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«Ist Ihr Partner mit der Koningin Beatrix nach Harwich gereist?«

«So ist es, Monsieur.«

«Und er hatte da die Diamanten bei sich?«

«Jawohl, Monsieur. Und er brachte sie von dort wieder mit. Wir werden nun auf weitere Anweisungen von Ihnen warten.«

Ich holte tief Luft. Zumindest zwanzig der Steine waren in Sicherheit. Fünf fehlten. Fünfundsiebzig waren… ja, wo?

Der Herr in Antwerpen sagte:»Es ist überaus bedauerlich, daß Monsieur Franklin die geschliffenen Steine nicht mehr gesehen hat. Sie ließen sich gut bearbeiten. Zwölf Tropfen von großer Leuchtkraft, bemerkenswert vor allem bei dieser Färbung. Acht waren für Tropfen ungeeignet, wie wir Monsieur Franklin auch mitgeteilt haben, aber als Sterne sehen sie sehr hübsch aus. Was sollen wir nun mit ihnen machen, Monsieur?«

«Wenn ich mit dem Juwelier gesprochen habe, für den sie geschliffen wurden, werde ich Ihnen Bescheid geben.«

«Sehr wohl, Monsieur. Und unsere Rechnung? Wohin sollen wir die schicken?«Er nannte taktvoll den fälligen Betrag.

«An die Firma«, sagte ich, und die Aussicht ließ mich aufseufzen.»Schicken Sie sie an mich und kennzeichnen Sie den Brief als >persönlich<.«

«Sehr wohl, Monsieur.«

«Und ich danke Ihnen«, sagte ich.»Sie sind mir eine große Hilfe gewesen.«

«Stets zu Ihren Diensten, Monsieur.«

Ich legte langsam den Hörer auf die Gabel, um zwölf funkelnde Tropfen reicher, die dazu ausersehen waren, im Sonnenschein zu hängen und zu strahlen, und auch noch um acht Sterne, die vielleicht von einem Phantasiestück aus Bergkristall herab schimmern würden. Besser als gar nichts, aber nicht genug, um das Unternehmen zu retten.

Auf meine Krücken gestützt, begab ich mich auf die Suche nach Annette und bat sie, nach Prospero Jenks zu fahnden, wo immer er stecken mochte, und einen neuen Termin mit ihm zu vereinbaren, wenn möglich noch am heutigen Nachmittag. Dann ging ich — Grevilles Tip folgend — hinunter in den Hof und rief von meinem Autotelefon aus seinen Steuerberater an.

Brad, der in einer Zeitschrift für Golfer las, schenkte mir keine Beachtung.

Ob er denn Golf spiele, fragte ich ihn.

Nein, das tue er nicht.

Der Steuerberater bestätigte sehr entgegenkommend, daß er Umschläge sowohl von meinem Bruder als auch aus Antwerpen erhalten und weisungsgemäß ungeöffnet verwahrt habe und auf weitere Instruktionen warte.

«Sie werden sie für die Gesamtabrechnung brauchen«, sagte ich.»Würden Sie sie also bitte noch bei sich behalten?«

Das sei absolut kein Problem.

«Ich hab’s mir gerade noch mal überlegt«, sagte ich,»und möchte Sie doch bitten, alle Umschläge zu öffnen und mir zu sagen, von wem die Antwerpener Briefe stammen.«

Wiederum überhaupt kein Problem — die Briefe stammten alle entweder von Guy Servi, dem Sightholder, oder von Maarten-Pagnier, den Diamantschleifern. Nichts von einer anderen Firma. Also auch keine anderen, sicheren Häfen für fünfundsiebzig Steinchen.

Ich dankte ihm, betrachtete Brad, der sich einen gelehrten Vergleich zwischen Ballesteros und Faldo zu Gemüte führte, und dachte über Illoyalität und den Verfall von Freundschaft nach.

Es war sehr erholsam hier unten im Auto. Brad las weiter. Ich dachte an Raub mit Gewaltanwendung und an Gewaltanwendung ohne Raub, dachte daran, wie ich mit einem Ziegelstein flachgelegt worden war und wie ich Simms durch eine Kugel hatte sterben sehen, die eigentlich für mich bestimmt gewesen war — und ich fragte mich, ob jemand, angenommen ich wäre tot, das finden könnte, was ich jetzt suchte, oder ob der Betreffende vielleicht glaubte, er werde es nicht finden, solange ich noch am Leben sei.

Ich bewegte mich, fischte einen Scheck aus meiner Tasche, den ich schon oben ausgeschrieben hatte, und reichte ihn Brad.

«Was das denn?«sagte er und besah ihn sich.

Normalerweise zahlte ich ihm seinen Lohn bar aus, aber jetzt erklärte ich ihm, daß ich nicht mehr soviel dabei hätte, wie ich ihm schulde, daß auch Geldautomaten nicht soviel auf einmal ausspucken würden, und daß wir schon des längeren nicht mehr zu einer Zeit in Hungerford gewesen wären, zu der die Banken noch offen gehabt hätten, wie er vielleicht bemerkt habe.

