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Metallklingen gegen Maschinen aus Stahl, die noch dazu allesamt mit Disruptoren bewaffnet waren. Stelmach rief Schwejksam und Frost zu, sich in Sicherheit zu bringen und ihn zurückzulassen; aber sie rührten sich nicht. Sie sahen sich an, Auge in Auge, und schienen die herannahenden Roboter völlig zu ignorieren. Irgend etwas wechselte zwischen den beiden hin und her – Wut oder Verzweiflung oder irgendein Gefühl, das Resignation sein mochte –, und sie wandten sich zu den Androiden um, die in diesem Augenblick ihre Waffen hoben. Stelmach wollte seinen Freunden erneut zurufen, daß sie verschwinden sollten, aber er brachte aufgrund des Staubs in seiner Lunge keinen Ton mehr heraus.

Und dann erhob sich eine gewaltige Macht rings um Schwejksam und Frost, eine Präsenz, die wie gigantische Flügel auf die Luft einschlug und mächtiger und mächtiger wurde, bis sie in einer alles überschwemmenden Woge auf die Roboter zurollte und sie zerriß und ihre zerschmetterten Glieder über die Straße wehte. Und so schnell sie entstanden war, löste sich die unheimliche Präsenz auch wieder auf, und Schwejksam und Frost waren nur noch ganz gewöhnliche Menschen, nichts weiter.

Sie blickten sich einen langen Augenblick in die Augen, dann wandten sie sich zu Stelmach um, der noch immer unter den Trümmern gefangen war. Er konnte sehen, wie es in den Köpfen der beiden arbeitete. Er wußte, was sie dachten… was sie denken mußten. Und doch überraschte es ihn nicht, als sie sich über ihn beugten und erneut anfingen, die Ziegelsteine beiseite zu räumen. Sie waren eben nicht wie er.

Schließlich hatten sie Stelmach befreit, und Schwejksam stützte ihn, während Frost grob den Staub aus seinen Kleidern klopfte . Es dauerte eine Weile, bis sich der Nebel in Stelmachs Kopf gelichtet hatte, doch als es soweit war, befreite er sich aus Schwejksams Griff und stand aus eigener Kraft aufrecht.

»Ihr habt mich gerettet«, sagte er mit einer Stimme, die so rauh war, daß es unmöglich allein vom Staub kommen konnte.

»Das mußtet Ihr nicht tun.«

»Doch, mußten wir, Stelmach«, erwiderte Schwejksam. »Ihr gehört schließlich zur Familie. Ihr hättet für uns das gleiche getan.«

»Ihr versteht nicht«, sagte Stelmach. Er zwang die Worte förmlich über seine Lippen. »Ich bin dafür verantwortlich, daß wir hier sind. Ich habe die Pinasse sabotiert. Der Imperatorin sind Gerüchte über Eure… Kräfte zu Ohren gekommen. Sie wollte einen Beweis. Also hat sie mir den Befehl erteilt, Euch in Gefahr zu bringen und dann zu beobachten.«

»Vertraue niemals einem Sicherheitsoffizier«, bemerkte Frost. Ihre Hand fiel auf den Griff des Disruptors. Stelmach rührte sich nicht.

»Er hätte es für sich behalten können«, sagte Schwejksam.

»Nein, hätte ich nicht«, widersprach der Sicherheitsoffizier.

»Wir sind eine Familie.«

Er grinste Schwejksam an , und Schwejksam erwiderte das Grinsen. Frost nickte nur – was für einen Investigator, der sich sonst nur am Töten erfreute, soviel wie ein Lächeln bedeutete – und nahm die Hand wieder von der Waffe.

»So«, sagte sie. »Und was machen wir jetzt?«

»Als erstes konzentrieren wir uns darauf, lebend zur Festung zu kommen«, antwortete Schwejksam. »Alles andere kann warten. Wir denken uns etwas aus. Uns ist bisher immer etwas eingefallen.«

»Ich hasse dieses ständige Improvisieren«, murrte Frost.

Sie zogen durch die Überreste der Stadt und kamen jetzt schneller voran, da sie sich nicht mehr länger vor den Kriegsmaschinen verstecken mußten. Schwejksam und Frost beschworen erneut ihre geheimnisvolle Kraft und verbargen sich und Stelmach vor den Sensoren der Maschinen. So beobachteten sie unangetastet, wie Roboter durch die Straße marschierten und eine verzweifelte Schar von Flüchtlingen vor sich her trieben. Männer, Frauen und Kinder rannten vor den Angreifern mit der Kraft der Todesangst davon, mit berstenden Lungen und ohne auf die Schmerzen in den Beinen zu achten. Die Langsamsten wurden ein Opfer der Maschinen, genau wie die, die nicht mehr weiterlaufen konnten. Roboter schlugen ihnen mit schnellen , präzisen Schlägen die Schädel ein. Blut strömte über die Pflastersteine und sammelte sich zäh in den Gullys.

