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«Der hat einen Safe gesucht«, sagte einer der Polizisten und drehte eines der ruinierten Bilder herum.»Hatte Ihr Bruder hier einen? Wissen Sie das?«

«Ich habe keinen gesehen«, sagte ich.

Sie nickten und gingen nach oben. Das schwarz-weiße Schlafzimmer war auf die gleiche Weise durchwühlt worden wie die unteren Räume, ebenso das Badezimmer. Überall lagen Kleidungsstücke verstreut. Im Bad war der ganze Fußboden übersät mit Aspirin und anderen Pillen. Eine Zahnpastatube war von einer Schuhsohle breitgetreten worden. Im Waschbecken lag eine Dose Rasiercreme, und ihr Inhalt war teilweise in Kringeln auf den Spiegel gespritzt worden. Die Polizisten gaben mir zu verstehen, daß ich noch recht glimpflich davongekommen sei, habe der Eindringling doch nicht alles mit Sprüchen und Exkrementen beschmiert.

«Der hat also nach was Kleinem gesucht«, sagte der Polizist in Zivil.»Ihr Bruder handelte mit Edelsteinen, nicht wahr?«

«Ja.«

«Haben Sie selbst hier irgendwo Juwelen vorgefunden?«

«Nein, das habe ich nicht.«

Sie schauten in das ebenfalls auf dieser Etage liegende, unbewohnte Zimmer hinein und stiegen dann die Treppe weiter nach oben, um sich auch dort umzusehen, kamen aber schon bald wieder herunter und berichteten, daß dort nichts zu finden sei als leerer Raum. Eine einzige, riesig große Dachkammer, erklärten sie, als ich ihnen gestand, noch nie dort oben gewesen zu sein. Sei vielleicht mal ein Atelier gewesen, meinten sie.

Wir stiegen nun alle in das Zwischengeschoß im Keller hinab, wo wir in der Küche ein unbeschreibliches Chaos vorfanden. Jede einzelne Schachtel mit Cornflakes oder anderer Frühstückskost war ausgeleert, Mehl und Zucker ausgeschüttet und offensichtlich durch ein Sieb gegeben worden. Die Tür des Kühlschranks stand sperrangelweit offen, seine Innereien lagen ausgeweidet am Boden. Alle Flüssigkeiten waren in den Ausguß geschüttet worden, die Kartons und Flaschen lagen entweder leer oder in Scherben auf dem Abtropfbrett. Ich vermißte die Eiswürfel, aber die waren wahrscheinlich schon geschmolzen. Die Hälfte der auf dem Betonfußboden liegenden Teppichfliesen war weggerissen worden.

Die Polizisten gingen phlegmatisch umher, betrachteten sich alles, faßten aber nur wenig an, hinterließen nur ein paar Fußspuren in dem mehligen Staub.

Ich fragte unsicher:»Wie lange mag ich wohl bewußtlos gewesen sein? Wenn er das alles hier…«

«Zwanzig Minuten, würde ich sagen«, meinte der eine, und der andere nickte.»Er hat schnelle Arbeit geleistet, wie Sie sehen können. Am längsten hat er sich wahrscheinlich hier unten aufgehalten. Ich würde sagen, daß er gerade diese Teppichfliesen losgerissen und nach einem Fußbodensafe gesucht hat, als Sie den Alarm erneut auslösten. Ich schätze, er ist da in Panik geraten, hat sich gesagt, daß er sich schon zu lange hier aufgehalten habe. Und wenn Ihnen das was nützt — ich glaube außerdem, daß er, wenn er wirklich was Bestimmtes gesucht haben sollte, dies nicht gefunden hat.«

«Gute Nachricht, nicht wahr?«sagte der andere trocken und sah mich forschend an.

«Ja, natürlich. «Ich berichtete ihnen, daß am vergangenen Wochenende auch in die Büros der Firma Saxony Franklin eingebrochen worden war.»Wir konnten nicht mit Sicherheit feststellen, was sie da außer einem Adreß-büchlein noch geklaut haben. Wenn man das hier sieht«, sagte ich und deutete auf die Verwüstung,»wahrscheinlich gar nichts.«

«Einleuchtende Annahme«, sagte der eine.

«Wenn Sie wieder im Dunkeln herkommen«, riet der andere,»dann suchen Sie erst mit einer schön starken Taschenlampe den Garten ab, bevor Sie durch die Pforte gehen. Sieht ganz so aus, als habe er da auf Sie gewartet, im Schatten der Hecke versteckt und außerhalb der Reichweite von dem Mechanismus, der die Scheinwerfer einschaltet und der auf Körperwärme reagiert.«

«Danke«, sagte ich.

«Und schalten Sie die Alarmanlage wieder ein, wenn Sie gehen.«

«Ja.«

«Und ziehen Sie alle Vorhänge zu. Manchmal lungern Einbrecher weiter draußen rum, wenn sie nicht gefunden haben, worauf sie erpicht sind, und hoffen, daß die Hausbewohner, wenn sie nach Hause kommen, schnurstracks zu ihren Wertsachen laufen, um nachzusehen, ob sie noch da sind. Und dann kommen sie wieder, um sie zu stehlen.«

«Ich werde die Vorhänge zuziehen«, sagte ich.

