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Die Ostermeyers waren nach Swindon ins Krankenhaus gebracht worden, damit ihr Schock, ihre Prellungen und ihre Kopfverletzungen behandelt werden konnten. Von dort aus hatten sie, ein wenig wieder zu sich gekommen, Milo angerufen und ihm erzählt, was passiert war, und er hatte ihnen aus spontaner Hochherzigkeit, aber auch, wie ich vermutete, aus gesundem Geschäftsinteresse gesagt, daß sie die Nacht bei ihm bleiben sollten und er sie gleich abholen werde. Die drei waren gerade im Aufbruch begriffen, als nun ich dort eintraf.

Martha machte einen vorhersehbaren Wirbel um meine Errettung, aber gleichzeitig sah sie so erschöpft aus, wie ich mich fühlte, und war’s am Ende dann doch zufrieden, an Harleys Arm zur Tür geleitet zu werden.

Milo kam nochmal die Treppe herauf und sagte:»Wenn du magst, komm doch auch. Ein Bett findet sich immer.«

«Danke, ich melde mich.«

Er sah mich an.»Stimmt es, daß Simms erschossen wurde?«

«Mm.«

«Hättest auch du sein können.«

«Fast war ich’s ja auch.«

«Die Polizei hat schon hier die Aussagen von Martha und Harley zu Protokoll genommen, wie’s scheint. «Er schwieg und sah zu den beiden hin, die gerade an der Tür angekommen waren.»Ich muß los. Was macht der Knöchel?«

«Werde planmäßig wieder reiten.«

«Gut.«

Er eilte davon, und ich brachte die routinemäßigen Formalitäten hinter mich, aber mir fehlte nichts, was nicht auch die Anwendung von ein wenig Zeit heilen würde, und so wurde ich als Patient ziemlich schnell wieder entlassen und statt dessen aufgefordert, der Polizei eine detaillierte Aussage zu liefern. Ich konnte den Beamten nicht sehr viel mehr als beim ersten Mal sagen, aber ein paar von ihren Fragen waren doch einigermaßen beunruhigend.

Könnte aus bestimmten Gründen auf uns geschossen worden sein?

Mir seien solche Gründe nicht bekannt.

Wie lange sei der Wagen, den der Mann mit der Pistole gelenkt habe, vor uns hergefahren?

Ich könne mich daran nicht erinnern, hätte nicht darauf geachtet.

Könnte irgend jemand gewußt haben, daß wir zu dieser Zeit auf dieser Straße unterwegs sein würden?

Ich sah den Polizisten groß an. Möglicherweise jeder, der zum Mittagessen in dem Restaurant gewesen sei. Jeder hätte uns von da bis zu Milos Haus folgen, auf unsere Abfahrt warten, uns überholen und sich dann wieder überholen lassen können. Aber warum und wozu?

Wer könnte es noch gewußt haben?

Vielleicht der Autoverleih, bei dem Simms gearbeitet habe.

Wer noch?

Milo Shandy, aber der würde so wenig auf die Ostermeyers schießen wie auf sich selbst.

«Mr. Ostermeyer sagte uns, daß die Pistole auf Sie gerichtet gewesen sei, Sir.«

Bei aller gebotenen Achtung vor Mr. Ostermeyer sei doch zu sagen, daß er durch das ganze Auto habe schauen müssen, daß beide Wagen in Bewegung gewesen seien und dies noch dazu mit wahrscheinlich unterschiedlicher Geschwindigkeit, weshalb ich nicht glaube, daß man da absolut sicher sein könne.

Könne ich mir irgendeinen Grund denken, warum mich irgend jemand umbringen wolle?

Mich persönlich? Nein… das könne ich nicht.

Sie stürzten sich auf mein kurzes Zögern, das auch ich in meiner Stimme hatte hören können, und ich sagte ihnen, daß ich am Abend vorher überfallen und niedergeschlagen worden sei. Ich berichtete ihnen von Grevilles Tod. Ich erzählte ihnen, daß er als Edelsteinhändler mit Edelsteinen Handel getrieben habe. Ich sei der Ansicht, so sagte ich ihnen, daß der Angreifer versucht habe, einen bestimmten Teil der Bestände zu finden und zu entwenden. Aber ich hätte keine Ahnung, warum dieser potentielle Dieb mich heute hätte erschießen wollen, wo er mir doch gestern mit Leichtigkeit den Schädel hätte einschlagen können.

