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»Blablabla«, sagte Hazel. »Laßt uns endlich anfangen. Spar dir deine aufmunternden Worte, Giles. Wir alle wissen sehr gut, aus welchem Grund wir hier sind. Und wenn ich dich daran erinnern darf: Die Rebellion ist noch lange nicht vorbei. Im Augenblick sind wir nichts weiter als eine Handvoll Terrori-sten, auf deren Köpfe hohe Belohnungen ausgesetzt sind.«

»Worauf wollt Ihr hinaus?« fragte Giles eisig.

»Daß wir einen Schritt nach dem anderen machen sollten.

Wir können immer noch von der Zukunft träumen, wenn wir die Gegenwart unter Kontrolle gebracht haben. Ich will nicht, daß irgendeiner von uns in den Rücken geschossen wird, weil wir zu viel davon geträumt haben, das Imperium zu regieren, statt unserer Umgebung die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen.«

»Keine Sorge, Hazel«, sagte Jung Jakob Ohnesorg gelassen.

»Wir werden gewinnen. Wir sind Helden. Es ist unsere Bestimmung.«

»Irgend jemand soll ihm den Mund stopfen, bevor ich kotzen muß«, knurrte Hazel. »Ich bin keine Heldin, und ich war nie eine. Helden neigen zu einem ruhmreichen, schmerzhaften und ziemlich plötzlichen Tod, und dann errichten die Überlebenden Statuen zu ihren Ehren. Ich persönlich bin mehr am Überleben als an einer Statue interessiert.«

»Ganz genau«, sagte Ruby Reise. »Außerdem haben wir noch kein Wort über die Beute verloren. Können wir vielleicht jetzt darüber reden?«

»Irgend jemand soll ihr den Mund stopfen«, sagte Giles. »Ich bekomme Kopfschmerzen. Kommen wir abschließend zu…«

»Wurde ja auch allmählich Zeit, daß wir zu meiner Person kommen«, sagte Johana Wahn und schnitt eine wütende Grimasse. »Ich habe schon geglaubt, Ihr hättet mich ganz vergessen.«

»Das war leider nicht möglich«, erwiderte Giles. »Ihr werdet den Einsatz der Esper auf der gesamten Oberfläche des Planeten koordinieren und zwischen den verschiedenen Rebellengruppierungen vermitteln. Die Esper werden Euch ohne Zweifel überall hin folgen. Ihr seid für sie das gleiche wie die beiden Ohnesorgs für die normalen Rebellen. Also versucht bitte, Eure Leute unter Kontrolle zu halten. Esper können gewaltige Schäden anrichten, wenn sie alle das gleiche Ziel im Auge haben, und das letzte, was wir gebrauchen können, sind durch-drehende Esper überall auf dem Planeten.«

»Ihr seid anmaßend«, sagte Johana Wahn. »Ihr habt hier schließlich nicht das Kommando. Am Ende wird es der Untergrund sein, der diesen Krieg gewinnt, und der Untergrund wird entscheiden, was nach Löwensteins Imperium kommt. Wir haben uns seit Jahrhunderten auf diesen Tag vorbereitet. Esper, Klone, Anhänger und Freunde. Wir lassen uns nicht im Augenblick unseres Triumphs von einer Bande von Neuankömmlingen zur Seite wischen, auch nicht, wenn sie allesamt Helden und Legenden sind, und…«

»Wir können uns später streiten, wer die Verantwortung für den Sieg trägt«, unterbrach Jakob Ohnesorg entschlossen die Anfänge einer drohenden längeren Tirade. »Zuerst einmal müssen wir den Sieg erringen. Laßt uns anfangen, Leute. Es ist Zeit, daß wir an die Arbeit gehen.«

»Genau«, sagte Hazel.

Owen grinste die anderen der Reihe nach an. »Wir sehen uns in der Hölle wieder.«

Im riesigen Imperialen Palast unter der Oberfläche von Golgatha wurde die Hölle, in die Löwenstein ihren Hof verwandelt hatte, von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Die Umgebung veränderte sich von einem Augenblick zum anderen. Sie re-flektierte die ständig schlechter werdende Stimmung der Eisernen Hexe. Die Unterwelt wurde immer furchteinflößender. Das Licht war jetzt mehr purpurn als rot, und es verdrängte alle anderen Farben. Der Gestank nach Schwefel war beinahe überwältigend. Es gab auch andere Gerüche: Urin, Kot und Blut, und der Duft von Angst. Fledermausflügelige Gestalten schwebten träge durch den Raum wie dunkle Schatten . Sie waren zu weit entfernt, um sie deutlich zu erkennen. Wie glühende Ascheflocken, die aus den Tiefen der Hölle ausgespuckt worden waren.

