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Er wußte, daß diese Kreaturen niemals das finden konnten, wonach sie suchten. Bis er es ihnen geben würde. Bei diesem Gedanken zitterte er ein wenig.

In ihrer Unwissenheit würden sie sogar dagegen kämpfen. Das Schiff, das vor diesem angekommen war, hatte viele der scharfen Denker an Bord gehabt. Es hatte zwei Arten gegeben: Lebenserzeuger und Sterile. (Auf diesem Schiff war es ganz anders. Hier waren die scharfen Denker alle steril, während die verschwommenen Denker und die Nichtdenker durchweg Lebenserzeuger waren. Es war sehr seltsam.)

Wie freudig war jenes erste Schiff auf dem ganzen Planeten willkommen geheißen worden! Er konnte sich noch an den ersten Schock erinnern, als man gemerkt hatte, daß die Besucher Fragmente und keine vollständigen Wesen waren. Doch dann war der Schock tiefem Mitleid gewichen, und das Mitleid hatte sie zur Tat schreiten lassen. Es war nicht sicher, ob die Fremden sich der Gemeinschaft anpassen würden, aber die Bewohner des Planeten hatten nicht gezögert. Alles Leben war heilig, und irgendeinen Raum würde man für die Gäste schon schaffen können - für alle, von den großen, scharfen Denkern bis zu den kleinen Wesen, die im Dunkel lebten.

John Drake hätte es niemals zugegeben, aber er war sehr stolz auf seine Fingerfertigkeit auf dem Phototyper. Er besaß ein Reisemodell, eine sechs mal acht Zoll große, dunkle Plastikplatte, die an jedem Ende mit zylindrisch geformten Griffen versehen war, die die dünne Papierrolle hielten. Er transportierte sie in einer braunen Ledertasche, die mit einer gürtelartigen Vorrichtung ausgerüstet war. So konnte er sich die Tasche um die Hüften schnüren. Das ganze Ding wog weniger als ein Pfund.

Drake konnte mit jeder Hand darauf arbeiten. Schnell und leicht flogen seine Finger über die Platte, plazierten den hellen Druck exakt auf die schwarze Fläche. Er schrieb lautlos.

Nachdenklich las er den Anfang seiner Story, dann blickte er zu Dr. Weiss auf.

»Was halten Sie davon, Doc?«

»Es fängt gut an.«

Drake nickte.

»Ich dachte, ich beginne am besten mit Saybrook. Seine Geschichte wurde daheim noch nicht veröffentlicht. Ich wünschte, ich könnte Saybrooks Originalbericht lesen. Wie konnte er übrigens diesen Bericht übermitteln?«

»Soviel ich weiß, hat er ihn während der letzten Nacht durch den Sub-Äther gefunkt. Als er damit fertig war, stellte er die Motoren an, und eine Sekunde später war das Schiff eine dünne Wolke von Millionen Teilchen. Er selbst und die gesamte Mannschaft lösten sich in Nichts auf.«

»Was für ein Mann! Und Sie waren von Anfang an ein Mitglied dieses Forschungsteams?«

»Nicht von Anfang an«, sagte Weiss sanft. »Erst nach Erhalt des Berichts von Saybrook.«

Er konnte nicht verhindern, daß seine Gedanken in die Vergangenheit schweiften. Er hatte diesen Bericht gelesen, hatte erkannt, wie wundervoll der Planet allen erschienen sein mußte, als Saybrooks Kolonisationsexpedition zum erstenmal auf ihm gelandet war. Er war nahezu ein Duplikat der Erde, besaß ein reiches Pflanzenleben und eine rein vegetarische Tierwelt.

Nur diese kleinen Flecken von grünem Fell (wie oft hatte er diese Worte schon benutzt, hatte sie gedacht oder ausgesprochen!) waren seltsam. Kein lebendes Individuum auf diesem Planeten besaß Augen. Statt dessen hatten sie dieses sonderbare Fell. Sogar die Pflanzen, alle Blätter, alle Blüten hatten zwei grüne Flecken.

Dann hatte Saybrook verwundert und verwirrt festgestellt, daß es auf diesem Planeten keinen Kampf um die Nahrung gab. An allen Pflanzen wuchsen Anhängsel, die von den Tieren gefressen wurden. In wenigen Stunden wuchsen diese Anhängsel wieder nach. Die anderen Teile der Pflanzen blieben unberührt, als würden die Pflanzen den Gesetzen einer natürlichen Ordnung folgend die Tiere füttern. Und die Pflanzen selbst wuchsen keineswegs in schwelgerischem Überfluß. Es schien fast, als wären sie kultiviert worden, so geordnet verteilten sie sich auf dem Boden.

