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Natürlich hatte ich nicht erwartet zu sehen, daß es richtig aufprallte. Was ich aber zu sehen bekam, als es auf dem Boden auftraf, das hatte ich schon gar nicht erwartet.

Flache Stücke des Meeresbodens sind meist eher weich und schlammig. Man mag es Radiolarschlamm oder Strahlentierchenschlick nennen, es ist jedenfalls Schlamm. In seichtem Gewässer trifft man auf Korallenbänke und Sand und anderes festes Zeug, an Abhängen gar auf soliden Fels.

Dort aber, wo es eben ist, erwartet man eine Mischung zwischen gewöhnlichem Schlamm und den oberen Schichten eines stehenden Tümpels. Wenn darauf nun etwas Hartes und Schweres auftrifft, sanft auftrifft, steht nicht zu erwarten, daß der Boden Widerstand leistet. Es setzt einen vielleicht manchmal in Erstaunen, aber man rechnet keinesfalls damit, daß etwas vom Meeresboden abprallt.

Die „Pugnose“ prallte nicht richtig ab, wie ich zugeben muß, doch verhielt sie sich nicht ordnungsgemäß. Sie traf die beleuchtete Oberfläche dreißig oder vierzig Yards vom Rand entfernt und etwa doppelt so weit von mir entfernt. Ich konnte es deutlich sehen. Sie traf wie erwartet auf und sank wie erwartet ein. Es gab kein Schlammgewirbel — kein Anzeichen des Zeitlupenspritzens, das normalerweise entsteht, wenn etwas im Schlick landet. Statt dessen verschwand der Bugteil fast ganz in der weichen Schicht, während darum herum ein Wellenring entstand und sich vom Aufprallpunkt aus ausbreitete. Dann ging das Wrack sanft wieder hoch, bis es halb aus dem Schlamm war, tauchte wieder unter, und das alles in Zeitlupe.

So schnellte es drei— oder viermal auf und nieder, bis es zur Ruhe kam. Und jeder Aufprall schickte ein Wellengekräusel von der Aufschlagstelle aus.

Bis der Schiffsrumpf endgültig zur Ruhe kam, hatte sich auch mein Tank beruhigt. Ich spürte, wie er auf etwas Hartes auftraf — Fels, dafür hätte ich meinen Kopf verwettet. Und dann fing er ganz, ganz sachte an, auf das Licht zuzurollen. Ich konnte den Untergrund, auf dem ich mich befand, nicht deutlich sehen, doch handelte es sich augenscheinlich um einen festgrundigen Abhang, der mich in den nächsten zwei bis drei Minuten neben der „Pugnose“ landen lassen würde, wenn ich dagegen nichts unternahm. Ein Glück, daß ich etwas tun konnte.

Der Tank besaß sogenannte Beine, sechs Fuß lange teleskopartige Metallruten, die sich mittels Federn verlängern und durch Solenoide wieder einziehen ließen. Ich hoffte noch immer, ohne die Anwendung von Magneten auszuko mmen, doch es sah so aus, als wären die Beine in Ordnung. Ich ließ vier davon vorschnellen — dorthin, wo ich vernünftige Richtungen vermutete. Meine, Schätzungen erwiesen sich als ausreichend zutreffend, und das Rollen hörte auf. Zum ersten Mal hatte ich nun eine ruhige Aussichtsplattform. Ich konzentrierte mich natürlich jetzt auf den Bereich, den ich einsehen konnte.

Ich befand mich unter dem Niveau der Lichter selbst. Es sah aus, als hingen sie an Schnüren in Abständen von etwa zwanzig Yards, wobei die Schnüre ebenfalls in diesen Abständen angebracht waren. Das alles war bloße Vermutung, da ich die Aufhängevorrichtung ja nicht sehen konnte. Ihre Regelmäßigkeit untermauerte die Vermutung, während die Tatsache, daß das Wrack genau auf eine Schnur zwischen zweien der Lichter aufgetroffen war, eigentlich dagegensprach. Es überraschte mich keineswegs, daß auf der ebenen Fläche, die sie beleuchteten, nichts zu sehen war — weder Gewächse noch irgendeine Bewegung, obwohl es mich auch nicht überrascht hätte, ein paar verstreute Spuren oder Löcher zu sehen.

Wenigstens wäre ich nicht überrascht gewesen, wenn ich nicht die Landung der „Pugnose“ mitangesehen hätte. Damit aber war sonnenklar, daß es nicht der Meeresboden war, was ich sah. Es ähnelte eher einer Gummidecke, die wie ein Zeltdach über alles gespannt war, was mehr als etwas zehn Fuß hangabwärts von mir lag. Das Wrack hatte das Material eingedellt, aber nicht durchlöchert. Das Zeug war stark genug, um das verhältnismäßig geringe Unterwassergewicht von Metall und Plastik auszuhalten.

