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«Mein Gott, Junge, woher soll ich das wissen?» Er hüpfte hin und her, als hätte er Hautjucken.

«Mr. Bohlen», sagte Adolph Knipe feierlich, «ist Ihnen klar, dass Sie es in diesem Augenblick in der Hand haben, der vielseitigste Schriftsteller des Kontinents zu werden? Sie brauchen nur …»

«Bitte, Knipe, fangen Sie jetzt an und lassen Sie diese Vorreden, ja?»

«Okay, Mr. Bohlen. Dann nehmen wir – warten Sie mal – diesen hier. Einverstanden?» Er streckte den Finger aus und drückte auf einen Knopf, unter dem in winzigen schwarzen Buchstaben TODAY’S WOMAN stand. Es gab einen scharfen Klick, und als Knipe den Finger fortnahm, sprang der Knopf nicht wieder heraus.

«So, unsere Wahl ist getroffen», sagte er. «Und jetzt geht’s los!» Er langte hoch und betätigte einen Schalter am Brett. Sofort war der Raum von einem lauten summenden Geräusch erfüllt, elektrische Funken knisterten, viele kleine, schnell arbeitende Hebel rasselten, und schon glitten aus einem Schlitz rechts vom Schaltbrett Papierblätter im Quartformat. In rascher Folge, jede Sekunde ein Blatt, fielen sie in einen bereitstehenden Korb, und nach einer halben Minute war alles vorbei. Es kamen keine Blätter mehr.

«Das wär’s!», rief Adolph Knipe. «Hier ist Ihre Kurzgeschichte!»

Sie griffen nach dem ersten Blatt und lasen: «Aifkjmbsaoegwcztpplnvoqudskigt&, fuhpekanvbertyuiolkjhgfdsazxcvbnm, peruitrehdjkgmvnb, wmsuy …» In dieser Art ging es bis zur letzten Seite weiter.

Mr. Bohlen stieß laute Flüche aus. Adolph Knipe aber sagte beruhigend: «Es ist in Ordnung, Sir. Wirklich. Sie muss nur etwas nachgestellt werden. Wir haben da irgendwo einen falschen Schaltweg, das ist alles. Bedenken Sie doch, Mr. Bohlen, wie viele Drähte sich in diesem Raum befinden. Insgesamt fast eine Million Meter. Sie können nicht erwarten, dass es gleich beim ersten Male klappt.»

«Das Ding wird nie funktionieren», knurrte Mr. Bohlen.

«Geduld, Sir. Nur Geduld.»

Adolph Knipe machte sich daran, die Fehlerquelle zu suchen, und nach vier Tagen kündigte er an, dass der Schaden behoben sei.

«Die Maschine wird nie funktionieren», sagte Mr. Bohlen. «Ich weiß, dass sie nie funktionieren wird.»

Knipe lächelte und drückte auf den Knopf, unter dem READER’S DIGEST stand. Dann betätigte er den Schalter, und wieder ertönte das seltsame Summen. Eine vollgetippte Seite flog aus dem Schlitz in den Korb.

«Wo ist der Rest?», rief Mr. Bohlen. «Sie hat aufgehört! Eine Panne!»

«Nein, Sir. Die Länge ist genau richtig. Es ist doch für den Digest, versehen Sie?»

Diesmal lautete der Text: «nurwenigewissenbishervon derentdeckungeinesrevolutionärenneuenheilmittelsdas menschendieaneinerderschrecklichstenkrankheitenunsererzeit leidenfürimmerlinderungverschaffen kann …» Und so weiter.

«Das ist Kauderwelsch!», empörte sich Mr. Bohlen.

«Nein, Sir, es ist gut. Sie trennt nur die Wörter nicht. Das ist leicht zu beheben. Aber inhaltlich stimmt alles haargenau. Sehen Sie, Mr. Bohlen, sehen Sie! Der Text ist tadellos, nur dass die Wörter zusammenhängen.»

Und so war es.

Beim nächsten Versuch, der einige Tage später stattfand, war alles in bester Ordnung, sogar die Interpunktion und die Großschreibung. Die erste Geschichte, die sie für ein bekanntes Frauenmagazin fabrizierten, zeichnete sich durch eine gediegene und recht spannende Handlung aus. Es ging dabei um einen jungen Mann, der sich bei seinem reichen Arbeitgeber beliebt machen wollte. Der junge Mann, so wurde erzählt, überredete einen Freund zu einem fingierten Überfall auf die Tochter des reichen Mannes. In einer dunklen Nacht, als das Mädchen nach Hause fuhr, wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Der junge Mann kam wie zufällig vorbei, schlug seinem Freund den Revolver aus der Hand und rettete das Mädchen. Die Dankbarkeit des Mädchens kannte keine Grenzen. Der Vater jedoch war argwöhnisch. Er nahm den Jungen scharf ins Verhör. Der Junge brach zusammen und gestand alles. Statt ihn mit einem Fußtritt aus dem Haus zu befördern, sagte der Vater, dass er die Findigkeit des Jungen bewundere. Das Mädchen bewunderte seine Ehrlichkeit – und sein gutes Aussehen. Der Vater versprach, ihn zum Chef der Buchhaltung zu machen. Das Mädchen heiratete ihn.

