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»›Sollten‹ ist genau das richtige Wort«, sagte Stelmach.

»Können wir nicht einfach hierbleiben und warten, bis es den Maschinen zu langweilig wird und sie weiterziehen?«

Und dann explodierte das Nachbargebäude in einer Wolke aus Rauch und Feuer, und Steinsplitter flogen durch die Gegend. Die drei zuckten zusammen. Eine Kriegsmaschine hatte das Haus mit ihren Disruptoren unter Beschuß genommen. Der Boden erzitterte unter den Füßen der Menschen, und ihr zertrümmertes Versteck ächzte und drohte vollends einzustürzen .

Ein gezackter Riß verlief quer durch die Wand, an die sich Stelmach gelehnt hatte, und er sprang erschrocken nach vorn .

Rinnsale aus Staub und Ruß rieselten aus der zerstörten Decke.

Flammen züngelten auf und verbrannten, was vom Nachbar-haus noch übrig war, und Schwejksam mußte vor der Hitze weichen, die durch das zerstörte Fenster drang.

»Diese Maschinen werden erst aufhören, wenn nichts mehr außer Trümmern übrig ist«, erklärte er tonlos. »Wir müssen rennen. Haltet Euch dicht bei uns, Stelmach, und Euch wird nichts geschehen.«

»Könnt Ihr mir das schriftlich geben?« erkundigte sich der Sicherheitsoffizier.

»Ihr könnt meinen Stiefelabdruck auf Eurem Hintern haben, wenn Ihr nicht bald aufhört zu jammern«, erwiderte Frost.

»Und jetzt setzt Euch gefälligst in Bewegung, sonst bringe ich Euch um.«

Stelmach funkelte Frost herausfordernd an; doch er besaß genug Verstand zu schweigen. Investigatoren waren nicht gerade für ihre Toleranz berühmt . Schwejksam schlich zu dem freien Raum, wo einmal eine Tür gewesen war, und spähte vorsichtig nach draußen. Der Großteil der Kriegsmaschinen schien sich zu entfernen . Die riesigen Kampfwagen rollten langsam und unaufhaltsam durch den Rauch davon . Andere Maschinen flogen hinterher, und ihre Disruptoren feuerten noch immer auf das hinunter, was von den Gebäuden der Stadt übriggeblieben war. Roboter in Menschengestalt stapften den Kolossen hinterher, und auf ihren Metallgliedern trocknete das Blut ihrer Opfer. Schwejksam starrte sie an und fühlte sich mit einemmal klein und unbedeutend. Er war nicht an dieses Ge-fühl gewöhnt, und er haßte es schon jetzt . Schließlich drehte er sich wieder zu den anderen um.

»In Ordnung. Wir verschwinden jetzt, solange die Rebellen noch genug Widerstand leisten, um die Kriegsmaschinen zu beschäftigen. Wenn wir es aus der Stadt hinaus schaffen, dann wird der Weg zur Festung relativ leicht. Investigator, wir rennen davon, ohne zu kämpfen. Ich möchte nicht, daß Ihr Euch in irgendeiner Form destruktiv betätigt . Es könnte die Aufmerksamkeit der Maschinen auf uns lenken . Habt Ihr mich verstanden?«

»Selbstverständlich, Kapitän«, antwortete Frost. »Ich soll mich anstrengen und nicht meine Beherrschung verlieren.«

»Das wäre das erste Mal«, murmelte Stelmach und verstummte, als Investigator Frost ihn mit kalten Blicken musterte.

»Los, Leute«, befahl Schwejksam und führte die kleine Gruppe durch das Loch nach draußen, wo früher einmal eine Tür gewesen war.

Sie blieben in Deckung, so gut es ging, und sie tauchten unter und rührten sich nicht mehr, wann immer eine der Maschinen zu nahe zu kommen drohte. Stelmach war außer sich vor Angst; doch er biß die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und behielt seine Furcht für sich. Er wußte, warum die Kriegsmaschinen ihre Pinasse angegriffen hatten . Vorher, an Bord der Elegance, hatte General Beckett persönlich Stelmach auf die Seite genommen und ihm den Befehl erteilt, die Sicherheitskodes der Pinasse zu verändern, um sicherzustellen, daß sie in freundliches Feuer gerieten, wenn schon nicht in das der Rebellen . Die Imperatorin wollte unbedingt, daß Schwejksam und Frost mitten in die Kampfhandlungen gerieten, damit die beiden eine Gelegenheit erhielten , ihre angeblichen Kräfte zu demonstrieren. Und wenn sich keine natürliche Gelegenheit ergab, dann war Stelmach angewiesen, eine herbeizuführen, was auch immer dazu erforderlich sein sollte, um anschließend die Resultate zu berichten.

