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Und dort warteten Wir. Wir warteten und warteten. Unsere Helfer unterhielten sich eifrig in Fingersprache. Bert und ich konnten uns nicht verständigen, da wir das Schreibtäfelchen beim Eingang zurückgelassen hatten, als wir die Coveralls anzogen. Jeder wußte, was der andere dachte, und als die Zeit verging, und der Schiffsrumpf einfach so dalag, begannen wir fragende Blicke zu wechseln.

Die Pumpen hatten doch ausreichend Zeit gehabt, das Gesamtvolumen zu schaffen. Das Schiffsinnere mußte inzwischen praktisch ein Vakuum sein.

Wir hatten aber den Inhalt der Lufttanks vergessen. Es war womöglich noch soviel drin, daß es bei diesem Druck eine Rolle spielte. Aus den BallastÖffnungen waren keine Bläschen aufgestiegen, doch die aus den Tanks freigewordene Luft hatte sich bei diesem Druck womöglich verflüssigt, ehe sie ausgeschieden wurde.

Das Problem bestand nun nicht darin, ob der Innendruck null oder ein paar Atmosphären betrug.

Es bestand darin, daß wir etwas tun mußten, damit das Schiff endlich zusammenbrach. Der Druck würde noch lange, nachdem den Pumpen der Treibstoff ausging, gering bleiben, und auch das würde lange dauern, da sie nun praktisch ein Vakuum leerzupumpen hatten. Wenn man die allgemeine Stabilität der Ausstattung in Betracht zog, konnte es Monate dauern, ehe ein kleines Leck auftrat und der Innendruck sich wieder bis zu dem Punkt aufbaute, an dem man die Schleusen öffnen konnte.

Ich wußte nicht, wie lange wir hier ohne Sauerstoff-Nahrung herumhocken konnten, aber sicherlich nicht monatelang. Ich würde schon Schwierigkeiten haben, die paar Tage zu erklären, die seit meinem Zusammentreffen mit Marie vergangen waren. Mit jedem Tag wurde es schwieriger, doch ich konnte ihr ohne eine überzeugende Geschichte über Joey nicht unter die Augen treten.

Ein Tiefen-Sprengkörper hätte uns sehr weitergeholfen. Ein einziger kleiner Sprengsatz hätte ausgereicht. Nach allem, was wir mit dem Schiff angestellt hatten, mußte es knapp vor dem Zusamme nbruch stehen. Leider standen hier unten keine Sprengkörper zur Verfügung.

Mir fiel nun nichts anderes ein, als das Schiff zurückzuschaffen. Sodann sollte Bert oder ich in den Umwandlungsraum hinein, das Schiff an die dafür vorgesehene Schleuse anschließen und die zur Herstellung des Oberflächendruckes nötige Prozedur absolvieren. Sodann mußte der Raum wieder heruntergepumpt werden, damit man ins Boot gelangen und drinnen wieder von vorne anfangen konnte. Ich selbst war von dem Plan nicht begeistert, und Bert würde diese Idee auch nicht gefallen, aber unter den gegebenen Umständen wollte mir nichts anderes einfallen. Mir war überdies klar, daß dies kein Plan war, der sich mi ttels Zeichensprache weitervermitteln ließ. Auch die schriftliche Übermittlung würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ich konnte Bert klarmachen, daß wir zurück zu unseren Schreibutensilien mußten, weil es eine Konferenz abzuhalten galt. Doch als ich ihm anzudeuten versuchte, wir sollten das Boot mitnehmen, erhob er matten Einspruch, und ich ließ von me inem Plan ab. Wie gesagt, ich war ohnehin nicht begeistert davon.

Bert winkte den anderen zu, und bis auf vier Mann kamen alle mit uns. Diese vier ließen sich an einer flachen Stelle etwa zwanzig Yards vom Schiff entfernt nieder und fingen eine Art Spiel an.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mich für die Einzelheiten des Spiels brennend interessiert.

Der Weg zurück wurde natürlich rascher zurückgelegt, oder vielmehr, er wäre rascher zurückgelegt worden, wenn wir dazu Gelegenheit gehabt hätten.

Ich weiß nicht, wie weit wir in den acht oder zehn Minuten kamen, die wir schwimmend zurücklegten. Ich schätze, etwa eine Viertelmeile, Ich bin kein Meisterschwimmer und legte kein besonderes Tempo vor.

Die nun folgende Unterbrechung war wie so vieles, das mit unseren Plänen nicht geklappt hatte, voraussehbar, aber niemand hatte sie vorausgesehen. Und wenn wir sie vorausgesehen hätten, wäre kein Mensch mehr in der Nähe des Schiffes geblieben, sobald die Ballast-Pumpen zu arbeiten begannen.

