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Sobald die Flugzeuge festlagen, stellten die Flieger vor jeder Maschine ein zusammenklappbares Gerüst auf, von dem ein Seil zum Bug führte, dessen Länge genau ausgemessen wurde. Erst dann wandten sie sich der Bree zu und krochen auf ein Signal hin zum Fluß hinunter. Bei Sonnenuntergang waren sie noch dreißig Meter vom ersten Floß entfernt, kamen aber nach Einbruch der Dunkelheit nicht näher, sondern schickten erst am nächsten Morgen einen der Piloten vor. Barlennan trat ihm entgegen, nachdem er dafür gesorgt hatte, daß eine Kamera die Szene übertrug.

Der Pilot vergeudete keine Zeit, sondern begann sofort zu sprechen, als der Kommandant vor ihm stehenblieb. Barlennan verstand kein Wort. Der andere schien zu merken, daß sein Gegenüber ihm nicht folgen konnte und versuchte es deshalb etwas langsamer mit einem anderen Dialekt. Barlennan erklärte ihm in seiner eigenen Sprache, er habe leider auch diesmal nichts verstanden. Zu seiner Überraschung benützte der Fremde nun seinen Dialekt; die Aussprache war schlecht, aber der Sinn des Gesagten war durchaus klar.

»Ich habe deine Sprache schon lange nicht mehr gehört«, sagte der Pilot, »aber du verstehst mich hoffentlich trotzdem?«

»Ja«, antwortete Barlennan verblüfft.

»Ausgezeichnet. Ich bin Reejaaren, Linguist für Marreni, der Kontrolleur der Äußeren Häfen ist.

Ich habe den Auftrag, an Ort und Stelle zu erfragen, wer ihr seid, woher ihr kommt und was ihr hier wollt.«

»Wir sind als Händler ohne bestimmtes Ziel u nterwegs«, antwortete Barlennan, der nicht die Absicht hatte, seine Verbindung mit den Menschen auf Toorey preiszugeben. »Wir wußten nicht, daß hier Inseln liegen, sondern sind nur zufällig darauf gestoßen. Wir sind gern bereit, mit euch Handel zu treiben; habt ihr jedoch keine Lust dazu, möchten wir die Inseln so schnell wie möglich verlassen.«

»Unsere Schiffe und Flugzeuge beherrschen das Meer – wir haben bisher nie andere gesehen«, e rwiderte Reejaaren. »Ich verstehe nicht, was ihr hier zu suchen habt. Der Händler, von dem ich deine Sprache gelernt habe, hat mir erzählt, seine Heimat liege jenseits des Meeres hinter dem westlichen Kontinent. Wir wissen, daß es keinen Seeweg zwischen seinem und unserem Meer gibt; aber ihr seid von Norden gekommen, als wir euch zuerst sahen.

Daraus schließen wir, daß ihr in unserem Meer nach Land Ausschau gehalten habt. Wie paßt das zu deiner Behauptung? Wir haben nichts für Spione übrig.«

»Wir sind von Norden her gekommen und haben das Land zwischen unserem und eurem Ozean überquert«, antwortete Barlennan. Er hatte nicht genügend Zeit, sich eine plausible Lüge einfallen zu lassen, und ahnte bereits, daß der andere ihm ohnehin keinen Glauben schenken würde. Reejaaren war tatsächlich keineswegs überzeugt.

»Dein Schiff ist nicht mit dem Werkzeug gebaut worden, das du an Bord hast. Dazu braucht man eine Werft, aber nördlich von hier gibt es keine.

Soll ich etwa glauben, daß ihr das Schiff zerlegt und über Land geschleppt habt?«

»Ja.« Barlennan glaubte einen Ausweg zu sehen.

»Wie?«

»Wie fliegt ihr? Das ist mindestens ebenso unwahrscheinlich.« Der Kommandant bereute seine Frage, als er die Reaktion des Dolmetschers sah.

»Das erzähle ich dir bestimmt nicht! Wer unser Land unbeabsichtigt betritt, hat keine Schwierigkeiten zu erwarten; aber Spione werden streng bestraft.« Der Kommandant hatte sich inzwischen eine Ausrede zurechtgelegt. »Ich wollte damit nur andeuten, daß ich ebenfalls nicht daran denke, dir zu verraten, wie wir den Kontinent überquert haben.«

»Ich will und muß es aber wissen!« sagte Reejaaren scharf. »Du scheinst deine Lage zu verkennen, Fremder. Was du von mir hältst, ist unwichtig; was ich von euch halte, ist sehr wichtig. Sofern es euch nicht gelingt, mich von eurer Harmlosigkeit zu überzeugen, bleibt ihr unsere Gefangenen.«

