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Zelima. Wohl mag's Euch kosten, Koenigin, ich glaub' es,

Von Eurer stolzen Hoeh' herabzusteigen,

Auf der die Welt Euch staunend hat gesehn.

Was ist der eitle Ruhm, wenn Liebe spricht?

Gesteht es, Eure Stunde ist gekommen!

Weg mit dem Stolze! Weicht der staerkeren

Gewalt-Ihr hasst ihn nicht, koennt ihn nicht hassen,

Warum dem eignen Herzen widerstreben?

Ergebt Euch dem geliebten Mann, und mag

Alsdann die Welt die Glueckliche verhoehnen!

Adelma (ist horchend nach und nach naeher gekommen und

tritt jetzt hervor).

Wer von geringem Stand geboren ist,

Dem steht es an, wie Zelima zu denken.

Ein koenigliches Herz fuehlt koeniglich.

-Vergib mir! Zelima! Dir ist es nicht gegeben,

An einer Fuerstin Platz dich zu versetzen,

Die sich so hoch wie unsre Koenigin

Gestellt und jetzt, vor aller Menschen Augen,

Im Divan so herunter steigen soll,

Von einem schlechten Fremdling ueberwunden.

Mit meinen Augen sah ich den Triumph,

Den stolzen Hohn in aller Maenner Blicken,

Als er die Raetsel unsrer Koenigin,

Als waeren's Kinderfragen, spielend loeste,

Der ueberlegnen Einsicht stolz bewusst.

O, in die Erde haett' ich sinken moegen

Vor Scham und Wuth-Ich liebe meine schoene

Gebieterin; ihr Ruhm liegt mir am Herzen.

-Sie, die dem ganzen Volk der Maenner Hohn

Gesprochen, dieses Mannes Frau!

Turandot. Erbittre mich

Nicht mehr!

Zelima. Das grosse Unglueck, Frau zu werden!

Adelma. Schweig. Zelima! Man will von dir nicht wissen,

Wodurch ein edles Herz beleidigt wird.

Ich kann nicht schmeicheln. Grausam waer' es, hier

Zu schonen und die Wahrheit zu verhehlen.

Ist es schon hart genug, dass wir den Mann,

Den uebermuethigen, zum Herrn uns geben,

So liegt doch Trost darin, dass wir uns selbst

Mit freier Wahl und Gunst an ihn verschenken,

Und seine Grossmuth fesselt seinen Stolz.

Doch welches Loos trifft unsre Koenigin,

Wie hat sie selbst sich ihr Geschick verschlimmert!

Nicht ihrer freien Gunst und Zaertlichkeit,

Sich selbst nur, seinem siegenden Verstand

Wird sie der Stolze zu verdanken haben;

Als seine Beute fuehrt er sie davon-

Wird er sie achten, Grossmuth an ihr ueben,

Die keine gegen ihn bewies, auf Tod

Und Leben ihn um sie zu kaempfen zwang,

Ihm nur als Preis des Sieges heimgefallen?

Wird er bescheiden seines Rechtes brauchen,

Das er nur seinem Recht verdankt?

Turandot (in der heftigsten Bewegung). Adelma, wisse!

Find' ich die Namen nicht, mitten im Tempel

Durchstoss' ich diese Brust mit einem Dolch.

Adelma. Fasst Muth, Gebieterin. Verzweifelt nicht!

Kunst oder List muss uns das Raethsel loesen.

Zelima. Gut. Wenn Adelma mehr versteht, als ich,

Und Euch so zugethan ist, wie sie sagt,

So helfe sie und schaffe Rath.

Turandot. Adelma!

Geliebte Freundin! Hilf mir, schaffe Rath!

Ich kenn' ihn nicht, weiss nicht, woher er kommt;

Wie kann ich sein Geschlecht und Namen wissen?

Adelma (nachsinnend).

Lass sehn-Ich hab' es-hoerte man ihn nicht

Im Divan sagen, hier in dieser Stadt,

In Peckin, lebe Jemand, der ihn kenne?

Man muss nachspueren, muss die ganze Stadt

Umkehren, weder Gold noch Schaetze sparen-

Turandot. Nimm Gold und Edelsteine, spare nichts.

Kein Schatz ist mir zu gross, nur, dass ich's wisse!