Schließlich wurden die Roboter des Spiels überdrüssig , oder vielleicht hatten sie auch entschieden , daß ihre Prioritäten anderswo lagen. Sie fielen über die Flüchtlinge her und über-mannten sie innerhalb von Sekunden. Sie rissen ihnen die Gliedmaßen aus und metzelten alles nieder , was sich bewegte, bevor sie weiterzogen. Ihre metallenen Füße stampften durch einen See aus Blut und Eingeweiden. Die ganze Sache hatte nur Sekunden gedauert. Sie marschierten direkt an Frost, Schwejksam und Stelmach vorbei, ohne die drei zu bemerken .

Stelmach sah Schwejksam und Frost an. »Hättet Ihr nicht etwas unternehmen können? Ich meine, ich weiß, daß sie Rebellen waren, aber…«

»Kein Aber«, entgegnete Frost. »Die Strafe für Rebellion ist der Tod.«

»Ich weiß nicht«, sagte Schwejksam. »Das war keine Hinrichtung. Das war ein Gemetzel. Ich weiß, wie Krieg aussieht.

Ich habe gesehen, wie Menschen sich aus allen möglichen Gründen gegenseitig umbrachten; aber das waren immer noch Menschen, keine Maschinen. Unter den Rebellen waren Kinder…!«

Frost sah Schwejksam an. »Ihr werdet doch wohl nicht weich, Kapitän? Die Rebellen haben sich selbst zuzuschreiben, was mit ihnen geschieht. Sie haben die Köpfe zusammenge-steckt und Intrigen geschmiedet, und das ist die Folge davon.

Sie haben ihren Eid, ihre Pflicht und ihre Ehre verraten und schließlich sich selbst. Sie wußten, was sie erwartete.«

»Glaubt Ihr wirklich, die Kinder wußten, was sie erwartete?« fragte Schwejksam. »Meint Ihr allen Ernstes, sie wußten, warum man sie durch die Straßen trieb wie Vieh und anschließend abschlachtete?«

»Ihre Eltern tragen die Verantwortung«, entgegnete Frost.

»Sie allein sind schuld an allem. Wir dürfen nicht schwach werden, Kapitän. Nicht jetzt. Das wißt Ihr selbst. Ihr wart es, der den Befehl zum Sengen des Planeten Unseeli erteilte.«

»Und diese Tat verfolgt mich noch immer«, sagte Schwejksam. »Ich dachte, es gäbe keinen anderen Weg. Und am Ende löste es keines unserer Probleme, oder habt Ihr das vergessen?

Vielleicht sollten wir ein wenig angestrengter nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten?«

»Das ist nicht unsere Aufgabe«, sagte Frost. »Schließlich sind nicht wir diejenigen, die Politik machen. Wir können das große Bild nicht sehen.«

»Haben wir das je versucht?« fragte Schwejksam.

David Todtsteltzer und Kit Sommer-Eiland rasten zusammen mit Jenny und Alice auf ihrem Flieger der Festung entgegen.

Es war nicht der sicherste Ort, den David sich vorstellen konnte, vor allem dann nicht, wenn der Steward das Kommando übernommen hatte; aber sie hatten kaum eine andere Möglichkeit. Doch David hatte bei seiner Ankunft auf Virimonde Vorkehrungen getroffen. Die Sicherheitskräfte der Festung waren mit Leuten durchsetzt, die ihm besonders treu ergeben waren.

Nur für den Fall. Immerhin hatte der Steward auch schon Owen verraten. David konnte nur hoffen, daß seine Leute die Kontrolle übernommen hatten, bis er und seine Freunde in der Festung eingetroffen waren.

Sie flogen hoch über den Wolken mit der größtmöglichen Geschwindigkeit, die die überlasteten Maschinen des Fliegers zustande brachten. Kit hatte die Kontrollen übernommen, und David tröstete Alice. Sie hatte noch kein Dutzend Worte gesagt, seit der Hieger gestartet war. Sie hatte gesehen, wie ihre Familie gestorben und ihr Heim zerstört worden war, und ihr Gesicht war von rauhen, gebrochenen Linien durchzogen. David und Jenny redeten abwechselnd auf sie ein, versuchte sie zu einer Reaktion zu bewegen; aber Alice schien sie nicht zu hören. Irgend etwas in ihrem Innern war zerbrochen, und vielleicht wurde es niemals wieder heilen. David druckte ihr seinen Disruptor in die Hand, und sie schien das als eine Art Trost zu empfinden. Am Ende ließ er sie mit Jenny allein und ging nach vorn zu Kit.