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Einer, der ihn zu übertölpeln suchte.

Von weit her, vom Westen drüben und aus großer Höhe klang das schwache Summen des Flugzeugs durch die Nacht. Er blieb stehen, hob den Kopf und lauschte.

«Hat nichts zu sagen», murmelte er. «Wird nicht näher kommen.»

Aber warum erstarrte alles in ihm, wenn einmal ein Flugzeug über das Haus flog, warum war es ihm dann unmöglich, weiterzusprechen oder sich auch nur zu bewegen, warum saß oder stand er wie gelähmt da und wartete auf das kreischende Pfeifen der Bomben? Heute Abend nach dem Essen, zum Beispiel.

«Weshalb hast du dich so zusammengeduckt?», hatte sie gefragt.

«Zusammengeduckt?»

«Ja, zusammengeduckt. Weshalb tust du das?»

«Zusammengeduckt?», hatte er wiederholt. «Ich weiß nicht, was du meinst.»

«Scheint mir auch so», hatte sie geantwortet und ihn mit ihren harten blauweißen Augen angesehen, die Lider leicht gesenkt, wie immer, wenn sie ihn verachtete. Die gesenkten Lider, die halbgeschlossenen Augen hatten etwas Schönes für ihn – die Art, wie die Lider sich senkten und die Augen sich verschleierten, sooft ihre Verachtung besonders stark wurde.

Gestern früh, als das Granatfeuer einsetzte – weit entfernt, unten im Tal –, hatte er im Bett die linke Hand ausgestreckt und ihren Körper berührt, weil es ihn so sehr nach Schutz und Trost verlangte.

«He, was machst du da?»

«Nichts, Liebes.»

«Du hast mich aufgeweckt.»

«Entschuldige.»

Es wäre leichter, so viel leichter für ihn, wenn er morgens beim Einsetzen des Granatfeuers dicht an sie heranrücken dürfte.

Jetzt war er schon in der Nähe seines Hauses. Hinter der Wegbiegung konnte er einen rötlichen Lichtschein sehen, der durch die Gardinen des Wohnzimmers drang. Er schritt schneller aus, erreichte die Pforte, trat ein und lief, von dem Hund vorwärtsgezogen, den Gartenweg entlang.

Auf der Veranda tastete er in der Dunkelheit nach dem Türgriff.

Vorhin, als er fortging, war der Griff auf der rechten Seite gewesen. Ja, rechts. Er erinnerte sich genau – schließlich hatte er das Haus erst vor einer halben Stunde verlassen.

War es denn möglich, dass sie auch das vertauscht hatte? Nur um ihn zu ärgern. Dass sie den Werkzeugkasten geholt und den Griff rasch auf die andere Seite geschraubt hatte, während er mit dem Hund spazieren ging?

Er tastete nach links – und in dem Augenblick, da seine Finger gegen den Griff stießen, explodierte etwas mit einem kleinen, aber heftigen Schlag in seinem Gehirn, und zugleich stieg eine Welle von Wut, Entrüstung und Furcht in ihm auf. Er öffnete die Tür, schloss sie hinter sich und rief: «Edna, bist du da?»

Keine Antwort. Er rief noch einmal, und diesmal hörte sie ihn.

«Was ist denn? Du hast mich aufgeweckt.»

«Komm einen Augenblick runter, ja? Ich möchte mit dir sprechen.»

«Das könnte dir so passen», antwortete sie. «Sei still und komm rauf.»

«Komm runter!», schrie er. «Komm sofort runter!»

Der Mann zögerte, legte den Kopf in den Nacken und spähte hinauf in die Finsternis des oberen Stockwerks. Er konnte die Stelle sehen, wo das Treppengeländer nach links abbog und im Schwarz des Treppenabsatzes verschwand, und wenn man dort weiterging, kam man ins Schlafzimmer, das ebenfalls dunkel sein würde.

«Edna!», rief er. «Edna!»

«Ach, geh zum Teufel.»

Langsam, mit leisen Schritten stieg er die Treppe hinauf; er ließ sich dabei vom Geländer führen, und als seine Hand die Rundung nach links erreichte, nahm er noch eine Stufe, die gar nicht da war. Nun, damit hatte er gerechnet, es gab also keinen Lärm. Er blieb eine Weile stehen und lauschte. Genau konnte er es nicht sagen, aber ihm war, als hätte das ferne Artilleriefeuer unten im Tal wieder eingesetzt – vorwiegend schwere Kaliber, Fünfundsiebziger und vielleicht noch ein paar Mörser im Hintergrund.

