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Was sich nicht sehr vielversprechend für das Eheglück des Helden anhörte.

Doch auch das bereitete mir keine Genugtuung.

Es mußte einen Weg geben, damit Bayard recht behielt! Enids Mann mußte ein Blitzklinge sein, nicht irgend so ein Ausländer, der sich wie ein prahlerischer Henker ausstaffierte.

Die beiden Cousinen wickelten mich weiter um den Finger und führten mich im zweiten Stock der Burg herum. Dabei mästeten sie mich mit Schönheit und Aufmerksamkeit, bis sie mich unausweichlich zum Schlachten in den Speisesaal führen würden, wo Sir Robert mir die gefürchteten Fragen stellen und alle Einzelheiten über meine kriminelle Vergangenheit der letzten vierzehn Tage als Bayards Knappe aufdecken würde.

Ich wurde langsamer und erstickte ein hörbares Gähnen.

»Bitte seht dieses Gähnen nicht als Mangel an Interesse an, meine Damen. Ich finde diese Geschichte von den di Caelas und den Blitzklinges wirklich faszinierend, aber ich fürchte, ich…«

Ich legte eine Kunstpause ein und vertraute auf Höflichkeit und gute Erziehung. Womit ich nicht enttäuscht wurde.

»Base Danielle, da schleifen wir den Jungen durch das ganze Gebäude, wo er doch lieber vor dem Essen noch etwas schlafen sollte!« rief Enid aus.

»Wie furchtbar unhöflich von uns, Base Enid! Was wird er jetzt bloß von der Gastfreundschaft in Kastell di Caela denken?«

Danielle streckte die Hand aus und strich mir das Haar glatt. Wieder wurde mir heiß, und ich errötete.

»Oh, ich denke nichts Schlechtes von Eurer Gastfreundschaft, Lady Danielle. Nur, ich bin wirklich müde. Wenn Ihr mich freundlicherweise zu meinem Zimmer zurückbringen könntet, damit ich vor dem Essen noch ein Stündchen schlafen kann, wäre ich Euch schrecklich dankbar.«

Was sie ohne Zögern taten, wobei sie sich unterwegs unentwegt entschuldigten. Bei soviel Aufmerksamkeit, die mir galt, konnte ich mir nur mühsam unseren Weg durch die Gänge, an Gemälden, Statuen, Porträts und Treppe vorbei merken, bis wir schließlich die Tür erreichten, die tatsächlich meine war. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich den Irrgarten der Burg verstanden hatte oder nicht.

Dann saß ich eine Zeitlang in meinem Zimmer, wo ich einmal die roten Würfel warf und das Zeichen des Seepferdchens bekam. Ich verwünschte mich selbst dafür, daß ich nur drei von Gileandos’ Kommentaren zur Calantina gelesen hatte. Den Band über Wasserzeichen hatte ich »für später« gelassen, weil mir die Tiere darin unbekannt waren. Ob Würfel oder nicht – nachdem die Schritte vor meiner Tür in Richtung Kuckucke verklungen waren und nachdem ich wieder in den Gang getreten war und mich nach rechts und links umgesehen hatte, wo ich weder die schöne Enid noch ihre schöne Cousine sah, führte mich meine Neugier wieder den Weg der letzten Stunde entlang.

Denn ich wollte unbedingt einen Blick auf Gabriel Androctus erhaschen.

Der Weg war leicht wiederzufinden. An den Porträts vorbei, über die riesige Marmortreppe, den ersten Gang links von der Galerie ab, dann rechts, dann durch den Gang mit den Statuen. Irgendwo in den Winkeln des Hauses hörte ich hinter mir jemanden nach mir rufen. Ich blieb stehen und schaute aus dem Fenster über den Hof und die Schloßmauern auf die Felder im Westen. Dort hinten erkannte ich die gelbe Sonne von Bayards Fahne, die zwischen den Wimpeln verschiedener anderer Ritter wehte.

Wo er schließlich ein Nachtlager gefunden hatte.

Auf Zehenspitzen schlich ich mich an den marmornen di Caelas vorbei, die mich leer und mißbilligend anstarrten. Der Sockel des alten Gerald war wirklich gesprungen.

Wenn man Denis und Simon und letztens auch Muriel in Betracht zog, lag so etwas wohl in der Familie.

Dann schob ich mich an Danielles Tür vorbei.

Ich lief rechts den Gang runter, dann links, dann wieder rechts, bis ich in dem Gang stand, wo rechts von mir still und bewegungslos die Belagerung von Ergod tobte, die für immer an der Wand verewigt war.

Die Tür gegenüber führte in eine volle, warme Dunkelheit, in den Duft von kostbaren Kleidern, der von einem ganz leichten Modergeruch durchsetzt war. Irgendwo hinter der Dunkelheit konnte ich etwas hören – Stimmen, Gelächter, das Klappern von Besteck und Geschirr. Vorsichtig trat ich vor, bis meine ausgestreckte Hand Samt berührte.

