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Beckett seufzte schwer. »Löwenstein, es ist vorbei. Wir sind zu weit entfernt. Selbst wenn wir die Menschen, die wir vor den Hadenmännern schützen, im Stich lassen würden… Bis wir uns an ihren Schiffen vorbeigekämpft hätten, wäre auf Golgatha längst alles vorüber. Daran ändert auch Euer Geschrei nichts. Ich kann Euch nicht mehr helfen. Meine besten Wünsche für Euch und Eure persönliche Sicherheit. Ich kann nichts mehr für Euch hin, so leid es mir tut. Lebt wohl, Löwenstein.«

»Verräter!« keifte die Löwenstein, und dann war Becketts Bild vom Schirm verschwunden. Sie atmete schwer und mit weit aufgerissenen Augen, doch ihr Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet. Dann rannte sie hektisch zwischen den schwebenden Bildschirmen hin und her und rief die einzelnen Kapitäne ihrer Schiffe persönlich an. Viele antworteten nicht, aus dem einen oder anderen Grund, und wer auf ihren Ruf reagierte, konnte ihr nicht helfen. Alle hatten ihre eigenen Probleme. Löwenstein sparte sich die neuen E-Klasse-Schiffe bis zum Schluß auf. Sie waren ihr ganzer Stolz und ihre Freude. Und nur eines von ihnen antwortete. Die Ausdauer.

Die Brücke stand in Rammen. Alarmsirenen und Warnmel-dungen dröhnten durch das Schiff. Besatzungsmitglieder saßen zusammengesunken in ihren Sitzen und bedienten die noch intakten Kontrollen mit verzweifelter Konzentration. Zahlreiche gebrüllte Befehle und Antworten waren über den allgemeinen Lärm hinweg kaum zu verstehen, und nur die Schreie der Verletzten drangen durch. Überall auf der Brücke lagen Leichen. Einige verkohlte Gestalten saßen noch immer vor ihren explodierten Konsolen . Rauch stieg schneller auf, als die Ven-tilatoren ihn abtransportieren konnten. Verwundete schluchzten und stöhnten, und niemand fand die Zeit, sich um sie zu kümmern. Die Löwenstein schrie nach einem Offizier , der Bericht erstatten sollte, und nach einiger Zeit tauchte ein zerzauster Unteroffizier vor der Kamera auf. Einer seiner Uniformärmel war schwarz und verbrannt und qualmte noch, als hätte er das Feuer erst wenige Minuten zuvor erstickt, und das Haar auf einer Seite des Kopfs war weggebrannt. Sein halbes Gesicht bestand aus rohem, wütend leuchtendem Fleisch. Er riß sich zusammen und nahm eine Art Haltung an, bevor er salutierte .

Seine Augen blickten wild und panisch wie die einer Kreatur, die von einem Waldbrand überrascht worden ist . Die Löwenstein funkelte ihn an.

»Wer ist Er? Wo steckt der Kapitän? Was geht auf der Ausdauer vor?«

»Navigationsoffizier Robert Feldglöck, Euer Hoheit. Der Kapitän ist tot. Wir werden von drei Schiffen der Hadenmänner angegriffen. Wir sind schneller als sie, aber die Hadenmänner besitzen bessere Waffen und Schilde. Unsere eigenen Schilde brechen jeden Augenblick zusammen. Wir haben eins der Ha-denmannschiffe kampfunfähig geschossen; aber das hat unsere Energiereserven beinahe vollständig erschöpft. Überall an Bord bricht die Spannung zusammen. Aber wir geben nicht auf, Euer Majestät. Wir werden kämpfen, bis sie das Schiff in Fetzen geschossen haben. Wenn schon nichts anderes, so werden wir Euch Zeit verschaffen.«

Eine schwere Explosion ließ die gesamte Brücke erzittern .

Die Hülle war durchschlagen worden. Luft und Rauch Schossen kreischend aus dem rasch größer werdenden Loch.

Wer nicht an seinem Sitz festgeschnallt war, klammerte sich mit aller Kraft an Armlehnen, Streben und Kontrollpulte, um nicht weggerissen zu werden. Die Beleuchtung flackerte und erlosch und wich dem düsteren Rot der Notbeleuchtung. Jetzt schrillte nur noch eine Sirene, aber sie klang laut und durchdringend – fast wie eine Seele, die im Begriff stand, in die ewige Dunkelheit zu stürzen. Robert Feldglöck klammerte sich an den Bildschirm und schrie irgend etwas, aber er hatte nicht mehr genug Luft in den Lungen. Er stieß sich vom Schirm ab und zog sich quer über die verwüstete Brücke zum Notausgang. Rings um ihn herum explodierten die Konsolen eine nach der anderen und schleuderten ihre totes Bedienungspersonal durch die Luft oder zerrissen es an Ort und Stelle. Und dann erlosch der Schirm schlagartig, und Stille kehrte ein. Die Löwenstein starrte noch eine ganze Weile reglos auf den dunklen Schirm.

