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Das Handy klingelt. Melissa antwortet.

Melissa

Dr. Huntley. Nein, ich bin im Augenblick nicht im Dienst ... na schön, wenn es ein Notfall ist ...

(deckt den Hörer mit der Hand ab)

Dauert nicht lange.

(spricht wieder in den Hörer)

Louise? Also, Schätzchen, jetzt beruhigen Sie sich erst mal. Kein Grund für Tränen. Louise ... wir haben diese PenisGeschichte doch schon besprochen ...

(deckt das Telefon wieder ab)

Sieht aus, als entfernt er sich noch immer in die andere Richtung.

Bill

Wart’s ab.

Der Tornado

donnert und wirbelt Erdbrocken von den Feldern auf. Bewegt sich direkt auf ein FARMHAUS etwas abseits der Straße zu.

Der Tornado auf einem Computerbildschirm in Fehlfarben. Jonas blickt auf den Monitor.

Jonas

Sieht gut aus, sehr gut, sehr gut ...

Der Tornado

trifft das Farmhaus nicht, wirbelt links vorbei, beschreibt eine langsame Kurve weg von der Straße.

FAHRER He, Jonas ...

Jonas blickt von seinem Monitor auf, sieht, wie sich der Tornado entfernt.

Jonas

O nein! Nein!

Er blickt sich um und sieht weit in der Ferne winzig Bills Wagen, der quer über das Feld fährt.

Jonas

Er fährt genau in ihn rein.

Innen/Bills Wagen

während der Fahrt. Melissa beugt sich vor, mit gesenktem Kopf, sie konzentriert sich auf ihr Telefongespräch und versucht, sich gegen die übrigen Funkstimmen im Wagen abzuschirmen.

Melissa

Ja, selbstverständlich ist das unnatürlich ... Aber wir haben da keine Chance, bei dieser Motilität. Ein Penis allein ist nicht die Lösung. Warum weinen Sie denn? Wieviel Progesteron haben Sie heute eingenommen? Wir müssen da der Wahrheit ins Auge sehen.

Während sie noch spricht, blickt sie zwischendurch kurz auf und sieht den Tornado vor sich.

Der Tornado

grollt und donnert, jetzt sehr viel näher. Er sieht mächtig aus, strudelnd, wirbelnd, eine Urkraft. So nahe ist er sehr viel furchterregender.

Innen/im Wagen

Melissa beendet hastig ihr Telefongespräch.

Melissa

Ich muß aufhören, Louise! Ich melde mich wieder!

Sie klappt das Handy ein. Das ganze Wageninnere schwirrt von aufgeregten Funkstimmen.

CB-Funk Stimme

Ost-Süd-Ost, wechselt nach Süden - er geht nach Süden! Schätzungsweise Fujita zwei, großer Wirbel am Boden und sehr sehr instabil ...

Dusty

(über CB-Funk)

Jo, das sieht wirklich sehr instabil aus!

JO

Ja, wir sehen es.

Sie fahren direkt unter einer tintenschwarzen Wolke. Der Tornado kommt auf sie zugewirbelt. Farmland, brettplatt.

CB-Funk Stimme Eins

Wirbelbasis achtzig Meter am Boden, Lateralsäulen instabil ...

Melissa begreift endlich, daß er direkt auf sie zukommt.

Melissa O Gott!

Draußen zucken Blitze hernieder. Der Sturm nimmt mächtig zu.

Sie fahren direkt auf den Tornado zu.

Aussen/der Wagen

fährt mit 140 Stundenkilometern direkt auf den Tornadorüssel zu, ein Gewirr von erregten Funkstimmen ist zu hören.

CB-Funk Stimme Eins

Schnelle Kondensierung! Es passiert! Schnelle

Kondensierung!

CB-Funk Stimme Zwei Sehr groß ...

(Knattern im Lautsprecher)

... Erde wirbelt vorne auf! Ich habe Auftrieb!

