XIII. Sind diese Sätze inhaltlich richtig? Sagen Sie Ihre Meinung dazu. Gebrauchen Sie dabei die Wörter aus dem Text A.
1. Die Religion ist das Resultat der Verlogenheit der Geistlichen.
2. Die Ausbeuterklassen haben die Religion immer dazu benutzt, das arbeitende Volk zu unterdrücken.
3. In der sozialistischen Gesellschaft ist der Glaube Privatangelegenheit der Bürger.
XIV. Was bedeuten diese deutschen Sprichwörter? Können Sie russische Äquivalente finden?
1. Der Gott gibt wohl die Kuh, aber nicht den Strick[156] dazu.
2. Pfaffen[157] und Hunde verdienen ihr Brot mit dem Munde.
3. Priester lehren Gutes, nicht jeder aber tut es.
4. Der Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland.
XV. Stellen Sie 10 Fragen zum Text A.
XVI. Geben Sie die Hauptidee des Textes A kurz wieder.
XVII. Lesen Sie und übersetzen Sie den Text В ohne Wörterbuch.
Text В
Atheismus ist wissenschaftlich begründete Ablehnung des Glaubens an einen Gott oder mehrere Götter, an übernatürliche Kräfte und an das Jenseits[158]. Der Atheismus entwickelt sich mit den wachsenden Erkenntnissen der Wissenschaften und ist in der Regel mit historisch fortschrittlichen Gesellschaftsklassen und ihrer materialistischen Weltanschauung verbunden.
Das fortschrittliche philosophische und wissenschaftliche Denken hat von jeher gegen die Religion gekämpft. Einen bedeutenden Beitrag zur Befreiung des menschlichen Bewußtseins von religiösen Vorurteilen[159] haben die materialistischen Philosophen des Altertums, besonders Demokrit, Epikur und Lukretius Carus geleistet, die den religiösen Mythos von der Erschaffung der Welt durch Gott, von der Unsterblichkeit der Seele usw. ablehnten. Ihre Tradition ist von den Materialisten der Neuzeit, besonders von Spinoza und den französischen Materialisten des 18. Jahrhunderts, fortgesetzt worden. Diese waren entschiedene Kämpfer gegen Religion und Kirche. Sie haben besonders viel für die Befreiung des Verstandes von der Macht der religiösen Vorurteile getan. Aber die Religionskritik der alten Materialisten beruhte nicht auf der materialistischen Geschichtsauffassung. Die alten Materialisten sahen die Quelle der Religion hauptsächlich in der Unwissenheit der Menschen und in ihrem Betrug durch die Geistlichen. Sie begriffen nicht, daß die Religion tief im gesellschaftlichen Sein ihre objektiven Ursachen hat, und waren der Ansicht, daß die Religion ausschließlich durch Aufklärung überwunden werden könne.
Das Banner des kämpferischen Atheismus hat der Marxismus-Leninismus genommen. Gleichzeitig hat er den Kampf mit der Religion auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt. Er hat gezeigt, daß der Kampf gegen die Religion in der Klassengesellschaft nicht auf die bloße Aufklärung beschränkt werden darf. Der Kampf gegen die Religion muß vor allem ein Kampf gegen die sozialen Bedingungen sein, die die Religion erzeugen, gegen jene sozialen Kräfte, die die Religion stützen, um ihre Herrschaft zu festigen und die Massen zu unterdrücken.
Obwohl die kapitalistische Gesellschaft die religiösen Vorurteile unterstützt, verliert die Religion heute in den kapitalistischen Ländern immer mehr an Bedeutung. Die wissenschaftlich-atheistische Propaganda der fortschrittlichen Philosophen und Gelehrten hilft das Bewußtsein der Werktätigen von den religiösen Vorurteilen befreien.
In der UdSSR, wo der Sozialismus bereits gesiegt hat, existieren die Vorurteile als Überreste[160], die die alte Gesellschaft hinterlassen hat, aber auch infolge des Einflusses religiöser Organisationen, die schon jahrhundertelang bestehen. Ungenügendes Wissen von den Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Natur und Gesellschaft, von den Ursachen bestimmter natürlicher und sozialer Erscheinungen hemmt die Überwindung dieser Überreste.
