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«Was wollte Loder?«fragte er und trat zu mir.

«Er bot das Doppelte von dem, was ich von den Ostermeyers für >Dozen Roses< haben will.«

Milo riß die Augen auf.»Das Doppelte! Ohne zu wissen, wieviel das ist?«

«Stimmt.«

«Was wirst du tun?«

«Was glaubst du wohl?«fragte ich.

«Wenn du darauf eingegangen bist, dann schlag ich dich nieder.«

Ich lachte. Schon zu viele Leute hatten mich in der vergangenen Woche niedergeschlagen, und zweifellos konnte es Milo, was das anbetraf, mit jedem aufnehmen.

«Nun?«sagte er streitlustig.

«Ich habe ihm gesagt, er könnte mich mal.«

«Gut.«

«Mm, vielleicht. Aber du sorgst besser dafür, daß das Pferd sofort hergeholt wird. Wie wär’s mit morgen vormittag? Denn wir wollen doch nicht, daß er einen häßlichen Unfall hat und beim Pferdeschlächter landet, oder was meinst du?«

«Um Himmels willen!«Er war ganz entsetzt.»Das würde er nicht machen! Nicht Nicholas Loder.«

«Wohl nicht. Aber es kann auch nicht schaden, dafür zu sorgen, daß er gar nicht erst in Versuchung gerät.«

«Nein. «Er sah mich aufmerksam an.»Bist du okay?«fragte er plötzlich.»Du siehst nicht allzu gut aus.«

Ich erzählte ihm kurz, wie ich in Grevilles Garten niedergeschlagen worden war.»Diese Telefonanrufe, die du für mich entgegengenommen hast, waren nur dazu bestimmt sicherzustellen, daß ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftauchen würde. Und ich bin auch prompt in den Hinterhalt hineingelaufen und fühle mich, wenn du’s wissen möchtest, wie ein Riesenidiot.«

«Derek!«Er war sprachlos, aber dachte natürlich gleichzeitig auch sehr praktisch.»Das bedeutet doch nicht etwa, daß sich deine Rückkehr in den Sattel verzögert?«

«Nein, keine Sorge.«

«Hast du es auch den Ostermeyers erzählt?«

«Nein, behellige sie damit bloß nicht. Sie mögen es gar nicht, wenn ich nicht fit bin.«

Er nickte in vollstem Einverständnis. Für Martha — und in geringerem, aber immer noch beträchtlichem Maße auch für Harley — schien der Besitz des Jockeys genauso wichtig zu sein wie der des Pferdes. Ich war dieser Sicht der Dinge schon ein paarmal begegnet und hatte sie nie unterschätzt — sie waren die besten Besitzer, die man sich als Jockey wünschen konnte, auch wenn sie zu den for-derndsten gehörten. Eine solche» Liebe «konnte aber sehr schnell vergehen, ja, sich in eine schädigende Abneigung verwandeln, wenn man ihr nicht absoluten Vorrang einräumte, weshalb ich nie und nimmer wegen eines möglichen Profits beim Verkauf von >Dozen Roses< meinen Platz im Sattel von >Dattelpalme< aufs Spiel setzen würde. Es war rationaler handelnden Menschen nur schwer zu erklären, aber ich ritt — wie wohl jeder Steeplechase-Jockey

— diese Rennen nicht, um dadurch zu Geld zu kommen, obwohl das Geld schon ganz nett und im übrigen auch wohlverdient war.

Als Martha und Harley schließlich die Fragen zu und die Bewunderung von >Dattelpalme< ausgingen, kehrten wir alle ins Haus zurück, nahmen zu Drinks in Milos behaglichem Wohnzimmer Platz, riefen meinen mit Vollblutpferden handelnden Freund an, um seine Meinung einzuholen, und einigten uns endlich auf einen Preis, der unter dem von ihm vorgeschlagenen blieb. Milo strahlte. Martha klatschte vor Freude in die Hände. Harley zog sein Scheckheft hervor und schrieb sehr sorgfältig» Saxony Franklin Ltd. «hinein.

«Alles vorbehaltlich eines veterinärmedizinischen Attests«, sagte ich.

«Aber ja doch, mein Lieber«, stimmte Martha lächelnd zu.»Als wenn Sie uns je eine Niete andrehen würden.«

Milo holte die den Besitzerwechsel besiegelnden Urkunden herbei, die Martha und Harley und ich unterzeichneten, und versprach, die Veränderung gleich morgen früh bei Weatherby eintragen zu lassen.

«Gehört >Dozen Roses< jetzt uns?«fragte Martha mit glänzenden Augen.

