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Drake Smollett nahm die Pfeife aus dem Mund, starrte sie an und starrte dann seine Frau an.

»Jetzt wollen wir einmal folgendes klarstellen. Wenn du von dem Doktor vom Hawkin-Planeten sprichst, meinst du da den Burschen, der dir vom Institut zugeteilt worden ist?«

»Natürlich. Wen sonst?«

»Und darf ich fragen, was das zum Teufel heißen soll, daß er hier bei uns sein wird?«

»Drake, verstehst du denn nicht?«

»Was ist da zu verstehen? Dein Institut mag sich ja für die Sache interessieren, aber ich nicht. Was haben wir persönlich denn damit zu tun? Das ist doch Angelegenheit des Instituts, nicht wahr?«

»Aber Darling«, sagte Rose geduldig. »Der Hawkin-Doktor will in einem privaten Haus wohnen, wo er von keinen offiziellen Zeremonien behelligt wird und seinen eigenen Neigungen nachgehen kann. Ich finde das nur verständlich.«

»Warum in unserem Haus?«

»Weil unser Haus eben für diesen Zweck geeignet ist, nehme ich an. Man fragte mich, ob ich damit einverstanden sei, und offen gesagt ...« Etwas steif fügte sie hinzu: »Ich betrachte das als eine Auszeichnung.«

»Sieh mal.« Er fuhr sich mit allen Fingern durch seine braunen Haare, die er erfolgreich zerzauste. »Wir haben uns ein angenehmes kleines Heim errichtet, zugegeben. Hier ist vielleicht die schönste Stelle von der ganzen Welt. Aber es ist gerade groß genug für uns. Jedenfalls sehe ich nicht ein, warum wir außerirdische Gäste bei uns aufnehmen sollen.«

Rose sah besorgt aus. Sie nahm ihre Brille ab und steckte sie in das Etui.

»Er kann in dem kleinen Extrazimmer wohnen. Er wird für sich selbst sorgen. Ich habe bereits mit ihm gesprochen, und er ist wirklich sehr freundlich. Ehrlich, alles, was wir tun müssen, ist ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen.«

»Sicher, nur etwas Entgegenkommen«, sagte Drake. »Die Hawkin-Bewohner atmen Zyanid. Wir müssen uns eben nur anpassen, nehme ich an.«

»Er trägt Zyanid in einem kleinen Behälter bei sich. Du wirst es nicht einmal bemerken.«

»Und was werde ich sonst noch nicht bemerken?«

»Nichts sonst. Er ist völlig harmlos. Du lieber Gott, die Hawkin-Bewohner sind sogar Vegetarier.«

»Und was bedeutet das? Müssen wir ihn mittags mit einem Heuballen füttern?«

Roses Unterlippe zitterte.

»Drake, du bist wirklich gehässig. Es gibt viele Vegetarier auf der Erde. Und die essen auch kein Heu.«

»Und wir? Dürfen wir Fleisch essen, oder denkt er sonst, wir sind Kannibalen? Ich werde ihm zuliebe nicht nur von Salat leben. Ich warne dich.«

»Du benimmst dich einfach lächerlich.«

Rose kam sich ziemlich hilflos vor. Sie hatte verhältnismäßig spät geheiratet. Ihre Karriere war ihr wichtiger gewesen, und sie hatte stets Erfolg gehabt. Sie war Mitglied der biologischen Abteilung am Jenkins-Institut für Naturwissenschaften und hatte bereits mehr als zwanzig wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Ihr Lebensweg war klar vorgezeichnet gewesen. Sie hatte nur für ihren Beruf leben und ledig bleiben wollen. Und jetzt, mit fünfunddreißig, erstaunte es sie noch immer ein wenig, daß sie vor nicht ganz einem Jahr geheiratet hatte.

Sie blickte ihm gerade in die Augen und sagte einfach: »Es bedeutet mir sehr viel.«

»Warum?«

»Sieh mal, Drake. Wenn er längere Zeit bei uns bleibt, kann ich ihn aus nächster Nähe beobachten. Biologie und Psyche der Hawkin-Bewohner sind noch ziemlich unerforscht, wie das bei den meisten extraterrestrischen Wesen der Fall ist. Wir wissen zwar einiges über ihre Gesellschaftsordnungen und ihre Geschichte, natürlich. Das ist aber auch alles. Du mußt doch einsehen, wie notwendig es ist, daß er bei uns wohnt. Wir können ihn beobachten, mit ihm sprechen, seine Angewohnheiten studieren .«

