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Die Ästhetik untersucht die objektiven Quellen und den Inhalt des ästhetischen Gefühls und der ästhetischen Anschauungen. Sie studiert die ästhetischen Wertkategorien (schön, tragisch, komisch usw.), die historische Entwicklung der ästhetischen Fähigkeiten sowie die Rolle der ästhetischen Ideale und das Wesen der ästhetischen Erziehung.

Diese Wissenschaft beschäftigt sich weiterhin mit den künstlerischen Methoden und Formen der künstlerischen Verallgemeinerungen (das Typische). Für die Ästhetik sind wichtig die künstlerische Wahrheit, Parteilichkeit und Volksverbundenheit der Kunst, die Spezifik der Künstlerpersönlichkeit.

Die marxistisch-leninistische Ästhetik bestimmt die ästhetischen Auffassungen und die Kunst dialektisch-materialistisch als in letzter Instanz von ökonomischen Verhältnissen bedingte Form des aktiven schöpferischen und umgestalteten Verhaltens zur Wirklichkeit. Es ist aber unmöglich, die Kunst direkt aus dem Niveau der technischen oder ökonomischen Entwicklung abzuleiten. Die Veränderung aller ideologischen Formen wird durch die Entwicklung der materiellen Produktion und der Ökonomik bestimmt, doch wird sie nur in letzter Instanz durch sie bestimmt. Die Ökonomik (die Veränderung der ökonomischen Verhältnisse, die ökonomischen Entwicklungsbedürfnisse der Gesellschaft) bestimmt die Richtung, in der das gesellschaftliche Bewußtsein entwickelt und das angesammelte Material verändert wird. Darin besteht die bestimmende Rolle der Ökonomik in ihrem Verhältnis zur Entwicklung der Ideologie.

Ebenso kann kein Bereich der Ideologie zum Produkt persönlicher Genialität erklärt werden, wie groß auch die Bedeutung des individuellen Genies[138] eines Denkers bei der Ausarbeitung der Ideologie oder eines Künstlers beim künstlerischen Schaffen sein mag. Wenn einige moderne Theoretiker der Ästhetik behaupten, die Kunst sei nur vom Willen des Künstlers abhängig, die Malerei widerspiegele die wirkliche Welt nicht, sondern schaffe sie, und der große Künstler sei im «Museum seiner Einbildungskraft[139]» eingeschlossen, dann wiederholen sie alte, längst widerlegte idealistische Theorien. Wenn sie den Zusammenhang der Kunst mit dem gesellschaftlichen Leben ablehnen und die Ideenlosigkeit in der Kunst propagieren, so wollen sie, daß die Kunst die Volksmassen vom Kampf für ihre wesentlichen Interessen ablenken[140] soll. Denn die Kunst ist Macht. Das verstehen alle.

Übungen

XIV. Stellen Sie 10 Fragen zum Text В und betiteln Sie ihn.

XV. Geben Sie den Inhalt des Textes В kurz wieder.

Fragen für Fortgeschrittene

I. In welchem Jahrhundert wurde zum erstenmal das Wort Ästhetik gebraucht? (Siehe «Auflösungen». S. 104).

II. Wer von den großen deutschen Philosophen prophezeite in seinem philosophischen System den Untergang der Kunst?

III. Oft versuchte man, den Unterschied zwischen Philosophie und Literatur zu präzisieren. Einen Versuch unternahm auch W. Belinski. Sagen Sie bitte, worin dieser Versuch vor allem besteht.

IV. W.I. Lenin schrieb einige Abhandlungen über einen großen russischen Schriftsteller. Lenin nannte ihn den «Spiegel der Revolution». Um wen handelt es sich?

V. Als Aristoteles gefragt wurde, warum man sich in der Nähe des Schönen so wohl fühle, antwortete er: «Frage einen Blinden!»

Sagen Sie bitte, was Aristoteles damit wohl meinte.

VI. Können Sie dieses lateinische Sprichwort übersetzen: «Ars longa, vita brevis»? Was ist der Sinn des Sprichwortes?

VII. Wie verstehen Sie diese geflügelten Worte von Shakespeare (Hamlet, II):

«Mehr Inhalt, weniger Kunst».

