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»Du verdammtes Miststück! Du elende verfluchte Hure!«

Überraschenderweise war es Tobias Shreck, der als erster unter dem Druck zerbrach. Er sprang vor, außer sich vor Wut, als wolle er Beatrice mit roher Gewalt befreien. Flynn mußte ihn packen und festhalten. »Laß mich los!« schrie Tobias und wehrte sich aus Leibeskräften. »Ich ertrage das nicht! Nicht Beatrice! Nicht sie! Sie ist der einzige anständige Mensch, dem ich je begegnet bin!«

»Du wärst tot, bevor du auch nur in ihre Nähe kommen würdest, Chef«, sagte Flynn. Er mußte beinahe schreien, damit Tobias auf ihn hörte. »Sie will doch nur, daß einer von uns etwas Unüberlegtes versucht, damit sie ihre Jungfrauen auf ihn hetzen kann! Um eines ihrer verdammten Exempel zu statuieren!«

»Er hat recht, Shreck«, sagte Giles. »Hört auf Euren Freund.

Wir kümmern uns darum. Schließlich sind wir aus diesem Grund gekommen.«

»Genau«, stimmte ihm Hazel zu. »Achte du nur darauf, daß deine Kamera läuft. Du wirst live vom Tod der Imperatorin berichten. Wie praktisch, daß du dir schon deine eigene Hölle gebaut hast, Löwenstein. Dann hast du es nicht mehr so weit, wenn wir dich von deinem Thron zerren und dir den verdammten Kopf abschneiden.«

»Die Sache ist noch nicht vorbei!« fauchte die Löwenstein.

»Beatrice, das ist dein Augenblick. Komm herunter und töte diesen Abschaum für mich!«

Die Rebellen beobachteten ungläubig, wie die Schwester Oberin den Kopf hob und ihnen zulächelte. Mit einer konvulsi-ven Kraftanstrengung riß sie ihre Arme und Beine von den Nägeln los und sprang leichtfüßig zu Boden. Noch immer lächelnd setzte sie sich in Richtung der Rebellen in Bewegung, und jeder in der Nähe des Throns beeilte sich, ihr aus dem Weg zu gehen. Die Löwenstein lachte laut auf. Tobias starrte sie einen Augenblick lang dümmlich an, dann gestikulierte er Flynn, ja alles aufzunehmen.

»Sie ist nicht echt«, knurrte Hazel. »Sie kann unmöglich echt sein. Kein Mensch hätte sich so leicht von diesem Kreuz befreien können!«

»Stimmt«, sagte Owen. »Wahrscheinlich ist sie eine Art Furie. Eine Maschine. Die Löwenstein hat sie an das Kreuz genagelt, um uns aus der Fassung zu bringen.«

»Und es hat funktioniert«, sagte Tobias. »Ich kann nicht glauben, daß ich mich schon wieder an der Nase habe herum-führen lassen. Ist denn niemand mehr das, was er zu sein vor-gibt?«

»Ihr wärt überrascht«, sagte Owen. »Und jetzt tretet zurück und macht ein wenig Platz für uns, Nachrichtenmann. Es könnte gleich hektisch werden.«

»Ich wußte gleich, daß sie Euch gefallen würde«, sagte die Löwenstein. »Sie ist ein Geschenk von Unserem lieben Valentin hier. Ursprünglich ließ er sie als Sexspielzeug konstruieren, weil er die echte nicht kriegen konnte; aber er dachte ganz richtig, daß Wir einen besseren Verwendungszweck finden würden. Wir haben dann noch ein paar besondere Aufrüstungen einbauen lassen, speziell für Euch. Sind Wir nicht gut zu Euch?

Beatrice, Liebste, tötet sie allesamt und bringt Uns ihre Köp-fe.«

Das Ding, das wie Schwester Beatrice aussah, sprang unglaublich schnell vor. In den Löchern seiner Hände wurden mit einem Mal Disruptormündungen sichtbar, und blendend grelle Energiestrahlen zuckten durch den Raum. Sie verfehlten Hazel und Owen nur knapp, weil die beiden sich rechtzeitig zur Seite geworfen hatten; doch Giles wurde mitten in die Brust getroffen. Der Einschlag warf ihn rückwärts zu Boden. Hazel riß ihre Projektilwaffe hoch und eröffnete das Feuer, aber die Kugeln prallten als harmlose Querschläger von der Stahlkarkasse unter der künstlichen Haut ab. Owen feuerte seinen Disruptor ab.

Unglücklicherweise duckte sich die Maschine unter dem Strahl weg und stürmte weiter vor. Sie war über Hazel, bevor sie die Waffe wegwerfen und ihr Schwert herausreißen konnte. Mit einer Hand packte sie Hazel an der Kehle und hob sie hoch.

