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Auf's freundlichste begegnen, es verherrlicht

Dein Lied auf manche Weise das Geschlecht.

Zart oder tapfer, hast du stets gewußt

Sie liebenswerth und edel vorzustellen:

Und wenn Armide hassenswerth erscheint,

Versöhnt ihr Reitz und ihre Liebe bald.

Tasso.

Was auch in meinem Liede wiederklingt,

Ich bin nur Einer, Einer alles schuldig!

Es schwebt kein geistig unbestimmtes Bild

Vor meiner Stirne, das der Seele bald

Sich überglänzend nahte, bald entzöge.

Mit meinen Augen hab' ich es gesehn,

Das Urbild jeder Tugend, jeder Schöne;

Was ich nach ihm gebildet, das wird bleiben:

Tancredens Heldenliebe zu Chlorinden,

Erminiens stille nicht bemerkte Treue,

Sophroniens Großheit und Olindens Noth.

Es sind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte,

Ich weiß es, sie sind ewig, denn sie sind.

Und was hat mehr das Recht, Jahrhunderte

Zu bleiben und im Stillen fortzuwirken,

Als das Geheimniß einer edlen Liebe,

Dem holden Lied bescheiden anvertraut?

Prinzessinn.

Und soll ich dir noch einen Vorzug sagen,

Den unvermerkt sich dieses Lied erschleicht?

Es lockt uns nach und nach, wir hören zu,

Wir hören und wir glauben zu verstehn,

Was wir verstehn, das können wir nicht tadeln,

Und so gewinnt uns dieses Lied zuletzt.

Tasso.

Welch einen Himmel öffnest du vor mir,

O Fürstinn! Macht mich dieser Glanz nicht blind,

So seh' ich unverhofft ein ewig Glück

Auf goldnen Strahlen herrlich niedersteigen.

Prinzessinn.

Nicht weiter, Tasso! Viele Dinge sind's,

Die wir mit Heftigkeit ergreifen sollen:

Doch andre können nur durch Mäßigung

Und durch Entbehren unser eigen werden.

So sagt man, sey die Tugend, sey die Liebe,

Die ihr verwandt ist. Das bedenke wohl!

Zweiter Auftritt

Tasso.

Ist dir's erlaubt die Augen aufzuschlagen?

Wagst du's umherzusehn? Du bist allein!

Vernahmen diese Säulen was sie sprach?

Und hast du Zeugen, diese stumme Zeugen

Des höchsten Glücks zu fürchten? Es erhebt

Die Sonne sich des neuen Lebenstages,

Der mit den vorigen sich nicht vergleicht.

Hernieder steigend hebt die Göttinn schnell

Den Sterblichen hinauf. Welch neuer Kreis

Entdeckt sich meinem Auge, welches Reich!

Wie köstlich wird der heiße Wunsch belohnt!

Ich träumte mich dem höchsten Glücke nah,

Und dieses Glück ist über alle Träume.

Der Blindgeborne denke sich das Licht,

Die Farben wie er will, erscheinet ihm

Der neue Tag, ist's ihm ein neuer Sinn.

Voll Muth und Ahndung, freudetrunken, schwankend

Betret' ich diese Bahn. Du gibst mir viel,

Du gibst, wie Erd' und Himmel uns Geschenke

Mit vollen Händen übermäßig reichen,

Und forderst wieder, was von mir zu fordern

Nur eine solche Gabe dich berechtigt.

Ich soll entbehren, soll mich mäßig zeigen,

Und so verdienen, daß du mir vertraust.

Was that ich je, daß sie mich wählen konnte?

Was soll ich thun, um ihrer werth zu seyn?

Sie konnte dir vertraun und dadurch bist du's.

Ja, Fürstinn, deinen Worten, deinen Blicken

Sey ewig meine Seele ganz geweiht!

Ja, fordre was du willst, denn ich bin dein!

Sie sende mich, Müh' und Gefahr und Ruhm

In fernen Landen aufzusuchen, reiche

Im stillen Hain die goldne Leyer mir,

Sie weihe mich der Ruh' und ihrem Preis:

Ihr bin ich, bildend soll sie mich besitzen;

Mein Herz bewahrte jeden Schatz für Sie.

O hätt' ein tausendfaches Werkzeug mir

Ein Gott gegönnt, kaum drückt' ich dann genug

Die unaussprechliche Verehrung aus.

Des Mahlers Pinsel und des Dichters Lippe,

Die süßeste, die je von frühem Honig

Genährt war, wünscht' ich mir. Nein, künftig soll

Nicht Tasso zwischen Bäumen, zwischen Mensch

Sich einsam, schwach und trübgesinnt verlieren!

Er ist nicht mehr allein, er ist mit Dir.

O daß die edelste der Thaten sich

Hier sichtbar vor mich stellte, rings umgeben

Von gräßlicher Gefahr! Ich dränge zu

Und wagte gern das Leben, das ich nun

Von ihren Händen habe — forderte

Die besten Menschen mir zu Freunden auf,

Unmögliches mit einer edeln Schaar

Nach Ihrem Wink und Willen zu vollbringen.

Voreiliger, warum verbarg dein Mund

Nicht das was du empfandst, bis du dich werth

Und werther ihr zu Füßen legen konntest?

Das war dein Vorsatz, war dein kluger Wunsch.

Doch sey es auch! Viel schöner ist es, rein

Und unverdient ein solch Geschenk empfangen,

Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl

Es habe fordern dürfen. Blicke freudig,

Es ist so groß, so weit, was vor dir liegt!

Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder

In unbekannte, lichte Zukunft hin.

— Schwelle Brust! — O Witterung des Glücks

Begünst'ge diese Pflanze doch einmal!

Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige dringen

Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen.

O daß sie Furcht, o daß sie Freuden bringe!

Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck

Aus ihren frischen reichen Ästen breche!

Dritter Auftritt

Tasso. Antonio.

Tasso.

Sey mir willkommen, den ich gleichsam jetzt

Zum erstenmal erblicke! Schöner ward

Kein Mann mir angekündigt. Sey willkommen!

Dich kenn' ich nun und deinen ganzen Werth,

Dir biet' ich ohne Zögern Herz und Hand,

Und hoffe, daß auch du mich nicht verschmähst.

Antonio.

Freygebig bietest du mir schöne Gaben,

Und ihren Werth erkenn' ich wie ich soll,

Drum laß mich zögern eh' ich sie ergreife.

Weiß ich doch nicht, ob ich dir auch dagegen

Ein gleiches geben kann. Ich möchte gern

Nicht übereilt und nicht undankbar scheinen:

Laß mich für beyde klug und sorgsam seyn.

Tasso.

Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt

Des Lebens zeigt wie sehr sie nöthig sey;

Doch schöner ist's, wenn uns die Seele sagt

Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen.

Antonio.

Darüber frage jeder sein Gemüth,

Weil er den Fehler selbst zu büßen hat.

Tasso.

So sey's! Ich habe meine Pflicht gethan,

Der Fürstinn Wort, die uns zu Freunden wünscht,

Hab' ich verehrt und mich dir vorgestellt.

Rückhalten durft' ich nicht, Antonio; doch gewiß,

Zudringen will ich nicht. Es mag denn seyn.

Zeit und Bekanntschaft heißen dich vielleicht

Die Gabe wärmer fodern, die du jetzt

So kalt bey Seite lehnst und fast verschmähst.

Antonio.

Der Mäßige wird öfters kalt genannt

Von Menschen, die sich warm vor andern glauben,

Weil sie die Hitze fliegend überfällt.

Tasso.

Du tadelst was ich tadle, was ich melde.