Die Jungfrauen drängten sich am Fuß des Eisernen Throns, und sie sahen dämonischer aus als je zuvor. Der offene Hof selbst war gesäumt von Reihen um Reihen gepfählter Männer und Frauen. Es waren so viele, daß Dram annahm, es handele sich um Hologramme, doch er fragte nicht nach. Er wollte es gar nicht wissen . Die Schreie jedenfalls klangen real Dram stand, wo man ihm zu stehen befohlen hatte: neben dem Eisernen Thron, und er tat sein Bestes, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Die Löwenstein war zu unruhig, um noch länger auf ihrem Thron zu sitzen. Ruhelos wanderte sie vor dem Thron auf und ab und brüllte Befehle zu den Leuten auf den schwebenden Holoschirmen. Noch hatte sie sich unter Kontrolle; doch ihre Wut stieg mit jedem Bericht über einen Sieg der Rebellen oder einen Rückschlag der Imperialen. Für die Löwenstein war die Auseinandersetzung längst kein politischer Kampf mehr, bei dem es um die Kontrolle über das Imperium ging. Sie fühlte sich persönlich angegriffen . Alle waren hinter ihr her . Sie konnte niemanden mehr vertrauen . Jedes Versagen ihrer Truppen war ein Betrug an ihr . Sie erteilte endlose Serien von Befehlen, und manchmal widersprach sie sich selbst. Dram sagte nichts zu alledem. Angesichts so vieler Angriffe von so vielen Seiten gleichzeitig drohte die sprichwörtliche Selbstbeherrschung der Löwenstein zum ersten Mal zu zersplittern.

Sie hatte Valentin Wolf zu sich zitiert, und er stand geduldig vor dem Thron und vergiftete die Atmosphäre allein durch seine Anwesenheit und dadurch, daß ihm dieses Gefühl auch noch Freude zu bereiten schien. Seine langen schwarzen Locken waren frisch geölt und fielen in kunstvoller Unordnung über die Schultern. Die maskarageschminkten Augen leuchteten fieberhell aus dem totenbleichen Gesicht. Das purpurne Grinsen wirkte breiter denn je zuvor. Fast beiläufig riß er irgendeinem kreischenden schwarzen Ding in der Hand die Beine aus.

Dram hoffte nur, daß es ein Insekt war. Valentin Wolf war in die Hölle gekommen, und er sah aus, als fühlte er sich hier wie zu Hause.

Dram stand ihm direkt gegenüber – nicht, weil er es sich ausgesucht hätte, sondern weil die Löwenstein ihm nicht die Erlaubnis gegeben hatte, sich zu bewegen . Offiziell war er noch immer Befehlshaber der Imperialen Sternenflotte – soweit die Löwenstein ihn ließ . Er hatte sein Bestes gegeben, doch Mangel an Erfahrung hatten sein Verständnis und seine Möglichkeiten stark eingeschränkt. Den größten Teil der Zeit ging alles viel zu schnell für ihn, um mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die Flotte war über das gesamte Imperium zerstreut, und die zunehmend isolierten Schiffe waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegen die Hadenmänner und gegen die eigenen meuternden Besatzungen zur Wehr zu setzen, um ihm und seinen Befehlen großartige Aufmerksamkeit zu widmen – selbst dann, wenn der Hohe Lord Dram sinnvolle Befehle erteilt hät-te. Plötzlich blieb die Löwenstein stehen und wirbelte zu den beiden Männern herum.

»Ihr beide! Wir sollten Euch beide exekutieren lassen! Das ist alles Eure Schuld! Wir hatten alles unter Kontrolle, bis Ihr auf Virimonde durchgedreht seid! Ihr hattet lediglich Befehl, einen unbedeutenden Hinterweltplaneten zu befrieden, und was habt Ihr gemacht? Ihr seid wie besessen durch die Gegend gerannt und habt alles niedergemetzelt, was Euch vor die Waffen kam! Ihr verdammten Dummköpfe! Selbst ein vollautomatischer Planet braucht ein paar Leute zum Arbeiten! Welchen Sinn macht es Eurer Meinung nach, Imperatorin zu sein, wenn man keine Bauern mehr hat, über die man regieren kann?«