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Kaum zehn Minuten später geschah etwas – wenn es auch eher überraschend als unerfreulich war. Ich saß auf dem Bett und zog mir die Socken an, als sich die Tür leise öffnete und ein schwarzbefrackter, schiefschultriger alter Gnom mit schleichenden Schritten hereinkam. Er sagte, er sei der Butler, heiße Jelks und erlaube sich die Frage, ob ich mich wohlfühlte und alles hätte, was ich brauchte.

Ich beruhigte ihn über diesen Punkt. Er versicherte, dass er sich nach Kräften bemühen werde, mir das Wochenende so angenehm wie möglich zu machen. Ich dankte ihm und wartete, dass er ginge. Er zögerte, dann bat er mit einer Stimme, die vor Salbung triefte, um die Erlaubnis, eine recht heikle Sache zur Sprache zu bringen. Ich forderte ihn auf loszuschießen.

Um ganz offen zu sein, sagte er, es handle sich um das Trinkgeld. Das sei eine Angelegenheit, die ihm ernste Sorgen bereite.

Ach? Und wieso?

Nun, wenn ich es wirklich wissen wolle, ihm gefalle der Gedanke nicht, dass seine Gäste sich verpflichtet fühlen könnten, ihm beim Verlassen des Hauses ein Trinkgeld zu geben – wie es ja allgemein üblich sei. Er empfinde dieses Verfahren als erniedrigend, sowohl für den, der das Trinkgeld gebe, als auch für den, der es erhalte. Außerdem sei ihm durchaus klar, dass Gäste wie ich – er bitte höflichst, ihm diese Offenheit zu verzeihen – mitunter in eine peinliche Lage gerieten, weil sie sich anstandshalber verpflichtet fühlten, mehr zu geben, als sie sich eigentlich leisten könnten.

Er machte eine Pause, und zwei kleine, verschlagene Augen suchten in meinem Gesicht nach einem Zeichen der Zustimmung. Ich murmelte, dass er das meine Sorge sein lassen solle.

O nein, erwiderte er rasch, er hoffe aufrichtig, dass ich mich bereit erklären würde, ihm kein Trinkgeld zu geben.

«Nun», sagte ich, «darüber brauchen wir uns doch jetzt noch nicht aufzuregen. Das findet sich alles, wenn es so weit ist.»

«Nein, Sir!», rief er. «Bitte, ich muss darauf bestehen.»

Ich gab also nach.

Er dankte mir. Dann trat er schlurfend zwei, drei Schritte näher, neigte den Kopf zur Seite, faltete die Hände über der Brust wie ein Priester und zuckte, als wollte er sich entschuldigen, kaum merklich die Achseln. Die kleinen, scharfen Augen sahen mich unverwandt an, während ich – die eine Socke am Fuß, die andere in der Hand – zu erraten suchte, was nun kommen würde.

Alles, worum er bitte, sagte er leise, so leise jetzt, dass seine Stimme wie Musik klang, die schwach aus einer großen Konzerthalle auf die Straße dringt, alles, worum er bitte, sei dies: Ich möge ihm statt des Trinkgelds dreiunddreißigeindrittel Prozent meines auf Wooton erzielten Spielgewinns überlassen. Wenn ich verlöre, brauchte ich ihm nichts zu geben.

Das kam alles so leise, so sanft und so plötzlich heraus, dass ich nicht einmal überrascht war.

«Wird hier viel Karten gespielt, Jelks?»

«Ja, Sir. Sehr viel.»

«Finden Sie dreiunddreißigeindrittel nicht ein bisschen happig?»

«Keineswegs, Sir.»

«Wie wär’s mit zehn Prozent?»

«Nein, Sir, darauf kann ich mich nicht einlassen.»

Er betrachtete die Fingernägel seiner linken Hand und runzelte die Stirn.

«Na, dann fünfzehn. In Ordnung?»

«Dreiunddreißigeindrittel, Sir? Das ist nur recht und billig. Denn sehen Sie, Sir, ich weiß ja nicht einmal, ob Sie ein guter Spieler sind. Ohne persönlich werden zu wollen – ich setze auf ein Pferd, dass ich noch nie habe laufen sehen.»

Zweifellos werden Sie jetzt denken, dass ich gar nicht erst hätte anfangen dürfen, mit dem Butler zu feilschen, und vielleicht haben Sie recht. Aber als liberal gesinnter Mensch bemühe ich mich immer, Angehörigen der unteren Klassen freundlich entgegenzukommen. Außerdem musste ich bei näherer Überlegung zugeben, dass dies ein faires Angebot war und dass kein Sportsmann das Recht hatte, es abzulehnen.