Zurück im Wagen

Das Gespräch versucht gegen das pausenlose Stimmengewirr aus dem Funkgerät anzukämpfen. Melissa starrt auf den Tornado. Reibt aufgeregt die Hände auf den Knien.

Melissa

(angespannt)

Passiert uns auch nichts?

Bill

Keine Angst. Wir wissen schon, was wir tun.

Der Wagen rast mit immer noch 130 weiter auf den Tornado zu.

JO

Genau, und wir haben noch nie ein Problem gehabt.

Außer eben, na ja, mit Ted.

Bill

Ted war ein Blödmann.

War seine eigene Schuld, was passierte.

Melissa

Was ist denn passiert?

JO

Benzin ging ihm aus. Da hat es ihn gehoben.

Sie reckt den Hals und wirft einen Blick zur Benzinuhr hinüber.

Melissa

Gehoben?

Die Frage bleibt im Raum hängen. Der Wagen rast weiter direkt auf den Tornado zu. Niemand antwortet ihr.

Bill

Er war zu ungeduldig.

CB-Funkstimme

Dopplerschätzung Wind zwohundertneunzig Stundenkilometer. Also bleibt weg ...

Melissa

(zweifelnd)

Hört doch mal ...

Bill (zu Jo)

Klingt nach einem F-2 oder -JO

Vielleicht sogar F-3.

(dreht an ihrem Instrumentenpack)

Was meinst, noch eine Minute?

Bill

Ja. Da ist der Regen.

Sogleich klatscht Regen auf die Windschutzscheibe. Bill stellt die Scheibenwischer an.

Bill

(erklärt Melissa)

Erst, weißt du, kommt der Regen. Manchmal auch Hagel. Dann steigert sich der Wind. Dann fliegen Trümmer durch die Luft, da weißt du dann, jetzt bist du ganz nahe dran.

Melissa preßt ihre Knie so eng zusammen, daß ihre Finger dazwischen weiß werden. Sie versucht sie angestrengt zusammenzuhalten und fragt, so ruhig sie kann:

Melissa

und wann weißt du, daß du zu nahe bist?

Der Tornado ist jetzt rechts von ihnen, auf Melissas Seite, dunkel und rasend. Melissa starrt entsetzt darauf.

Melissa

Ehrlich, jetzt wird mir mulmig. Ihr müßt anhalten.

Bill hört sie gar nicht, er blinzelt mit professionellem Blick in den Tornado.

Er ist völlig gefesselt davon und hört und sieht nichts anderes mehr.

So nahe dran ist es bereits gefährlich. Melissa sitzt starr und steif. Ihr Handy klingelt schon wieder. Sie greift wütend danach.

Melissa (sehr böse)

Was? Was ist denn jetzt schon wieder? Hören Sie mal, es ist mir völlig egal, ob er keine Boxershorts mag. Sie sagen ihm jedenfalls, daß diese kleinen, engen, zusammenpressenden Sackhalter ihm seine Eier weich kochen wie Pellkartoffeln, klar? Sagen Sie ihm das!

Sie klappt das Handy energisch zusammen, aber sie ist nervös und aufgeregt und stellt es nicht richtig aus. Der Tornado schickt sich nun auf einmal mit einem Knick im Rüssel zu einer scharfen W-Kurve an.

Bill

(besorgt)

Wir kriegen Spiraldruck.

JO

Egal, fahr trotzdem.

Melissa

Lieber nicht. Das ist doch unklug, oder?

Bill

Der Wirbel bricht. Wir könnten viele kleine kriegen.

Melissa Viele kleine?

JO

(sieht hoch)

Oder auch nicht.

Bill

(todernst)

Jo ... übertreib’s nicht.

JO

Tu’s endlich!

Ein zweiter Tornadorüssel fährt links von ihnen herab und berührt den Boden. Sie stecken jetzt zwischen zwei Tornadoschloten zu beiden Seiten.