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»Aha. Dann seid Ihr also doch noch gekommen. Unser Kapitän, Unser Investigator und Unser Sicherheitsoffizier . Ihr habt Uns die Treue geschworen, bis in den Tod und darüber hinaus.

Verräter!«

»Nein, Euer Majestät«, beeilte sich Schwejksam zu widersprechen. »Wir sind Euch treu ergeben. Wir waren stets loyal.«

»Und warum habt Ihr dann Geheimnisse vor Uns? Warum habt Ihr versucht zu verbergen, was aus Euch geworden ist?

Warum habt Ihr Uns nichts von den Kräften erzählt, die Euch auf der Wolflingswelt gegeben wurden?«

Schwejksam und Frost wechselten einen Blick, dann sahen beide zu Stelmach, der unmerklich den Kopf schüttelte. Er hatte nichts verraten. Schwejksam sah wieder zur Imperatorin, und als er sprach, klang seine Stimme ruhig und gemessen. »Lange Zeit verstanden wir selbst nicht, was mit uns geschehen ist.

Wie es scheint, hat selbst die kurze Zeit im Labyrinth des Wahnsinns ausgereicht, uns auf einer Ebene zu verändern, die wir noch immer nicht völlig begriffen haben. Wir taten unser Bestes, um Euch zu dienen, Majestät, während wir um die Kontrolle über unsere neuen… Fähigkeiten kämpften.«

»Und was ist mit Ihm, Sicherheitsoffizier?« fragte die Löwenstein. »Wir gaben Ihm ganz spezifische Befehle, diese beiden dort zu beobachten und Uns umgehend Bericht zu erstatten.«

»Ich habe versucht , meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen, Euer Majestät«, sagte Stelmach. Sein Gesicht war totenbleich, und seine Hände zitterten, doch sein Blick war fest und seine Stimme klang entschlossen. »Es war nicht so einfach, Euer Majestät. Die Situation war… mehrdeu-tig. Ich mußte abwägen.«

»Worte!« schnaubte die Löwenstein und lehnte sich auf ihrem Thron zurück. Ihre kalten Augen musterten die drei der Reihe nach. »Nichts als leere Worte! Aber dafür ist es jetzt zu spät. Wir werden keine Ausreden mehr dulden. Die Barbaren stehen vor den Toren des Imperiums. Wir brauchen Waffen, um sie aufzuhalten, während Wir darüber nachdenken, wie Wir diese Rückschläge ungeschehen machen . Ihr werdet diese Waffen sein. Berichtet mir von Euren Kräften. Erzählt alles, oder Ihr werdet alle drei hier vor meinen Füßen sterben!«

Schwejksam überlegte nur einen Augenblick, ob er sich wi-dersetzen sollte. Sie besaß keine ernsthafte Macht mehr über ihn und seine beiden Kameraden. Selbst die vereinigten Wachen des Hofes konnten Frost und ihn nicht dazu bewegen, etwas zu tun, was sie nicht wollten. Nicht nach dem, was aus ihnen geworden war. Doch der Augenblick verstrich. Sie war seine Imperatorin. Schwejksam und Frost hatten nichts von ihren Kräften verraten, weil sie begründete Furcht gehabt hatten, als Laborratten zu enden. Möglicherweise sogar als vivise-zierte Laborratten. Doch die Zeit derartiger Schwächen war vorbei. Schwejksam erkannte das Schicksal, wenn es an seine Tür klopfte. Also berichtete er der Imperatorin so genau, wie er konnte, von den fremdartigen Fähigkeiten und Kräften und Erfahrungen, sie sich in Frost und ihm seit ihrem Besuch auf der verlorenen Welt Haden manifestiert hatten. Jener Welt, die auch unter dem Namen Wolflingswelt bekannt war und wo das Labyrinth des Wahnsinns gestanden hatte.

