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Wenn du sie umbringst, würde sich die Luft in Nebelhafen schlagartig beträchtlich verbessern.«

»Ich wußte gar nicht, daß du so viele Daten über Nebelhafen besitzt«, murmelte Owen erstaunt.

»Du weißt eine ganze Menge nicht, Owen Todtsteltzer. Ich bin verdammt groß, und ich weiß einiges.«

»Habt Ihr uns etwas zu sagen, Todtsteltzer?« erkundigte sich Neeson, der Bankier. Er war ein großer fetter Mann mit einer straff über dem Bauch sitzenden Weste. »Oder wollt Ihr einfach nur dastehen und uns den lieben langen Tag anstarren?«

»Ich habe nur meine Gedanken gesammelt«, antwortete Owen. »Schließlich haben wir eine gemeinsame Vergangenheit, meine Herren. Dem Geld meines Vaters habt Ihr Eure heutige Stellung zu verdanken. Todtsteltzer-Geld. Ursprünglich dazu gedacht, ein geheimes Informationsnetzwerk hier auf der Nebelwelt zu errichten. Mein Vater hat Euch in Positionen gebracht, wo Ihr Macht und Einfluß hattet, damit Ihr die Dinge für ihn im Auge behalten konntet.

Statt dessen habt Ihr sein Geld benutzt, um noch mächtiger zu werden und die Geschicke dieser Stadt in die Hand zu nehmen. Ihr wurdet so reich und mächtig, daß Ihr Eure ursprüngliche Aufgabe vergessen habt. Vielleicht habt Ihr auch einfach nur beschlossen, daß derart reiche und mächtige Gestalten, wie Ihr es seid, sich nicht mehr um irgendwelche Aufträge zu scheren brauchten.«

»Ihr habt es erfaßt«, erwiderte Stacey, der Rechtsanwalt. Er war lang und hager, und auf seinen Wangen waren geplatzte Aderchen zu sehen. »Und wir verspüren nicht die geringste Lust, uns wieder vor irgendeinen politischen Karren spannen zu lassen. Wir denken nicht mehr in derart kleinkarierten Bahnen. Wir haben es geschafft, und das Leben gefällt uns so. Wir sind es, die bestimmen, was in Nebelhafen geschieht. Wir sind das ökonomische Lebensblut, das diese Gesellschaft am Leben erhält. Legt Euch mit uns an oder wagt es gar, uns zu drohen, und die Wirtschaft der ganzen Stadt bricht in sich zusammen.

Wir sorgen schon dafür. Die Menschen würden ihre Ersparnisse verlieren; das Geld wäre nichts mehr wert, und eine Hun-gersnot bräche aus, während sich auf den Docks die Nahrung stapelt und darauf wartet, verteilt zu werden. Ihr könnt uns nichts anhaben, Todtsteltzer. Sämtliche Bewohner von Nebelhafen würden sich gegen Euch erheben und Euch in Stücke reißen, solltet Ihr auch nur den Versuch wagen.«

»Sie würden darüber hinwegkommen«, entgegnete Owen.

»Sobald sie sehen, daß das alte korrupte System durch ein ge-rechteres ersetzt wird.«

»Gerechtigkeit ist ein relatives Konzept«, entgegnete Robbins, der Grundbesitzer. Er war ein kleines dickes Faß von einem Mann. »Arme und Reiche wird es immer geben. Wir sorgen für Stabilität. Ihr habt nicht die leiseste Ahnung von den wirtschaftlichen Realitäten einer abtrünnigen Welt wie der uns-rigen.«

»Ich weiß sehr gut, was Geldgier ist«, erwiderte Owen. »Ich weiß genau, wie Verrat und Eigennutz riechen. Und ich erkenne mit einem einzigen Blick blutsaugenden Abschaum.«

»Das ist gut«, sagte Ozymandius. »Zieh sie durch Schmei-cheleien auf deine Seite.«

»Wir wissen, aus welchem Grund Ihr hergekommen seid«, meldete sich Daley zu Wort, der Händler und Schieber, ein großer Mann mit eingezogenen Schultern und einem finsteren Gesicht. »Ihr wollt uns unser Hab und Gut nehmen, im Namen der Rebellion und Eurer naiven Politik. Schön, mein Junge, Ihr seid einen weiten Weg gekommen, und zwar umsonst. Unser Einfluß erstreckt sich mittlerweile bis weit über die Nebelwelt hinaus. Wir tätigen Investitionen auf zahlreichen Welten des Imperiums. Sogar auf Golgatha. Elias Gutmann war sehr hilfreich bei der Zusammenstellung unserer Portfolios. Ja, ich dachte mir, daß Ihr diesen Namen kennt. Ein Mann von wirklicher Macht und großem Einfluß. Er hat uns verraten, daß Ihr kommen würdet.«

»Gutmann«, sagte Owen. Er spuckte den Namen aus, als sei er eine Obszönität. »Er ist der Rebellion mehr als einmal um den Bart gestrichen. Ich wußte schon immer, daß seine Interessen auf Seiten des Imperiums liegen. Seine Informationen stammen direkt von der Löwenstein. Wenn Ihr seinem Ratschlag gefolgt seid, dann wart Ihr nichts weiter als Marionetten der Imperatorin, und das hier, auf dem Planeten der Rebellen.