Über den Flur jetzt, immer geradeaus, und dann durch die offene Tür – der Weg war ihm vertraut und deshalb auch im Dunkeln leicht zu finden – bis zum Schlafzimmerteppich, der dick, weich und hellgrau war, obgleich er ihn weder fühlen noch sehen konnte.

Mitten im Raum blieb er stehen und lauschte. Sie war wieder eingeschlafen und atmete ziemlich laut. Jedes Mal, wenn sie ausatmete, rieb sich die Luft mit einem ganz leichten Pfeifton an ihren Zähnen. Der Vorhang schlug sanft gegen das offene Fenster, der Wecker tickte neben dem Bett.

Seine Augen hatten sich inzwischen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er undeutlich das Fußende des Bettes erkannte, die weißbezogene Decke und darunter die Umrisse ihrer Füße. Plötzlich, als hätte die Schlafende die Anwesenheit des Mannes gespürt, wurde sie unruhig. Er hörte, wie sie sich umdrehte und nochmals umdrehte. Das leichte Pfeifen verstummte. Ein Rascheln begleitete ihre Bewegungen, und einmal knarrten die Sprungfedern, laut wie ein Ruf in der Dunkelheit.

«Bist du es, Robert?»

Er rührte sich nicht, gab keinen Laut von sich.

«Robert, bist du da?»

Die Stimme klang fremd und recht unangenehm.

«Robert!» Sie war jetzt hellwach. «Wo bist du?»

Er musste diese Stimme schon einmal gehört haben. Sie hatte etwas Kreischendes, Misstönendes an sich, als würden zwei nicht harmonierende hohe Töne gleichzeitig mit aller Kraft angeschlagen. Außerdem konnte sie das R von Robert nicht aussprechen. Wer war es doch, der ihn immer Lobert genannt hatte?

«Lobert», sagte sie wieder. «Was machst du?»

War es die Schwester im Lazarett, die große mit dem blonden Haar? Nein, es lag weiter zurück. An eine so grässliche Stimme müsste man sich ja eigentlich erinnern. Nur einen Augenblick Geduld, er würde gleich auf den Namen kommen.

Plötzlich knackte der Schalter der Nachttischlampe, das Licht flammte auf, und er sah die Frau in einem rosa Nachthemd halb aufgerichtet im Bett sitzen. Ihre Miene und die weitgeöffneten Augen drückten Überraschung aus. Kinn und Wangen glänzten fettig von Cold Cream.

«Leg das Ding lieber hin», sagte sie, «sonst verletzt du dich noch.»

«Wo ist Edna?» Er blickte sie gespannt an.

Die Frau, auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete ihn misstrauisch. Er stand am Fußende des Bettes, ein riesiger, breitschultriger Mann in einem Anzug aus schwerem dunkelbraunem Wollstoff. Unbeweglich stand er da, gestrafft, in fast militärischer Haltung.

«Leg es sofort hin», befahl sie.

«Wo ist Edna?»

«Was ist los mit dir, Lobert?»

«Gar nichts ist los mit mir. Ich frage nur, wo meine Frau ist.»

Die Frau setzte sich langsam auf und schob die Beine zum Bettrand hin. «Nun», sagte sie schließlich, und in ihren harten blauweißen Augen lag ein Ausdruck kalter List, «wenn du’s wissen willst, Edna ist fort. Sie hat das Haus verlassen, während du unterwegs warst.»

«Wohin ist sie gegangen?»

«Das hat sie nicht gesagt.»

«Und wer bist du?»

«Ich bin eine Freundin von ihr.»

«Du brauchst mich nicht anzuschreien», bemerkte er. «Warum bist du so aufgeregt?»

«Ich möchte dir nur klarmachen, dass ich nicht Edna bin.»

Der Mann überlegte eine Weile, dann fragte er: «Woher weißt du meinen Namen?»

«Edna hat ihn mir gesagt.»

Wieder schwieg er nachdenklich. Er war noch immer leicht verwirrt, aber viel ruhiger jetzt. Auch der Blick, mit dem er sie musterte, war ruhig, vielleicht sogar ein wenig belustigt.

«Ich glaube, Edna gefällt mir besser als du.»

In der Stille, die nun folgte, bewegte sich keiner der beiden. Die Frau saß sehr gerade, sehr angespannt da, die Arme leicht angewinkelt, die Hände auf die Matratze gepresst.

«Ich liebe Edna, weißt du. Hat sie dir je gesagt, dass ich sie liebe?»

Die Frau antwortete nicht.

«Ich glaube, sie ist ein Biest. Aber das Seltsamste ist, dass ich sie trotzdem liebe.»

Die Frau sah nicht auf das Gesicht des Mannes; sie beobachtete seine rechte Hand.