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»Ich darf doch annehmen, daß es hier besser sein wird als in einer von Ungeheuern heimgesuchten Ruine an der Oberfläche«, sagte Quenthel.

Sie führte die Gruppe zu einer Feuerstelle. Drei Grottenschrate saßen dort, bei denen es sich der Qualität ihrer Rüstungen nach um fähige Söldner zu handeln schien. Die haarigen Kreaturen hockten bei großen Lederkrügen mit Pilz-Bier und nagten Rothé-Keulen ab. Ein massiger Krieger nach dem anderen sah auf, als sich die fünf Drow und Jeggred ihnen näherten. Quenthel verschränkte die Arme und sah das Trio verächtlich an.

»Nun?« fragte sie.

Die Grottenschrate knurrten, stellten ihr Bier ab und legten das Fleisch zur Seite, dann legte jeder von ihnen seine große Faust auf den Schaft der Axt, die er in seinen Gürtel geschoben trug. Halisstra entging die Bewegung nicht. Grottenschrate mit einem Funken Verstand hätten auf der Stelle ihren Platz geräumt, und das fast überall im Unterreich. Auch wenn die drei keine Drow-Sklaven waren – was offensichtlich war, da sie sich in Mantol-Derith aufhielten –, war sie oft genug an Orte gereist, die Ched Nasad ähnlich waren, um zu wissen, daß Kreaturen wie diese Grottenschrate schnell lernten, den wirklich gefährlichen Bewohnern des Unterreiches aus dem Weg zu gehen, also auch adligen Drow.

»Was ›nun‹?« zischte der Größte der drei. »Es ist schon mehr nötig als das spöttische Grinsen einer Drow, damit wir den Platz räumen.«

»Ihr glaubt wohl, ihr könnt uns rumschubsen?« fügte der zweite Grottenschrat an. »Ihr Elfchen seid nicht mehr so angsteinflößend wie früher, wißt ihr. Vielleicht könnt ihr uns ja einen Grund nennen, warum wir tun sollen, was ihr sagt.«

Quenthel wartete einen Moment, dann sagte sie: »Jeggred.«

Der Draegloth schoß vor und packte den ersten Grottenschrat. Mit den zwei kleineren Armen drückte er die Hände seines Gegners nach unten und verhinderte so, daß der eine seiner Waffen ziehen konnte. Eine Klaue legte er um den Kopf und hielt ihn unerbittlich fest, während er die Krallen der anderen Klaue tief ins Gesicht des Grottenschrats trieb. Der Söldner schrie etwas in seiner wunderlichen Sprache und setzte sich zur Wehr. Jeggred grinste nur breit und bohrte seine Klauen tiefer in den Schädel der kreischenden Kreatur, um ihr dann die vordere Hälfte des Kopfes wegzureißen. Blut und Hirnmasse spritzten auf seine Gefährten, die aufsprangen und nach Schwertern und Äxten griffen.

Jeggred ließ den zuckenden Leib sinken und sah die beiden anderen an.

»Der nächste?« schnurrte er.

Die beiden überlebenden Grottenschrate taumelten zurück und flohen voller Entsetzen. Jeggred schüttelte seinen mit weißem Fell überzogenen Kopf und schleuderte die Leiche zur Seite, dann setzte er sich an die Feuerstelle. Er hob das Stück Fleisch auf, das einer der Grottenschrate hatte fallenlassen, und griff mit der anderen Hand nach dem Krug.

»Grottenschrate ...«, murmelte er.

»He, Ihr da!«

Die mürrische Duergar-Wirtin eilte herbei und machte keinen Hehl aus ihrer Verärgerung.

»Die drei hatten noch nicht bezahlt«, klagte sie. »Wie um alles in der schreienden Hölle soll ich jetzt an mein Gold kommen?«

Ryld bückte sich, nahm die Geldtasche vom Gürtel des Grottenschrats und warf sie Dinnka zu.