Stelmach hätte den Auftrag am liebsten abgelehnt. Er hatte Frost und Schwejksam warnen wollen. Aber er hatte es nicht getan. Er konnte nicht. Sie waren seine Freunde; doch er hatte seine Befehle vom Eisernen Thron persönlich erhalten. Die Loyalität gegenüber seinen Freunden stand der Loyalität gegenüber dem Thron entgegen, und Stelmach hatte einen Eid auf seinen Namen und seine Ehre geschworen, der Imperatorin für den Rest seiner Tage zu dienen – bis zum Tod, wenn es sein mußte. Seine Pflicht war sonnenklar, und trotzdem fühlte er sich nun, da er zwischen all dem Feuer und der Zerstörung runter Frost und Schwejksam herstolperte, so schlecht, daß er am liebsten im Erdboden wäre.

Er dachte so angestrengt über seine Lage nach, daß er den Kampfandroiden gar nicht bemerkte, der plötzlich aus einer Seitengasse trat und den Disruptor auf ihn richtete. Frost sah es und stieß Stelmach im letzten Augenblick zur Seite, und der Sicherheitsoffizier fiel auf die Knie. Der Energiestrahl ging über seinen Kopf hinweg und schlug in die Wand hinter ihm ein. Die obere Hälfte der Mauer verschwand in einer Wolke aus Ziegelstaub; doch die untere Hälfte kippte nach vorn und brach über Stelmach zusammen. Er schrie kurz auf und riß die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen; dann begruben ihn die Ziegel unter sich.

Schwejksam schoß dem Roboter mit einem einzigen Schuß den grinsenden Kopf weg; doch der Androide fiel nicht. Also schoß Frost ihm das Knie weg, nur um sicherzugehen. Der Androide krachte klappernd zu Boden und ruderte hilflos mit den verbliebenen Gliedmaßen. Frost trat vor, wand ihm den Disruptor aus der Hand und schoß der Maschine in die Brust. Sie rührte sich nicht mehr.

Schwejksam und Frost steckten ihre Waffen wieder weg und eilten zu dem Trümmerhaufen, unter dem Stelmach begraben lag. Der Sicherheitsoffizier konnte hören, wie die beiden arbeiteten, doch zu sehen war nichts. Rauch und Staub hatten seine Augen mit Tränen gefüllt. Er spürte das Gewicht der eingestürzten Mauer auf seinem Körper; aber er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. Hände und Füße spürte er noch, obwohl er sich nicht einen Zoll bewegen konnte. Er war gefangen unter einer ganzen Tonne Mauerwerk, oder wenigstens erschien es ihm so. Er lag ganz still und atmete flach unter der schweren Last auf seiner Brust. Stelmach und Frost riefen seinen Namen; aber er fand nicht die Kraft, ihnen zu antworten . Seine Schmerzen waren ganz weit weg. Ein Gefühl von tiefem Frieden machte sich in ihm breit.

Und dann vernahm er das Geräusch heranstapfender Metallfüße. Schwejksam und Frost schienen es nicht bemerkt zu haben. Sie waren noch immer damit beschäftigt, Stelmach auszugraben. Der Sicherheitsoffizier blinzelte mit den Augen, so heftig er konnte, und irgendwie gelang es ihm, den Staub und die Tränen zu vertreiben. Er sah wieder, was um ihn herum vorging. Schwejksam und Frost hatten einen Freiraum um Stelmachs Gesicht herum gegraben, damit er atmen konnte, und als er an den beiden vorbeisah, die noch immer bemüht waren, ihn freizuschaufeln, erblickte er eine ganze Kompanie von Kampfandroiden. Sie marschierten die Straße herab genau auf die drei Menschen zu. Stelmach kam der Gedanke, daß er sich einfach nur still verhalten mußte. Die Roboter würden ihn wahrscheinlich gar nicht bemerken. Schließlich lag er noch immer unter Trümmern begraben. Sie würden Schwejksam und Frost töten und weiterziehen, und Stelmach wäre völlig sicher.

Er mußte nichts weiter tun, als den Mund halten . Aber er konnte nicht . Sie waren seine Freunde.

Er zwang sich zum Schreien, so laut er konnte. Schwejksam und Frost wirbelten herum, sahen die marschierenden Roboter, und ihre Hände sanken auf die Waffen in den Holstern . Erst dann fiel ihnen ein, daß sie ihre Disruptoren bereits gegen den ersten Androiden eingesetzt hatten und die Energiekristalle noch ein wenig Zeit benötigten, bevor die Waffen wieder schußbereit sein würden . Sie hatten nichts als ihre Schwerter.