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Das stürmische Meer lag irgendwo jenseits der Hügel; ein hilflos gestrandetes sechs Meter langes Seeungeheuer am gegenüberliegenden Ufer des kleinen Flusses demonstrierte die verzweifelte L age der Südpolexpedition.

12

Die Beobachter auf Toorey hatten diese Entwicklung auf den Bildschirmen verfolgen können, denn die Funkgeräte gehörten zu den wenigen Gegenständen an Deck der Bree, die den Sturm unbeschädigt überstanden hatten. Auf dem Höhepunkt des Sturmes war nicht allzu viel zu erkennen gewesen, aber die gegenwärtige Situation machte alle Erklärungen überflüssig. Lackland und die übrigen Männer im Beobachtungsraum suchten vergeblich nach aufmunternden Worten.

Auch die Meskliniten waren einigermaßen sprachlos. Sie waren daran gewöhnt, ihr Schiff an Land liegen zu sehen – aber nicht so unfreiwillig rasch und so weit vom Meer entfernt. Barlennan und sein Maat begannen mit einer Bestandsaufnahme und stellten dabei fest, daß sie wenig Anlaß hatten, ihrem Schicksal dankbar zu sein.

Zum Glück waren noch genügend Lebensmittel an Bord, obwohl das Kanu leer war. Dondragmer schloß daraus, die Flöße seien dem Boot doch überlegen, vergaß aber zu erwähnen, daß die Vorräte im Kanu nicht festgebunden gewesen waren, weil er selbst auf die hohen Bordwände vertraut hatte. Das kleine Boot und die Bree waren unbeschädigt geblieben; das Schiff lag sogar auf ebenem Kiel, was seiner Konstruktion zu verdanken war – Barlennan erwähnte diese Tatsache selbst, bevor sein Maat davon sprechen konnte. Schiff, Besatzung und Ladung hatten den Sturm einigermaßen heil überstanden – aber die Bree lag weit von ihrem eigentlichen Element entfernt.

»Am besten zerlegen wir sie und schleppen die Flöße über die Hügel zum Meer. Das Gewicht dürfte hier noch keine große Rolle spielen«, meinte Barlennan schließlich.

»Richtig, aber wäre es nicht besser, die Verbindungen nur der Länge nach zu trennen, so daß ganze Ketten von Flößen entstehen?« warf Hars ein, der in der Nähe stand. »Wir könnten sie zum Fluß ziehen, und ich bin überzeugt davon, daß sie bald von selbst schwimmen würden.«

»Eine gute Idee«, stimmte Barlennan zu. »Hars, du machst dich gleich auf den Weg und stellst fest, von wo ab der Fluß tief genug ist. Die anderen beginnen inzwischen mit der Arbeit, wie Hars vorgeschlagen hat.«

»Ob das Wetter noch so schlecht ist, daß keine Flugmaschinen zu erwarten sind?« murmelte Dondragmer nachdenklich vor sich hin.

Der Kommandant sah nach oben. »Die Wolken sind zu tief, und der Wind ist zu stark«, sagte er dann. »Wenn die Flieger recht haben – und sie müßten es eigentlich wissen, finde ich –, ist heute kein Flugwetter. Trotzdem ist es vielleicht besser, gelegentlich danach Ausschau zu halten. Ich hoffe, daß wir bald wieder eine Flugmaschine sehen.«

»Gegen eine hätte ich nichts einzuwenden«, antwortete der Maat trocken. »Ich nehme an, daß du deine Sammlung bereichern willst, Barl, aber ich sage dir auch gleich, daß mich niemand in dieses Teufelsding bringt. Notfalls würde ich vielleicht das Kanu besteigen – aber die Flugmaschine kannst du für dich behalten.«

Barlennan antwortete nicht; er hatte bis jetzt noch nicht daran gedacht, sich eine dieser Maschinen zu verschaffen, aber der Maat hatte ihn auf eine gute Idee gebracht… Er zweifelte allerdings daran, daß er jemals den Mut aufbringen würde, selbst damit durch die Luft zu fliegen.

Der Wetterbericht lautete günstig, und in den nächsten Tagen ließ der Sturm allmählich nach.

Zum Glück stellte sich heraus, daß der Fluß schon wenige hundert Meter meerwärts breit und tief genug war, um einzelne Flöße zu tragen. Barlennan hatte sich allerdings geirrt, als er annahm, das z usätzliche Gewicht spiele selbst hier keine Rolle; die Flöße hatten ihr Gewicht verdoppelt, seitdem Lackland das letzte über die Felswand herabgelassen hatte, und die Besatzung der Bree mußte sie sogar entladen, um sie an den Fluß schleppen zu können.

