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Die Lords, in zunehmendem Maße aufgebracht und isoliert, schlugen sich schließlich mitsamt ihren eigenen Truppen auf die Seite der Rebellen und kämpften mit ihnen gegen die Imperialen. Die Familien waren in allererster Linie an ihrem eigenen Überleben interessiert, und die Löwenstein war zu einer größeren Bedrohung für den gesamten Adel geworden, als es irgendein spontaner Aufstand je sein konnte. Sie hatten schon immer gewußt, daß die Eiserne Hexe wahnsinnig war, aber jetzt war sie auch noch gemeingefährlich geworden. Hätte sie wegen David Todtsteltzer oder der Invasion Virimondes oder auch nur wegen ihren Plänen zur Automatisierung des Planeten zuerst die Versammlung der Lords konsultiert, hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen. Die Familien hätten sicher eine Möglichkeit gefunden, einen Vorteil daraus zu ziehen. Doch das erste, was die meisten Lords über all die Geschehnisse erfuhren, war die Liveberichterstattung auf den Holoschirmen über die rücksichtslose Eroberung eines Planeten, der einem der ihren gehörte. Keiner von ihnen mußte seine Phantasie besonders anstrengen, um sich als das nächste Opfer von Löwensteins Willkür zu sehen, für vogelfrei erklärt, damit sein Planet die nächste vollautomatische Produktionsstätte unter dem direkten Befehl der Löwenstein werden konnte. Und angesichts einer so eindeutigen Bedrohung für ihr Leben, ihre Stellung und ihren Reichtum blieb es unausweichlich, daß die Lords schließlich stillschweigend die Rebellion unterstützten. Und wenn einige der Lords in dem ganzen Chaos eine Gelegenheit erblickten, sich selbst auf den Eisernen Thron zu schwingen, dann behielten sie das – zumindest für den Augenblick – für sich.

Mit einemmal schien es, als sei alles möglich. Jede Gruppierung , jede Lobby und jede kleine Fraktion sah eine Chance , die geltende Ordnung umzustürzen, und alle gingen sie auf die Straße, um für ihre Ziele zu kämpfen. Leute, die normalerweise nicht miteinander geredet hätten, ohne sich gegenseitig anzu-spucken, waren mit einemmal Verbündete, wenn auch nur vo-rübergehend, und sie kämpften Seite an Seite. Ihr gemeinsames Ziel, die Löwenstein von ihrem Thron zu stoßen, bevor sie in ihrem Wahnsinn jeden umbringen würde, schweißte sie zusammen. Eine Stadt nach der anderen und eine Welt nach der anderen forderte die Imperialen Truppen heraus, und der Ruf der Rebellion war auf jedermanns Lippen.

Die Armee und die Sternenflotte wäre leicht mit ein paar Rebellionen auf ein paar Welten fertig geworden, aber nicht mit allen zur gleichen Zeit. Die Streitkräfte waren weit über das Imperium verteilt. Sie wurden von allen Seiten zugleich und sogar von innen heraus angegriffen, von denjenigen, die zu den Rebellen und ihrer Sache hielten. Konfusion breitete sich aus und verkrüppelte die Schlagkraft der Streitkräfte.

Über den größten Unruheherden tauchten Sternenkreuzer auf; aber waren nicht dafür gebaut worden , Rebellionen auf der Oberfläche niederzuschlagen. Sie konnten nur damit drohen, den gesamten Planeten zu sengen, und wenigstens für den Augenblick waren die Schiffe dazu zu weit verteilt. Rebellen in den eigenen Reihen sabotierten die Kommunikationseinrichtungen und isolierten die Schiffe noch weiter. Der Untergrund hatte lange auf diesen Tag gewartet und war bestens vorbereitet, und das Imperium in seiner Arroganz hatte die Gelegenheit versäumt.

Auf dem Planeten Golgatha, der Heimatwelt des Imperiums und dem Zentrum aller Macht, strömten Menschen außer sich vor Wut auf die Straßen. Sie stürmten und plünderten und brandschatzten die Verwaltungszentren. Anfänglich hatten sie gezögert, die Rebellion zu unterstützen, hauptsächlich, weil die meisten so viel zu verlieren hatten; doch der Untergrund hatte das Gerücht verbreitet, daß die Löwenstein neue, noch höhere Steuern plante, noch repressivere Gesetze und sogar die über alles geliebte Arena schließen lassen wollte. Nach dem, was sie auf den Holoschirmen über die Ereignisse auf Virimonde gesehen hatten, waren selbst die Einwohner Golgathas bereit, alles über ihre Herrscherin zu glauben, und die neuen Drohungen trafen sie hart in ihren gemachten Nestern. Vereinzelte Proteste wurden mit derartiger Brutalität und Wildheit niedergeschlagen, daß selbst die einiges gewohnte Bevölkerung Golgathas schockiert war und sich überall wie ein Mann gegen die Löwenstein erhob. Der Untergrund gab sich die größte Mühe, alle in die richtige Richtung zu lenken, während die Führer ihr Grinsen kaum unterdrücken konnten. Sie hatten schon immer gewußt, daß die Leute nur die richtige Motivation brauchten, und was sie nicht aus dem richtigen Grund heraus zu tun bereit waren, taten sie manchmal aus dem falschen heraus freiwillig.

