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»Haben sie einander vernichtet?« fragte Valas Hune schließlich.

»Das bezweifle ich«, entgegnete Danifae.

Nachdenklich betrachtete sie den leuchtend grünen Riß, der Lolths Gesicht spaltete, doch weiter sagte sie nichts.

»Wenn Lolth schon nicht auf Vhaerauns Angriff reagiert hat, dann glaube ich kaum, daß sie uns jetzt etwas zu sagen hat«, meinte Ryld. »Wir sollten verschwinden.«

Der Waffenmeister wandte sich zu Tzirik um, da er ihn ansprechen wollte, doch der Jaelre-Priester stand da wie gebannt und starrte ins Nichts, während sich Bewunderung auf seiner Miene zeigte.

»Ja, Herr«, flüsterte er zu niemandem. »Ich gehorche!«

Noch als Ryld zu ihm trat, um den Priester zu fragen, machte der eine Geste und sprach ein unheiliges Gebet. Ein wirbelndes Feld aus Tausenden rasiermesserscharfer Klingen entstand rings um ihn und verbarg Tzirik hinter einer zylindrischen Wand aus todbringendem Metall.

Ryld stieß einen Fluch aus und sprang zurück, um nicht mit den Klingen in Berührung zu kommen.

Tzirik ignorierte Ryld und widmete sich weiter der Aufgabe, die Vhaeraun ihm offenbar aufgetragen hatte. Mit linkischen Fingerbewegungen zog der Kleriker ein Kästchen aus seinem Gürtel und holte eine Schriftrolle heraus, rollte das Pergament auseinander und las laut die Worte eines weiteren mächtigen Zaubers ab, während seine tödliche Barriere ihn weiterhin vor den Menzoberranzanyr schützte.

Halisstra sah überrascht zu ihm und versuchte herauszufinden, welchen Zauber der Priester wirkte. Es fiel ihr ausgesprochen schwer, sich noch um irgend etwas zu kümmern.

Während sich Halisstra apathisch und verzweifelt zugleich zu Boden sinken ließ, war in Quenthel wieder der Kampfgeist erwacht. Sie richtete sich auf und griff nach ihrer Peitsche.

»Ein weiteres Tor!« schrie sie. »Er darf diesen Zauber nicht vollenden!«

Einige hundert Schritt entfernt, getarnt von Finsternis und wabernden Dämpfen, saß Pharaun im Schneidersitz auf dem harten Stein und arbeitete daran, seinen Zauber fertigzustellen. Er hatte beobachtet, wie die beiden Götter mitten im Kampf aus seinem Blickfeld verschwunden waren, aber er verfolgte einen Plan und beabsichtigte nicht, auf halber Strecke aufzuhören. Der Verständigungszauber konnte nicht schnell gewirkt werden, und wenn er sich zu sehr beeilte, würde er ihm nur mißlingen. In dem Teil seines Verstands, der nicht vollends damit beschäftigt war, die Magie zu formen, fragte er sich besorgt, ob das Allwissen der Götter sich auch darauf erstreckte, seine Gegenwart wahrzunehmen und darüber hinaus zu erkennen, daß er einen Zauber wirkte und warum er das tat – und ob sie sich dazu herablassen würden, ihn aufzuhaken. Soweit er das beurteilen konnte, waren Vhaeraun und Selvetarm so mit ihrem wütenden Kampf beschäftigt, daß sie wohl kaum auf ihn achten würden.

Er vervollständigte den Zauber und flüsterte die Botschaft, die ihn für ihn durch die unberechenbaren Weiten der Dimensionen und des Raums befördern würde. »Wir sind in Lebensgefahr. Vernichte sofort Tziriks stofflichen Leib. Wir werden zurückkehren, aber bewache uns bis dahin. Quenthel befiehlt es.«

Pharaun stand seufzend auf. Er schaute nachdenklich drein. Das Senden war normalerweise eine zuverlässige Methode, doch er konnte nicht sagen, welchen Effekt es haben würde, es von einer anderen Ebene aus zu versuchen. Ebenso vermochte er nicht zu sagen, wie lange es dauern würde, bis die Worte Jeggred in der Minauth-Feste erreichten – oder ob der Draegloth überhaupt tun würde, was ihm aufgetragen wurde, selbst wenn es in Quenthels Name geschehen sollte. Abgesehen davon war ja nicht einmal bekannt, ob der verfluchte Halbdämon noch lebte und in der Lage war, den Hohepriester zu töten.

Der Meister Sorceres hatte eine gute Vorstellung davon, was zu erwarten war, wenn alles verlief, wie er es sich erhoffte. Es war nur eine Frage der Zeit, und davon hatten sie bedenklich wenig.