Sobald die Flöße jedoch den festen Boden verlassen hatten, war es nicht weiter schwierig, sie flußabwärts zu bugsieren. Ein Teil der Besatzung wurde vorausgeschickt, um etwa auftauchende Hindernisse aus dem Weg zu räumen, während die übrigen Leute unter Barlennans Führung die Ladung verstauten und dann die Leinen loswarfen. Insgesamt waren nur einige hundert Tage vergangen, als die lange Reihe von Flößen in Richtung Meer flußabwärts trieb.

Die Flugmaschinen tauchten wieder auf, als das vorderste Floß nur noch fünfhundert Meter von der Bucht entfernt war. Karondrasee, der zu diesem Zeitpunkt an Bord kochte, während die anderen zogen, sah sie zuerst; sein Warnschrei schreckte Menschen und Meskliniten auf, aber die Männer im Beobachtungsraum wußten nicht, worum es sich handelte, da auf ihren Bildschirmen nur die Flußufer zu erkennen waren.

Barlennan sah jedoch alles nur zu deutlich. Die acht Segelflugzeuge näherten sich in geschlossener Formation, wendeten unmittelbar über dem Schiff und flogen nacheinander in geringer Höhe vor dem ersten Floß über die Bucht hinaus. Etwa dreißig Meter flußabwärts ließen die Flugzeuge etwas fallen und beschrieben dann einen weiten Bogen, um wieder Höhe zu gewinnen.

Die abgeworfenen Gegenstände waren deutlich genug zu erkennen; die Besatzung sah, daß es sich um Speere handelte, wie sie die Waldbewohner gebrauchten – aber diese Waffen waren länger und schwerer. Im ersten Augenblick drohte eine Panik unter der Besatzung auszubrechen, bis Barlennans Leute merkten, daß die Wurfgeschosse weit vor ihnen im Fluß landen würden. Minuten später stießen die Flugzeuge wieder herab, und die Besatzung ging erschrocken in Deckung, weil sie fürchtete, diesmal getroffen zu werden; aber die Speere fielen an die gleiche Stelle. Der dritte Angriff bewies, daß dieses Verfahren einen bestimmten Zweck verfolgen mußte, der wenig später deutlich wurde. Die Speere steckten tief im Flußbett, so daß der schmale Weg zum Meer von zwei Dutzend Pfählen versperrt war.

Als die Bree sich der Barrikade näherte, wurde die Bombardierung eingestellt. Der Kommandant hatte schon erwartet, die Flieger würden wieder angreifen, um zu verhindern, daß seine Leute das Hindernis entfernten, aber diese Maßnahme erwies sich als überflüssig. Die Speere steckten fest und waren nicht zu beseitigen; sie waren aus dreißig Meter Höhe bei sieben g abgeworfen worden und würden im Flußbett bleiben, bis das Hartholz verrottet war. Terblannen und Hars bemühten sich fünf Minuten lang, einen der Speere herauszuziehen, waren aber trotz aller Anstrengungen nicht dazu imstande.

»Könnt ihr sie nicht irgendwie abschneiden?« erkundigte Lackland sich. »Eure Zangen sind ziemlich kräftig, das weiß ich aus eigener Erfahrung.«

»Hier handelt es sich um Holz, nicht um Metall«, erklärte Barlennan ihm. »Wir brauchten eine eurer Sägen, die angeblich sogar unser Holz bewältigen würden – es sei denn, dir fällt eine Maschine ein, mit deren Hilfe wir die Speere herausziehen könnten.«

»Aber ihr müßt doch Werkzeuge haben, die Holz durchschneiden – wie wollt ihr sonst euer Schiff reparieren? Die Flöße wachsen schließlich nicht in dieser Form auf Bäumen!«

»Unsere Schneidwerkzeuge bestehen aus Tierzähnen in kräftigen Rahmen und sind deshalb nicht sehr beweglich. Wir geben uns natürlich alle Mühe, aber ich bezweifle, daß uns die Flugzeuge ungestört arbeiten lassen.«

»Das Zeug in euren Flammentanks müßte jeden Angreifer abwehren«, meinte Lackland.

»Selbstverständlich – wenn sie gegen den Wind angreifen«, antwortete Barlennan. »Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß sie so dumm wären.«

Lackland schwieg nachdenklich, und die Besatzung machte sich an die Arbeit. Aber sie kam nicht weit damit.

Die Segelflugzeuge kreisten weiterhin über den umliegenden Hügeln, und kurze Zeit später erschienen weitere Flugzeuge am Himmel, bildeten mit den bereits vorhandenen zwei Gruppen und landeten auf den Hügeln über dem Fluß. Jeweils vier Lebewesen sprangen aus den Maschinen und vertäuten sie rasch im Unterholz; dabei zeigte sich erstmals, daß Barlennan und Lackland im stillen richtig vermutet hatten – die Flieger gehörten zur gleichen Rasse wie die Besatzung der Bree.