«Also gut, Jelks. Wie Sie wollen.»

«Danke, Sir.» Er steuerte auf die Tür zu, schob sich langsam seitwärts vor wie ein Krebs. Wieder zögerte er, eine Hand auf dem Türknopf. «Wenn Sie gestatten, Sir … Dürfte ich Ihnen einen kleinen Rat geben?»

«Na?»

«Es ist nur, dass Ihre Ladyschaft dazu neigt, zu hoch zu reizen.»

Nun, das ging wirklich zu weit. Ich war so verdutzt, dass ich meine Socke fallen ließ. Gewiss, es ist nichts dabei, wenn man wegen des Trinkgelds mit dem Butler ein kleines sportliches Abkommen trifft, aber wenn er mit Ratschlägen anfängt, wie man der Gastgeberin am besten das Geld abnehmen kann, dann ist es zweifellos Zeit, ihn in die Schranken zu weisen.

«Danke, Jelks, das genügt.»

«Sie verstehen mich hoffentlich nicht falsch, Sir. Ich meine nur, dass Sie bestimmt gegen Ihre Ladyschaft spielen. Sie hat immer Major Haddock als Partner.»

«Major Haddock? Major Jack Haddock?»

«Ja, Sir.»

Ich bemerkte, dass Jelks leicht die Nase rümpfte, als er von diesem Mann sprach. Und noch weniger schien er von Lady Turton zu halten. Jedes Mal, wenn er ‹Ihre Ladyschaft› sagte, verzog er den Mund, als sauge er an einer Zitrone, und seine Stimme hatte einen leicht spöttischen Klang.

«Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, Sir. Ihre Ladyschaft wird um sieben Uhr herunterkommen. Ebenso Major Haddock und die anderen.» Er schlüpfte aus der Tür und ließ den schwachen Geruch irgendeines Einreibemittels zurück, der die Atmosphäre keineswegs verbesserte.

Kurz nach sieben betrat ich den großen Salon. Lady Turton, schön wie immer, erhob sich, als sie mich sah.

«Ich wusste nicht mehr genau, wann Sie kommen würden», sagte sie mit ihrer eigentümlich wiegenden Stimme. «Wie war doch gleich Ihr Name?»

«Ich fürchte, ich habe Sie beim Wort genommen, Lady Turton. Hoffentlich ist es Ihnen recht.»

«Warum nicht?», erwiderte sie. «Das Haus hat siebenundvierzig Schlafzimmer. Dies ist mein Mann.»

Ein kleiner Mann tauchte hinter ihrem Rücken auf und begrüßte mich mit den Worten: «Wissen Sie, ich freue mich wirklich, dass Sie kommen konnten.» Er hatte ein sehr gewinnendes, warmes Lächeln, und als er mir die Hand gab, spürte ich in dem Druck seiner Finger sofort etwas Freundschaftliches.

«Und Carmen La Rosa», sagte Lady Turton.

Das war eine kräftig gebaute Frau, die aussah, als hätte sie etwas mit Pferden zu tun. Sie nickte mir zu, verzichtete aber darauf, meine bereits ausgestreckte Hand zu ergreifen, sodass ich gezwungen war, die Bewegung in ein Naseputzen umzuwandeln.

«Sind Sie erkältet?», fragte sie. «Das tut mir leid.»

Miss Carmen La Rosa missfiel mir.

«Und dies ist Jack Haddock.»

Ich kannte den Mann, wenn auch nur flüchtig. Er war Direktor in einigen Unternehmen (was immer das bedeuten mochte) und ein bekanntes Mitglied der Gesellschaft. Ich hatte ihn ein paarmal in meiner Spalte erwähnt, aber er war mir nie sympathisch gewesen. Wahrscheinlich lag das vor allem daran, dass mir Leute, die ihre militärischen Titel mit ins Privatleben hinübernehmen, immer verdächtig sind – besonders Majore und Obersten. Wie er dastand in seinem Smoking, mit dem vollblütigen, animalischen Gesicht, den schwarzen Augenbrauen und den blendend weißen Zähnen, sah er so gut aus, dass es fast indezent wirkte. Er hatte die Angewohnheit, beim Lächeln die Oberlippe zu heben und die Zähne zu entblößen, und er lächelte jetzt, als er mir seine behaarte braune Hand reichte.

«Ich hoffe, Sie sagen etwas Nettes über uns in Ihrer Spalte.»

«Das möchte ich ihm raten», meinte Lady Turton, «sonst sage ich nämlich etwas Unangenehmes über ihn auf meiner ersten Seite.»