«Das ist phantastisch, Mr. Bohlen! Genau das Richtige!»

«Mir kommt es ein bisschen kitschig vor, mein Junge.»

«Nein, Sir. Es ist ein Knüller, ein ausgesprochener Knüller!»

Aufgeregt verfertigte Adolph Knipe sechs weitere Geschichten in ebenso vielen Minuten. Alle – bis auf eine, die aus irgendeinem Grunde etwas unzüchtig ausfiel – stellten ihn durchaus zufrieden.

Mr. Bohlen war jetzt besänftigt. Er hatte nichts mehr dagegen, in der Innenstadt eine literarische Agentur aufzumachen und Knipe mit ihrer Leitung zu betrauen. Nach einigen Wochen war es so weit: Knipe versandte das erste Dutzend Geschichten. Als Verfasser nannte er viermal sich selbst, einmal Mr. Bohlen, und die übrigen Namen dachte er sich aus.

Fünf Geschichten wurden sofort angenommen. Die Story, die unter Mr. Bohlens Namen lief, kam zurück. In dem Begleitschreiben des Feuilletonredakteurs hieß es: «Die Arbeit zeugt von Begabung, ist aber unserer Meinung nach nicht ganz geglückt. Wir wären jedoch an weiteren Beiträgen dieses Schriftstellers interessiert …» Adolph Knipe nahm ein Taxi, fuhr in die Fabrik und fertigte eine neue Geschichte für dasselbe Magazin an. Er setzte Mr. Bohlens Namen darunter und schickte sie unverzüglich ab. Diese Story wurde gekauft.

Die Einkünfte stiegen. Langsam und vorsichtig erhöhte Knipe die Produktion, und nach sechs Monaten verschickte er wöchentlich dreißig Geschichten, von denen etwa fünfzehn gekauft wurden.

Bald stand er in literarischen Kreisen im Ruf eines fruchtbaren und erfolgreichen Autors. Auch Mr. Bohlen machte sich einen Namen. Allerdings schätzte man ihn weniger als Knipe – aber das wusste er nicht. Außerdem stellte Knipe ein Dutzend oder mehr fiktive Personen als vielversprechende junge Autoren heraus. Alles lief wie am Schnürchen.

Um diese Zeit beschlossen sie, die Maschine so einzurichten, dass sie nicht nur Kurzgeschichten, sondern auch Romane schreiben konnte. Mr. Bohlen, der nach größeren Ehren in der literarischen Welt dürstete, bestand darauf, dass Knipe sofort an diese gewaltige Aufgabe heranginge.

«Ich möchte einen Roman machen», sagte er immer wieder. «Ich möchte einen Roman machen.»

«Das werden Sie auch, Sir. Ganz bestimmt. Aber haben Sie bitte Geduld. Ich muss ziemlich komplizierte Veränderungen vornehmen.»

«Jeder beschwört mich, endlich einen Roman zu schreiben!», rief Mr. Bohlen. «Die Verleger rennen Tag und Nacht hinter mir her und flehen mich an, mit diesen albernen Kurzgeschichten aufzuhören und stattdessen etwas wirklich Bedeutendes zu schreiben. Ein Roman ist das Einzige, was zählt – behaupten sie.»

«Wir werden Romane machen», beruhigte ihn Knipe. «In Mengen sogar. Aber Sie müssen Geduld haben.»

«Hören Sie zu, Knipe. Ich habe vor, einen guten Roman zu machen, etwas, was die Leute aufhorchen lässt. Diese Geschichten, die Sie in letzter Zeit unter meinem Namen verschickt haben, hängen mir schön zum Hals heraus. Manchmal habe ich tatsächlich den Eindruck, dass Sie mich übers Ohr hauen wollen.»

«Übers Ohr, Mr. Bohlen?»

«Die besten behalten Sie immer für sich. Jawohl, so ist es.»

«O nein, Mr. Bohlen! Nein!»

«Aber diesmal liegt mir verdammt viel daran, ein erstklassiges, intelligentes Buch zu schreiben. Nehmen Sie das zur Kenntnis.»

«Gewiss, Mr. Bohlen. Mit dem Schaltbrett, das ich Ihnen zusammenbaue, werden Sie jedes Buch schreiben können, das Sie wollen.»

Und Adolph Knipe hielt sein Versprechen. Nach einigen Monaten hatte dieses Genie die Maschine auf Romane umgestellt und überdies ein wunderbares neues System eingebaut, das es dem Autor ermöglichte, buchstäblich jede Art von Handlung und jeden gewünschten Sprachstil vorzuwählen. Es gab so viele Skalen, Schalter und Hebel an dem Ding, dass es wie das Armaturenbrett eines riesigen Flugzeugs aussah.