«Geben Sie’s mir halt ’n andermal in bar«, sagte er und hielt mir den Scheck hin.»Und Sie ham mich auch doppelt bezahlt.«

«Für die letzte Woche und für diese«, sagte ich und nickte mit dem Kopf.»Wenn wir zur Bank kommen, tausche ich ihn gegen Bares ein. Aber Sie können ihn auch selbst hinbringen. Es ist ein Firmenscheck. Die Bank würde Ihnen das Geld auszahlen.«

Er sah mich lange an.

«Ist das wegen der Schießerei und so was? Für den Fall, daß Sie nie zur Bank kommen?«

Ich zuckte die Achseln.»So könnte man sagen.«

Er sah auf den Scheck, faltete ihn sorgfältig zusammen und steckte ihn ein. Dann nahm er die Zeitschrift wieder zur Hand und starrte mit leerem Blick auf die Seite, die er gerade gelesen hatte. Ich war für das Ausbleiben von Anmerkungen und Einwänden dankbar und sagte nach einer Weile in sachlichem Tonfall, daß ich mich noch ein bißchen nach oben begeben wolle und warum er nicht zum Mittagessen gehe.

Er nickte.

«Haben Sie noch genug Geld für das Mittagessen?«

«Wollja.«

«Sie könnten mal aufschreiben, was Sie ausgegeben haben. Dafür ist noch genug da.«

Er nickte wieder.

«Also gut«, sagte ich.»Wir sehen uns später.«

Oben sagte mir Annette, daß sie die eingegangene Post geöffnet und zur Erledigung hingelegt habe. Und sie habe Prospero Jenks erreicht, der mich in seinem Geschäft in Knightsbridge erwarte, jederzeit zwischen drei und sechs.

«Großartig.«

Sie runzelte die Stirn.»Mr. Jenks wollte wissen, ob Sie ihm die Sachen mitbringen würden, die Mr. Franklin für ihn besorgt hätte. Also Grev — er nennt Mr. Franklin immer Grev. Ich wünschte, er unterließe das… Ich habe ihn gefragt, was das für Sachen seien, aber er sagte nur, das wüßten Sie schon.«

«Er spricht von Diamanten«, sagte ich.

«Aber wir haben doch…«Sie schwieg einen Augenblick und fuhr dann mit einer Art verzweifelter Heftigkeit fort:»Ich wünschte, Mr. Franklin wäre da. Nichts ist mehr so, wie es war, so ohne ihn.«

Sie warf mir einen Blick zu, in dem ihre ganze Unsicherheit und ihre Zweifel an meinen Fähigkeiten lagen und stapfte in ihren eigenen Herrschaftsbereich davon, während mir durch den Kopf ging, daß ich angesichts all dessen, was vor mir lag, dankbarer gewesen wäre, wenn sie mir das Vertrauen ausgesprochen hätte — und auch ich wünschte mir Greville von ganzem Herzen zurück.

Die Polizei von Hungerford, die meine Nummer von Milos Sekretärin bekommen hatte, rief an und wollte wissen, ob ich mich noch an das Auto erinnern könne, das der bewaffnete Gangster gefahren habe. Sie hätten die Leute mit dem Kombi gefragt, ob sie sich an das Fabrikat und die Farbe des letzten Autos erinnern könnten, das ihnen entgegengekommen sei, bevor sie um die Kurve gebogen und in den Daimler gekracht seien, und eines der Kinder, ein Junge, habe ihnen eine Beschreibung geliefert. Sie wären auch in der Zeit, in der die Feuerwehrleute und andere versucht hatten, mich zu befreien, die Reihen der Leute abgegangen, die angehalten hatten, um zuzuschauen, und hätten die gefragt, ob sich jemand an das letzte entgegenkommende Fahrzeug erinnern könne. Nur die ersten beiden Fahrer hätten sich überhaupt entsinnen können, daß ihnen ein Auto entgegengekommen sei, hätten sonst aber keine hilfreichen Angaben machen können. Ob ich irgendeine auch noch so vage Erinnerung habe, denn sie versuchten, alle Eindrücke, die sie zusammentragen könnten, zusammenzufügen.

«Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen«, sagte ich,»aber leider unterhielt ich mich gerade mit Mr. und Mrs. Ostermeyer und achtete überhaupt nicht auf die Straße. Sie ist ein bißchen kurvig, wie Sie ja wissen, und ich glaube, Simms hatte auf eine Strecke gewartet, wo er das Auto vor uns überholen konnte, aber alles, was ich Ihnen dazu wie schon am Sonntag sagen kann, ist, daß der Wagen eine ins Graue gehende Farbe hatte und ziemlich groß war. Vielleicht ein Mercedes. Das ist aber nur ein Eindruck.«