»Aber wie könnten wir euch schaden – die Besatzung eines einzigen Schiffes? Warum fürchtet ihr uns so sehr?«

»Wir fürchten euch nicht!« antwortete der Dolmetscher nachdrücklich. »Wir wollen nur verhindern, daß ihr Informationen mitnehmt, die wir für uns behalten müssen. Selbstverständlich ist uns klar, daß die Barbaren das Geheimnis unserer Flugzeuge nicht ohne unsere Hilfe lösen können – aber man kann nie vorsichtig genug sein.«

Barlennan betrachtete ihn nachdenklich und versuchte zu erraten, wie er Reejaaren besänftigen könnte. Vielleicht mit einer Halbwahrheit, die den Eindruck erwecken mußte, er sei zum Nachgeben bereit?

»Wir haben das Schiff nicht ganz ohne fremde Hilfe über Land gezogen«, erklärte er mürrisch. »Die Felsenroller und Waldbewohner haben euch geholfen? Du mußt ein außerordentlich gewandter Redner sein. Wir sind immer nur mit Wurfgeschossen empfangen worden.« Zu Barlennans Erleichterung wechselte Reejaaren anschließend das Thema.

»Ihr wollt also mit uns Handel treiben? Was habt ihr anzubieten? Interessiert ihr euch auch für unsere Städte?«

Barlennan wich der Falle geschickt aus. »Wir können unsere Geschäfte ebenso gut an Ort und Stelle abschließen. Allerdings haben wir nur Lebensmittel vom Festland anzubieten, die eure Flugzeuge vermutlich in beliebigen Mengen herbeischaffen.«

»Lebensmittel werden immer gekauft«, erwiderte der Dolmetscher. »Marreni entscheidet, wo der Handel stattfinden soll, aber ihr könnt euch gleich darauf einrichten, hier zu entladen. Selbstverständlich ist das übliche Hafengeld zu entrichten.«

»Hafengeld? Hier ist kein Hafen, und ich bin hier nicht gelandet, sondern angeschwemmt worden.«

»Fremde Schiffe entrichten Hafengeld. Marreni setzt den Betrag fest und läßt sich dabei von mir beraten. Ich erwähne diese Tatsache nur, um anzudeuten, daß du etwas höflicher sein könntest.«

Barlennan beherrschte sich mühsam und machte dem Dolmetscher sogar noch einige Komplimente. Der andere schien damit zufrieden zu sein, denn er zog sich jedenfalls zurück, ohne weitere Drohungen ausgestoßen zu haben.

Zwei seiner Begleiter kletterten hinter ihm ins Flugzeug; der dritte blieb davor stehen. Die Besatzungen der anderen Maschinen zogen das Segelflugzeug am Schwanz zurück, wobei sich das Seil, mit dem es an dem Gerüst befestigt war, geradezu unglaublich dehnte. Dann wurde die Maschine losgelassen, das Seil zog sich zusammen und schnellte das leichte Flugzeug in die Luft.

Barlennan wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher als ein gutes Stück dieses dehnbaren Seils. Er erzählte Dondragmer davon und fand verständnisvolle Zustimmung.

»Weißt du, Barl, ich glaube, wir könnten den unverschämten Lümmel in seine Schranken weisen.

Hast du Lust dazu?«

»Und wie! Aber ich glaube, daß wir uns seinen Zorn erst zuziehen dürfen, wenn wir außer Reichweite der Flugzeuge sind. Ich habe keine Lust, von einem Speer aus der Luft getroffen zu werden.«

»Er soll nicht wütend werden, sondern Angst vor uns bekommen. ›Barbaren‹ hat er gesagt! Das müssen wir ihm heimzahlen, Barl! Mein Plan hängt allerdings davon ab, ob die Flieger wissen, wie diese Segelflugzeuge funktionieren.«

»Sie müßten es eigentlich wissen – es sei denn, sie haben es bereits wieder vergessen, weil ihre eigenen Flugzeuge besser sind…«

»Das kann uns nur recht sein«, meinte Dondragmer geheimnisvoll.

»Was hast du überhaupt vor?« erkundigte Barlennan sich.

Der Maat schilderte ihm seinen Plan. Der Kommandant war zunächst mißtrauisch, konnte sich aber schließlich doch für Dondragmers Idee begeistern; die beiden gingen gemeinsam ans nächste Funkgerät.

13

Glücklicherweise kehrte Reejaaren erst viele Tage später zurück. Die Bewacher blieben auf ihrem Posten; vier bis sechs Flugzeuge kreisten ständig über dem Fluß, die übrigen standen auf den Hügeln vor ihren Katapulten. Barlennan und sein Maat hatten die Beobachter auf Toorey in ihren Plan eingeweiht und begeisterte Zustimmung gefunden.