Es dauerte eine ganze Weile, auch deshalb, weil die Löwenstein ihn immer wieder unterbrach und nach Einzelheiten und Erklärungen fragte, die Schwejksam bei weitem nicht immer geben konnte. Während er berichtete, erschienen zwei weitere Gestalten im Hof und schoben sich durch die Schwefeldämpfe zum Thron. Als erster tauchte Valentin Wolf auf, der berüchtigte Stutzer in Schwarz mit dem langen weißen Gesicht. Er blieb in respektvollem Abstand vom Thron stehen und war es zufrieden, unauffällig zu lauschen und zu beobachten, während Schwejksam erzählte. Der purpurne Mund des Wolfs war zu seinem üblichen breiten Grinsen verzogen, und die maskarageschminkten Augen leuchteten fieberhell unter dem Einfluß von Dutzenden verschiedener Drogen, die gleichzeitig durch seinen Kreislauf rasten. Valentin war nicht gewöhnt zu verlieren, und seine kürzlichen Rückschläge hatten ihn aus der Fassung gebracht. Er hatte reagiert, indem er sein wirres Bewußtsein mit einem Stimulans nach dem anderen aufgeputscht hatte in der Hoffnung, daß sein Geist schon eine Lösung für die Probleme finden würde. Das Resultat war eine Art chemisches Patt gewesen: Seine Gedanken waren ungeordneter denn je aufein-andergeprallt und hatten sich gegenseitig neutralisiert. Und so war er schließlich zum Hof gekommen: nicht nur seiner eigenen Sicherheit wegen, sondern auch deshalb, weil dies der Ort war, wo alle wirklich bedeutsamen Entscheidungen im Imperium gefällt wurden. Was auch immer hier geschah – Valentin war zuversichtlich, daß er es auf die eine oder andere Weise zu seinem Vorteil verwenden konnte. So war es bisher immer gewesen.

Ursprünglich hatte er gehofft, von seiner früheren Tändelei mit dem Untergrund zu profitieren. Diese Hoffnung hatte sich jedoch rasch zerschlagen, als Valentin herausfand, daß die An-führer der Esper Finlay Feldglöck Valentins Kopf versprochen hatten. Als Gegenleistung für die Dienste des Feldglöcks.

Heutzutage konnte man eben niemandem mehr vertrauen. Aber das hieß noch nicht, daß alles verloren war. Finlay konnte im Verlauf der Rebellion durchaus den Tod finden – mit ein wenig Hilfe von außerhalb –, und Valentin war zuversichtlich, daß sich hinterher eine Möglichkeit für ihn eröffnen würde, wieder in die Gunst der Untergrundbewegung zurückzukehren. Und falls sich die Dinge unerwartet in die andere Richtung entwik-keln sollten und die Löwenstein wie durch ein Wunder doch noch siegte, oder, was wahrscheinlicher erschien, irgendeinen Kompromiß mit den Rebellen aushandelte – dann würde sie jemanden benötigen, der für sie mit dem Untergrund verhan-delte. Jemanden, der gute Verbindungen besaß. Und wer war besser dazu geeignet als der erfahrene Valentin Wolf?

Er lachte still in sich hinein. Hier in Löwenstein Hölle fühlte er sich zu Hause. Geduldig stand er vor dem Thron und flach-ste mit Löwensteins Jungfrauen. Sein Körper vibrierte vor Energie, und seine Gedanken rannten eine Meile pro Sekunde in jede Richtung. Also blieb er einfach nur stehen und sagte gar nichts. Sollten andere reden. Er würde zuhören und einen Weg finden, alles zu seinen Gunsten zu wenden. So wie immer. Und dann… Gnade Gott Valentins Feinden.

Die zweite Gestalt, die während Schwejksams Bericht bei Hofe erschien, war der Hohe Lord Dram. Der Prinzgemahl und Witwenmacher. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Seine Kleider waren abgerissen, versengt und blutig, und wenigstens ein Teil davon war sein eigenes. Er war von der Oberfläche zurückgeschlagen worden, als die Rebellen einen Sieg nach dem anderen errungen hatten. Nachdem die Kriegsmaschinen plötzlich ausgefallen waren und die Mater Mundi sich manifestiert hatte, war Dram klargewesen, daß der Kampf an der Oberfläche verloren war. Er hatte sich von seinen Männern weggestohlen, sich verkleidet und war dann zurück zum Hof geflohen. Er verspürte nicht so sehr Schuldgefühle ob seines Versagens, sondern vielmehr Wut. Die Löwenstein erwartete andauernd Dinge von ihm, die vielleicht der echte Dram mit all seiner Erfahrung hätte vollbringen können, aber nicht der Klon.

Er war noch jung und unfertig, und er hatte alle Mühe, am Leben zu bleiben, während ringsum ununterbrochen Männer starben. Es war nicht seine Schuld, wenn er nicht wußte, wie er mit einer überwältigenden Übermacht und unheimlichen Waffen fertig werden sollte und mit Espern, die Kräfte besaßen, die an Wunder grenzten. Selbst der ursprüngliche Dram hatte nie der allgegenwärtigen Mater Mundi gegenüberstehen müssen. Und so war Dram der Klon davongerannt und nach Hause zur Löwenstein zurückgekehrt wie ein Kind, das in der Schule verhauen worden war und das jetzt hoffte, daß es nicht schon wieder Schläge bekam, weil es verloren hatte.