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June sagte plötzlich:»Sie wollen das Ding mit nach Ipswich nehmen, nicht wahr? Um sein Auto zu finden, hab ich nicht recht?«

Ich nickte.»Lassen Sie uns hoffen, daß es funktioniert.«

«Oh, das muß es.«

«Es ist eine ziemlich große Stadt, und das Auto könnte überall stehen.«

«Ja«, sagte sie,»aber es muß doch irgendwo sein. Ich bin sicher, daß Sie’s finden werden.«

«Mm. «Ich sah in ihr strahlendes, intelligentes Gesicht.»Bitte erzählen Sie niemandem etwas von diesem Gerät, June«, sagte ich.

«Aber wieso denn nicht?«

«Weil jemand hier in dieses Büro eingebrochen ist«, sagte ich,»und etwas gesucht hat. Und weil wir nicht wissen, ob er’s gefunden hat. Sollte das nicht der Fall sein, weil sich das Gesuchte vielleicht in Grevilles Auto befindet, dann wäre es gut, wenn niemand mitbekäme, daß das Auto noch nicht gefunden worden ist. «Ich machte eine Pause.»Es wäre mir lieb, wenn Sie nichts sagten.«

«Auch nicht zu Annette?«

«Zu niemandem.«

«Aber das bedeutet ja, daß Sie glauben… Sie glauben.«

«Ich glaube im Grunde genommen gar nichts. Es ist nur um der Sicherheit willen.«

Sicherheit — das fand sie in Ordnung. Sie blickte weniger beunruhigt drein und war einverstanden, hinsichtlich des Autofinders Schweigen zu bewahren. Und ich hatte ihr nichts von dem Straßenräuber erzählen müssen, der mich niedergeschlagen hatte, um den Beutel mit Grevilles Sachen zu stehlen, was mir — rückblickend — immer weniger nach einem wahllosen Überfall und immer mehr nach einem ganz gezielten Unternehmen aussah.

Irgend jemand mußte gewußt haben, daß Greville sterben würde, dachte ich. Jemand, der einen Raubüberfall organisiert oder durchgeführt hatte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer das eine oder das andere getan haben könnte, aber es erschien mir durchaus möglich, daß einer von Grevilles Angestellten — ganz unwissentlich — in Hörweite empfindlicher Ohren geplaudert haben könnte. Was aber hätten seine Mitarbeiter ausplaudern können?

Greville hatte keinem von ihnen anvertraut, daß er Diamanten zu kaufen beabsichtigte. Und warum hatte er das nicht getan? Obwohl er verschwiegen war, waren Edelsteine nun einmal sein Geschäft gewesen.

Die Gedanken drehten sich nutzlos im Kreise, brachten mich nicht weiter. Der düsterste war der, daß sich irgend jemand nach dem Zusammenbruch des Baugerüstes auf die Suche nach Grevilles Auto begeben haben konnte — und daß ich vielleicht zwar Motor und Räder fand, das entscheidende Handschuhfach aber leer war.

Annette kam mit einer Hand voller Papiere herein, die, wie sie sagte, mit der Morgenpost gekommen seien und erledigt werden müßten — und zwar von mir, wie aus ihrem Verhalten deutlich zu ersehen war.

«Setzen Sie sich also zu mir«, sagte ich,»und erzählen Sie mir, worum es da jeweils geht.«

Da waren Briefe von Versicherungsfritzen, von Leuten, die um Spenden baten, von unzufriedenen Kunden, von Gemmologen, und ein Telegramm von einem Lieferanten in Hongkong, der mitteilte, daß er nicht mehr genug runde afrikanische Amethystkugeln der Größe 12 mm und der Qualitätsstufe AA vorrätig habe, und anfragte, ob wir statt dessen auch brasilianischen Amethyst nehmen würden.

«Was macht das denn für einen Unterschied?«fragte ich.»Ist das von Belang?«

Annette ließ angesichts meiner Ignoranz Kummerfalten sehen.

«Den besten Amethyst gibt es in Afrika«, sagte sie.»Der geht dann nach Hongkong oder Taiwan, wo er zu Kugeln geschliffen und poliert wird. Dann kommt er hierher. Der Amethyst aus Brasilien hat keine so schöne dunkle Färbung. Soll ich nun den brasilianischen Amethyst bestellen oder sollen wir warten, bis er mehr vom afrikanischen bekommt?«»Was meinen Sie?«fragte ich.

«Mr. Franklin hat immer entschieden.«

Sie sah mich ängstlich an. Es ist hoffnungslos, dachte ich. Ohne Wissen ist auch die einfachste Entscheidung unmöglich.

