Die Idealisten beantworten diese Frage anders. Die einen (die sogenannten subjektiven Idealisten) betrachten das menschliche Bewußtsein als primär. Sie behaupten, daß der Mensch unmittelbar nur mit Erscheinungen seines eigenen Bewußtseins, mit Empfindungen, Begriffen usw. zu tun habe. Da der subjektive Idealismus die Existenz der objektiven Realität ablehnt und die Gegenstände für Komplexe von Empfindungen und Ideen erklärt, existiert für ihn auch keine objektive Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen.
Eine andere Richtung des Idealismus, der objektive Idealismus, hält einen Geist, eine Idee außerhalb des Menschen und unabhängig von ihm für das Primäre. Die objektiven Idealisten sehen zwar in der Natur eine bestimmte Ordnung, eine Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen, aber die Grundlage dieser Ordnung ist nach ihrer Meinung eine «absolute Idee». Diese absolute Idee ist jedoch nichts anderes als Gott, der die Welt geschaffen und ihr bestimmte Ziele gesetzt hat.
Welche philosophische Frage wir auch betrachten mögen, sei es die Frage nach der Ewigkeit der Welt, sei es die Frage nach ihrer Einheit, den Gesetzmäßigkeiten der Erscheinungen usw., wie wir an diese Fragen herangehen, hängt immer von der Beantwortung der Grundfrage der Philosophie ab. Hier liegt die Grenze zwischen den beiden Hauptrichtungen in der Philosophie, zwischen dem Materialismus und dem Idealismus.
Man könnte auf den ersten Blick sagen, daß die Grundfrage der Philosophie wegen ihrer Allgemeinheit mit dem Leben, mit der praktischen Tätigkeit der Menschen kaum etwas zu tun hat. Doch diese Vorstellung ist grundfalsch. Aus der Lösung dieser Frage ergeben sich bestimmte soziale Schlußfolgerungen: ein bestimmtes Verhältnis der Menschen zur Wirklichkeit, eine bestimmte Auffassung vom gesellschaftlichen Leben, den historischen Aufgaben, Moralprinzipien usw.
Übungen
XIV. Stellen Sie einen Plan des Textes zusammen.
XV. Geben Sie den Inhalt des Textes kurz wieder.
XVI. Wie groß ist Ihr Wortschatz? Lösen Sie diesen Test und Sie erfahren das. Die unten angegebenen Wörter sind mit Übersetzungen versehen, jedoch nur eine aus vier Varianten ist richtig. Unterstreichen Sie die richtige Übersetzung. Schlagen Sie aber bitte im Wörterbuch nicht nach. Erst am Ende der Lösung dürfen Sie auf Seite 21 nachsehen, wieviel Wörter Sie davon kennen und wie groß demnach Ihr passiver Wortschatz ist. Alle diese Wörter treffen Sie dann im §3. Viel Spaß!
1. berechtigt – a) гениальный, b) истинный, c) расчётливый, d) законный.
2. das Dasein – a) присутствие, b) бытие, c) одиночество, d) проездной билет.
3. entstellen – a) исчезать, b) дать пощёчину, c) существовать, d) исказить.
4. konsequent – a) термоядерный, b) последовательный, c) старомодный, d) лишний.
5. die Quelle – a) источник, b) базис, c) насекомое, d) одеяло.
6. die Umwelt – a) подвальное помещение, b) загробная жизнь, c) окружающая среда, d) компот.
7. unversöhnlich – a) неизвестный, b) первобытный, c) непроходимый, d) непримиримый.
8. vermögen – a) резко критиковать, b) мочь, c) пребывать в полубессознательном состоянии, d) гнаться за прибылью.
9. verkörpern – a) воплощать, b) зубрить, c) сопротивляться, d) идентифицировать.
10. die Vermutung – a) предрассудок, b) литературное произношение, c) заказ, d) предположение.
