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„Da, nimm.“

„Riecht gut.“

„Nicht wahr?“

„Auf die Königin!“

Scharren von Füßen. Ein leises Pling!

„Gott schütze sie!“

Danach setzten sie sich wieder und verstummten. Ich blieb noch etwa eine Viertelstunde stehen, doch keiner sagte mehr etwas.

Daher tastete ich mich in die Ecke, nahm das letzte verbliebene Geld aus dem Stiefel, steckte es in die Tasche und tastete mich zum Fenster zurück.

Ich verschloß es so sorgfältig, wie ich es geöffnet hatte, kletterte wieder auf das Dach, wobei ich an einer schwarzen Katze vorbeiging, die einen Buckel machte und fauchte – zum Glück bin ich nicht abergläubisch –, und entfernte mich rasch.

Nachdem ich Hals Haus nach Beobachtern abgesucht hatte – ich fand keinen außer mir selbst –, rief ich von der Telefonzelle an der Ecke bei ihm an. Es überraschte mich etwas, daß er schon nach wenigen Sekunden abnahm.

„Ja?“

„Hal?“

„Ja. Wer spricht?“

„Dein alter Kumpel Klettermaxe.“

„Heyho, Junge! In was für Schwierigkeiten steckst du denn nun schon wieder?“

„Wenn ich das wüßte, hätte ich viel weniger Kopfschmerzen. Kannst du mir etwas Neues berichten?“

„Wahrscheinlich nichts von Bedeutung. Aber ich habe einige Kleinigkeiten herausgefunden, die vielleicht …“

„Hör zu, kann ich raufkommen?“

„Sicher, warum nicht?“

„Jetzt gleich, meine ich. Ich falle dir nicht gerne zur Last, aber ich …“

„Keine Sorge. Komm rauf.“

„Geht es dir gut?“

„Eigentlich nicht. Mary und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, sie verbringt das Wochenende bei ihrer Mutter. Ich bin halb besoffen, also auch noch halb nüchtern. Das wird genügen. Du kannst mir von deinen Schwierigkeiten erzählen und ich dir von meinen.“

„Das ist ein Angebot. Ich bin in einer halben Minute da.“

„Großartig. Bis gleich.“

Also legte ich auf, ging hinüber, klingelte, wurde eingelassen, und wenige Sekunden später klopfte ich bei ihm an der Wohnungstür.

„Prompt, sehr prompt“, empfing er mich, riß die Tür auf und trat beiseite. „Tritt ein und bete.“

„Wozu?“

„Oh, segne dieses Haus zuallererst. Es kann ein wenig Gnade vertragen.“

„Sei gesegnet“, sagte ich eintretend. „Tut mir leid, daß du Ärger hast.“

„Wird schon wieder vorbeigehen. Es begann mit einem angebrannten Essen und dem Zuspätkommen beim Theaterbesuch, das ist alles. Zu dumm. Ich dachte, sie sei es, als das Telefon klingelte. Schätze, ich werde meine Entschuldigung auf morgen verschieben müssen. Wenn ich dann einen ordentlichen Kater habe, werde ich schon zerknirscht genug aussehen. Was möchtest du trinken?“

„Ich weiß wirklich nicht … Ach, zum Teufel! Was du trinkst.“

„Ein Tropfen Soda in einem Ozean aus Scotch.“

„Lieber umgekehrt“, sagte ich, wonach ich mich im Wohnzimmer in einen riesigen, weichen und bequemen Sessel setzte.

Wenige Augenblicke später kam Hal auch herüber und reichte mir ein Glas, aus dem ich einen ordentlichen Schluck nahm, während er sich mir gegenüber setzte, selbst trank und dann sagte: „Hast du denn in letzter Zeit irgendwelche monströsen Taten begangen?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Immer das Opfer, nie der Sieger. Was hast du gehört?“

„Nichts, wirklich nichts. Alles nur haltlose Vermutungen. Viele Leute haben nach dir gefragt, aber nur die wenigsten haben etwas gesagt.“

„Was für Leute?“

„Nun, dein Berater, Dennis Wexroth, er war einer von denen …“

„Was wollte er denn?“

„Mehr Informationen über dein Projekt in Australien.“

„Welche zum Beispiel?“

„Nun, den Standort zum Beispiel. Er wollte genau wissen, wo du gräbst.“

„Was hast du ihm gesagt?“

„Daß ich das nicht wüßte, was auch der Wahrheit entsprach. Dieses Gespräch führte er telefonisch mit mir. Später kam er persönlich vorbei, zusammen mit einem anderen Mann, einem Mister Nadler. Der Bursche hatte eine ID-Karte, die ihn als Angestellten des Innenministeriums auswies. Sie benahmen sich, als fürchteten sie, du könntest dort drüben Kunstgegenstände mitgehen lassen, was dann politische Verwicklungen ergeben könnte.“

Ich sagte etwas Vulgäres.