»Ein tapferer Bursche«, sagte sie schließlich. »Vielleicht hät-te ich ihm das Kommando übergeben sollen. Und meine schöne Ausdauer ist zerstört. Sie war das beste von allen E-Klasse-Schiffen. Sie sollte eigentlich unbesiegbar sein.«

»Ehrlich gesagt«, meldete sich Razor offensichtlich unbewegt zu Wort, »ehrlich gesagt glaube ich nicht, daß die Konstrukteure dabei an die Schiffe der Hadenmänner gedacht haben. Immerhin waren drei der legendären goldenen Schiffe von Haden erforderlich, um ein einziges E-Klasse-Schiff zu zerstören.«

»Es war auch nicht das Schiff, das Uns enttäuscht hat«, sagte die Löwenstein mit sichtlich besserer Stimmung als noch Augenblicke zuvor. »Es war die Besatzung! Feiglinge, Verräter und Inkompetente! Gibt es denn niemanden mehr, dem Wir vertrauen können?«

Kid Death und Razor wechselten einen Blick, doch keiner von beiden sagte etwas.

Hoch über dem Palast, auf der Oberfläche Golgathas, in den überfüllten Straßen der Hauptstadt, wurden die Kämpfe immer verbissener und blutiger. Die Imperialen Streitkräfte waren an allen Fronten auf dem Rückzug, und sie nahmen es nicht eben leicht. Sie schossen inzwischen auf alles, was keine Uniform trug, und sie brachten wahllos Häuser und Gebäude zum Einsturz, um ihre Flucht zu decken. Sie hatten sogar versucht, Frauen und Kinder als menschliche Schilde zu benutzen; aber sie neigten dazu, ihre Geiseln frühzeitig zu erschießen, wenn sie nicht mithalten konnten. Die meisten Zivilisten waren inzwischen aus der Stadt geflohen. Oben am Himmel hatte sich eine dichte Wolke aus dem Rauch zahlreicher Brände gebildet und tauchte die Stadt in ein frühes Dämmerlicht. Die meisten Straßenlaternen waren längst zerstört, und die flackernden Feuer aus Hunderten von Bränden waren die einzigen Lichtquel-len. Dunkle Gestalten huschten durch das purpurne Licht, und sie hatten nichts als Blut im Sinn.

Die Imperialen Streitkräfte hatten noch nicht aufgegeben. Die Grendels mochten vielleicht alle tot sein; aber es gab noch andere, geheime und mindestens ebenso unangenehme Überraschungen für die Rebellen, die bisher nicht zum Einsatz gekommen waren. Man hatte in aller Eile ESP-Blocker an die Fronten geschafft, um die Elfen zurückzuwerfen; doch die Esper-Gehirne in ihren Glasbehältern waren nicht in rauhen Massen verfügbar, und ihre Reichweite war ausgesprochen gering. Also wurden die experimentellen lebenden ESP-Blocker herbeigeschafft, gefangene Esper, deren Gehirne ausgebrannt und leergewaschen worden waren und die man zu gehorsamen lebenden Hüllen konditioniert hatte. Sie waren nicht sehr intelligent, und man mußte sie überall in Ketten hinführen, aber sie waren effektiv, und ihre Reichweite war viel größer als die der normalen Blocker. Die Esper der Rebellen hatten keine andere Wahl, als sich zurückfallen zu lassen und den normalen Kämpfern den Vortritt zu gewähren. Der Vormarsch der Rebellen kam in den entsprechenden Abschnitten fast zum Stillstand. Das verschaffte den Imperialen Truppen kostbare Zeit, um sich neu zu formieren.

Also brachten die Rebellen die Klone an die Front. Gruppen von Leuten mit identischen Gesichtern, bewaffnet bis an die Zähne und alle gekleidet wie die gefallenen Stevie Blues, zur Erinnerung und um sie zu ehren. Massiertes Disruptorfeuer empfing die vorrückenden Reihen und tötete Hunderte; doch sie waren zu Tausenden, und sie waren einfach nicht aufzuhalten. Sie stürmten immer weiter, mitten ins feindliche Feuer hinein, sprangen über die Gefallenen und Toten, bis sie die Barrikaden erreicht und gestürmt hatten und die Imperialen stellen konnten. Sie kümmerten sich stets zuerst um die ESP-Blocker und schenkten ihnen einen gnädigen Tod, so daß die Elfen hinter ihnen angreifen konnten. Ein paar Stunden, nachdem die Klone zum ersten Mal in die Kämpfe eingegriffen hatten, gab es in der gesamten Hauptstadt keinen einzigen ESP-Blocker mehr.