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Annette saugte fast schon fröhlich überall Staub, obwohl ich gedachte, schon bald Tina zu bitten, dies an ihrer Stelle zu machen. Lily kam mit niedergeschlagenen Augen herbei und erkundigte sich demütig, ob sie nicht auch einen Titel bekommen könne.»Vielleicht >Lagermanagerin<«, schlug sie vor.

«Topp!«sagte ich mit Vergnügen, und bevor der Tag zu Ende war, hatten wir auch noch einen» Versandmanager«

(Alfie) und eine» Versandvorbereitungsmanagerin«(Tina), und ich hatte den Eindruck, als herrsche nun ein Geist im Hause, der das Unternehmen geradezu abheben ließ. Ob die Euphorie anhalten würde oder nicht, das würde die kommende Woche erweisen.

Ich rief Maarten-Pagnier in Antwerpen an und besprach mit ihnen die Übersendung von zwölf Tropfen, acht Sternen und fünf Imitaten.

«Unser Kunde hat die Steine inzwischen bezahlt«, sagte ich,»und ich würde ihn nun gern wissen lassen, wann wir sie ihm zustellen können.«

«Wollen Sie, daß wir sie ihm direkt zuschicken, Monsieur?«

«Nein, bitte an uns. Wir leiten sie weiter. «Ich bat ihn, die Steine zu versichern und sie per Euro-Securo-Kurier zu schicken — es sei nicht nötig, seinen Partner noch einmal zu bemühen, da wir ja nicht bestritten, daß fünf der übersandten Steine Zirkone seien. Uns seien inzwischen die echten Steine auch zurückgegeben worden, sagte ich.

«Das freut mich für Sie, Monsieur. Und dürfen wir einem weiteren Auftrag entgegensehen? Mr. Franklin hatte das vorgesehen.«

«Zu meinem Bedauern im Augenblick nicht.«

«Sehr wohl, Monsieur. Wir stehen jederzeit zu Ihren Diensten.«

Da dies nun erledigt war, bat ich Annette, nach Prospero Jenks zu suchen und ihm zu sagen, daß seine Diamanten auf dem Wege seien. Sie bekam ihn schließlich in einer seiner Werk-Stätten zu fassen und erschien in meiner Tür, um mir zu sagen, daß er mich persönlich zu sprechen wünsche.

Mit innerem Zögern nahm ich den Hörer ab.»Hallo, Pross«, sagte ich.

«Also Waffenruhe?«fragte er.

«Wir haben den Scheck zur Bank gegeben, Sie bekommen Ihre Diamanten.«

«Wann?«

«Sobald sie aus Antwerpen eingetroffen sind. Vielleicht Freitag.«

«Danke. «Er klang im höchsten Maße erfreut. Dann sagte er zögernd:»Sie haben da ein paar hellblaue Topase, jeder fünfzehn Karat oder mehr, Smaragdschliff, wie Wasser glitzernd… kann ich die bekommen? Fünf oder sechs große Steine, sagte Grev. Ich würde sie alle nehmen.«

«Geben Sie uns Zeit«, sagte ich und dachte: Mein Gott, der Bursche hat wirklich Nerven.

«Ja, gut, aber Sie und ich, wir brauchen einander«, wandte er ein.

«Symbiose?«sagte ich.

«Wie? Ja.«

Es hatte, so ging mir durch den Kopf, Greville in der Branche nicht geschadet, daß er als Hauptlieferant von Prospero Jenks bekannt gewesen war. Sein Unternehmen brauchte genauso dringend Ansehen wie Geld. Einmal hatte ich sein Geld bereits angenommen — konnte ich mir jetzt Stolz leisten?

«Wenn Sie noch mal versuchen sollten, mich zu bestehlen«, sagte ich,»dann breche ich nicht nur die Geschäftsbeziehung zu Ihnen ab, sondern ich sorge auch dafür, daß alle erfahren, warum ich das tue. Alle, von Hatton Garden bis zur Pelikaanstraat.«

«Derek!«Es klang gekränkt, aber die Drohung war unbedingt nötig.

«Sie können die Topase haben«, sagte ich.»Wir haben einen neuen Gemmologen, der zugegebenermaßen kein Gre-ville ist, der aber weiß, was Sie kaufen. Wir werden Sie auch weiterhin wissen lassen, was wir an besonderen Steinen hereinbekommen. Und Sie können uns ja sagen, was Sie jeweils suchen. Wir werden Schritt für Schritt vorgehen.«

«Ich hatte schon gedacht, Sie wollten nicht!«Er hörte sich sehr erleichtert an.»Ich dachte, Sie würden mir die Brieftasche nie verzeihen. Ihr Gesicht.«

«Ich verzeihe es nicht. Und ich vergesse es auch nicht. Aber wenn die Schlachten geschlagen sind, treiben die Feinde wieder Handel miteinander.«

Das war immer schon so gewesen, dachte ich, mochten sich Zyniker auch noch so mokieren. Beiderseitiger Nutzen — das war der mächtigste aller Brückenbauer, auch wenn das Herz verbittert blieb.»Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln«, sagte ich.

