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Herausgeber haben meist den Drang, die Titel von Erzählungen zu ändern. Der Himmel weiß, warum! Mr. Gold war in dieser Beziehung ein besonders schwieriger Fall.

Ich hatte meiner Erzählung den Titel »Grüne Flecken« gegeben, aus Gründen, die dem Leser nach der Lektüre verständlich erscheinen werden. Aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen gefiel Mr. Gold dieser Titel nicht, und als die Erzählung erschien, hieß sie »Der schreckliche Missionar«. Dieser Titel scheint mir nicht besonders glücklich gewählt, und deshalb versehe ich sie wieder mit dem ursprünglichen Titel, eine Chance, auf die ich achtzehn Jahre lang gewartet habe.

Er war an Bord des Schiffes! Dutzende hatten jenseits der Energiebarriere gewartet, und er hatte schon geglaubt, es wäre sinnlos, zu warten. Doch dann hatte die Sperre zwei Minuten lang geschwankt (was bewies, daß vereinigte Organismen den Lebensfragmenten überlegen waren), und er hatte sie passiert.

Keiner der anderen war schnell genug gewesen, diese Chance zu nützen, aber das machte nichts. Er allein genügte völlig. Er brauchte die anderen nicht.

Aber dann machte seine Zufriedenheit einem Gefühl der Einsamkeit Platz. Es war schrecklich und unnatürlich, von allen anderen vereinigten Organismen getrennt zu sein, selbst ein Lebensfragment zu sein. Wie konnten es diese Fremden ertragen, Fragmente zu sein?

Seine Sympathie für die Fremden wuchs. Nachdem er die Fragmentation am eigenen Leib erfahren hatte, konnte er, wenn auch aus einer gewissen Distanz, die grauenvolle Isolierung fühlen, die sie so ängstigte. Die Furcht, geboren aus der Isolierung, bestimmte all ihre Handlungen. Was sonst könnte sie veranlaßt haben, eine Fläche von einer Meile Durchmesser in die Luft zu sprengen, in trübrote Hitze zu versenken? Alles Leben war bei dieser Explosion vernichtet worden, selbst, wenn es zehn Fuß tief unter dem Boden gesteckt hatte.

Er schaltete den Empfang ein und lauschte eifrig, ließ sich von den fremden Gedanken durchfluten. Er genoß die lebendige Berührung, die sein Bewußtsein streifte. Aber er würde sich diesen Genuß einteilen müssen. Er durfte sich nicht vergessen. Doch es konnte nicht schaden, diese Gedanken zu fühlen. Manche der Lebensfragmente auf dem Schiff dachten ziemlich klar, wenn man bedachte, daß sie primitive, unvollkommene Kreaturen waren. Ihre Gedanken schienen ihm wie klare Glocken.

»Ich habe das Gefühl, als ob ich verseucht wäre«, sagte Roger Oldenn. »Ich wasche dauernd meine Hände, und es nützt nichts.«

Jerry Thorn haßte es, wenn jemand dramatisch wurde, und er blickte nicht auf. Sie manövrierten in der Stratosphäre des Planeten Saybrook, und er zog es vor, das Zifferblatt der Schalttafel zu beobachten.

»Es besteht keine Ursache, sich verseucht zu fühlen«, sagte er. »Es ist nichts passiert.«

»Ich hoffe es«, erwiderte Oldenn. »Die Raumanzüge der Männer sind alle desinfiziert worden, und sie mußten ein Radiationsbad nehmen. Ich nehme also an, daß nichts passiert ist.«

»Warum sind Sie dann so nervös?«

»Ich weiß es nicht. Ich wünschte, die Sperre hätte standgehalten.«

»Das war ein Zufall.«

»Ich bezweifle es«, sagte Oldenn heftig. »Ich war dabei, als es passierte. Es war meine Schicht, wie Sie wissen. Es bestand kein Grund, die Hochspannungsleitung zu überladen.«

»Die Leute sind eben dumm.«

»Aber nicht so dumm. Ich war dabei, als der Alte seine Untersuchung durchführte. Keiner konnte eine vernünftige Entschuldigung angeben. Die gepanzerte Leitung von zweitausend Watt ist an die Sperre angeschlossen worden. Eine Woche lang sind sie mit der Aushilfsleitung ausgekommen. Warum diesmal nicht? Das kann kein Mensch sagen.«

»Können Sie es?«

Oldenn errötete.

»Nein. Ich habe mich nur gefragt, ob diese Männer ...« Er suchte nach Worten »... ob sie vielleicht hypnotisiert waren. Von irgendeiner außenstehenden Kraft.«

Thorn hob die Augen, und sein Blick begegnete dem des anderen.