„Ja, dasselbe habe ich mir auch gedacht“, sagte er. „Er zwang mich, mich an alle Einzelheiten zu erinnern, die etwas mit deiner Arbeit zu tun haben konnten. Dunkel erinnerte ich mich noch an Tasmanien. Aber ich hatte Angst. Wußte nicht, was sie dir antun wollten. Daher habe ich darauf bestanden, nichts von deinen Plänen zu wissen.“

„Gut. Wann war das?“

„Oh, da warst du schon über eine Woche weg. Ich hatte gerade deine Karte aus Tokio bekommen.“

„Ich verstehe. War das alles?“

„Nein, zum Teufel. Das war erst der Anfang.“

Ich genehmigte mir noch einen großen Schluck.

„Nadler stand schon am nächsten Tag wieder auf der Matte und fragte, ob mir in der Zwischenzeit noch etwas eingefallen sei. Zusätzlich hatte er mir ja noch seine Telefonnummer dagelassen, falls du dich sehen lassen solltest. Ich war gehörig sauer. Daher sagte ich nur kurz angebunden nein und ließ ihn abblitzen. Aber noch am selben Morgen kam er wieder und meinte, es wäre nur zu deinem Besten, wenn ich mit ihnen zusammenarbeiten würde, da du vielleicht in Schwierigkeiten sein könntest. Zu der Zeit hatten sie gerade von deinem Ärger am Opernhaus in Sydney erfahren, nach dem du in die Wüste verschwunden bist. Was geschah denn übrigens am Opernhaus?“

„Später, später. Erzähl erst weiter. Oder war das alles?“

„Nein, nein. Ich wurde wieder zornig. Ich sagte nochmals nein, und damit war der Fall erledigt, was ihn anbelangte. Aber es gab noch andere Anfragen. Mindestens ein Dutzend Leute haben angerufen, die unbedingt mit dir in Kontakt treten wollten, weil es angeblich sehr wichtig wäre. Aber niemand verriet mir, weshalb. Auch kein Wort, anhand dessen man ihre Spur hätte verfolgen können.“

„Was meinst du damit? Wolltest du denn ihre Spuren verfolgen?“

„Nein, aber der Inspektor.“

„Inspektor?“

„Zu diesem Teil wollte ich eben kommen. Hier wurde in den vergangenen zwei Wochen dreimal bei verschiedenen Gelegenheiten eingebrochen und alles durchsucht. Natürlich habe ich die Bullen angerufen. Ich sah keinen Zusammenhang mit den Anrufern, aber nach dem dritten Einbruch fragte der Inspektor mich nach allen unüblichen Ereignissen. Daher habe ich ihm erzählt, daß eine Menge komischer Vögel ständig hier anriefen und sich nach einem meiner Freunde erkundigten, der aber nicht in der Stadt wäre. Manche davon hatten ihre Nummern angegeben, und er hielt es für lohnenswert, nach ihnen zu suchen. Ich habe mich erst gestern wieder mit ihm unterhalten, aber er sagte, er habe noch nichts Interessantes herausgefunden. Alle Nummern stammten von öffentlichen Apparaten.“

„Wurde etwas gestohlen?“

„Nein. Das bereitete ihm auch Kopfzerbrechen.“

„Ich verstehe“, sagte ich, langsam nippend. „Hat dir denn jemand direkt merkwürdige Fragen gestellt, die nichts mit meiner Person zu tun hatten? Speziell Fragen nach Bylers Stein?“

„Nein. Aber vielleicht interessiert es dich, daß während deiner Abwesenheit auch in sein Labor eingebrochen worden ist. Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, ob etwas fehlte. Aber um auf deine andere Frage zurückzukommen: Niemand sprach mich auf den Stein direkt an, aber manche näherten sich diesem Thema auf Umwegen. Vielleicht steht er auch im Zusammenhang mit den Durchsuchungen hier. Ich weiß es nicht. Ich hatte auch mehrere Tage lang den Eindruck, mir würde jemand folgen. Zuerst schenkte ich dem keine große Aufmerksamkeit. Erst als die Ereignisse sich zu überstürzen begannen, machte ich mir Gedanken über ihn. Immer derselbe Mann – nicht besonders auffällig, aber immer gegenwärtig. Er kam mir nie nahe genug, daß ich ihn hätte näher ansehen können. Zuerst einmal hielt ich mich selbst für neurotisch. Später dachte ich natürlich anders über ihn. Aber es war zu spät – als die Polizei begann, sich für mich zu interessieren, da verschwand er.“