»Das wäre jetzt kein guter Zeitpunkt, um obstinat zu werden, Jeggred«, murmelte Pharaun, obwohl er seine Nachricht längst geschickt hatte. »Handle dieses eine Mal bitte, ohne erst Fragen zu stellen.«

Behutsam machte er sich auf den Rückweg zu dem Riß in der massiven Mauer des Tempels.

Umgeben von seiner Mauer aus Klingen stand Tzirik neben dem Rest der Gruppe und las rasch und kundig den Text von der Schriftrolle ab. Er machte sich nicht die Mühe, den Menzoberranzanyr zu erklären, was Vhaeraun ihm aufgetragen hatte und warum er das tat. Er fuhr einfach fort, als seien sie gar nicht da, auch wenn er mit der Barriere aus Klingen eine Vorkehrung getroffen hatte, damit sie ihn nicht stören konnten.

Ryld und Valas standen vor der Wand aus umherwirbelnden Klingen und sahen hilflos mit an, wie der Priester unbeirrt weitermachte. Danifae und Quenthel waren weiter entfernt, doch auch sie wußten keinen Rat. Die Entschlossenheit, etwas zu tun, stand im krassen Gegensatz zu ihrer Unfähigkeit zu entscheiden, was sie unternehmen sollten. Halisstra stand da und beobachtete die Szene, doch sie wartete einfach, in welcher Form sie ihr eigenes Ende ereilen würde.

»Tzirik, hört auf!« rief Valas Hune. »Ihr habt uns heute schon genug in Gefahr gebracht, wir werden nicht zulassen, daß Ihr damit weitermacht.«

»Tötet ihn, Valas«, sagte Danifae. »Er wird nicht auf uns hören, und er wird auch nicht aufhören.«

Der Späher stand wie gelähmt da, während der Gesang des Priesters sich den letzten, triumphalen Noten näherte. Er ließ geschlagen die Schultern sinken, dann riß er ohne Vorwarnung den Bogen hoch und schoß.

Der erste Pfeil wurde von einer wirbelnden Klinge abgelenkt, doch der zweite kam durch und durchbohrte Tziriks Hand. Der Priester schrie vor Schmerz auf und ließ die Schriftrolle los, die unverbraucht zu Boden fiel.

Der Jaelre wirbelte zu Valas Hune herum, Haß brannte in seinen Augen, die durch seinen Helm hindurch zu sehen waren. »Seid Ihr noch immer der Laufbursche der Weibsbilder, Valas Hune? Seht Ihr nicht, daß Ihr für sie nur ein wohlerzogener Hund seid? Warum beharrt Ihr darauf, weiter der Spinnenkönigin treu zu sein, wenn Ihr den Maskierten Gott anbeten und wahre Freiheit erfahren könnt?«

»Lolth tut, was sie will«, antwortete Valas. »Ich dagegen bin Bregan D’aerthe treu, und meiner Stadt. Wir können nicht zulassen, daß Ihr oder Euer Gott uns von unserer Suche abbringt.«

Tziriks Miene verfinsterte sich. »Ihr und Eure Gefährten werdet Euch Vhaeraun nicht widersetzen. Das werde ich nicht zulassen.«

Er hockte sich hin und hob seinen Schild, während er die Worte eines anderen göttlichen Zaubers knurrte. Valas Hune schoß wieder, doch diesmal prallten seine Pfeile vom Schild ab. Tzirik vollendete seinen Zauber und preßte die verwundete Hand auf den Boden. Ein gewaltiges Zittern ging durch den Stein und erreichte die Menzoberranzanyr, die wie Marionetten umhergeworfen wurden, in der Ebene aus schwarzem Stein bildeten sich große Risse, die in die absolute Schwärze darunter führten.

Valas taumelte vor und zurück, während er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, obwohl die Steine unter ihm barsten und sich aufbäumten. Danifae brachte sich in Position und feuerte ihre Armbrust ab; der Bolzen flog zwischen den Klingen hindurch, traf Tzirik mit großer Wucht am Brustpanzer, zerbrach aber an der Rüstung des Priesters in kleine Stücke.

Quenthel gelang ein verzweifelter Sprung zur Seite, um nicht von dem klaffenden Spalt gleich unter ihr verschluckt zu werden. Sie rollte ungelenk ein Stück weit, und als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie eine Eisenrute in der Hand. Die Hohepriesterin stieß einen Befehl aus, und sofort schoß eine weiße Sphäre aus magischer, zähflüssiger Substanz auf den Priester zu. Dessen wirbelnde Klingen jedoch zerfetzten die Kugel, die in einem Regen aus klebrigen Streifen verging.

»Steht auf, Halisstra!« zischte Quenthel. »Eure Schwestern brauchen Euch!«