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Er sich bey mir, so laß ich's untersuchen;

Wie ich es that, als er sein Zimmer neulich

Erbrochen glaubte. Läßt sich nichts entdecken,

So zeig' ich ihm gelassen, wie ich's sehe;

Und da man alles üben muß, so üb' ich,

Weil er's verdient, an Tasso die Geduld:

Und ihr, ich weiß es, steht mir willig bey.

Ich hab' euch nun auf's Land gebracht und gehe

Heut' Abend nach der Stadt zurück. Ihr werdet

Auf einen Augenblick Antonio sehen,

Er kommt von Rom und hohlt mich ab. Wir haben

Viel auszureden, abzuthun. Entschlüsse

Sind nun zu fassen, Briefe viel zu schreiben,

Das alles nöthigt mich zur Stadt zurück.

Prinzessinn.

Erlaubst du uns daß wir dich hinbegleiten?

Alphons.

Bleibt nur in Belriguardo, geht zusammen

Hinüber nach Consandoli! Genießt

Der schönen Tage ganz nach freyer Lust.

Prinzessinn.

Du kannst nicht bey uns bleiben? die Geschäfte

Nicht hier so gut als in der Stadt verrichten?

Leonore.

Du führst uns gleich Antonio hinweg,

Der uns von Rom so viel erzählen sollte?

Alphons.

Es geht nicht an, ihr Kinder; doch ich komme

Mit ihm so bald als möglich ist, zurück:

Dann soll er euch erzählen und ihr sollt

Mir ihn belohnen helfen, der so viel

In meinem Dienst aufs neue sich bemüht.

Und haben wir uns wieder ausgesprochen,

So mag der Schwarm dann kommen, daß es lustig

In unsern Gärten werde, daß auch mir,

Wie billig, eine Schönheit in dem Kühlen

Wenn ich sie suche gern begegnen mag.

Leonore.

Wir wollen freundlich durch die Finger sehen.

Alphons.

Dagegen wißt ihr daß ich schonen kann.

Prinzessinn nach der Scene gekehrt.

Schon lange seh' ich Tasso kommen. Langsam

Bewegt er seine Schritte, steht bisweilen

Auf einmal still, wie unentschlossen, geht

Dann wieder schneller auf uns los, und weilt

Schon wieder.

Alphons. Stört ihn, wenn er denkt und dichtet,

In seinen Träumen nicht, und laßt ihn wandeln.

Leonore.

Nein, er hat uns gesehn, er kommt hierher.

Dritter Auftritt

Die Vorigen. Tasso.

Tasso mit einem Buche in Pergament geheftet.

Ich komme langsam dir ein Werk zu bringen,

Und zaudre noch es dir zu überreichen.

Ich weiß zu wohl, noch bleibt es unvollendet,

Wenn es auch gleich geendigt scheinen möchte.

Allein, war ich besorgt es unvollkommen

Dir hinzugeben, so bezwingt mich nun

Die neue Sorge: Mocht' ich doch nicht gern

Zu ängstlich, möcht' ich nicht undankbar scheinen.

Und wie der Mensch nur sagen kann: Hier bin ich!

Daß Freunde seiner schonend sich erfreuen:

So kann ich auch nur sagen: Nimm es hin!

Er übergibt den Band.

Alphons.

Du überraschest mich mit deiner Gabe

Und machst mir diesen schönen Tag zum Fest.

So halt' ich's endlich denn in meinen Händen,

Und nenn' es in gewissem Sinne mein!

Lang' wünscht' ich schon, du möchtest dich entschließen

Und endlich sagen: Hier! es ist genug.

Tasso.

Wenn Ihr zufrieden seyd, so ist's vollkommen;

Denn euch gehört es zu in jedem Sinn.

Betrachtet' ich den Fleiß den ich verwendet,

Sah' ich die Züge meiner Feder an;

So konnt' ich sagen: dieses Werk ist mein.

Doch seh' ich näher an, was dieser Dichtung

Den innren Werth und ihre Würde gibt,

Erkenn' ich wohl, ich hab' es nur von euch.

Wenn die Natur der Dichtung holde Gabe

Aus reicher Willkür freundlich mir geschenkt,

So hatte mich das eigensinn'ge Glück

Mit grimmiger Gewalt von sich gestoßen:

Und zog die schöne Welt den Blick des Knaben

Mit ihrer ganzen Fülle herrlich an,

So trübte bald den jugendlichen Sinn

Der theuren Eltern unverdiente Noth.