»An Ihrer Stelle würde ich davon zu niemandem sprechen. Die Sperre war nur zwei Minuten lang offen. Wenn irgend jemand passiert wäre, wenn nur ein Grashalm hereingedrungen wäre, hätte sich das in unseren Bakterienkulturen innerhalb von einer halben Stunde gezeigt, und in Teufelsfliegenkolonien in wenigen Tagen. Bevor es uns befallen könnte, würde es sich in den Hasen, Hamstern und Ziegen feststellen lassen. Schlagen Sie sich das nur aus dem Kopf, Oldenn. Es ist nichts passiert.«

Oldenn drehte sich auf den Absätzen um und ging. Er näherte sich bis auf zwei Fuß dem Gegenstand, der in der Ecke des Raumes lag, ohne ihn zu bemerken.

Er unterbrach den Kontakt und beschloß, die Eindrücke zu vergessen. Diese Lebensfragmente waren nicht wichtig. Sie waren nicht fähig, das Leben fortzusetzen. Sogar als Fragmente waren sie unvollständig.

Aber bei diesen anderen Arten von Fragmenten mußte er vorsichtig sein. Die Versuchung würde zwar groß sein, aber er durfte seine Anwesenheit auf dem Schiff nicht verraten, nicht, bevor sie auf ihrem Heimatplaneten gelandet waren.

Er schaltete den Empfang wieder ein, suchte sich Gedankenvermittler in anderen Teilen des Schiffes und wunderte sich über die verschiedenen Spielarten des Lebens. Jedes Wesen, so klein es auch sein mochte, lebte aus sich selbst heraus. Er zwang sich, darüber nachzudenken, aber bald wurden ihm diese Gedanken unangenehm, und er sehnte sich nach Normalität.

Die meisten Gedanken, die er von den kleineren Fragmenten empfing, waren erwartungsgemäß vage und flüchtig. Sie waren sinnlos, aber das bedeutete, daß sie ergänzt werden mußten. Und gerade das interessierte ihn.

Da hockte ein Lebensfragment auf seinen Schenkeln und fingerte an dem Drahtnetz herum, das es gefangenhielt. Seine Gedanken waren klar, aber begrenzt. Hauptsächlich beschäftigten sie sich mit der gelben Frucht, die sein Gefährte gerade verspeiste. Und das Fragment wünschte sich diese Frucht so sehnlich, daß nur die Netze, die die beiden trennten, es daran hindern konnten, sich das begehrte Objekt mit Gewalt zu holen.

Zutiefst verwirrt schaltete er den Empfang aus. Diese Fragmente stritten sich um das Essen!

Seine Gedanken schweiften in die Friedlichkeit und in die Harmonie seiner Heimat zurück, aber davon war er jetzt weit entfernt. Er konnte nur in das Nichts fliehen, das ihn von seinem gesunden Verstand trennte.

In diesem Augenblick sehnte er sich sogar danach, die tödliche Zone zwischen der Sperre und dem Schiff zu spüren. Letzte Nacht hatte er sie durchschritten. Alles Leben war verschwunden, aber es war sein Heimatboden gewesen. Und er hatte das angenehme Gefühl verspürt, daß sich jenseits der Sperre immer noch ein Rest von organisiertem Leben befand.

Er konnte sich an den Augenblick erinnern, da er auf der Tragfläche des Schiffes gekauert und sich verzweifelt gegen den Sog gewehrt hatte, als die Schleusen sich öffneten. Dann war er in das Schiff gekrochen, hatte sich vorsichtig zwischen schnellen Füßen hindurchbewegt. Jetzt lag er hier, selbst ein Lebensfragment, träge und unbemerkt.

Vorsichtig schaltete er den Empfang wieder ein. Das kauernde Fragment zerrte wütend an dem Drahtnetz. Immer noch wollte es das Futter des anderen haben, obwohl es weniger hungrig war als sein Kamerad.

»Füttern Sie das verdammte Ding nicht«, sagte Larsen. »Sie ist nicht hungrig. Sie ist nur wütend, weil Tillie zu fressen wagte, bevor sie selbst sich vollgestopft hatte. Dieser gierige Affe! Ich wollte, wir wären zu Hause, und ich müßte keines von diesen Biestern mehr sehen.«

Stirnrunzelnd blickte er die alte Schimpansin an.

»Okay, okay«, sagte Rizzo. »Was haben wir hier noch verloren? Die Fütterungszeit ist vorbei. Gehen wir.«