Sie schrieben das alles kommentarlos mit. Ob ich eine Ahnung hätte, wer mich gestern abend attackiert habe?

Nein, nicht die geringste.

Sie sagten nicht, daß sie mir nicht glaubten, aber irgend etwas in ihrem Verhalten vermittelte mir doch den Eindruck, als seien sie der Auffassung, daß jemand, der im Verlauf von zwei Tagen zweimal angegriffen worden war, einfach wissen müsse, wer es da auf ihn abgesehen hatte.

Ich wäre sehr gern in der Lage gewesen, ihnen das zu sagen. Denn es war, wenn nicht ihnen, so doch mir gerade klargeworden, daß durchaus noch weiteres folgen konnte.

Das sollte ich wohl besser bald herausfinden, dachte ich.

Besser nicht zu spät.

Kapitel 13

Ich begab mich weder zu Milo noch in mein eigenes Bett, sondern blieb in einem anonymen Hotel in Swindon, wo mich unbekannte Feinde nicht finden würden.

Der Drang, einfach nach Hause zu gehen, war stark, als bedeute der Rückzug in die eigene Höhle Sicherheit, aber ich dachte mir, daß ich dort dann wahrscheinlich die ganze Nacht unruhig wachliegen würde, und das, wo mich nach nichts mehr verlangte als nach Schlaf. Alles in allem waren es ja ziemlich harte zehn Tage gewesen, und wie leicht mein Körper sonst auch Stöße und Schläge verkraften mochte, so bewirkte ihre Häufung denn doch ein gesteigertes Bedürfnis nach Ruhe.

REH, dachte ich sarkastisch — REH war das Akronym für die beste Methode, Sportverletzungen auszuheilen: Ruhe, Eis, Hochlegen. Ich schien zwar nur selten in der Lage zu sein, alle diese Elemente zusammenzubringen, kam aber auf die eine oder andere Weise doch zu jedem einzelnen. Da für das Hochlegen gesorgt war, rief ich Milo vom Hotel aus an, um ihm zu sagen, daß ich nicht kommen werde, und erkundigte mich, wie es Martha und Harley gehe.

«Sie sind noch sehr wacklig. Das muß wirklich eine Wahnsinnskarambolage gewesen sein. Martha bricht immer wieder in Tränen aus. Wie sie erzählte, fuhr ein Auto hinten auf den Bus auf und zwei Leute in dem Wagen erlitten grauenvolle Verletzungen. Sie hat sie gesehen, und das belastet sie fast ebenso wie das Wissen, daß Simms er-

schossen worden ist. Kannst du nicht herkommen und sie trösten?«

«Du und Harley, ihr könnt das viel besser.«

«Sie hat gedacht, du würdest auch sterben. Sie hat einen schlimmen Schock. Du solltest wirklich herkommen.«

«Sie haben ihr im Krankenhaus doch ein Beruhigungsmittel gegeben, oder nicht?«

«Doch«, stimmte er widerwillig zu.»Und Harley auch.«

«Also… dann bring sie mal dazu, daß sie schlafen. Ich komme morgen früh, hole sie ab und bringe sie in ihr Hotel in London. Wird das genügen?«

Er meinte zögernd, daß er es annehme.

«Sag ihnen gute Nacht von mir«, sagte ich.»Sag ihnen, daß ich sie einfach großartig finde.«

«Wirklich?«Er klang überrascht.

«Es schadet doch wohl nichts, das zu sagen.«

«Zyniker.«

«Ganz im Ernst«, sagte ich.»Sie werden sich besser fühlen, wenn du’s ihnen sagst.«

«Na gut. Also, dann seh ich dich zum Frühstück.«

Ich legte auf und rief nach einigem Nachdenken wenig später Brad an.

«Himmel«, sagte er,»Sie warn bei dem Unfall dabei.«

«Wie haben Sie davon erfahren?«fragte ich erstaunt.

«Im Pub. Rede von Hungerford. Noch so’n Verrückter. Hat alle aufgerüttelt. Mama will nich mehr vor die Tür.«

Es hatte seine Zunge losgerüttelt, dachte ich amüsiert.

«Haben Sie mein Auto noch?«fragte ich.