11. vervollkommnen – a) усовершенствовать, b) избегать, c) получать квартиру, d) гулять.
12. widerlegen – a) побеждать, b) болеть, c) опровергать, d) перепрыгивать.
Fragen für Fortgeschrittene
1. Nennen Sie den Namen des hervorragenden deutschen Denkers des XVII. Jahrhunderts, der zu beweisen suchte, daß die Welt aus den Monaden gebaut ist.
2. Welche philosophischen Richtungen bekommen ihren Namen von den folgenden Begriffen (lateinischer und anderer Herkunft)?
1) человек; 2) материя; 3) существование; 4) имя; 5) явление; 6) лицо; 7) действие; 8) весть; 9) природа; 10) представление, идея.
§ 3.
Entwicklung und Dialektik
Text А
(Steiniger, S. 7 – 19)
1. Was ist Dialektik? Muß man ein langjähriges Philosophiestudium absolvieren, um sie zu verstehen? Ist sie, wie die Gegner des Marxismus immer wieder behaupten, eine Art Sammlung von Tricks, mit deren Hilfe die Marxisten alles mögliche zu beweisen suchen?[32]
Nichts von alledem. Natürlich muß man die Dialektik studieren, denn sie ist eine Wissenschaft. Aber sie zu verstehen, ist jedem möglich, der sich ernsthaft müht[33], in sie einzudringen. Mit Gedankentricks, mit gedankenakrobatischen Spitzfindigkeiten[34] hat sie nichts zu tun.
Unsere Erfahrung lehrt uns täglich, daß sich alle Dinge und Erscheinungen unserer Umwelt – und wir mit ihnen – ständig verändern und entwickeln, auch wenn das nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist. Nichts befindet sich in absoluter Ruhe, nichts verharrt[35] in dauernder Unbeweglichkeit und Unveränderlichkeit. Um uns ist vielmehr ständig Entstehen von Neuem, Vergehen von Altem, mit einem Wort: Bewegung, Veränderung und Entwicklung.
Die alte Legende, die Erde mit allem, was auf ihr existiert, mit allen Tieren und Pflanzen, mit der ganzen Menschheit, sei von einer Gottheit aus dem Nichts erschaffen worden und existiere seit dem Schöpfungsakt unverändert, ist von der Wissenschaft längst widerlegt. Wissenschaftlich bewiesen ist hingegen tausendfach, daß die ganze Natur und die menschliche Gesellschaft «eine wirkliche Geschichte durchmacht»[36], wie Friedrich Engels schreibt. Diese «wirkliche Geschichte» ist das ununterbrochene Anderswerden[37] aller Dinge und Erscheinungen, ihre ständige Veränderung und Entwicklung.
Entwicklung ist eine fundamentale unumstößliche Naturgesetzmäßigkeit im weitesten Sinne des Wortes. Sie vollzieht sich überall – in der Natur, in der Gesellschaft und im Denken, und sie vollzieht sich zu allen Zeiten. Die Entwicklung erfaßt alle Dinge und Erscheinungen der materiellen Welt und auch unsere Gedanken, unsere Ansichten, unsere Theorien über die Welt und jede einzelne Erscheinung.
Wie sich Entwicklungsvorgänge in den verschiedensten Bereichen der Natur, der Gesellschaft und im Denken der Menschen vollziehen, untersuchen die verschiedensten Wissenschaften. Die Biologie und die Paläontologie erforschen nicht nur – um ein Beispiel zu nennen – die Entwicklung einer Pflanze vom Samenkorn[38] bis zum voll ausgebildeten Organismus, der seinerseits wieder Samenkörner trägt, sondern auch, wie sich im Verlaufe länger Zeiträume aus bestimmten Arten von Pflanzen und Tieren andere Arten herausbilden, wie sich Fauna und Flora der Erde im Verlaufe von Jahrzenhntausenden und Jahrmillionen verändert haben und weiter verändern.
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