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Die Wucht der Explosion hatte einen großen Teil der Haut des legendären Rebellen weggerissen, und darunter war blau glänzender Stahl zum Vorschein gekommen. Jung Jakobs Gesicht war verschwunden, bis auf den metallenen Schädel darunter. Die Augenhöhlen waren leer, doch die weißen Zähne waren unversehrt und verliehen dem Metallschädel ein beunruhigend menschliches Lächeln. Jung Jakob Ohnesorg war eine Furie. Ein Spion von Shub, eine Maschine in Menschengestalt, die sich unter einer menschlichen Haut versteckt hatte. Und die Furie lebte noch. Die unteren Extremitäten waren von der umgestürzten Mauer zerquetscht worden, und ein Arm fehlte; doch Torso und Kopf waren größtenteils noch intakt. Die Furie hob den Metallschädel ein wenig und nickte Finlay und Evangeline zu. Als sie schließlich sprach, klang ihre leicht hallende Stimme gelassen und beinahe freundlich.

»Schön, ich bin eine Maschine. Aber das heißt noch lange nicht, daß wir deswegen keine Freunde mehr sein könnten . Ihr braucht mich . Oder wenigstens das, was ich zu sein vorgebe.

Ich bin reparabel. Bedeckt mein Gesicht, und niemand wird den Unterschied bemerken. Sicher, ein Teil der Wahrheit sik-kert bestimmt heraus; aber wir werden allen erzählen, daß ich ein Kyborg bin. Ein aufgerüsteter Mensch. Sie werden es glauben, nach allem, was Jakob Ohnesorg durchgemacht hat. Ihr braucht mich, Feldglöck. Die Rebellen werden einem Helden wie mir folgen, wohin sie niemand anderem folgen würden.

Also besorgt rasch einen Umhang, in den Ihr mich wickeln könnt, dann schafft mich auf den Antigravschlitten des Shreck, und ich führe Eure Leute von dort oben aus direkt in den Bunker.«

»Glaubst du allen Ernstes, daß auch nur ein einziger Mensch einer Kreatur von Shub folgen würde?« fragte Finlay mit kalter, beherrschter Stimme. »Meinst du wirklich, das würden wir tun? Du bist ein Vertreter der Feinde der Menschheit. Ihr habt geschworen, uns bis hin zum letzten Mann, zur letzten Frau und zum letzten Kind auszulöschen. Kein Wunder, daß dir das Gemetzel hier soviel Freude bereitet hat. Und was würdest du tun, wenn die Rebellion erst vorbei ist? Teilhaben an unseren Plänen und Hoffnungen und mitten drin sein, wenn wir am verwundbarsten sind? Glaubst du allen Ernstes, wir würden einen Wolf aus Stahl wie dich unter uns aufnehmen und schweigen?«

»Ihr habt keine große Wahl in dieser Sache«, erwiderte die Maschine gelassen. »Meine Systeme sind bereits dabei, sich selbsttätig zu reparieren, und Ihr habt keine Waffen bei Euch, die stark genug wären, um mich zu zerstören. Die Granate hat mich überrascht. Für ihre Größe war sie unerwartet stark. Aber schon bald werde ich wieder mit akzeptabler Effizienz funktionieren, und wenn Ihr mir nicht helft, mich weiterhin als Jakob Ohnesorg auszugeben, werde ich zu meiner zweiten Programmierung überwechseln und jeden Menschen töten, der mir in die Hände fällt. Außerdem, was wollt Ihr unternehmen, um das Kommandozentrum einzunehmen? Ob es Euch gefällt oder nicht, wir sitzen in einem Boot, Finlay.«

»Ganz bestimmt nicht«, knurrte der Feldglöck. »Julian, macht diesen Zinnsoldaten platt!«

»Mit dem größten Vergnügen«, sagte Julian Skye. Er beschwor seinen PSI-Sturm herauf, komprimierte und fokussierte sämtliche Energie in einen Hammer aus roher Gewalt und ließ ihn auf die verkrüppelte Furie herniedersausen. Die Maschine in Menschengestalt wurde so flach, als hätte eine Dampfwalze sie überrollt, und das Metall riß und zersplitterte an Dutzenden von Stellen zugleich. Julian grinste kalt, als die Metallgestalt unter dem Druck seines Willens zerbröckelte . Der Esper konzentrierte sich erneut, und das flachgedrückte Metall der Furie rollte sich zu einer Kugel auf, die unablässig weiter zusammen-schrumpfte und kompakter wurde, bis nur noch eine massiven Metallkugel übriggeblieben war, in der nicht mehr die kleinste Spur von Leben steckte. Julian grinste erneut.