«So ist es«, sagte Milo.»Vorausgesetzt, daß er am Leben und in einwandfreier Verfassung ist, wenn er hier eintrifft. Wenn nicht, ist der Kaufvertrag gegenstandslos, und er gehört weiterhin Saxony Franklin.«

Ich fragte mich kurz, ob er wohl versichert sei. Hätte das nicht gern erst auf die harte Tour herausgefunden.

Da das Geschäftliche erledigt war, fuhr Milo mit uns allen zum Lunch in ein nahegelegenes Restaurant, das wie üblich mit Leuten aus Lambourn gefüllt war — Martha und Harley hielten als die neuen Besitzer des Gold CupGewinners >Dattelpalme< glanzvoll Hof und hatten ganz rosige Gesichter vor lauter Zufriedenheit über die Komplimente, die man ihnen ihres Kaufes wegen machte.

Ich beobachtete diese angeregten Gesichter — ihres rund geworden, aber immer noch hübsch unter dem blond getönten Grauhaar, seines auf eine gröbere Weise attraktiv, zeigte sein kantiger Kiefer doch Ansätze zu Hängebäckchen. Beiden waren ihre sechzig und mehr Jahre durchaus anzusehen, aber beide legten eine Begeisterung und Freude an den Tag, die fast etwas Kindliches hatten, was der müden alten Welt keineswegs zum Schaden gereichte.

Nach dem Mittagessen fuhr uns Milo zurück zum Daimler und zu Simms, der in einem Pub etwas gegessen hatte, und Martha gab Milo einen Kuß, halb flirtend, halb aus echter Zuneigung. Er hatte die Ostermeyers mit Banden des Charmes an seinen Stall gefesselt, und alles, was wir jetzt noch brauchten, war, daß die Pferde weiterhin siegten.

Milo sagte kurz» Danke «zu mir, als wir ins Auto stiegen, aber in Wahrheit wollte ich ja auch, was er wollte, war der geglückte Versuch, die Ostermeyers seinem Stall zu erhalten, ein Joint Venture gewesen. Wir fuhren aus dem Hof hinaus, und Martha winkte und machte es sich dann unter Gemurmel und leisen Bekundungen der Freude in ihrem Sitz bequem.

Ich beschrieb Simms den Weg nach Hungerford, wo er mich absetzen sollte, und das Auto schnurrte mit sonntagnachmittäglicher Schläfrigkeit dahin.

Martha sagte irgend etwas, das ich nicht genau verstehen konnte, und ich blickte zwischen den beiden Kopfstützen hindurch nach hinten, sah zu ihr hin und bat sie, es mir zu wiederholen. Ich bemerkte, wie blitzartig das nackte Entsetzen in Harleys Gesicht trat, und schon schoß der Wagen, außer Kontrolle geraten, mit einem Knall und lautem Krachen über die Straße auf eine Mauer zu, und plötzlich war überall Blut und zersplittertes Glas, und wir prallten von der Mauer ab und wurden zurück auf die Straße geschleudert, genau vor einen fünfzigsitzigen Reisebus, der hinter uns gefahren war und jetzt über uns kam wie ein herabstürzender Felsbrocken.

Kapitel 12

In dem Bruchteil der Sekunde, der dem Augenblick vorausging, in dem die Frontpartie des Busses in die Seite unseres Wagens krachen würde, auf der ich saß und gleichsam in Einzelbildern wahrnahm, wie die Tonnen hellbemalten Metalls unerbittlich auf uns losdonnerten, war ich felsenfest davon überzeugt, daß ich im nächsten Augenblick zu Brei zerquetscht werden würde.

Es war keine Zeit mehr für Reue oder Zorn oder irgendwelche anderen Gefühle. Der Bus rammte den Daimler, drehte ihn wieder in Fahrtrichtung, und beide Fahrzeuge kreischten zusammen die Straße entlang, in absurder Weise Rad an Rad, der weiße Kotflügel des Busses tief in die Motorhaube des schwarzen Daimlers gegraben, der Lärm und das Stoßen zu gewaltig, um denken zu können, die Schnelligkeit von allem wahrhaft beängstigend und der nahe Tod eine bloß noch aufgeschobene Unausweichlich-keit.

Die Massenträgheit machte, daß beide Fahrzeuge schließlich zum Stehen kamen, wobei sie nun die Straße in ihrer gesamten Breite blockierten. Um die Kurve und auf uns zu kam ein Familienauto, ein Kombi, der viel zu schnell fuhr, um auf der noch verbliebenen Strecke anhalten zu können. Der Fahrer bremste in seiner Hektik so scharf, daß der Wagen herumschleuderte und seitlich mit einem grauenvollen Stoß und knirschenden Scheppern auf die Front des Daimlers traf, während irgendwo hinter uns