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Nach einer Viertelstunde kam er mit einer Seite Notizen zurück. Wieder wurde leise verhandelt, und durch ihr Schluchzen hindurch drangen ein paar Satzfetzen an ihr Ohr: «… hat sich völlig normal benommen … sehr vergnügt … wollte ihm ein gutes Abendessen machen … Erbsen … Käsekuchen … unmöglich, dass sie …»

Kurz darauf verabschiedeten sich der Fotograf und der Arzt; zwei Männer traten ein und trugen die Leiche auf einer Bahre fort. Dann ging auch der Experte für Fingerabdrücke. Die beiden Detektive aber blieben da, die beiden Polizisten ebenfalls. Sie waren ausgesprochen freundlich zu ihr. Jack Noonan erkundigte sich, ob sie nicht lieber anderswo hingehen wolle, vielleicht zu ihrer Schwester oder zu seiner Frau, die sich gern um sie kümmern und sie für die Nacht unterbringen werde.

Nein, sagte sie. Im Augenblick sei sie einfach nicht fähig, auch nur einen Schritt zu tun. Hätten sie etwas dagegen, wenn sie hier bliebe, bis sie sich besser fühlte? Wirklich, im Augenblick könne sie sich zu nichts aufraffen.

Dann solle sie sich doch ein Weilchen hinlegen, schlug Jack Noonan vor.

Nein, sagte sie. In diesem Sessel sei sie am besten aufgehoben. Später vielleicht, wenn es ihr etwas besser ginge …

Sie blieb also sitzen, während die Männer das Haus durchsuchten. Gelegentlich stellte einer der Detektive ihr eine Frage. Manchmal sprach Jack Noonan ihr sanft zu, wenn er vorbeikam. Von ihm erfuhr sie auch, dass ihr Mann durch einen Schlag auf den Hinterkopf getötet worden war, durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, höchstwahrscheinlich einem großen Stück Metall. Sie suchten die Waffe. Der Mörder, sagte Jack, habe sie vermutlich mitgenommen; er könne sie aber ebenso gut im Garten oder im Hause versteckt haben.

«Es ist die alte Geschichte», schloss er. «Wenn man die Waffe hat, hat man auch den Täter.»

Später kam einer der Detektive und setzte sich neben sie. Vielleicht habe irgendein Gegenstand im Hause als Waffe gedient, meinte er. Würde sie wohl so freundlich sein und nachsehen, ob etwas fehlte – ein sehr großer Schraubenschlüssel zum Beispiel oder eine schwere Metallvase.

Metallvasen hätten sie nicht, antwortete sie.

«Aber einen großen Schraubenschlüssel?»

Nein, auch keinen großen Schraubenschlüssel. Höchstens in der Garage.

Die Suche ging weiter. Sie wusste, dass draußen im Garten noch mehr Polizisten waren, denn sie hörte ihre Schritte auf dem Kies, und manchmal sah sie durch einen Spalt zwischen den Vorhängen das Aufblitzen einer Taschenlampe. Es war schon ziemlich spät, fast neun, wie ihr ein Blick auf die Uhr zeigte. Die vier Männer, die die Zimmer durchsuchten, machten einen müden, leicht gereizten Eindruck.

«Jack», sagte sie, als Wachtmeister Noonan wieder einmal vorbeikam. «Würden Sie mir wohl etwas zu trinken geben?»

«Natürlich, Mrs. Maloney. Von dem Whisky hier?»

«Ja, bitte. Aber nur ganz wenig. Vielleicht wird mir davon besser.» Er reichte ihr das Glas.

«Warum trinken Sie nicht auch einen Schluck?», fragte sie. «Bitte, bedienen Sie sich doch. Sie müssen schrecklich müde sein, und Sie haben sich so rührend um mich gekümmert.»

«Hm …» Er zögerte. «Eigentlich ist es ja nicht erlaubt, aber einen kleinen Tropfen zur Stärkung könnte ich ganz gut brauchen.»

Nach und nach fanden sich auch die anderen ein, und jeder wurde überredet, einen Schluck Whisky zu trinken. Sie standen recht verlegen mit ihren Gläsern herum, fühlten sich etwas unbehaglich in Gegenwart der Witwe und suchten krampfhaft nach tröstenden Worten. Wachtmeister Noonan ging aus irgendeinem Grund in die Küche, kam sofort zurück und sagte: «Hören Sie, Mrs. Maloney, Ihr Ofen ist noch an, und das Fleisch ist noch drin.»

«Ach herrje», rief sie. «Das hatte ich ganz vergessen.»

«Am besten drehe ich ihn wohl aus, was?»

«Ja, Jack, das wäre sehr nett von Ihnen. Herzlichen Dank.»

