Kehren wir zu der am Anfang gestellten Frage zurück. Der Zug zur Abstraktion in der Naturwissenschaft beruht also letzten Endes auf der Notwendigkeit, weiterzufragen, auf dem Streben nach einem einheitlichen Verständnis. GOETHE beklagte dies einmal im Zusammenhang mit dem von ihm geprägten Begriff des «Urphänomens». Er schreibt in der Farbenlehre: «Wäre denn aber auch ein solches Urphänomen gefunden, so bleibt immer noch das Übel, daß man es nicht als ein solches anerkennen will, daß wir hinter ihm und über ihm noch etwas Weiteres aufsuchen, da wir doch hier die Grenze des Schauens eingestehen sollten».
GOETHE hat deutlich gespürt, daß man dem Schritt in die Abstraktion nicht entgehen kann, wenn man weiterfragt. Was er mit dem Wort «über ihm» andeutet, ist eben die nächsthöhere Stufe der Abstraktion. GOETHE will sie vermeiden; wir sollen die Grenze des Schauens eingestehen, sie nicht überschreiten, weil hinter dieser Grenze das Schauen unmöglich wird und der Raum des von der sinnlichen Erfahrung abgelösten konstruktiven Denkens beginnt. Dieser Raum ist GOETHE immer fremd und unheimlich geblieben, wohl vor allem, weil ihn das Grenzenlose dieses Raumes schreckte. Von der hier sichtbaren grenzenlosen Weite konnten nur Denker ganz anderer Struktur als GOETHE angezogen werden. Von NIETZSCHE stammt der Satz: «Das Abstrakte ist für viele eine Mühsal, – für mich an guten Tagen ein Fest und ein Rausch». Aber die Menschen, die über die Natur nachdenken, fragen weiter, weil sie die Welt als Einheit begreifen, ihren einheitlichen Bau verstehen wollen. Sie bilden zu diesem Zweck immer umfassendere Begriffe, deren Zusammenhang mit dem unmittelbaren sinnlichen Erlebnis nur schwer zu erkennen ist – wobei aber das Bestehen eines solchen Zusammenhangs unabdingbare Voraussetzung dafür ist, daß die Abstraktion überhaupt noch Verständnis der Welt vermittelt.
Quellennachweis
1. Klaus G., Вuhr M. Philosophisches Wörterbuch, Leipzig, 1965.
2. Steiniger H. Dialektik – Wissenschaft und Waffe. Berlin, 1966.
3. Erlenbach E., Ihlefeld U., Zehner K. Einführung in die Psychologie für Lehrer und Erzieher. Berlin, 1966.
4. Feist P.H. Prinzipien und Methoden marxistischer Kunstwissenschaft, Leipzig, 1968.
Grundlagen der marxistischen Philosophie. Nach der zweiten, überarbeiteten und ergänzten russischen Ausgabe. Berlin, 1966.
Heisenberg W. Die Abstraktion in der modernen Naturwissenschaft. Aus der Zeitschrift «Wissenschaft und Fortschritt» (DDR), 1964, Nr. 3, S. 100 – 105.
Die Aussprache einiger Eigennamen
d’Alembert | [alãb′e:r] | Даламбéр |
Archimedes | [arci·mé:dǝs] | Архимéд |
Aristoteles | [arIsto:te·lǝs] | Аристóтель |
Berkeley | [bá:rkli] | Бéркли |
Descartes | [dεkárt] | Декáрт |
Fourier | [fur′je:] | Фурьé |
Gandhi | [g′andi·] | Гáнди |
Gounod | [gun′o:] | Гунó |
Goya | [g′o·ja] | Гóйя |
Jesus | [′e:zus] | Иисýс |
Jordaens | [j′o:rda:ns] | Йорданс |
Lukretius Carus | [lukr′e·tius k′a:rus] | Лукрéций Кар |
More | [mo:r] | Мор |
Mounier | [munj′e:] | Муньé |
Napoleon | [nap′o:·le·ǝn] | Наполеóн |
Nobel | [no·b′e:l] | Нóбель |
Owen | [o:′in] | Óуэн |
Peano | [pe:′ano·] | Пеáно |
Platon | [plat′o:n] | Платóн |
Proudhon | [prudõ:] | Прудóн |
Raffael | [r′afae:l] | Рафаэль |
Russell | [rasǝl] | Рáссел |
Saint-Simon | [sε–si·mõ:] | Сен-Симóн |
Seneca | [s′e:ne·ka:] | Сенéка |
Shakespeare | [ʃeikspi·r] | Шекспир |
Sokrates | [z′okratǝs] | Сокрáт |
Spinoza | [spin′o:tsa·] | Спинóза |
Thales | [t′a:lǝs] | Фáлес |
Thomas von Aquin | [t′o:mas fǝn ak′vin] | Фомá Аквинский |
van Dyck | [van dεik] | Ван Дейк |
Vieta oder Vièt | [vjet′a] oder [vje:t] | Виéт |
Voltaire | [vↄlt′ε:r] | Вольтéр |
Whitehead | [waithεd] | Уáйтхэд |
Xantippe | [ksant′ipә] | Ксантиппа |
Xenon | [ks′e·nↄn] | Ксенóн |