«Wenn Sie die anderen Diamanten finden«, meinte er hoffnungsvoll,»würde ich sie noch immer gern haben.«

Wie ein kleiner Junge, der in Schwierigkeiten steckt und sich ihnen mit Charme zu entziehen versucht.

Ich legte mit einem traurigen Lächeln auf. Ich hatte den gleichen inneren Kompromiß geschlossen wie Greville und machte ebenfalls mit diesem verräterischen Kind Geschäfte, ohne ihm dabei jedoch zu vertrauen. Belieferte das Genie in ihm und ließ seine Finger nicht aus den Augen.

June kam hereingeflogen, und ich bat sie, in den Tresorraum zu gehen und sich die hellblauen, großen Topase genau anzuschauen, an die ich mich gut erinnern konnte.»Machen Sie die Bekanntschaft dieser Steine, solange sie noch da sind. Ich habe sie nämlich an Prospero Jenks verkauft.«

«Aber ich gehe doch nicht in den Tresorraum!«sagte sie.

«Von jetzt an schon. Von jetzt an werden Sie jeden Tag, in den Zeiten, in denen nichts los ist, reingehen und sich die geschliffenen Steine ansehen, um so mehr über ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung zu erfahren, wie ich das ja auch gemacht habe. Topas zum Beispiel ist glitschig. Lernen Sie die chemischen Formeln, die verschiedenen Schliffe, die Gewichte. Machen Sie sich mit diesen Dingen vertraut, damit Sie, wenn Sie irgendwo auf der Welt ungewöhnliche Steine angeboten bekommen, ihren wahrscheinlichen Wert anhand Ihres Wissens abschätzen können.«

Ihr Mund öffnete sich.

«Sie werden das Rohmaterial für die Museumsstücke von Prospero Jenks einkaufen«, sagte ich.»Sie werden schnell lernen müssen.«

Auch ihre Augen weiteten sich, und sie verschwand.

Ich erledigte mit Annette zusammen die Post.

Um vier Uhr nahm ich ein weiteres Telefongespräch entgegen — diesmal war es Phil Urquhart, dessen Stimme angespannt klang.

«Ich habe gerade das Labor wegen der Tests von >Dozen Roses< angerufen. «Er machte eine Pause.»Ich kann es irgendwie gar nicht glauben.«

«Was ist los?«fragte ich.

«Wissen Sie, was ein Metabolit ist?«

«Nur vage.«

«Was denn?«fragte er.

«Das Resultat des Metabolismus, nicht wahr?«

«So ist es«, sagte er.»Es ist das, was übrigbleibt, wenn irgendeine Substanz im Körper aufgelöst wird.«

«Und?«

«Also«, sagte er fachkundig,»wenn Sie einen bestimmten Metaboliten im Urin finden, dann bedeutet das, daß vorher eine ganz bestimmte Substanz im Körper vorhanden war. Ist das klar?«

«Wie Viren spezielle Antikörper produzieren, so daß das Vorhandensein von Antikörpern das Vorhandensein von Viren beweist?«

«Genau«, sagte er, offenkundig erleichtert darüber, daß ich verstand, worum es ging.»Nun, das Labor hat im Urin von >Dozen Roses< einen Metaboliten gefunden, einen Metaboliten, der unter dem Namen Benzylecognin bekannt ist.«

«Sprechen Sie weiter«, drängte ich, als er wieder eine Pause machte. »Wovon ist das der Metabolit?«

«Kokain«, sagte er.

Ich saß sprachlos und ungläubig da.

«Derek«, sagte er.

«Ja.«

«Rennpferde werden nicht routinemäßig auf Kokain hin untersucht, weil es kein Aufputschmittel ist. Ein Rennpferd könnte bis oben voll mit Kokain sein, und kein Mensch würde das mitkriegen.«

«Wenn es aber kein Aufputschmittel ist«, sagte ich, meine Zunge lösend,»warum gibt man’s ihnen dann?«

«Weil man möglicherweise glaubt, daß es eines sei. Und weiß, daß es nicht kontrolliert wird.«

«Und warum glaubt man das?«