Hazel keuchte und rang nach Atem, während sie hilflos in der Luft zappelte und mit beiden Händen versuchte, den stählernen Würgegriff zu lockern, der sie zu ersticken drohte.

Owen warf sich von hinten auf die Maschine, doch sie wirbelte unmenschlich schnell herum und schlug ihn mit der freien Hand zur Seite wie ein störrisches Kind. Hazels Augen traten hervor, und sie lief puterrot an. Owen war augenblicklich wieder auf den Beinen, rief den Zorn herbei und stürzte sich erneut auf die Furie. Diesmal duckte er sich unter ihrem Schlag hindurch und hämmerte das Schwert gegen Beatrices ungeschützte Kehle. Stahl krachte gegen Stahl, und der Schlag prellte Owen das Schwert aus der Hand. Er zögerte keine Sekunde und hämmerte die nackte Faust mit der gesamten Kraft seines Zorns in die metallene Seite der Maschine. Zu seiner eigenen Überraschung gaben die Stahlrippen unter der Wucht seines Schlages nach, und die Maschine taumelte zur Seite, aber ihr Griff um Hazels Kehle lockerte sich keinen Deut. Owen schlug wieder und wieder zu, ohne auf die Schmerzen in der Faust zu achten, und die Maschine zeigte Wirkung, wenn auch nicht genug, um ihre Beute loszulassen.

Doch dann trat Johana Wahn vor, und in ihrer Hand formte sich eine Schwertklinge aus schimmernder psionischer Energie . Sie schlug zu, und die Klinge ging glatt durch den Arm der Furie . Hazel krachte zu Boden, die würgende Stahlhand noch immer an der Kehle. Sie zappelte wie besessen und riß mit beiden Händen an den Metallfingern. Rasch war Owen bei ihr, und mit vereinten Kräften bogen sie die Finger einen nach dem anderen zur Seite und zogen die Hand von Hazels Hals. Owen warf die abgetrennte Hand zur Seite, wo sie zuckend liegenblieb wie eine riesige mißgestaltete Spinne.

Das Ding, das wie Schwester Beatrice aussah, stand jetzt Johana Wahn gegenüber, die es böse grinsend anstarrte. Das Energieschwert verschwand aus ihrer Hand, und sie vollführte eine einladende Geste. Beatrice starrte die Esperfrau einen Augenblick lang mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht an, dann zuckte sie plötzlich zusammen und bog den Rücken durch. Merkwürdige Geräusche drangen aus dem Mund der falschen Schwester, und ihre Brust und die Seiten wölbten sich vor und zurück. Schließlich riß sie den Mund unmöglich weit auf und erbrach ihre künstlichen Eingeweide. Mehr und mehr elektronischer Schrott spritzte aus ihrem Mund, als Johana sie mit ihrem ESP ausweidete, und ringsum klapperten hochentwickelte Platinen, Schaltkreise und Chips zu Boden. Schließlich war nichts mehr von Beatrice übrig bis auf die schwankende künstliche Hülle, und ihre Innereien lagen zuckend und qualmend in weitem Umkreis verteilt auf dem Boden. Johana grinste erneut, schnippte mit dem Finger in Richtung der Maschine, und die leblose Hülle krachte zu Boden und rührte sich nicht mehr. Owen und Hazel erhoben sich langsam und betrachteten die Überreste.

»Nicht schlecht für eine Nonne«, sagte Hazel mit einer Stimme, die kaum rauh klang.

Owen zuckte zusammen und eilte zu seinem Urahn Giles, der sich in diesem Augenblick aufrichtete und benommen den Kopf schüttelte. Owen half ihm auf die Beine.

»Du hast einen Disruptorschuß aus allernächster Nähe mitten in die Brust abgekriegt!« sagte er fast vorwurfsvoll. »Wieso bist du nicht tot?«

»Ein Schutzschild«, erwiderte Giles wohlgelaunt. »Ich habe seit Hakeldamach daran gearbeitet. Es kostet eine Menge Kraft, aber ich denke, allmählich habe ich den Trick raus. Du könntest es auch, wenn du es nur trainiert hättest.«

»Du weißt doch selbst, wie das ist«, erwiderte Owen. »Ich finde einfach keine Zeit. Wenn man eine Rebellion anzettelt, kommt eine Sache nach der anderen dazwischen.«

Die Rebellen klopften den Staub aus ihren Kleidern und wandten sich wieder zum Thron um. Die Löwenstein begegnete ungerührt ihren Blicken. »Immer macht Ihr Unsere Lieb-lingsspielzeuge kaputt! Also schön, dann probieren Wir eben etwas anderes. Owen Todtsteltzer, Hazel d’Ark, Kode Blau Zwo Zwo!«