Wieviel Zeit hatte Saybrook wohl, um die seltsame Ordnung auf diesem Planeten zu studieren? Zum Beispiel die Tatsache, daß die Insekten sich stets in einer vernünftigen Anzahl hielten, obwohl die Vögel sie nicht fraßen, daß es nicht überall von Nagetieren wimmelte, obwohl keine Fleischfresser existierten, die sie dezimierten.

Und dann war die Sache mit den weißen Ratten passiert.

Das brachte Weiss wieder in die Gegenwart zurück.

»Da wäre eine Korrektur vorzunehmen, Drake«, sagte er. »Es fing nicht mit den Hamstern an, sondern mit weißen Ratten.«

»Weiße Ratten«, sagte Drake und fügte die Korrektur in seine Aufzeichnungen ein.

»Jedes Kolonisationsschiff nimmt einige weiße Ratten mit, damit die fremde Nahrung getestet werden kann. Ratten ähneln den Menschen sehr, vom Standpunkt der Ernährungsart aus gesehen. Natürlich hat man nur weibliche Ratten mitgenommen.«

Natürlich. Wenn man nur ein Geschlecht mit sich führt, besteht nicht die Gefahr einer unkontrollierbaren Vermehrung, falls man auf dem Planeten günstige Bedingungen vorfinden sollte. Man muß nur an die Hasen in Australien denken.

»Warum nimmt man keine Männchen?« fragte Drake.

»Weibchen sind unempfindlicher«, sagte Weiss, »und das war ein Glück für uns, als wir plötzlich feststellten, daß die Ratten trächtig waren.«

»Richtig. Und deshalb möchte ich auch mit Ihnen sprechen. Ich möchte in dieser Angelegenheil einiges klarstellen. Zu meiner eigenen Information, Doc, wie hat Saybrook herausgefunden, daß die Tiere trächtig waren?«

»Natürlich durch Zufall. Als man einige Ratten sezierte, um ernährungswissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen, entdeckte man ihren Zustand. Man sezierte noch mehr Ratten, mit demselben Ergebnis. Schließlich brachten die lebenden ihre Jungen zur Welt, und kein einziges Männchen war dabei.«

»Und der springende Punkt ist, daß alle jungen Ratten kleine grüne Fellflecken anstelle der Augen hatten.«

»Das stimmt. Saybrook sagte es, und wir können es nur bestätigen. Nach den Ratten wurde die Lieblingskatze von einem der Kinder trächtig. Als sie ihre Jungen warf, hatten die Kätzchen keine geschlossenen Augen, sondern kleine grüne Flecken aus Fell. Und es war kein Kater dabei.

Schließlich begann Saybrook damit, Versuche mit Frauen anzustellen. Er sagte ihnen aber nicht, was diese Versuche bezweckten. Er wollte ihnen keine Angst einjagen. Jede einzelne der Frauen befand sich bald in den ersten Stadien der Schwangerschaft, außer denjenigen natürlich, die schon vor dem Start des Schiffes schwanger gewesen waren. Saybrook wartete nicht, bis eines der Kinder geboren wurde. Er wußte, daß sie keine Augen haben würden, sondern kleine Flecken aus grünem Fell.

Da Saybrook sehr gewissenhaft war, legte er sogar Bakterienkulturen an, und er entdeckte an jedem Bazillus mikroskopisch kleine grüne Punkte.«

»Das geht weit über die Information hinaus, die ich bisher erhalten habe«, sagte Drake eifrig. »Aber wenn man einmal annimmt, daß auf dem Saybrook-Planeten das Leben aus einem organisierten, vereinigten Ganzen besteht, wie funktioniert es?«

»Wie? Wie sind denn die Zellen in Ihrem Körper organisiert? Wenn Sie Ihrem Körper irgendeine Zelle entnehmen, sogar eine Gehirnzelle, ist sie ein Nichts. Ein kleiner Protoplasmaklumpen, genauso unfähig, irgendeine menschliche Eigenschaft zu entwickeln, wie eine Amöbe. Sie kann nicht einmal allein existieren. Aber wenn man die Zellen vereint, kommt ein Wesen zustande, das ein Raumschiff erfinden oder eine Sinfonie komponieren kann.«

»Verstehe«, sagte Drake.

»Alles Leben auf Saybrooks Planeten ist ein einziger Organismus«, fuhr Weiss fort. »In gewisser Hinsicht ist auch das Leben auf der Erde ein einziger Organismus, aber die Bedingung heißt Kampf.