Ich war hinter einem Vorhang. Wie ein schlechter Schauspieler tastete ich an dem Stoff und suchte nach einer Öffnung.

Die ich nach einigen Schwierigkeiten fand, um dann festzustellen, daß ich auf einem Balkon stand, der sich über einem Speisesaal in den Raum schob, der den großen Saal der Wasserburg winzig erscheinen ließ. Das hatte ich durchaus erwartet – aber jetzt erschien mir die heimische Burg so winzig, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Denn der Speisesaal von Kastell di Caela war allein schon so groß wie die ganze Wasserburg, und der Preis für die Dekoration dieses einen großen Raumes hätte alle Schätze der Pfadwächter verschlungen.

Fackeln und Kerzen tauchten den Raum in gleichmäßiges, weißes, gelbes, bernsteinfarbenes und rotes Licht, und die, die da unten im Saal das Festessen vorbereiteten, wirkten fast wie Spielzeuge. Musikanten stimmten Gitarre und Elfencello, in der Mitte des Raumes übten noch ein paar Gaukler, und um die Künstler herum waren etwa vierzig Bedienstete mit ihren jeweiligen Pflichten beschäftigt – Tischtücher auflegen, Geschirr, Besteck und Gläser vor jedem Stuhl aufdecken.

Ich setzte mich oben im Dunkeln hin und sah zu, wie das Bankett begann.

Nicht lange, nachdem ich den Vorhang geteilt hatte, spielten die Musikanten eine feierliche, solamnische Melodie. Ich nieste einmal in den dicken Samt, dann setzte ich mich wieder zurecht, um zuzusehen, wie allmählich die Bewohner von Kastell di Caela und ihre Gäste in den Speisesaal traten.

Zuerst die Damen. Blumengeschmückt und in unglaublich blauem Leinen führte die blonde Enid die Prozession an. Bestimmt würde sie am kommenden Sonntag noch schöner aussehen, wenn sie im kompletten Hochzeitsstaat von Solamnia vorausschritt, aber von meinem Platz aus konnte ich jetzt einen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht erkennen. Etwas schien diese wundervollen, braunen Augen zu beunruhigen.

Danielle folgte ihr, wobei sie die Hände wie eine Brautjungfer vor sich gefaltet hielt. Ich sah ihr an, daß sie immer noch über die Situation und die bevorstehende Heirat ihrer Kusine entrüstet war. Sie beugte sich vor und flüsterte Enid etwas zu, und trotz all der Feierlichkeit begannen die Schultern der Kusinen vor stillem Lachen zu zucken.

Nach diesen beiden kamen verschiedene andere Hofdamen, die im Vergleich zu den di Caelas verblaßten. Danach die Ritter, von denen einige anscheinend am Turnier teilgenommen hatten. Am auffälligsten davon waren ein großgewachsener Mann mit einem muschelförmigen Helm und ein Koloß von vierhundert Pfund in einem grellen Prunkharnisch.

Sir Ledyard und Sir Ramiro, sollte ich später erfahren.

Sir Robert di Caela ging am Schluß des Zuges und setzte sich an das Kopfende der riesigen Mahagonitafel in der Mitte des Raumes. Ich beobachtete, wie die übrigen Ritter an ihren Stühlen standen, bis der alte Mann sich gesetzt hatte. Der hochlehnige Stuhl zu seiner Rechten war noch frei – er war anscheinend für den Bräutigam reserviert.

Waren diese Ritter Rivalen des Bräutigams gewesen, hatten sie um Lady Enid gekämpft und geworben? Sie wirkten etwas zu alt für solche Torheiten.

Dann folgten jüngere Männer, von denen viele ihren ersten »Turnierorden« mitbrachten, wie Vater es nannte – eine Beule oder eine Verstauchung oder gar einen Knochenbruch, der ihre erste Teilnahme an einem Turnier verkündete. Mehrere trugen die Arme in Schlingen und Schienen, und einer der Männer, der sich offenbar den Knöchel gebrochen hatte, mußte sich auf die Schultern von zwei anderen stützen.

Alfrik und Brithelm kamen zusammen mit diesen Männern herein. In all diesem solamnischen Glanz und Prunk wirkten beide etwas fehl am Platz. Alfrik erinnerte mich wie üblich an einen Hanswurst, aber es tat gut, Brithelm zu sehen – in seinen roten Roben und ungekämmt, doch heil und gesund und nicht bereit, sich nur wegen der Gesellschaft zu zieren. Ich merkte, wie ich auf einmal überraschend froh war, daß er gekommen war und meinen ältesten Bruder aus dem Treibsand gezogen hatte.