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Sie grinste triumphierend, als sie die Kontrollworte ausstieß, die von der verräterischen KI Ozymandius in Owens und Hazels Unterbewußtsein implantiert worden waren, doch dann erlosch ihr Lächeln. Die beiden standen völlig ungerührt da.

Die Löwenstein startete einen zweiten Versuch, mit dem gleichen Ergebnis. Jetzt war die Reihe an Owen zu grinsen.

»Das funktioniert nicht mehr. Das haben wir schon lange hinter uns.«

Die Löwenstein wirbelte zu Jakob Ohnesorg herum. »Er ist noch immer Unsere Kreatur! Töte Er seine Freunde!«

Ohnesorg grinste und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Löwenstein. Ich stehe nicht unter deiner Kontrolle. Ich habe nie unter deiner Kontrolle gestanden. Kontrollworte funktionieren nicht mehr bei uns. Ich habe nur deswegen mitgemacht, weil ich sichergehen wollte, daß man mich hierher bringt, direkt zu dir, für den Fall, daß Owen und die anderen es nicht schaffen. Ruby hat mitgespielt, nachdem sie erkannte, was ich vorhatte.«

Ruby schnaufte. »Hätte ich gewußt, daß man mich in Ketten wickelt wie einen Entfesselungskünstler und dann durch die Gegend tritt wie eine Puppe, dann hätte ich mir die Sache zweimal überlegt.«

»Ich mußte überzeugend sein«, erwiderte Ohnesorg. »Außerdem hast du mir immer wieder erzählt, wie hart du seist. Ich wußte, daß du es vertragen konntest.«

»Das nächste Mal kommst du in Ketten, und dann werden wir sehen, wie dir das gefällt.«

»Hör schon auf, Ruby«, sagte Ohnesorg. »Vergiß nicht, es geht um die Rebellion.«

»Steck dir deine Rebellion sonstwo hin. Ich bin wegen der Beute dabei und sonst gar nichts, vergiß das bloß nicht.«

Ohnesorg seufzte und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich zu Alexander Sturm um. Die beiden Männer, die einmal Freunde gewesen waren, starrten sich an.

»Ich habe dich schon seit einer ganzen Weile in Verdacht, Alexander«, sagte Ohnesorg schließlich. »Zuerst waren es Kleinigkeiten, an die ich mich erinnerte, damals auf Eisfels .

Dinge über dich, die nicht zu dem Mann passen wollten, den ich von früher her kannte. Zuerst führte ich es auf das Alter zurück. Wir alle ändern uns, wenn wir älter werden. Aber ich wollte nicht glauben, daß du dich so sehr verändert haben könntest, bis du die Kontrollworte gegen mich eingesetzt hast.

Ich spielte mit, um herauszufinden, wer du heute wirklich bist.

Verdammt, Alex, habe ich dich wirklich so schlimm im Stich gelassen? Ich wollte dich nie verletzen.«

»O ja, du hast es immer nur gut gemeint, Jakob«, erwiderte Sturm. »Du hast mir das Blaue vom Himmel herunter versprochen; aber du hast nie auch nur ein einziges deiner Versprechen gehalten. Also ging ich zu Leuten, die zu ihren Versprechen standen. Zu Leuten, denen ich vertrauen konnte. Sie kümmerten sich um mich und behandelten mich gut. Besser, als du es je getan hast, Jakob.«

Sturm zitterte vor Wut, als er endete. Er spuckte die letzten Worte fast hervor in dem Versuch, Jakob selbst jetzt noch zu verletzen. Ohnesorg seufzte und erwiderte Sturms Blick. »Du armer Bastard. Du hättest jederzeit zu mir kommen können. Du hättest mit mir reden können. Wir hätten uns etwas ausgedacht.

Ich hätte Verständnis dafür gehabt, das weißt du. Du warst mein Freund, Alex!«

»Du hast immer für alles so verdammt viel Verständnis gehabt! Der Heilige Jakob, der Held und Erlöser der Geknechteten, der für jeden Zeit hatte, nur nicht für seine Freunde! Mir wurde schlecht von deinem grenzenlosen Großmut, und ich hatte es satt, immer und immer wieder den selbstlosen Helden spielen zu müssen, ohne an das Leben zu denken, das wir hätten führen können! Und das alles ist deine Schuld, Jakob. Du hast mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Du bist für alles verantwortlich, was ich getan habe. Und jetzt werde ich hier sterben, und auch das wegen dir! Ich weiß es. Aber ich werde es dir zeigen, ein letztes Mal, bevor ich gehe. Du sollst an mich denken!«

Er schoß vor, und plötzlich war ein bis dahin verstecktes Messer in seiner Hand. Aber er hatte es nicht auf Jakob abgesehen, sondern auf Ruby Reise. Sein Messer zuckte nach ihrer Kehle, bevor Ohnesorg reagieren konnte. Doch Rubys Hand schoß unglaublich schnell hoch. Sie schlug Sturm das Messer aus der Hand und hämmerte ihm die Faust mit aller Kraft direkt über dem Herzen in die Brust. Sie versank bis zum Hand-gelenk, unmittelbar unter dem Brustbein. Sturm blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und er brach zusammen: ein alter Mann, der so schwer getroffen worden war, daß er nicht einmal mehr atmen konnte. Das Messer fiel aus seiner gefühllos gewordenen Hand.