Eröffnete die Lippe sich zu singen,

So floß ein traurig Lied von ihr herab,

Und ich begleitete mit leisen Tönen

Des Vaters Schmerzen und der Mutter Qual.

Du warst allein der aus dem engen Leben

Zu einer schönen Freyheit mich erhob;

Der jede Sorge mir vom Haupte nahm,

Mir Freyheit gab, daß meine Seele sich

Zu muthigem Gesang entfalten konnte;

Und welchen Preis nun auch mein Werk erhält,

Euch dank' ich ihn, denn Euch gehört es zu.

Alphons.

Zum zweytenmal verdienst du jedes Lob

Und ehrst bescheiden dich und uns zugleich.

Tasso.

O könnt' ich sagen wie ich lebhaft fühle

Daß ich von Euch nur habe was ich bringe!

Der thatenlose Jüngling — nahm er wohl

Die Dichtung aus sich selbst? Die kluge Leitung

Des raschen Krieges — hat er die ersonnen?

Die Kunst der Waffen, die ein jeder Held

An dem beschiednen Tage kräftig zeigt,

Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth

Und wie sich List und Wachsamkeit bekämpft,

Hast du mir nicht, o kluger tapfrer Fürst,

Das alles eingeflößt als wärest du

Mein Genius, der eine Freude fände

Sein hohes, unerreichbar hohes Wesen

Durch einen Sterblichen zu offenbaren?

Prinzessinn.

Genieße nun des Werks das uns erfreut!

Alphons.

Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten.

Leonore.

Des allgemeinen Ruhms erfreue dich.

Tasso.

Mir ist an diesem Augenblick genug.

An euch nur dacht' ich wenn ich sann und schrieb,

Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch,

Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck.

Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht

Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre.

Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis

In dem sich meine Seele gern verweilt.

Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink.

Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Geschmack;

Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn.

Die Menge macht den Künstler irr' und scheu:

Nur wer Euch ähnlich ist, versteht und fühlt,

Nur der allein soll richten und belohnen!

Alphons.

Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor,

So ziemt es nicht nur müßig zu empfangen.

Das schöne Zeichen, das den Dichter ehrt,

Das selbst der Held, der seiner stets bedarf,

Ihm ohne Neid um's Haupt gewunden sieht,

Erblick' ich hier auf deines Anherrn Stirne.

Auf die Herme Virgils deutend.

Hat es der Zufall, hat's ein Genius

Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier

Uns nicht umsonst. Virgilen hör' ich sagen:

Was ehret ihr die Todten? Hatten die

Doch ihren Lohn und Freude da sie lebten;

Und wenn ihr uns bewundert und verehrt,

So gebt auch den Lebendigen ihr Theil.

Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug,

Der grüne Zweig gehört dem Leben an.

Alphons winkt seiner Schwester; sie nimmt den Kranz von der Büste Virgils und nähert sich Tasso. Er tritt zurück.

Leonore.

Du weigerst dich? Sieh welche Hand den Kranz,

Den schönen unverwelklichen, dir bietet!

Tasso.

O laßt mich zögern, seh' ich doch nicht ein

Wie ich nach dieser Stunde leben soll.

Alphons.

In dem Genuß des herrlichen Besitzes,

Der dich im ersten Augenblick erschreckt.

Prinzessinn indem sie den Kranz in die Höhe hält.

Du gönnest mir die seltne Freude, Tasso,

Dir ohne Wort zu sagen wie ich denke.

Tasso.

Die schöne Last aus deinen theuren Händen

Empfang' ich knieend auf mein schwaches Haupt.

Er kniet nieder, die Prinzessinn setzt ihm den Kranz auf.

Leonore applaudirend.

Es lebe der zum erstenmal bekränzte!

Wie zieret den bescheidnen Mann der Kranz!

Tasso steht auf.

Alphons.

Es ist ein Vorbild nur von jener Krone,

Die auf dem Capitol dich zieren soll.

Prinzessinn.

Dort werden lautere Stimmen dich begrüßen,

Mit leiser Lippe lohnt die Freundschaft hier.

Tasso.

O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder,

Nehmt ihn hinweg! Er sengt mir meine Locken!

Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß

Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft

Des Denkens aus der Stirne. Fieberhitze

Bewegt mein Blut. Verzeiht! Es ist zu viel!

Leonore.

Es schützet dieser Zweig vielmehr das Haupt

Des Manns, der in den heißen Regionen

Des Ruhms zu wandeln hat, und kühlt die Stirne.

Tasso.

Ich bin nicht werth die Kühlung zu empfinden,