Die Festigung des Sozialismus, die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Werktätigen, die systematische und kluge wissenschaftlich-atheistische Propaganda, die keine Verletzung[161] der Gefühle der Gläubigen zuläßt, führen Schritt für Schritt zur vollständigen Überwindung der religiösen Vorurteile.
In der sozialistischen Gesellschaft ist die führende Form des gesellschaftlichen Bewußtseins die Wissenschaft – die marxistisch-leninistische wissenschaftliche Weltanschauung und die konkreten Einzelwissenschaften von der Natur und der Gesellschaft. Die Anwendung der Wissenschaft wird zum entscheidenden Faktor für das Wachsen der gesellschaftlichen Produktivkräfte. Deshalb bestimmt das Programm der KPdSU die Richtung der theoretischen Forschungen in den wichtigsten Wissenschaften, vor allem der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie. Das Programm unterstreicht, daß die Gesellschaftswissenschaften die wissenschaftliche Grundlage für die Leitung der gesellschaftlichen Entwicklung sind.
In der sozialistischen Gesellschaft ist der Glaube Privatangelegenheit[162] der Bürger. Glaubens- und Gewissensfreiheit ist verfassungsmäßig[163] garantiertes Recht, sich eine Religion oder eine nichtreligiöse Weltanschauung zu wählen.
Übungen
XVIII. Stellen Sie einen Plan etwa aus 7 Thesen zusammen.
XIX. Erzählen Sie den Text В nach.
Fragen für Fortgeschrittene
1. Wessen Worte sind das:
«Gib mir einen Punkt außerhalb der Erde, an dem ich stehen kann, so will ich sie bewegen»?
2. Die Institution für den Gottesdienst bei verschiedenen Völkern heißt auf Russisch immer anders:
мечеть, костёл, синагога, кирха, пагода usw.
Wie meinen Sie, warum wir nicht einfach «церковь» (bzw. Kirche) für alle Institutionen sagen?
Vier historische Anekdoten
Den auf dem Totenbette liegenden Voltaire wollte ein fanatischer Geistlicher bekehren[164]. «Glauben Sie an die Göttlichkeit Jesu Christi?» rief er ihm zu. Voltaire entgegnete: «Im Namen Gottes, sprechen Sie, mein Herr, mir nicht mehr von diesem Menschen und lassen Sie mich im Frieden sterben!»
Als Laplace (1749 – 1827) seine «Himmelsmechanik» dem Kaiser Napoleon überreicht hatte, fragte ihn dieser, warum er in dem Buche nicht von Gott spreche.
«Sire», antwortete Laplace, «ich hatte diese Hypothese nicht nötig!»
Ein Kandidat[165] der Theologie wollte gern eine Arbeitsstelle haben, wurde aber immer zurückgestellt, weil er keine einflußreichen Verbindungen hatte. So meldete er sich eines Tages direkt bei Friedrich II. (dem Zweiten). Dieser fand ihn klug und unterrichtet und versprach ihm seine Hilfe, wenn er am nächsten Sonntag in seinem Beisein über einen Text predigen[166] wollte, den er erst auf der Kanzel[167] erhalten sollte.
Der Kandidat nahm hocherfreut den Vorschlag an, und bestieg am Sonntag freilich wohl mit etwas klopfendem Herzen die Kanzel. Er sprach ein kurzes Gebet[168] und nahm dann aus den Händen des Kirchendieners das Blatt, auf welchem er einen guten Text zu finden hoffte. Als er es aber öffnete, las er nur das Wort: «Nichts». Jetzt fing er an: «Geliebte Zuhörer, wir wollen heute den Inhalt des Wortes „nichts“ betrachten, denn „aus nichts hat Gott die Welt geschaffen“, wie wir im ersten Buche von Moses geschrieben finden».