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»Bist du bereit, dich ihm zu stellen?«, fragt Peeta.

»Ich bin bereit, zu essen. Besser, wir braten unser Essen, solange wir Gelegenheit dazu haben. Wenn er weiß, dass wir hier sind, ist das nicht zu ändern. Aber er weiß auch, dass wir zu zweit sind, und nimmt wahrscheinlich an, wir hätten Fuchsgesicht gejagt. Was voraussetzt, dass du wiederhergestellt bist.

Und das Feuer sagt ihm, dass wir uns nicht etwa verstecken, sondern ihn zu uns einladen. Würdest du dich da zeigen?«, frage ich.

»Eher nicht«, sagt er.

Im Feuermachen ist Peeta unschlagbar, er zaubert im klatschnassen Wald eine Flamme hervor. Bald braten Kaninchen und Eichhörnchen über dem Feuer, die Wurzeln habe ich in Blätter eingeschlagen und in die Glut gelegt. Abwechselnd suchen wir Gemüse und halten Ausschau nach Cato, aber wie ich vermutet habe, lässt er sich nicht blicken. Als das Essen fertig ist, verstaue ich das meiste, bis auf ein Kaninchenbein für jeden, das wir im Gehen verspeisen.

Ich möchte tiefer in den Wald hinein, einen geeigneten Baum erklettern und dort über Nacht bleiben, aber Peeta ist dagegen. »Ich kann nicht so gut klettern wie du, Katniss, schon gar nicht mit dem Bein, und außerdem glaube ich nicht, dass ich fünfzehn Meter über dem Boden auch nur ein Auge zumachen könnte.«

»Aber im offenen Gelände ist es zu gefährlich, Peeta«, sage ich.

»Können wir nicht zurück zur Höhle?«, fragt er. »Sie ist nah beim Wasser und leicht zu verteidigen.«

Ich seufze. Noch ein paar Stunden durch den Wald laufen - oder besser gesagt trampeln -, um in ein Gebiet zurückzukehren, das wir morgen sowieso wieder verlassen müssen, um zu jagen. Aber ist das zu viel verlangt? Peeta hat den ganzen Tag lang meine Anweisungen befolgt und ich bin sicher, dass er, wäre er an meiner Stelle, mich nicht zwingen würde, die Nacht auf einem Baum zu verbringen. Mir dämmert, dass ich heute nicht besonders nett zu Peeta gewesen bin. Ich habe auf ihm herumgehackt, weil er so laut gelaufen ist, habe ihn angeschrien, als er verschwunden war. Die neckische Liebelei, die wir in der Höhle vorgegaukelt haben, ist unter freiem Himmel verschwunden, unter der heißen Sonne, mit Cato als Drohung über uns. Haymitch hat bestimmt bald die Nase voll von mir. Und was die Zuschauer betrifft …

Ich recke mich zu ihm hoch und gebe ihm einen Kuss. »Klar. Gehen wir zurück zur Höhle.«

Er sieht erfreut und erleichtert aus. »Das war aber leicht.«

Vorsichtig, um ihn nicht zu beschädigen, ziehe ich den Pfeil aus der Eiche. Diese Pfeile sind jetzt Nahrung, Sicherheit, das Leben selbst.

Wir werfen noch etwas Holz aufs Feuer. So müsste es ein paar Stunden lang qualmen, auch wenn ich bezweifele, dass Cato jetzt irgendwelche Vermutungen anstellt. Als wir den Bach erreichen, sehe ich, dass das Wasser beträchtlich gefallen ist und in seinem alten gemächlichen Tempo vorbeiströmt, weshalb ich vorschlage, durchs Wasser weiterzugehen. Peeta ist mehr als einverstanden, und da er sich im Wasser viel leiser bewegt als an Land, ist die Idee doppelt gut. Trotzdem ist es ein weiter Weg zurück zur Höhle, obwohl es stromabwärts geht und obwohl uns das Kaninchen Kraft gibt. Wir sind beide erschöpft von der heutigen Wanderung und außerdem immer noch unterernährt. Ich habe einen Pfeil in den Bogen eingelegt, für Cato oder falls wir einen Fisch erspähen, aber der Bach wirkt seltsam leblos.

Als wir unser Ziel erreichen, steht die Sonne knapp über dem Horizont und wir können uns kaum noch auf den Beinen halten. Wir füllen unsere Wasserflaschen auf und klettern den kurzen Abhang zu unserem Bau hinauf. Es ist nicht viel, aber in dieser Wildnis ist es für uns das, was einem Zuhause am nächsten kommt. Es ist auch wärmer als ein Baum, denn es bietet ein wenig Schutz vor dem kräftigen Westwind, der aufgekommen ist. Ich bereite ein üppiges Abendessen, aber mittendrin nickt Peeta ein. Nach den Tagen des Nichtstuns fordert die Jagd ihren Preis. Ich weise ihn an, in den Schlafsack zu kriechen, und stelle den Rest seines Essens daneben, damit er weiteressen kann, wenn er wieder wach wird. Er schläft sofort ein. Ich ziehe ihm den Schlafsack bis ans Kinn und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn, nicht für die Zuschauer, sondern für mich. Ich bin so dankbar, dass er noch hier ist und nicht tot im Bach liegt, wie ich gedacht hatte. So froh, dass ich Cato nicht allein gegenübertreten muss.

