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Das hier war die Beseitigung von Abfall, der niemals hätte existieren dürfen.«

Er wandte sich ab und hob abwehrend eine Hand, als Owen zu ihm kommen und ihn trösten wollte. Er stellte sich ein wenig abseits, um allein zu sein. Die Löwenstein saß sprachlos auf ihrem Thron und starrte auf den enthaupteten Leichnam zu ihren Füßen. Kapitän Schwejksam und Investigator Frost wechselten einen langen Blick.

»Sieht so aus, als läge wieder einmal alles an uns, Investigator.«

»Es wäre nicht das erste Mal, Kapitän.«

Schwejksam nickte der Löwenstein zu. »Wir haben sehr viele Veränderungen durchgemacht, Euer Majestät, ob es uns nun gefallen hat oder nicht; doch unsere Loyalität hat zu keiner Zeit in Frage gestanden. Und wenn wir nichts von unseren neuen Fähigkeiten erzählt haben, dann nur, um Euch um so besser dienen zu können. Kommt, Frost. Wir wollen einmal mehr die sichere Niederlage abwenden, wie schon so oft.« Er grinste Owen und Hazel an. »Außerdem haben wir vier noch etwas zu erledigen, nicht wahr?«

»Verdammt richtig«, erwiderte Hazel und schwenkte ihr Schwert hin und her wie eine Katze, deren Schwanz erwartungsvoll zuckte.

»Vater…«, sagte Johana.

»Es tut mir leid«, sagte Schwejksam. »Aber hier geht es um Pflichterfüllung. Und ich habe immer gewußt, was meine Pflicht ist.«

»Verdammt noch mal, wir haben keine Zeit für all die großen Reden«, schnarrte Ruby Reise. »Wenn ich Schwertkämpfe und tödliche Spiele hätte sehen wollen, wäre ich in die Arena gegangen. Ich hätte einen bequemen Sitz und einen kalten Drink und eine große Tüte Popcorn in den Fingern und die Füße hoch gelegt. Wir tragen hier eine Rebellion aus, und dieser Mist hält uns nur von den wirklich wichtigen Dingen ab. Wie zum Beispiel Beute. Kopf hoch, Löwenstein . Giles hatte die richtige Idee.«

Und mit diesen Worten riß sie den Disruptor hoch und feuerte auf die Löwenstein. Doch noch während Ruby zielte, rief Stelmach etwas Unverständliches und warf sich in die Schußlinie. Der Energiestrahl erwischte ihn hoch oben an der Brust, riß ihm den rechten Arm weg und verdampfte einen großen Teil seines Oberkörpers . Er stürzte vor dem Eisernen Thron zu Boden, wo er zitternd und stöhnend liegen blieb . Rasch waren Frost und Schwejksam an seiner Seite; doch der Sicherheitsoffizier lag im Sterben. Er streckte seine verbliebene Hand nach Schwejksam aus, und der Kapitän ergriff sie.

»Ich wollte nie etwas anderes… als dienen«, sagte Kühnhold Stelmach. »Loyal sein… mein Leben für die Imperatorin geben.«

»Niemand hat je an Eurer Loyalität gezweifelt«, sagte Schwejksam, doch er sagte es zu einem Toten. Sanft legte er Stelmachs Hand auf seine Brust und tätschelte sie zweimal, während er ihm Lebewohl wünschte.

»Schade«, sagte Frost. »Er war ein guter Mann. Auf seine Weise.«

»Ich bin überrascht, daß es Euch etwas ausmacht«, erwiderte Schwejksam.

»Ich mochte ihn«, erklärte Frost. »Er war ein elender Feigling und ein Schwächling, und wahrscheinlich hat er insgeheim mit den Rebellen sympathisiert; aber er gab sein Bestes, um tapfer zu sein und immer das Richtige zu tun. Für unsereins ist es leicht, tapfer zu sein, mit all unserem Training und unseren Fähigkeiten . Stelmach hatte nichts davon, nur Durchhaltever-mögen . Und die Bereitschaft, für seine Imperatorin zu sterben.«

»Und jetzt sind wir an der Reihe«, sagte Schwejksam. Er erhob sich, und Frost tat es ihm gleich. Zusammen traten sie vor den Thron. Schwejksam lächelte Johana zu, dann nickte er in Owens Richtung. »Laßt uns anfangen, Todtsteltzer.«

Owen trat Schwejksam entgegen, und Hazel ging auf Frost zu. Owen hob lässig das Schwert. »Nach allem, was ich gehört habe, Kapitän, habt Ihr und Euer Investigator im Labyrinth des Wahnsinns Fähigkeiten erlangt, die ähnlich den unseren sind.