Als der Sergeant zum zweiten Mal zurückkam, sah sie ihn mit ihren großen, dunklen, tränenfeuchten Augen an. «Jack Noonan», begann sie zaghaft.

«Ja?»

«Würden Sie mir einen kleinen Gefallen tun – Sie und die anderen?»

«Wir wollen’s versuchen, Mrs. Maloney.»

«Nun», fuhr sie fort, «Sie alle sind doch gute Freunde meines lieben Patrick gewesen, und jetzt bemühen Sie sich, den Mann zu fangen, der ihn umgebracht hat. Inzwischen werden Sie wohl schon schrecklichen Hunger haben, denn Ihre Essenszeit ist ja längst vorbei. Ich weiß, dass Patrick – Gott sei seiner Seele gnädig! – mir nie verzeihen würde, wenn ich Sie in seinem Haus nicht anständig bewirtete. Wollen Sie nicht den Lammbraten essen, der im Ofen ist? Ich denke, er wird gar sein.»

«Kommt überhaupt nicht in Frage», wehrte Jack Noonan bescheiden ab.

«Bitte», sagte sie flehentlich. «Bitte, essen Sie das Fleisch. Ich könnte keinen Bissen davon anrühren, weil es für Patrick bestimmt war, verstehen Sie? Aber für Sie ist das etwas anderes. Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn Sie alles aufäßen. Hinterher können Sie ja weiterarbeiten.»

Die vier Polizisten widersprachen zwar, doch sie waren tatsächlich sehr hungrig, und nach einigem Hin und Her willigten sie ein, in die Küche zu gehen und sich zu bedienen. Die Frau blieb in ihrem Sessel sitzen. Durch die offene Tür konnte sie hören, wie sich die Männer unterhielten. Ihre Stimmen klangen dumpf, wie verschleiert, da sie den Mund voller Fleisch hatten.

«Noch ein Stück, Charlie?»

«Nein. Wir wollen lieber nicht alles aufessen.»

«Aber sie will, dass wir’s aufessen. Wir tun ihr einen Gefallen damit, hat sie gesagt.»

«Na gut. Dann gib mir noch was.»

«Muss eine verdammt dicke Keule gewesen sein, mit der dieser Kerl den armen Patrick erschlagen hat», bemerkte einer der Polizisten. «Der Doktor sagt, sein Schädel ist völlig zertrümmert. Wie von einem Schmiedehammer.»

«Na, dann dürfte es nicht schwer sein, die Mordwaffe zu finden.»

«Ganz meine Meinung.»

«Wer’s auch getan hat – er wird so ein Ding nicht länger als nötig mit sich herumschleppen.»

Einer von ihnen rülpste.

«Also ich glaube ja, dass es noch hier im Haus oder im Garten ist.»

«Wahrscheinlich genau vor unserer Nase, was, Jack?»

Und im Wohnzimmer begann Mary Maloney zu kichern.

Mann aus dem Süden

Die Bar des Hotels wurde um sechs Uhr abends geöffnet, und da es gleich so weit war, beschloss ich, mir ein Bier zu holen und es zum Schwimmbecken mitzunehmen, wo ich in einem Liegestuhl die Abendsonne genießen wollte.

Ich ging zur Bar, bekam das Bier und schlenderte mit der Flasche und einem Glas in der Hand durch den Garten zum Bassin.

Es war ein sehr schöner Garten mit Rasenflächen, Azaleenbeeten und hohen Kokospalmen. Der Wind fuhr durch die Wipfel der Palmen und ließ die Blätter zischen und knistern, als stünden sie in Flammen. Unter den Blättern sah ich die großen braunen Nüsse in Büscheln hängen.

Rings um das Schwimmbecken standen viele Liegestühle, weiße Tische und riesige bunte Gartenschirme. Braungebrannte Männer und Frauen im Badeanzug saßen teils in der Sonne, teils im Schatten.

Im Wasser tummelten sich drei oder vier Mädchen und etwa ein Dutzend junger Männer, die übermütig herumplanschten, viel Lärm machten und mit einem großen Gummiball spielten.

Ich blieb stehen und beobachtete sie. Die Mädchen waren Engländerinnen aus dem Hotel. Die Jungen kannte ich nicht, aber da sie wie Amerikaner sprachen, nahm ich an, sie seien Seekadetten von dem US-Schulschiff, das am Morgen den Hafen angelaufen hatte.

Nach einer Weile ging ich weiter. Ich steuerte auf einen gelben Schirm zu, unter dem vier leere Stühle standen, setzte mich, füllte mein Glas mit Bier, zündete mir eine Zigarette an und lehnte mich bequem zurück.