Das könnte nützlich sein, überlegte ich. Ich hatte keine Ahnung, warum jene unter dem Zelt alles Darüberliegende beleuchten wollten, falls aber das Material nicht völlig undurchsichtig war, würde man den Schatten und die Delle kaum übersehen können. Die Leute würden nachschauen und würden für mich leicht zu sehen sein, ohne daß ich meine eigene Beleuchtung einschalten und mich verraten mußte. Ich brauchte nur einen einzigen deutlichen Blick auf die menschlichen Wesen, die sich unerlaubt hier auf dem Grunde des Pazifiks aufhielten. Das, in Verbindung mit dem Ausmaß der Energieverschwendung, die ich bereits weiterberichten konnte, mehr brauchte es zu meinem Bericht nicht — eine Kontrollexpedition größeren Umfangs würde das Ihrige tun. Niemand erwartete von mir, daß ich eine Menschengruppe festnahm, groß genug, um eine Einrichtung wie diese hier zu schaffen, und ich verspürte nicht den geringsten Ehrgeiz dazu. Rundheraus gesagt, der Tank war zu unbeweglich, um als Polizeifahrzeug zu dienen. Ich war nicht mal in der Lage, eine vorüberschwimmende Krabbe festzunehmen. Ich wollte nicht mehr erreichen, als einen gründlichen Blick auf ein Arbeits-U-Boot oder einen Druckanzug oder gar einen werkelnden ferngesteuerten Roboter — alles was anzeigte, daß die Einrichtung hier aktiv geführt wurde —, ein gründlicher Blick, und ich war bereit und würde Ballast abwerfen.

Zuviel Hast würde ich dabei natürlich nicht an den Tag legen, und das aus zwei guten Gründen.

Ein Sonar-Mann mit seinem Unterwasserortungsgerät würde einen sinkenden Gegensta nd verständlicherweise als Trümmerstück eines Schiffswracks abtun oder sogar als toten Wal. Sehr viel Neugierde würde er wohl nicht zeigen. Doch stand nicht zu erwarten, daß er gegenüber einem aufsteigenden Objekt die gleiche Gleichgültigkeit an den Tag legte. Ich mußte mir ein wenig Zeit lassen und die Gefahr, die mir von Sonar-Geräten drohte, erst abschätzen. Es war hübsch, aber nicht endgültig, daß ich bis jetzt nichts bemerkt hatte.

Den zweiten Grund, der sich der Hast in den Weg stellte, kannte ich noch nicht, und sollte ihn erst nach mehreren Stunden kennen lernen.

Ich bin kein Präzisionsfanatiker, der ständig auf die Uhr schaut. Ich wußte, daß ich es in dem Tank noch lange aushalten konnte, und wollte es gar nicht so genau wissen, wie viel von der vorgesehenen Zeit ich verbraucht hatte. Als nämlich der zweite Grund auftaute, kam ich gar nicht auf die Idee, die genaue Zeit festzustellen, und hinterher war ich mehrere Stunden lang von so banalen Dingen wie Uhren total abgelenkt.

Daher kann ich nicht genau sagen, wie lange ich einfach in meinem Tank dasaß und wartete, daß etwas passierte. Es waren sicher mehrere Stunden, dafür stehe ich ein. Lange genug jedenfalls, daß mich Langeweile überkam und ich Krämpfe kriegte, wütend wurde und schon halb der Überzeugung zuneigte, daß sich in meiner Nähe niemand unter dem Zelt befand. Der Gedanke, daß es sich um jemanden handeln könnte, der sich keinen Deut um Schiffsteile in seiner Decke scherte, schien so weit hergeholt, daß er keiner weiteren Überlegung wert war. Falls jemand das Wrack gesehen hatte, hätte er etwas unternommen.

Nichts war bisher geschehen. Daher befand sich niemand in Sichtweite. Und wenn sich niemand in der Nähe befand, konnte ich selbst einen Blick aus der Nähe wagen. Vielleicht glückte mir sogar ein Blick darunter.

Gefährliche Gedankengänge, alter Junge. Laß dir die verschwendeten Kilowatt bloß nicht so zu Kopf steigen. Du bist ein unbeteiligter Beobachter. Wenn du ohne Informationen zurückkommst, ist alles, was du unternimmst, reine Vergeudung — und Vergeudung ist für die Aufsichtsbehörde natürlich das lästerlichste Schimpfwort.