«Würden die Kunden denn statt des afrikanischen auch den brasilianischen akzeptieren?«fragte ich.

«Einige ja, andere nein. Der brasilianische ist viel billiger. Wir verkaufen jedenfalls auch eine Menge davon, in allen Größen.«

«Gut«, sagte ich,»wenn uns die afrikanischen Kugeln ausgehen, bieten wir den Kunden brasilianische an. Oder wir offerieren afrikanische in einer anderen Größe. Telegrafieren Sie dem chinesischen Lieferanten, daß er uns alle afrikanischen Kugeln AA/12 mm schicken soll, die er noch am Lager hat, und den Rest, sobald er kann.«

Sie sah erleichtert aus.»Genau das, was ich auch gemacht hätte.«

Und warum haben Sie’s dann nicht gesagt? dachte ich, aber es hatte gar keinen Sinn, sich zu ärgern. Wenn sie mir einen schlechten Rat gegeben hätte, hätte ich es ihr wahrscheinlich zum Vorwurf gemacht — von ihrem Standpunkt aus gesehen war es, wie ich annahm, wohl sicherer, sich nicht allzu weit vorzuwagen.

«Übrigens habe ich Prospero Jenks erreicht«, sagte sie.»Er meinte, er wäre heute um halb drei in seinem Geschäft in Knightsbridge, wenn Sie ihn zu sprechen wünschten.«

«Großartig.«

Sie lächelte.»Ich habe auch nichts von Pferden gesagt.«

Ich lächelte zurück.»Gut.«

Sie nahm die Briefe wieder an sich und mit in ihr Büro, um sie zu beantworten, und ich ging auf meiner Reise zum

Tresorraum von Abteilung zu Abteilung und sah allen eine Weile bei ihrer Arbeit zu. Alle waren befähigt und willig und dabei, sich dem Wechsel an der Führungsspitze langsam anzupassen, ihre Vorbehalte hinunterschluckend. Ich fragte, ob jemand so gut sein könne, mal zu Brad hinunterzugehen und ihm Bescheid zu sagen, daß ich ihn um zwei Uhr brauchen werde, vorher aber nicht — und schon lief June los und kam wie ein Bumerang wieder zurück.

Ich schloß den Tresorraum auf und fing beim Topas an — Tausende von glänzenden, durchsichtigen, glatten Steinen in den Farben des Regenbogens, manche größer als Eicheln, andere so klein wie Erbsen.

Keine Diamanten.

Danach jede nur denkbare Form und Größe von Granat, der, wie ich entdeckte, sowohl gelb und grün als auch rot sein konnte, und viele Schachteln voller Citrin.

Zweieinhalb Stunden faltete ich glänzende weiße Umschläge auf und wieder zusammen — und keine Diamanten.

Einmal wirbelte June mit einer umfangreichen Bestellung facettierter Steine herein, die sie mir kommentarlos reichte, und ich erinnerte mich daran, daß ja nur Greville und Annette Steine aus dem Tresorraum versandfertig gemacht hatten. Ich ging auf die Suche nach Annette und fragte sie, ob sie etwas dagegen habe, wenn ich ihr zuschaue. Das hatte sie nicht, und so beobachtete ich, wie sie sich durch die lange Liste durcharbeitete, aus zwanzig und mehr Schachteln heraussuchte, was verlangt wurde, und alles auf einem Regalbrett zusammentrug. Sie arbeitete schnell und sicher, wußte genau, wo alles zu finden war. Es sei ganz leicht, sagte sie, um mir Mut zu machen. Ich würde den Dreh schon bald raus haben. Mit Gottes Hilfe, dachte ich.

Nach einem weiteren von Junes Sandwich-Mittagessen ging ich um zwei Uhr zum Wagen hinunter und nannte

Brad die Adresse von Prospero Jenks in Knightsbridge.»Ein Geschäft irgendwo in der Nähe von Harrods«, sagte ich und stieg ein.

Er nickte, wand sich durch das Verkehrsgewühl und fand den Laden.

«Hervorragend«, sagte ich.»Diesmal werden Sie wohl ans Autotelefon gehen müssen, denn hier können Sie ja nirgends parken.«

Er schüttelte den Kopf. Er hatte sich diesem Ansinnen schon mehrfach widersetzt.

«Aber ja doch«, sagte ich.»Es ist wirklich ganz einfach. Ich schalte es Ihnen jetzt ein. Wenn es klingelt, heben Sie ab und drücken auf diesen Knopf hier, und schon können Sie mich hören. Klar? Ich rufe Sie an, wenn ich bereit zum Aufbruch bin, und dann kommen Sie einfach hierher zurück und holen mich wieder ab.«