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Als wackre Männer dienen, und erfüllt

Mit Einer Sorge zwey verwandte Pflichten.

Tasso.

Erfreut die Wissenschaft, erfreut die Kunst

Sich seines Schutzes auch? und eifert er

Den großen Fürsten alter Zeiten nach?

Antonio.

Er ehrt die Wissenschaft, so fern sie nutzt,

Den Staat regieren, Völker kennen lehrt;

Er schätzt die Kunst, so fern sie ziert, sein Rom

Verherrlicht, und Pallast und Tempel

Zu Wunderwerken dieser Erde macht.

In seiner Nähe darf nichts müßig seyn!

Was gelten soll, muß wirken und muß dienen.

Alphons.

Und glaubst du, daß wir das Geschäfte bald

Vollenden können? daß sie nicht zuletzt

Noch hie und da uns Hindernisse streuen?

Antonio.

Ich müßte sehr mich irren, wenn nicht gleich

Durch deinen Nahmenszug, durch wenig Briefe

Auf immer dieser Zwist gehoben wäre.

Alphons.

So lob' ich diese Tage meines Lebens

Als eine Zeit des Glückes und Gewinns.

Erweitert seh' ich meine Gränze, weiß

Sie für die Zukunft sicher. Ohne Schwertschlag

Hast du's geleistet, eine Bürgerkrone

Dir wohl verdient. Es sollen unsre Frauen

Vom ersten Eichenlaub am schönsten Morgen

Geflochten dir sie um die Stirne legen.

Indessen hat mich Tasso auch bereichert;

Er hat Jerusalem für uns erobert,

Und so die neue Christenheit beschämt;

Ein weit entferntes, hoch gestecktes Ziel

Mit frohem Muth und strengem Fleiß erreicht.

Für seine Mühe siehst du ihn gekrönt.

Antonio.

Du lösest mir ein Räthsel. Zwey Bekränzte

Erblickt' ich mit Verwundrung da ich kam.

Tasso.

Wenn du mein Glück vor deinen Augen siehst;

So wünscht' ich, daß du mein beschämt Gemüth

Mit eben diesem Blicke schauen könntest.

Antonio.

Mir war es lang' bekannt, daß im Belohnen

Alphons unmäßig ist, und du erfährst

Was jeder von den Seinen schon erfuhr.

Prinzessinn.

Wenn du erst siehst was er geleistet hat,

So wirst du uns gerecht und mäßig finden.

Wir sind nur hier die ersten stillen Zeugen

Des Beyfalls, den die Welt ihm nicht versagt,

Und den ihm zehnfach künft'ge Jahre gönnen.

Antonio.

Er ist durch euch schon seines Ruhms gewiß.

Wer dürfte zweifeln, wo Ihr preisen könnt?

Doch sage mir, wer druckte diesen Kranz

Auf Ariostens Stirne?

Leonore. Diese Hand.

Antonio.

Und sie hat wohl gethan! Er ziert ihn schön,

Als ihn der Lorber selbst nicht zieren würde.

Wie die Natur die innig reiche Brust

Mit einem grünen, bunten Kleide deckt,

So hüllt er alles was den Menschen nur

Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann,

In's blühende Gewand der Fabel ein.

Zufriedenheit, Erfahrung und Verstand

Und Geisteskraft, Geschmack und reiner Sinn

Für's wahre Gute, geistig scheinen sie

In seinen Liedern und persönlich doch

Wie unter Blüthen-Bäumen auszuruhn,

Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blüthen,

Umkränzt von Rosen, wunderlich umgaukelt

Vom losen Zauberspiel der Amoretten.

Der Quell des Ueberflusses rauscht darneben,

Und läßt uns bunte Wunderfische sehn.

