VIII. Beantworten Sie folgende Fragen:
1. Welche Voraussetzungen hatte der wissenschaftliche Sozialismus und Kommunismus nach der Meinung von Marx und Engels?
2. Von wem soll der Kapitalismus bekämpft werden?
3. Wer führt den Kampf gegen den Kapitalismus und auf welche Weise?
4. Was haben der Sozialismus und der Kommunismus Gemeinsames?
5. Welcher Unterschied besteht zwischen dem wissenschaftlichen und dem utopischen Sozialismus?
6. Wird der Kommunismus nach einem ausgedachten Ideal errichtet?
7. Wie verhält sich der wissenschaftliche Kommunismus und seine Theoretiker zu verschiedenen unwissenschaftlichen Strömungen des Sozialismus und Kommunismus?
8. Wie ist die Rolle der Existenz des ersten sozialistischen Staates für die Verbreitung der kommunistischen Ideen in der Welt?
9. Welche Aufgaben stehen vor der KPdSU und dem Sowjetvolk in der Zeit des Übergangs zum Kommunismus?
IX.
1. Was können Sie über Saint-Simon, Fourier und Owen, die F. Engels als «Stifter des Sozialismus» bezeichnete, sagen?
2. Wer hat das Wort Utopia zum erstenmal gebraucht und wann ungefähr? (Siehe «Auflösungen», S. 102).
3. Sprechen Sie über das Kommunistische Manifest von Marx und Engels. Gebrauchen Sie dabei die Lexik aus diesem Paragraphen.
4. Was sagt unser Parteiprogramm über den Aufbau des Kommunismus?
X. Erzählen Sie den Text A nach.
XI. Übersetzen Sie den Text В ohne Wörterbuch.
Text В
Der höchste Ausdruck des Klassenkampfes sind soziale Revolutionen. Revolutionen sind Perioden, in denen der Übergang von einer ökonomischen Gesellschaftsformation zur anderen erfolgt. Dieser Übergang wird durch die Entwicklung durch Produktivkräfte der Gesellschaft und die Veränderung der anderen Seiten des gesellschaftlichen Lebens vorbereitet. Diese Prozesse verändern noch nicht den bestehenden qualitativen Zustand der Gesellschaft im ganzen und müssen noch evolutionär bezeichnet werden. Im Unterschied zur Evolution geht die Revolution nicht im Rahmen der alten Ordnung weiter vor sich, sondern vernichtet die alte Ordnung und löst sie durch eine neue ab, das heißt, sie verändert den Zustand der Gesellschaft grundlegend.
Die tiefste Ursache der sozialen Revolutionen ist der Konflikt zwischen den neuen Produktivkräften und den alten Produktionsverhältnissen. In dem berühmten Vorwort zu seinem Buch «Zur Kritik der politischen Ökonomie» wies Marx darauf hin, daß die Produktivkräfte auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung mit den Produktionsverhältnissen, die zu einem Hemmnis ihrer Entwicklung werden, in Konflikt geraten. Dann beginnt die Epoche der sozialen Revolution.
Auf politischem Gebiet ist der Übergang der Staatsmacht aus den Händen der einen Klasse in die Hände der anderen Klasse das Hauptmerkmal der Revolution. Gerade dadurch unterscheidet sich die Revolution von allen Umgestaltungen innerhalb der Regierungsspitze, die die Grundlagen der Herrschaft dieser oder jener Klasse nicht verändern. In der Epoche des Absolutismus gab es zahlreiche Palastrevolutionen in verschiedenen Ländern (so kam zum Beispiel Katharina II. in Rußland durch eine Palastrevolution an die Macht). Solche Veränderungen kann man nicht als Revolutionen bezeichnen, da bei ihnen das Hauptmerkmal der Revolution fehlt. Sie verändern den Klassencharakter der Macht nicht, sondern führen nur zu einem Wechsel einzelner Gruppen oder Personen, die an der Macht sind.
Die Erfahrungen der Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung lehren, daß der Sieg der sozialistischen Revolution selbst dann nicht möglich ist, wenn zwar die objektiven Bedingungen, die revolutionäre Situation und eine Massenbewegung der Arbeiter vorhanden sind, die Führung durch eine marxistische Partei jedoch fehlt. Das bestätigen auch die Lehren der Novemberrevolution von 1918 in Deutschland.
Jede Revolution muß den Widerstand der von ihr zu stürzenden reaktionären Klassen überwinden. Deshalb mußte in den Revolutionen der Vergangenheit die neue Klasse ihre Diktatur errichten, um die Aufgaben der Revolution zu lösen.
Die Rechtssozialisten, die die Diktatur des Proletariats ablehnen, stellen ihr die «reine» Demokratie entgegen. «Wir kämpfen für die Demokratie, wir treten gegen jede Diktatur auf», heißt es zum Beispiel im Programm der westdeutschen sozialdemokratischen Partei. Die Verfasser des Programms der deutschen Sozialdemokratie betrachten die Diktatur des Proletariats als eine Verneinung der Demokratie. Sie verschweigen die Tatsache, daß in einer in antagonistische Klassen gespaltenen Gesellschaft jeder Staat seinem Wesen nach die Diktatur dieser oder jener Klasse ist. Es kommt darauf an, gegen wen sich die Diktatur richtet und für wen, für welche Klassen Demokratie besteht.
Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus erfolgt nicht durch den gleichzeitigen Zusammenbruch des kapitalistischen Systems in allen Ländern, sondern durch den Abfall einzelner Länder von diesem System.
Die Verschiedenartigkeit der revolutionären Prozesse, die sich in verschiedenen Gliedern[68] der imperialistischen Kette entwickeln, ist jedoch kein Hindernis für die Vereinigung dieser Prozesse. Im Gegenteil, sie stehen einem gemeinsamen Feind gegenüber, dem Imperialismus. Darum wandte sich Lenin gegen das Sektierertum, das die Kommunisten von den breiten Bevölkerungsschichten isoliert. Er schrieb: «Wer eine „reine“ soziale Revolution erwartet, der wird sie niemals erleben. Der ist nur in Worten ein Revolutionär, der versteht nicht die wirkliche Revolution»[69].
Die Verwandlung des Sozialismus in ein Weltsystem zwingt die kapitalistische Welt, neben den bisherigen auch neue Formen des Klassenkampfes gegen das sozialistische System anzuwenden. Eine dieser Formen sind die Versuche der Imperialisten, das sozialistische System zu spalten, unsere Länder untereinander zu verfeinden. Deshalb ist es in der heutigen Epoche besonders wichtig, daß die unerschütterlichen Prinzipien des proletarischen Internationalismus konsequent verwirklicht werden, daß die kommunistischen und Arbeiterparteien gegen den bürgerlichen Nationalismus und den nationalen Egoismus kämpfen.
Die sozialistische Revolution wird nach ihrem Sieg im Weltmaßstabe zum endgültigen Triumph der neuen, kommunistischen ökonomischen Gesellschaftsformation führen. Auf dieser höchsten Stufe ihrer Entwicklung wird die Menschheit zu einer Familie verschmelzen, die weder Klassenkampf noch Kriege zwischen den Völkern kennt.
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