Dem brutalen, grausamen Cato, der mit einer Armbewegung ein Genick brechen kann, der stark genug war, Thresh zu besiegen, und der es von Anfang an auf mich abgesehen hatte. Wahrscheinlich hasst er mich schon, seit ich ihn im Training übertroffen habe. Einer wie Peeta würde das einfach hinnehmen. Aber ich spüre, dass es Cato zur Raserei gebracht hat. Was ja nicht schwer ist. Ich denke an seine lächerliche Reaktion, als er die gesprengten Vorräte entdeckte. Die anderen waren natürlich auch wütend, aber er war völlig außer sich. Ich frage mich, ob Cato womöglich nicht ganz richtig im Kopf ist.

Am Himmel erscheint das Wappen, Fuchsgesicht wird eingeblendet und verschwindet für immer aus der Welt. Peeta hat nichts gesagt, doch ich glaube, es macht ihm zu schaffen, dass er sie getötet hat, so wichtig es auch war. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie vermisse, aber bewundern tue ich sie schon.

Hätten sie uns Tribute einem Intelligenztest unterzogen, dann hätte sie bestimmt am besten abgeschnitten. Wenn wir ihr eine Falle hätten stellen wollen, hätte sie garantiert Lunte gerochen und die Beeren nicht angerührt. Es war Peetas Unkenntnis, die sie zu Fall gebracht hat. Ich habe so viel Zeit darauf verwandt, meine Gegner nur ja nicht zu unterschätzen, dass ich vergessen habe, wie gefährlich es ist, sie zu überschätzen.

Womit wir wieder bei Cato wären. Aber während ich bei Fuchsgesicht denke, dass ich verstanden habe, wer sie war und wie sie vorging, ist Cato schwerer zu fassen. Stark und gut ausgebildet ist er, aber intelligent? Ich weiß nicht. Nicht so wie sie. Und Fuchsgesichts Selbstbeherrschung geht ihm völlig ab. Ich glaube, in einem Anfall von Jähzorn könnte Cato leicht sein Urteilsvermögen verlieren. Nicht dass ich mich in dieser Hinsicht überlegen fühlen darf. Ich muss daran denken, wie ich vor lauter Wut den Pfeil in den Apfel im Spanferkelmaul abgefeuert habe. Vielleicht verstehe ich Cato besser, als ich glaube.

Trotz der körperlichen Erschöpfung ist mein Geist hellwach, deshalb lasse ich Peeta weit über unseren normalen Wachwechsel hinaus schlafen. Als ich an seiner Schulter rüttele, ist schon blassgrau der Tag angebrochen. Alarmiert hält Peeta Ausschau. »Ich habe die ganze Nacht geschlafen. Das ist nicht in Ordnung, Katniss. Du hättest mich wecken müssen.«

Ich strecke mich und krieche in den Schlafsack. »Ich werde jetzt schlafen. Weck mich, wenn was Interessantes passiert.«

Offensichtlich ist nicht viel los, denn als ich die Augen wieder öffne, fallt gleißendes, heißes Nachmittagslicht durch die Felsritzen. »Irgendein Zeichen von unserem Freund?«, frage ich.

Peeta schüttelt den Kopf. »Nein, er hält sich auffällig bedeckt.«

»Was meinst du, wie viel Zeit haben wir, bevor die Spielmacher uns zusammentreiben?«, frage ich.

»Hm, Fuchsgesicht ist vor fast einem Tag gestorben, die Zuschauer hatten also genügend Zeit, zu wetten und sich zu langweilen. Schätze, es könnte jeden Moment losgehen«, sagt Peeta.

»Ja, ich hab das Gefühl, heute ist es so weit«, sage ich. Ich setze mich auf und betrachte das friedliche Gelände. »Fragt sich nur, wie sie es wohl anstellen.«

Peeta bleibt still. Darauf gibt es keine rechte Antwort.

»Tja, solange es noch nicht so weit ist, sollten wir den Jagdtag nicht sinnlos verstreichen lassen. Und wahrscheinlich sollten wir so viel essen wie möglich, für den Fall, dass wir in Schwierigkeiten geraten«, sage ich.

Peeta packt unsere Sachen, während ich eine tüchtige Mahlzeit zubereite. Den Rest Kaninchen, Wurzeln, Gemüse, die Brötchen mit dem letzten Käse. Als Reserve behalte ich nur das Eichhörnchen und den Apfel zurück.