Wißt Ihr überhaupt, wie man ›Interessenkonflikt‹ buchsta-biert?«

»Geld kennt keine Loyalität«, erklärte Neeson. »Genausowenig wie Politik. Gutmann war stets ein guter Freund von uns.«

»Jede Wette, daß er das war«, erwiderte Owen. Seine Stimme wurde mit jedem Wort kälter. »Und wenn seine Kredite schließlich fällig werden, preßt Ihr das Geld aus den Leuten von Nebelhafen, die Schulden bei Euch haben. Egal ob sie bezahlen können oder nicht. Die Nebelwelt wird nichts anderes mehr sein als ein ganz gewöhnlicher Planet des Imperiums, der ausblutet, um den Reichtum Golgathas zu mehren.«

Er blickte den Männern der Reihe nach in die Gesichter und sah nichts als gleichgültiges Schulterzucken und ausdruckslose Mienen.

»So sind Geschäfte eben«, sagte Daley schließlich.

»Das sind keine Geschäfte, das ist Ungerechtigkeit«, widersprach Owen. »Und ich habe bei meinem Blut und meiner Ehre einen Eid geschworen, daß ich jeder Form von Ungerechtigkeit ein Ende bereite, und das schließt Euer Tun mit ein. Vielleicht werde ich Euch alle töten und sehen, ob Eure Nachfolger zu einer vernünftigeren Zusammenarbeit fähig sind. Aber egal wie es auch kommen mag: Euer Geld wird die Rebellion unterstützen, genau wie es von Anfang an geplant war. So wie es mein Vater gewollt hat.«

»Das glaube ich nicht«, entgegnete Neeson. »Wachen! Packt ihn!«

Auf beiden Seiten des Raums flogen Türen auf, und eine kleine Armee von Wachen stürzte herein. Sie waren mit Schwertern und Äxten und zum Teil sogar mit Disruptoren bewaffnet. Owen fiel in seinen Zorn, und eine vertraute Kraft durchflutete seinen Körper. Er fühlte sich beinahe übernatürlich wach und bewußt, als hätte er sein ganzes bisheriges Leben im Halbschlaf verbracht. Er spürte, daß er alles vollbringen konnte, und daß er jedem Risiko gewachsen war, ohne die Folgen fürchten zu müssen. Owen riß sich zusammen. Das war der Zorn, der da sprach, und nicht Owen Todtsteltzer. Owen benutzte ihn in letzten Zeit zu häufig und zu ausgedehnt, trotz der damit verbundenen Gefahren, und er wußte es. Doch er vertraute auf die Veränderungen, die sein Körper im Labyrinth des Wahnsinns erfahren hatte, vertraute darauf, daß sie ihn vor den normalerweise verkrüppelnden Nebenwirkungen schützten.

Ihm blieb keine andere Wahl; er hatte so viel zu tun. Das Blut hämmerte in seinem Kopf und in seinem Schwertarm. Es rief ihn zur Schlacht, und er ergab sich mit einem Grinsen in sein Schicksal.

Die Wachen schienen sich nur noch in Zeitlupe zu bewegen.

Owen warf sich mitten ins dichteste Getümmel, und er wußte, daß die wenigen Disruptoren nicht auf ihn abgefeuert werden würden, solange die Gefahr bestand, die eigenen Leute zu treffen . Sein Schwert blitzte hell auf. Er führte es mit unmenschlicher Kraft und Geschwindigkeit, und bald spritzte Blut durch die Luft. Rufe und Flüche und hysterische Befehle von den sechs Männern am Tisch, und über allem die entsetzlichen Schreie der Verwundeten und Sterbenden, während Owens Klinge wie ein Schlachtermesser in ihren Leibern wütete. Er bewegte sich unter seinen Feinden wie ein tödlicher Geist, viel zu schnell, um aufgehalten oder gar pariert zu werden, und sein Schwert hielt blutige Ernte. Owen war überall zugleich, schlug und stach und schnitt, und vor ihm fielen Männer, die blanke Furcht auf den Gesichtern. Ein abgetrennter Arm zuckte über den Boden, und das Blut der Leichen tränkte die schweren Teppiche. Ein Disruptorstrahl sog eine schwarze Brandspur längs über den massiven Tisch, ohne jemanden zu treffen. Feuer flackerte auf.