Zelima. An wen uns damit wenden? Wo uns Raths

Erholen?-Und, gesetzt, wir faenden wirklich

Auf diesem Wege seinen Stand und Namen,

Wird es verborgen bleiben, dass Bestechung,

Nicht ihre Kunst das Raethsel uns verrathen?

Adelma. Wird Zelima wohl der Verraether sein?

Zelima. Das geht zu weit-Spart Euer Gold, Prinzessin!

Ich schwieg, ich hoffte Euer Herz zu ruehren,

Euch zu bewegen, diesen wuerdigsten

Von allen Prinzen, den Ihr selbst nicht hasset,

Freiwillig zu belohnen-Doch Ihr wollt es!

So siege meine Pflicht und mein Gehorsam!

-Wisst also! Meine Mutter Skirina

War eben bei mir, war entzueckt, zu hoeren,

Dass dieser Prinz die Raethsel aufgeloest,

Und von dem neuen Wettstreit noch nichts wissend,

Verrieth sie mir in ihrer ersten Freude,

Dass dieser Prinz in ihrem Haus geherbergt,

Dass Hassan ihn, ihr Gatte, sehr wohl kenne,

Wie seinen Herrn und lieben Freund ihn ehre.

Ich fragte nun nach seinem Stand und Namen;

Doch, dies sei noch ein Raethsel fuer sie selbst.

Spricht sie, das Hassan standhaft ihr verberge;

Doch hofft sie noch, es endlich zu ergruenden.

-Verdien' ich es nun noch, so zweifle meine

Gebieterin an meiner Treu' und Liebe!

(Geht ab mit Empfindlichkeit.)

Turandot (ihr nacheilend).

Bleib, Zelima! Bist du beleidigt?-Bleib!

Vergib der Freundin!

Adelma (haelt sie zurueck). Lassen wir sie ziehen!

Prinzessin, auf die Spur hat Zelima

Geholfen; unsre Sache ist es nun,

Mit Klugheit die Entdeckung zu verfolgen.

Denn Thorheit war's, zu hoffen, dass uns Hassan

Gutwillig das Geheimniss beichten werde,

Nun er den ganzen Werth desselben kennt.

Verschlagne List, ja, wenn die List nicht hilft,

Gewalt muss das Gestaendniss ihm entreissen;

Drum schnell-Kein Augenblick ist zu verlieren.

Herbei mit diesem Hassan ins Serail,

Eh' er gewarnt sich unserm Arm entzieht.

Kommt! Wo sind Eure Sklaven?

Turandot (faellt ihr um den Hals). Wie du willst,

Adelma! Freundin! Ich genehm'ge Alles.

Nur dass der Fremde nicht den Sieg erhalte! (Geht ab.)

Adelma. Jetzt, Liebe, steh mir bei! Dich ruf' ich an,

Du Maechtige, die Alles kann bezwingen!

Lass mich entzueckt der Sklaverei entspringen;

Der Stolz der Feindin oeffne mir die Bahn!

Hilf die Verhasste listig mir betruegen,

Den Freund gewinnen und mein Herz vergnuegen! (Geht ab.)

Dritter Auftritt.

Vorhalle des Palastes.

Kalaf und Barak kommen im Gespraech.

Kalaf. Wenn aber Niemand lebt in dieser Stadt,

Der Kundschaft von mir hat, als du allein,

Du treue Seele-Wenn mein vaeterliches Reich

Viel hundert Meilen weit von hier entlegen

Und schon acht Jahre lang verloren ist.

-Indessen, weisst du, lebten wir verborgen,

Und das Geruecht verbreitet unsern Tod-

Ach, Barak! Wer in Unglueck faellt, verliert

Sich leicht aus der Erinnerung der Menschen!

Barak. Nein, es war unbedacht gehandelt, Prinz.

Vergebt mir. Der Unglueckliche muss auch

Unmoeglichs fuerchten. Gegen ihn erheben

Die stummen Steine selber sich als Zeugen;

Die Wand hat Ohren, Mauern sind Verraether.

Ich kann, ich kann mich nicht zufrieden geben.

Das Glueck beguenstigt Euch, das schoenste Weib

Gewinnt Ihr wider Hoffen und Erwarten,

Gewinnt mit ihr ein grosses Koenigreich,

Und Eure weib'sche Zaertlichkeit raubt Euch

Auf einmal Alles wieder!