Wir müssen sie warnen, David.«

»Das Wichtigste zuerst«, sagte Kit. »Zuerst sehen wir nach, wie es bei der Festung aussieht.«

»Du bist also auch eine Rebellin?« fragte David sein Mädchen. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«

»Zur Hölle, wir sind alle Rebellen hier auf Virimonde. »Es gibt nicht viel Aufregendes auf so einem Hinterweltplaneten wie diesem

»Die Festung«, drängte Kit . »Wir müssen wissen, was mit der Festung ist.«

Sie versammelten sich vor dem Holoschirm an der Wand der Taverne, und David gab die Nummer der Festung ein, wobei er die Notfallkodes benutzte. Der Steward meldete sich augenblicklich, als hätte er den Anruf erwartet.

»Wo seid Ihr, Mylord? Seit Stunden versuche ich Euch zu finden! Es ist von allergrößter Wichtigkeit, daß Ihr in die Festung zurückkehrt, um Euch gegen die lächerlichen Anklagen zu verteidigen, die man gegen Euch erhoben hat.«

»Wo ist mein Sicherheitschef?« fragte David. »Er ist derjenige, der auf meinen Notfallkode antworten sollte.«

»Er hat im Augenblick keine Zeit, Mylord«, erwiderte der Steward. »Hier herrscht ein ziemliches Durcheinander, wie Ihr Euch sicher gut vorstellen könnt. Sagt mir, wo Ihr seid, Mylord, damit ich einen gepanzerten Flieger zu Euch schicken und Euch in Sicherheit bringen kann.«

»Schalte das Ding ab!« warnte Kit. »Wenn der Steward den Befehl hat, dann sind deine Leute tot. Der Steward ist der Bastard, der dich verraten hat.«

»Ich muß darauf bestehen, daß Ihr mir Euren Aufenthaltsort verratet, Mylord«, drängte der Steward. »Die Gefahr für Euch wächst von Minute zu Minute, wenn Ihr Euch nicht bald unter meinen Schutz begebt.«