Die Behörden schickten jeden bewaffneten Soldaten auf die Straßen, den sie zur Verfügung hatten, mit dem Befehl, den Aufstand unter allen Umständen niederzuwerfen, gleichgültig, was es kostete, und keine Gefangenen zu machen. Das ver-schlimmerte die Situation nur noch und versetzte eine bereits wütende Bevölkerung in hellste Raserei. So schnell die Truppen auch die Rebellion an einem Ort erstickten, so schnell erhob sich die Bevölkerung woanders wieder neu. Sie gruppier-ten und reformierten sich schneller, als das Militär reagieren konnte. Der Untergrund unterbrach jede Form von Kommunikation und setzte Esper ein, um die eigenen Kräfte zu organisieren. Die Clans warfen einen Blick auf das wachsende Chaos, riefen ihre eigenen Truppen zurück und verschanzten sich hinter den dicken Mauern ihrer pastellfarbenen Türme, wo sie sich in die Sicherheit ihrer tief gestaffelten Abwehreinrich-tungen verkrochen. Die Kämpfe auf anderen Welten anzusta-cheln war eine Sache, doch das hier war entschieden zu nah.

Also zogen sie die Köpfe ein, vermieden es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und ließen es geschehen, daß die Rebellen ihren ganzen Haß an der Verwaltung Löwensteins aus-tobten. Wenn das Blutbad erst vorüber war und die Rebellen müde und wieder ohne Ziel vor Augen waren, dann würden die Familien hervorkommen und von neuem die Kontrolle übernehmen, genau so, wie sie es schon immer getan hatten. Jedenfalls glaubten sie das. Sie wußten nichts von der Untergrundbewegung. Sie wußten nichts von den Plänen der Rebellen und ihrer Macht. Sie wußten nichts von den Menschen, die das Labyrinth des Wahnsinns überlebt hatten. Und ganz sicher begriffen sie nicht, daß die lange überfällige Große Rebellion endlich begonnen hatte.

Das Parlament berief eine Sitzung ein und kam zu dem Schluß, daß man sich aus allem heraushalten und unterstützen würde, wer auch immer am Ende oben stand – was niemanden weiter überraschte .

Hoch über den Welten des Imperiums stießen Raumschiffe in der Nacht zusammen. Der Untergrund hatte einen Ruf an die Hadenmänner ergehen lassen, und ihre gewaltigen goldenen Schiffe durchstreiften wieder einmal den Weltraum. Groß und mächtig und furchterregend waren sie den zerstreuten Imperialen Sternenkreuzern mehr als ebenbürtig. Soweit es die Stati-stik betraf, waren die Schiffe der Hadenmänner in der Unterzahl, und das nicht wenig; doch sie liefen die schwerfälligen Sternenkreuzer schwindlig und waren jedem einzelnen menschlichen Schiff sowohl in der Bewaffnung, als auch in Wendigkeit und Beschleunigung haushoch überlegen. Die Imperialen Besatzungen gerieten in Panik, als sie den legendären alten Feinden der Menschheit gegenüberstanden, und sandten allgemeine Hilferufe aus, daß alle Imperialen Schiffe die Rebellion vergessen und sich der größeren Bedrohung durch die Hadenmänner entgegenwerfen sollten. Überall im Imperium ignorierten die Sternenkreuzer die zunehmend panischen Befehle der Löwenstein und brachen auf, um den goldenen Schiffe entgegenzutreten – nur, um eines nach dem anderen zu fallen. Glühende Wracks trieben langsam durch die Atmosphäre ahnungsloser Planeten, und die Hadenmänner flogen weiter durch die ewige Nacht.

Die Kirche von Christus dem Krieger sah das erneute Auftauchen der aufgerüsteten Männer von Haden sowohl als spiri-tuelle, als auch als kriegerische Bedrohung, und sie warf alles gegen die goldenen Schiffe, was sie hatte, und ignorierte im übrigen die Rebellion. Es erging ihr nicht anders als der Imperialen Flotte, und wieder einmal wurden wertvolle Ressourcen von den Brennpunkten der Rebellion abgezogen. Der Untergrund sorgte für weitere Verwirrung, indem er sorgfältig geplant Gerüchte ausstreute, daß die Löwenstein plante, die Ländereien der Kirche zu beschlagnahmen, um ihre Steuerausfälle auszugleichen, was die Kirche noch weiter verärgerte. Und jedes noch so kleine Stück half der Rebellion .