»Das interessiert mich nicht.«

»Oh, Drake, ich verstehe dich nicht.«

»Du willst sagen, daß ich sonst anders bin, nicht wahr?«

»Ja, sonst bist du anders.«

Drake schwieg eine Weile. Er schien sich in sich selbst zurückzuziehen, und in seinem Gesicht mit den hohen Backenknochen und dem breiten Kinn arbeitete es. Endlich sagte er: »Auf Grund meiner eigenen Arbeit weiß ich einiges über die Hawkin-Bewohner. Du sagst, ihre Gesellschaftsordnung sei zwar erforscht, nicht aber ihre Biologie. Sicher. Die Hawkin-Bewohner können es nämlich bestimmt nicht leiden, als Spezies studiert zu werden, uns wäre das ebenso unangenehm. Ich habe mit einigen Männern gesprochen, die im Auftrag des Sicherheitsdiensts verschiedene Hawkin-Missionen auf der Erde beobachteten. Die Teilnehmer der Mission verließen die ihnen zugeteilten Räume nur, wenn es sich um wichtige offizielle Angelegenheiten handelte. Sie kamen in keinen näheren Kontakt mit den Erdbewohnern. Offensichtlich finden sie uns genauso abstoßend wie ich sie.

Und ich kann tatsächlich nicht verstehen, warum dieser Hawkin-Doktor anders sein soll als die anderen. Es scheint mir höchst merkwürdig und völlig gegen ihre Gewohnheiten, daß dieser Doktor im Haus eines Erdbewohners leben will.«

»Diesmal ist es etwas anderes«, sagte Rose müde. »Es überrascht mich wirklich, daß du überhaupt kein Verständnis dafür hast. Er ist Arzt, und er ist auf der Erde, um medizinische Forschungen zu betreiben. Und ich garantiere dir, daß es ihm vielleicht höchst unangenehm ist, mit Menschen zusammenzuleben, daß er uns wahrscheinlich schrecklich finden wird. Und trotzdem wird er bei uns bleiben wollen! Glaubst du denn, daß die menschlichen Ärzte gern in die Tropen gegangen sind? Oder daß es ihnen besonderen Spaß gemacht hat, sich von Moskitos anstecken zu lassen?«

»Wie kommst du auf Moskitos?« fragte Drake scharf. »Was haben sie damit zu tun?«

»Warum? Nichts«, antwortete Rose überrascht. »Es kam mir nur so in den Sinn, das ist alles. Ich dachte gerade an Reed und seine Experimente mit dem Gelbfieber.«

Drake zuckte mit den Schultern.

»Nun, tu, was du willst.«

Rose zögerte sekundenlang.

»Aber du bist nicht böse, nicht wahr?« Ihre Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens.

»Nein.«

Aber Rose wußte, daß er trotzdem böse war.

Drake kam an diesem Abend spät nach Hause. Er würde erst in einer halben Stunde eintreffen. Rose glaubte fast, er hätte sich das absichtlich so eingeteilt, um sie mit ihrem Problem allein zu lassen. Und sie merkte, daß sie sich darüber ärgerte.

Er hatte sie kurz vor Mittag im Institut angerufen und hatte schroff gefragt: »Wann bringst du ihn zu uns?«

»In etwa drei Stunden«, hatte sie kurz geantwortet.

»Gut. Wie heißt er?«

»Warum willst du das wissen?« Sie konnte nicht verhindern, daß ihre Stimme eisig klang.

»Nun, ich brauche den Namen für eine kleine Untersuchung, die ich auf eigene Faust durchführe. Immerhin wird das Ding in meinem Haus sein.«

»Um Himmels willen, Drake, bleib mir mit deinem Job vom Leib!«

Seine Stimme klang unangenehm in ihren Ohren.

»Aber warum denn, Rose? Verschonst du mich etwa mit deinem Job?«

Darauf hatte sie natürlich keine Entgegnung, und so teilte sie ihm den Namen mit.

Es passierte zum erstenmal in ihrer Ehe, daß sie einen kleinen Streit hatten, und als sie jetzt vor dem großen Spiegel saß,

fragte sie sich, ob sie nicht doch versuchen sollte, seinen Standpunkt zu verstehen. Wesentlich war, daß sie einen Polizisten geheiratet hatte. Natürlich war er kein gewöhnlicher Polizist. Er war Mitglied des Weltsicherheitsdiensts.

Harg Tholan stand ruhig in der Mitte des Wohnzimmers, als sie die Treppe herabstieg. Er saß nicht, denn auf Grund seiner anatomischen Beschaffenheit konnte er nicht sitzen. Er stand auf zwei Paaren von Gliedmaßen, die dicht nebeneinander aus seinem Leib ragten, während ein drittes Paar, das ganz anders konstruiert war, von einer Körperregion herabhing, die man bei einem menschlichen Wesen als Brust bezeichnet hätte. Seine Körperhaut war grün, schimmernd und durchfurcht, und sein Gesicht ähnelte entfernt einem etwas fremdartigen Ochsen.