Übungen

XVI. Lesen Sie den nachstehenden Text. Lernen Sie ihn eventuell auswendig.

Engels über Tschernyschewsкi und Dobroljubow

Ein Land, das zwei Schriftsteller von der Größe Dobroljubows und Tschernyschewskis, zwei sozialistische Lessings, hervorgebracht hat, geht darum nicht zugrunde, weil es auf einmal einen Humbug[141] wie Bakunin erzeugt und einige unreife Studentchen, die sich mit großen Worten froschartig aufblähen und schließlich sich untereinander auffressen. Und auch unter den jüngeren Russen kennen wir Leute von ausgezeichneter theoretischer wie praktischer Begabung und hoher Energie, Leute, die vor den Franzosen und Engländern vermöge ihrer Sprachkenntnisse die intime Bekanntschaft mit der Bewegung der verschiedenen Länder, vor den Deutschen die weltmännische Gewandtheit voraushaben. Diejenigen Russen, welche die Arbeiterbewegung verstehen und mitmachen, können es nur als einen ihnen geleisteten Dienst ansehen, daß man sie von der Mitverantwortlichkeit für die bakuninistischen Schurkereien befreit hat.

Engels, Flüchtlingsliteratur
Lifschitz, S. 235

§ 8.

Marxismus und Atheismus

Text А

(Klaus – Buhr, S. 47 – 51)

1. Der Begriff «Atheismus» unterlag in der geschichtlichen Entwicklung unterschiedlichen Deutungen und Anwendungen. In den schriftlichen Zeugnissen der Religionsgeschichte mangelt[142] es nicht an Hinweisen, daß er in polemischer und diskriminierender Absicht zur Kennzeichnung von Menschen, Stämmen, Völkerschaften verwendet wurde, die den Glauben an Gott überhaupt bzw. an den Gott (oder die Götter) einer bestimmten Religion ablehnten. In der altgriechischen philosophischen Tradition, aus der sich das Wort «Atheismus» herleitet, fand der Begriff «Atheismus» Anwendung auf die Nichtanerkennung der Götter des Staatskultus (Platon, Gesetze X). In der christlichen Tradition des Mittelalters und der Neuzeit wird er – dem Ausschließlichkeitsanspruch zufolge[143], den das Christentum mit nahezu jeder Religion teilt – sowohl auf fremdreligiösen Glauben, auf Häresien wie auf die bewußte Leugnung und Bestreitung jeglicher Gottesvorstellung bezogen. Im Sinne der Leugnung einer personalen Gottesvorstellung wird in der bürgerlich-christlichen Religionsgeschichtsschreibung neuerer Zeit vielfach der Buddhismus und der chinesische Taoismus als atheistisch bezeichnet.

Auf den Errungenschaften der Naturwissenschaften baute der bürgerliche Atheismus des französischen Materialismus des 18. Jahrhunderts (Diderot, Holbach, Lamettrie, Helvétius) auf. Seine Zeit war gekennzeichnet durch die Vorbereitung der klassischen bürgerlichen Revolution. Der Kampf gegen die religiöse Weltanschauung und den Klerikalismus erlangte dadurch große Breite und besondere Schärfe und nahm auf dem Boden des philosophischen Materialismus einen ausgesprochen streitbaren atheistischen Charakter an. In ihrer Kritik entlarvten die französischen Materialisten die Kirche und Religion als die wesentlichste ideologische Stütze des Despotismus und der Tyrannei, die durch die von ihr vertretene Weltanschauung Unwissenheit verbreitet, die Menschen einschläfert und zu einer sklavischen Unterwürfigkeit[144] erzieht, die der Quell aller sozialen Übel sei. Sie prangerten die Gewinnsucht der Aristokratie und des Klerus sowie den religiösen Betrug, der am Volk verübt wurde, an und unterstrichen die Verlogenheit der religiösen Moral. Ihre durch Tatsachen untermauerte Kritik machte die in den unteren Gesellschaftsschichten herrschenden Empörung gegen Kirche, Klerus und Aristokratie bewußt und zielstrebig[145] und trug zur Einigung der in Bewegung befindlichen antifeudalen Kräfte bei. Sie erschütterte die Grundlagen und die Autorität der herrschenden feudal-klerikalen Ideologie und bereitete den Boden für das Eindringen materialistischer und bürgerlich-demokratischer Anschauungen in das Bewußtsein der unterdrückten Klassen. Ihre «streitlustige, lebendige, talentvolle, geistreiche und offen das herrschende Pfaffentum attackierende Publizistik» (Lenin) war, trotz verschiedener vorwissenschaftlicher und naiver Vorstellungen, die sie enthielt, eine der bedeutendsten ideologischen Erscheinungen der Vorbereitungszeit der französischen bürgerlichen Revolution.

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138

das Genie [ʤe·n′i:] = Genialität [genialit′ε:t]

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139

die Einbildungskraft – сила воображения.

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140

ablenken – отвлекать.

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141

der Humbug – блеф, мистификация.

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142

mangelt es nicht an … – нет недостатка в …

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143

dem … zufolge – согласно, в соответствии с …

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144

die sklavische Unterwürfigkeit – рабская покорность.

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145

bewußt und zielstrebig machen – сделать осознанным и целенаправленным.