Von seltenem Geflügel ist die Luft,

Von fremden Herden Wies' und Busch erfüllt,

Die Schalkheit lauscht im Grünen halb versteckt,

Die Weisheit läßt von einer goldnen Wolke

Von Zeit zu Zeit erhabne Sprüche tönen,

Indeß auf wohl gestimmter Laute wild

Der Wahnsinn hin und her zu wühlen scheint

Und doch im schönsten Tact sich mäßig hält.

Wer neben diesem Mann sich wagen darf,

Verdient für seine Kühnheit schon den Kranz.

Vergebt, wenn ich mich selbst begeistert fühle,

Wie ein Verzückter weder Zeit noch Ort,

Noch was ich sage wohl bedenken kann;

Denn alle diese Dichter, diese Kränze,

Das seltne festliche Gewand der Schönen

Versetzt mich aus mir selbst in fremdes Land.

Prinzessinn.

Wer Ein Verdienst so wohl zu schätzen weiß,

Der wird das andre nicht verkennen. Du

Sollst uns dereinst in Tasso's Liedern zeigen

Was wir gefühlt und was nur du erkennst.

Alphons.

Komm mit, Antonio! manches hab' ich noch,

Worauf ich sehr begierig bin, zu fragen.

Dann sollst du bis zum Untergang der Sonne

Den Frauen angehören. Komm! Lebt wohl.

Dem Fürsten folgt Antonio, den Damen Tasso.

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt

Saal.

Prinzessinn. Tasso.

Tasso.

Unsicher folgen meine Schritte dir,

O Fürstinn, und Gedanken ohne Maß

Und Ordnung regen sich in meiner Seele.

Mir scheint die Einsamkeit zu winken, mich

Gefällig anzulispeln: komm, ich löse

Die neu erregten Zweifel deiner Brust.

Doch werf' ich einen Blick auf dich, vernimmt

Mein horchend Ohr ein Wort von deiner Lippe,

So wird ein neuer Tag um mich herum

Und alle Bande fallen von mir los.

Ich will dir gern gestehn, es hat der Mann,

Der unerwartet zu uns trat, nicht sanft

Aus einem schönen Traum mich aufgeweckt;

Sein Wesen, seine Worte haben mich

So wunderbar getroffen, daß ich mehr

Als je mich doppelt fühle, mit mir selbst

Auf's neu' in streitender Verwirrung bin.

Prinzessinn.

Es ist unmöglich, daß ein alter Freund,

Der lang' entfernt ein fremdes Leben führte,

Im Augenblick da er uns wiedersieht

Sich wieder gleich wie ehmals finden soll.

Er ist in seinem Innern nicht verändert;

Laß uns mit ihm nur wenig Tage leben,

So stimmen sich die Saiten hin und wieder,

Bis glücklich eine schöne Harmonie

Auf's neue sie verbindet. Wird er dann

Auch näher kennen was du diese Zeit

Geleistet hast: so stellt er dich gewiß

Dem Dichter an die Seite, den er jetzt

Als einen Riesen dir entgegen stellt.

Tasso.

Ach meine Fürstinn, Ariostens Lob

Aus seinem Munde hat mich mehr ergetzt

Als daß es mich beleidigt hätte. Tröstlich

Ist es für uns den Mann gerühmt zu wissen,

Der als ein großes Muster vor uns steht.

Wir können uns im stillen Herzen sagen:

Erreichst du einen Theil von seinem Werth,

Bleibt dir ein Theil auch seines Ruhms gewiß.

Nein, was das Herz im tiefsten mir bewegte,

Was mir noch jetzt die ganze Seele füllt,

Es waren die Gestalten jener Welt,

Die sich lebendig, rastlos, ungeheuer

Um Einen großen, einzig klugen Mann

Gemessen dreht und ihren Lauf vollendet,

Den ihr der Halbgott vorzuschreiben wagt.

Begierig horcht' ich auf, vernahm mit Lust

Die sichern Worte des erfahrnen Mannes;

Doch ach! je mehr ich horchte, mehr und mehr