Ohnesorg war augenblicklich an seiner Seite; doch bis er den Alten Mann vorsichtig an den Schultern berührt hatte, war Sturm bereits tot. Ruby hatte sein Herz mit einem Schlag zu Brei zerschmettert. Ohnesorg stand auf und blickte sie vorwurfsvoll an.

»Er war viele Jahre mein Freund.«

»Ich weiß«, erwiderte Ruby. »Deswegen habe ich ihn getötet.

Damit du es nicht tun mußtest.«

Ohnesorg nickte. Er brachte es nicht über sich, ihr zu danken.

Nicht jetzt. Vielleicht später.

»Das ist ja alles sehr interessant, um nicht zu sagen sentimental und wirklich zum Kotzen«, meldete sich die Löwenstein wieder zu Wort. »Aber das Spiel ist noch nicht vorbei. Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel. Versuchen wir diesmal etwas Offensichtlicheres. Wachen! Eine Lordschaft für den, der mir den Kopf des Todtsteltzers bringt!«

Die Wachen, die hinter dem Thron in Reih und Glied standen, stürzten wie ein Mann nach vorn, und die holographischen Verkleidungen als brennende Engel fielen in sich zusammen und enthüllten die bewaffneten Männer darunter. Die Monofaserschwerter in ihren Händen waren allerdings real. Energiebe-triebene Waffen mit einer Klinge, die unendlich dünn war und scharf genug, um wirklich alles zu durchtrennen . So viele Männer mit dieser Waffe ausgerüstet hätten eine ganze Armee aufhalten können. Also gaben ihnen die Rebellen erst gar nicht die Gelegenheit, bis zu ihnen vorzudringen. Johana Wahn vollführte eine Bewegung mit ihrer Hand, und die Energiespeicher, die zur Aufrechterhaltung der Monofaserklingen erforderlich waren, versagten ihren Dienst. Mit einemmal waren die Schwerter nur noch ganz gewöhnliche Waffen. Und während die Wachen sich noch mit diesem Gedanken anzufreunden versuchten, wurden sie von einer heranstürmenden Woge pyroki-netischen Feuers getroffen, das Ohnesorg und Ruby ihnen ent-gegenschleuderten. Die Wachen gingen in Flammen auf. Einige von ihnen starben auf der Stelle; andere wandten sich ab und rannten, als könnten sie so die tödlichen Flammen abschütteln. Und während sie noch rannten, erleuchteten sie den Hof wie hell strahlende Kerzen, bis einer nach dem anderen fiel und erlosch.

Die Löwenstein starrte mit leeren Blicken auf die verkohlten und rauchenden Leichen rings um ihren Thron, und dann wandte sie sich an ihre Jungfrauen. »Tötet sie! Tötet sie alle!«

Die Jungfrauen stürzten vor wie Kampfhunde, die man von der Leine gelassen hatte . Zähne zeigten sich in fauchenden Mündern, und unter ihren Fingernägeln fuhren stählerne Klauen aus. Die Jungfrauen waren Raubtiere in Menschengestalt .

Sie waren darauf trainiert, eher zu sterben als zu versagen – und sie waren mit kybernetischen Aufrüstungen vollgepackt.

Johana Wahn trat ihnen allein entgegen.

»Das alles ist viel zu weit gegangen. Es ist an der Zeit, der Sache ein Ende zu bereiten.«

Ihr ESP peitschte hinaus und sank tief die Gehirne der Jungfrauen, wo es die Konditionierung der erbarmungswürdigen Wesen an der Wurzel packte und bekämpfte. Die Jungfrauen gingen schreiend und stöhnend zu Boden und rollten mit zuk-kenden Gliedern hin und her wie Tiere, während in ihren Gehirnen ein unsichtbarer Kampf tobte. Johana riß mit ihrem ESP die Konditionierung ein. Sie löste neurale Verbindungen, die von Hirntechs geknüpft worden waren, heilte beschädigtes Hirngewebe und machte die Jungfrauen wieder zu dem, was sie einst gewesen waren, bevor die Löwenstein sie zu ihren Skla-vinnen gemacht hatte.