Es war nicht mißzuverstehen, und der einzige Grund, wieso mir nicht sofort klar wurde, was da passierte, war die Tatsache, daß ich das Bewußtsein verlor.

XX

Man tauche unter Wasser und lasse einen anderen wiederholte Male große Steine zusammenschlagen, zunächst in einer Entfernung von zwanzig bis dreißig Yards, sodann näher, so lange, bis es nicht mehr auszuhalten ist — dann bekommt man einen ungefähren Begriff von dem, was nun passierte.

Ich kann unmöglich meine Gefühle in dieser Situation beschreiben. Da ich sekundenlang ohne Bewußtsein war, kann ich eigentlich gar nicht behaupten, daß ich etwas fühlte. Dennoch war ich nicht ganz ohne Gefühl. Mir war, als würde mir jemand mit einem Vorschlaghammer gleichzeitig jeden einzelnen Quadratzoll meines Körpers bearbeiten. Doch ich möchte Ihrem eigenen Vorstellungsvermögen nicht vorgreifen und liefere das eben beschriebene Bild nur als Pha ntasiestütze.

Der Schock war für uns alle annähernd gleich. Eine Minute oder mehr mußte vergehen, ehe wir kehrtmachten und unter Aufbietung aller Kraftreserven zurück zu jener Stelle schwammen, wo wir die anderen zurückgelassen hatten.

Dabei war keiner im Zweifel darüber, was nun passiert war. Und niemanden drängte es so recht zu der Stelle zurück.

Und doch legten wir allerhöchstes Tempo vor.

Ich hatte erwartet, an jener Stelle, wo unsere vier Begleiter sich zum Spiel niedergelassen hatten, vier Tote vorzufinden. Aber so einfach war das nicht.

Das Wrack befand sich, soweit ich das beurteilen konnte, noch an der früheren Stelle. Die Schockwelle, die bei der Implosion des Rumpfes entsta nden war, hatte eine Schlammwolke hochgewirbelt, und unsere Lampen halfen uns jetzt nicht viel weiter. Wir blieben also eng beisammen und durchschwammen die Finsternis nach allen Richtungen und suchten den Meeresboden nicht nur nach sichtbaren Trümmerstücken, sondern auch nach Gege nständen ab, die sich unter dem sich setzenden Schlick verborgen haben mochten. Dazu bedurfte es keiner Verständigung.

Den ersten fanden wir etwa fünfzehn Fuß vom nächsten Wrackteil entfernt halb begraben. Er schien gar nicht schwer verletzt, doch wußte ich, daß er tot sein mußte. Die Druckwelle hatte uns in einer Entfernung von mehreren hundert Yards umgehauen, und das reziproke Quadratgesetz gilt auch unter Wasser.

Keinen der anderen konnten wir auf dem Boden finden, doch als der Schlamm sich setzte, wurde einer zwanzig Fuß über uns sichtbar, wie er langsam in die Höhe trieb. Eine dünne Spur öliger Tröpfchen entströmte seinem Helm. Mir war gar nicht der Gedanke gekommen, daß die Anzüge, da sie ja mit einer dichten Flüssigkeit gefüllt waren, auch Flotationsmaterial haben mußten, damit die Träger im Wasser schwimmen konnten. Mit dem Ausströmen der schwereren Flüssigkeit wurde nun der Auftrieb des Toten positiv.

Damit war klar, warum wir die anderen beiden nicht finden konnten. Wahrscheinlich hatten sie größere Lecks. Ich konnte mir vorstellen, wie sie irgendwo über uns in der Schwärze trieben, der Oberfläche entgegen, während die letzten Reste der Flüssigkeit, die ihr merkwürdiges Leben ermöglicht hatte, zurück auf den Meeresboden tropften. Mir fiel ein, daß wir nach öligen Tropfen Ausschau halten und an Hand dieser Spuren die Suche wieder aufnehmen könnten, doch konnte ich leider diesen Vorschlag den anderen nicht klarmachen, und überdies war mir klar, daß unsere Lichter für eine Suche ohnehin zu schwach waren. Die anderen teilten offenbar meine Meinung. Mit den zwei Leichen im Schlepptau machten wir uns auf den Rückweg zum Eingang.

Ich wünschte, es wäre so hell gewesen, daß ich die Mienen unserer Begleiter hätte deuten können.

Ich hätte viel darum gegeben, wenn ich annähernd ihre Gefühle den Fremden gegenüber hätte deuten können, deren Machinationen vier Gefährten getötet hatten. Ich wußte nicht, wie Bert die ganze Prozedur begründet hatte. Vielleicht glaubten sie gar, es handle sich um einen wichtigen technischen Vorgang, welcher der Forschung diente oder ähnliches. Hoffentlich. Mir reichten meine eigenen Schuldgefühle, ich konnte gut darauf verzichten, daß die anderen mir nun alle Schuld in die Schuhe schoben.