»Reparier das, du Bastard.«

Finlay und Evangeline vergruben die Metallkugel unter einem Stapel von Leichenteilen. Julian sah zu Flynns Kamera empor, die noch immer über der Szene schwebte und filmte, und er legte die Stirn in nachdenkliche Falten.

»O nein! Bitte nicht die Kamera!« kreischte Tobias auf. »Wir haben nur diese eine!«

»Wir dürfen diese Bilder unter keinen Umständen nach draußen lassen«, sagte Julian. »Niemand darf jemals etwas davon erfahren!«

»Wir wissen, wie man den Mund hält«, erwiderte Tobias.

»Außerdem wäre es nicht das erste Stück Film, das ich wieder vergraben hätte. Fragt den Feldglöck. Er wird für mich bürgen.«

»Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde«, sagte Finlay.

»Aber ich glaube, er ist nicht dumm. Er weiß ganz genau, daß eine endlose Schlange von Leuten darauf warten wird, ihn auf alle möglichen interessanten und langsamen Arten zu töten, wenn auch nur ein Bild dieser Szene irgendwo auftaucht. Oder nicht, Shreck?«

»Ich hätte es selbst nicht besser formulieren können«, antwortete Tobias. »Schließlich weiß ich, wozu Ihr fähig seid.

Und ich will Euch ganz bestimmt nicht auf meinen Fersen haben. Aber es ist nicht weiter tragisch. Ich habe bereits genügend großartige Aufnahmen im Kasten, um unsterblich zu werden.«

»Und was ist mit mir?« maulte Flynn. »Werde ich nicht auch unsterblich?«

»Ich sagte unsterblich, nicht verwerflich. Du richtest die Kamera auf das, was ich dir zeige, und überläßt mir das Denken.«

Flynn funkelte Tobias wütend an. »Ich bin ein Künstler. Das steht in meinem Vertrag.«

»Ich weiß ganz genau, was du bist«, entgegnete Tobias.

»Und jetzt halt die Klappe und film weiter.«

»Tyrann!« schimpfte Flynn. »Warte nur, bis du wieder mal im Bild bist. Ich werde dafür sorgen, daß du aussiehst wie eine Wurst.«

»Wenn man die beiden so hört, könnte man schwören, sie wären miteinander verheiratet«, bemerkte Julian. »Finlay, wir müssen dafür sorgen, daß unsere Leute sich wieder in Bewegung setzen, bevor sie Zeit finden, über das nachzudenken, was hier geschehen ist. Wenn sie in Panik geraten, fällt unser Angriff in sich zusammen.«

»Verstanden«, sagte Finlay. Er kletterte auf die Trümmer, damit alle Rebellen ihn sehen konnten. »Jakob Ohnesorg ist tot! Das Imperium hat ihn getötet! Soll sein Tod umsonst gewesen sein? Oder werdet Ihr weiterkämpfen, wie Jakob es gewollt hätte? Dann folgt mir. Nieder mit dem Imperium!«

Es war wirklich nicht viel, aber es funktionierte. Die Rebellen brüllten den Imperialen ihre Herausforderung entgegen und drängten wieder vor. Sie schrien nach Rache. Finlay führte sie an, und Julian und Evangeline kämpften an seiner Seite. Er hatte nie daran gezweifelt, daß die Rebellen ihm folgen würden, auch wenn es im Namen Ohnesorgs war. Manchmal war ein toter Anführer eine größere Inspiration als ein lebender. Die Verteidiger hielten ihre Stellungen, solange sie glaubten, Ohnesorgs Tod würde die Angreifer demoralisieren; doch die neuerlichen, noch entschlosseneren Angriffe belehrten sie eines Besseren. Irgendwann wurde es auch den Tapfersten zuviel.

Unterlegen und besiegt, bröckelte ihre Front, und sie wandten sich ab und rannten davon. Einige warfen sogar ihre Waffen weg, um zu zeigen, daß sie nicht länger Krieg führten, und genauso schnell war die ganze Schlacht vorbei. Die Imperialen flohen in alle Richtungen. Sie bemühten sich verzweifelt, das Schlachtfeld hinter sich zu lassen, und die Rebellen töteten alle, die nicht schnell genug liefen.

Finlay stürmte vorwärts. Er hielt auf die massiven Stahltüren zu, die den einzigen Eingang in das Kommandozentrum bildeten. Die in die Wände des Bunkers eingebauten Disruptorkanonen eröffneten das Feuer, doch Julian lenkte die Strahlen mit seinem ESP ab, bis Scharfschützen der Rebellen die Waffen aus ihren Kasematten geschossen hatten. Und dann waren sie vor der Tür, und Evangeline gab die Kodes ein, die sie von den Führern der Untergrundbewegung erhalten hatte. Nichts geschah. Evangeline tippte die Zahlen erneut und mit größter Sorgfalt ein, doch die Türen blieben beharrlich geschlossen.