Was bedeutet, daß wenn wir unsere Kräfte einsetzen, wir wahrscheinlich jeden in unserer Nähe umbringen würden und immer noch in einem Patt enden könnten. Was haltet Ihr also davon, wenn wir die Sache auf ehrenvolle Weise hinter uns bringen?

Nur Schwert gegen Schwert. Wie klingt das in Euren Ohren?«

»Höchst ehrenhaft«, antwortete Schwejksam. »Nichts anderes hatte ich von einem echten Todtsteltzer erwartet. Außerdem wollten wir beide schon immer wissen, wer von uns der Bessere ist, nicht wahr?«

»Verdammt richtig«, brummte Frost.

»Dann laßt uns endlich anfangen«, schnaubte Hazel. »Ein letzter Kampf. Als Menschen. Bevor wir vergessen, wie das ist.«

Und so traten sie gegeneinander an, die letzten großen Champions des Imperiums und der Rebellion. Vier gute Leute, deren unterschiedliche Anschauungen unvereinbar waren, und die ihren Disput nur durch das Schwert entscheiden konnten.

Owen und Schwejksam umkreisten einander langsam, und ihre Schwerter berührten sich nur leicht, während sie den Stil des jeweils anderen studierten und nach Schwächen und wunden Punkten suchten. Hazel und Frost gingen schnurstracks aufeinander los. Ihre Klingen krachten wuchtig aufeinander, und Hieb folgte auf Hieb, Parade auf Parade. Sie waren von einer Rivalität beseelt, die stärker war als Haß oder Wut.

Owen und Schwejksam sprangen vor, parierten, wichen zu-rück, und beide kämpften kalt und berechnend. Sie strapazier-ten ihre Fähigkeiten und ihr Geschick bis zum äußersten, und beide waren durch harte, unbarmherzige Schulen gegangen.

Ihre Klingen krachten gegeneinander, und Funken stoben durch die Luft. Keiner der beiden gab einen Zoll nach oder wich einen Schritt zurück. Ihre Schwerter flogen so schnell, daß das Auge kaum mithalten konnte . Sie waren getrieben von Refle-xen und einem Geschick, das schneller war als jeder menschliche Gedanke. Owen fiel nicht in den Zorn. Er dachte noch nicht einmal daran. Er wollte diesen Kampf auf faire Art gewinnen. Er kämpfte für eine ganze Reihe von Idealen, seine eigenen wie die der Rebellion, und entweder siegte er auf faire Weise, oder sein ganzes Leben war bedeutungslos geworden.

Schwejksam legte seine gesamte Kraft und all seine Ge-schicklichkeit in jeden seiner Schläge, und trotzdem hatte er Mühe, den Angriffen des Todtsteltzers zu widerstehen. Der junge Rebell kämpfte, als sei sein Leben nicht länger von Bedeutung und als zähle nur der Sieg. Schwejksam bemühte sich, ebenso zu fühlen. Das gesamte Imperium hing jetzt von ihm ab. Alles, an das er jemals geglaubt und wofür er je gekämpft hatte. Alles, was seinem Leben jemals Sinn und Inhalt gegeben hatte. Doch am Ende war seine Überzeugung nicht so stark wie Owens, und vielleicht war das der Grund, warum sein Schwert am Ende einen Sekundenbruchteil langsamer war. Owen wischte seine Klinge beiseite, sprang vor und setzte die Schwertspitze an Schwejksams Hals. Lange Zeit standen die beiden Männer einfach nur einander gegenüber und atmeten schwer vor Anstrengung.

»Ich kann Euch nicht töten«, sagte Owen schließlich. »Es wäre, als würde ich mich selbst töten. Ergebt Euch, Kapitän.

Legt Euer Schwert nieder, und ich garantiere für Eure Sicherheit. Die Rebellion braucht Menschen wie Euch, um das Reich wieder zu errichten.«

»Meine Loyalität…«

»Gilt den Menschen im Imperium. Helft uns, das Beste daraus zu bewahren , damit wir es nicht zusammen mit all dem Schlechten über Bord werfen.«

Kapitän Johan Schwejksam sah auf seine Imperatorin, dann auf die Hölle, in die sie ihren Hof verwandelt hatte. Langsam öffnete er die Hand, und sein Schwert polterte klappernd zu Boden. Owen senkte die Klinge. Sie verneigten sich respektvoll voreinander und drehten sich dann zu Hazel und Investigator Frost um. Die beiden Frauen hatten sich bis zur Erschöpfung duelliert, und jetzt standen sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und rangen nach Luft, während die Schwerter in den kraftlos gewordenen Händen zitterten. Ihre Augen waren wild entschlossen wie zuvor; doch sie hatten sich gegenseitig über alle Maßen gefordert, und beide waren zu stolz, um ihre übernatürlichen Fähigkeiten einzusetzen.