Auf dem Weg nach draußen sahen sie sich noch im Garten um und fanden in der Nähe der Stelle, an der ich wieder zu mir gekommen war, einen halben Ziegelstein. Sie zeigten ihn mir. Er mache die ganze Angelegenheit zu einem Raubüberfall.

«Wenn Sie den Räuber erwischen«, sagte ich.

Sie zuckten die Achseln. So, wie die Dinge lägen, sei das nicht sehr wahrscheinlich. Ich dankte ihnen für ihr Kommen, und sie sagten, sie würden einen Bericht anfertigen, den ich den Versicherungen vorlegen könne, falls ich Schadensersatzansprüche geltend machen wolle. Dann zogen sie sich zu dem Polizeiwagen zurück, der draußen vor dem Tor in der zweiten Reihe geparkt stand, und fuhren davon, und ich schloß die Haustür, schaltete die Alarmanlage ein und fühlte mich deprimiert und dumm und kraftlos, wobei keine dieser drei Befindlichkeiten meiner normalen entsprach.

Die Polizisten hatten überall das Licht brennen lassen. Deshalb stieg ich langsam die Stufen zur Küche hinunter, um es zu löschen, aber als ich dann dort war, blieb ich eine Weile still stehen und dachte über die Unordnung und den möglichen Grund dafür nach.

Wer immer da gekommen war, war gekommen, weil seiner Ansicht nach die Diamanten irgendwo im Haus zu finden sein mußten. Ich nahm an, daß ich zumindest für diese Information dankbar sein sollte, und ich tendierte auch dazu, dem Polizisten Glauben zu schenken, der gemeint hatte, daß die Suche des Einbrechers nicht zum Erfolg geführt hätte. Ob ich wohl in der Lage wäre, zu finden, was er gesucht hatte, wenn ich etwas gründlicher nachschaute?

Ich hatte bei meinem ersten Besuch hier unten gar nicht so genau registriert, daß es sich bei dem roten Teppichboden eigentlich um Teppichfliesen handelte, waschbare Quadrate, die Geräusche besser dämpften und wärmer waren als herkömmliche Steinfliesen. Ich war im Haus meiner Eltern mit einem solchen Fußbodenbelag groß geworden.

Die einzelnen Fliesen, die plan lagen und genau paßten, waren nicht auf dem harten Untergrund festgeklebt worden, so daß der Eindringling keinerlei Schwierigkeiten gehabt hatte, sie wegzuziehen. Er war nicht sicher gewesen, ob es da wirklich einen Safe gab, dachte ich, denn wenn er das gewesen wäre, hätte er nicht den Zucker durchgesiebt. Und wenn er doch Erfolg gehabt und einen Safe gefunden hatte — was dann? Er hatte sich nicht die Zeit genommen, weitere Schritte zu unternehmen. Er hatte mich nicht umgebracht. Hatte mich nicht gefesselt. Mußte gewußt haben, daß ich wieder zu mir kommen würde.

Das Ergebnis meiner Überlegungen war, daß seine Sucherei eine sehr hektische und planlose gewesen sein mußte — was aber weder die Beule auf meinem Kopf noch meinen erneut mißhandelten Knöchel weniger schmerzhaft machte. Fleischwölfe hatten auch keinen Verstand. Und das durchgedrehte Fleisch, dachte ich niedergeschlagen, ebensowenig.

Ich zog die Vorhänge zu, wie mir aufgetragen worden war, bückte mich und nahm eine weitere rote Teppichfliese vom Fußboden auf, wobei ich an Grevilles Sicherheitskomplex dachte. Es würde ihm durchaus ähnlich sehen, einen Safe in das Fundament des Hauses einzulassen und ihn dann in irreführender Weise zuzudecken. Einen Safe in Beton einzubetten, wie es in dem Merkblatt beschrieben war. Die Menschen neigten zu dem Glauben, Safes müßten immer in Wände eingelassen sein — da waren Fußböden weit weniger offensichtlich und deshalb sicherer, wenn auch nicht so leicht zugänglich. Ich zog noch ein paar Fliesen beiseite, an meinen Schlußfolgerungen ebenso zweifelnd wie an meiner Zurechnungsfähigkeit.

Mich ließ das gleiche Gefühl weitermachen, das ich auch im Tresorraum gehabt hatte. Ich erwartete gar nicht, irgend etwas zu finden, aber es erschien mir auch töricht, mich nicht trotzdem und für alle Fälle zu vergewissern. Diesmal brauchte es nicht drei Tage, sondern eine halbe Stunde, bis alle Teppichfliesen beiseite gezogen waren, mit Ausnahme eines kleinen Fleckchens unter einem Teewagen. Unter diesem Teppichquadrat fand ich, als ich den Teewagen weggeschoben hatte, ein flaches, rundes, silbrig glänzendes Stück Metall, das mit dem Beton bündig abschloß und in das ein Ring eingelassen war, an dem man es hochheben konnte.