»Das dürfte genügen«, sagte der Waffenmeister. »Macht das, was übrig ist, zu unserem Guthaben. Wir wollen guten Wein und mehr zu essen.«

Die Duergar fing die kleine Tasche auf, rührte sich aber nicht von der Stelle.

»Ich mag nicht, daß Ihr meine zahlende Kundschaft vertreibt, Drow, und auch nicht, daß Ihr sie tötet. Bringt den nächsten bei Euch zu Hause um, wie sich das gehört.«

Dann wandte sie sich ab und brüllte den Sklaven Befehle zu, noch bevor sie sich in Marsch gesetzt hatte.

Halisstra sah ihr nach, dann blickte sie die anderen an und signalisierte: Sonderbar, Habt Ihr gehört, was der Grottenschrat sagte?

»Die Drow seien nicht mehr so furchteinflößend wie früher?« fragte Ryld, wechselte dann aber zur Zeichensprache. Ist die Nachricht vom Untergang Ched Nasads etwa schon bis hier vorgedrungen? Es ist doch erst wenige Tage her, aber Mantol-Derith liegt viele Tagesreisen von der Stadt der schimmernden Netze entfernt.

Es ist denkbar, daß eine magische Ausspähung oder ein Kommu-nikationszauber die Nachricht bereits verbreitet hat, meinte Halisstra. Vielleicht meinte er auch etwas anderes. Vielleicht hat man von unseren Schwierigkeiten gehört.

Das, überlegte Halisstra, war ein zutiefst beunruhigender Gedanke. Duergar und Gedankenschinder waren ernstzunehmende Gegner, Kreaturen, die viele Geheimnisse der Hexenkunst kannten. Wenn sie die Schwäche der Drow wahrgenommen haben sollten, dann wäre das nicht überraschend gewesen. Doch wenn einfache Grottenschrat-Söldner wußten, wie es um Ched Nasad oder Menzoberranzan stand, dann mußte dies weithin bekannt sein.

Die Goblin-Sklaven kümmerten sich wieder um die Feuerstellen, brachten etwas bessere Mahlzeiten als die, die die Grottenschrate verzehrt hatten, sowie Flaschen mit kühlem Wein, der aus irgendeinem Weingut an der Oberfläche stammte. Die kleinen Sklaven scharten sich um den massigen Leichnam des getöteten Grottenschrats und zerrten ihn in eine dunkle Ecke. Die Drow nahmen davon kaum Notiz, da Goblin-Sklaven so weit unter ihrer Würde waren, daß sie für sie so gut wie nicht existierten. Die Reisenden aßen und tranken schweigend, jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach.

Nach einer Weile stieß Valas zu ihnen, der von einem Duergar begleitet wurde – einem Mann mit kurzem, eisengrauen Bart und völlig kahlem Schädel. Der Duergar trug ein Kettenhemd und hielt eine bedrohlich wirkende Handaxt in Händen. Sein Gesicht war von drei großen Narben entstellt, ihm fehlte ein Ohr, und die rechte Gesichtshälfte hatte durch die erlittenen Verletzungen etwas Alptraumhaftes. Er konnte ein Kaufmann, ein Söldner, aber auch ein Bergarbeiter sein – sein mürrisches Auftreten ließ keinen Rückschluß zu.

»Dies ist Ghevel Kohlenhauer«, sagte der Späher. »Ihm gehört ein Boot, das ganz in der Nähe auf dem Dunkelsee liegt. Er wird uns nach Gracklstugh bringen.«

»Ich will im voraus bezahlt werden«, warnte der Duergar die Gruppe. »Ich muß Euch außerdem wissen lassen, daß ich einen Wiedergutmachungsvertrag mit meiner Zunft zu Hause liegen habe. Wenn Ihr glaubt, Ihr könntet mir die Kehle aufschlitzen und mich in den See werfen, dann irrt Ihr – man würde Euch dafür verfolgen.«

»Eine vertrauensvolle Seele«, meinte Pharaun. »Wir sind nicht daran interessiert, Euch zu berauben, Meister Kohlenhauer.«

»Ich bin nur vorsichtig.« Der Duergar sah Valas an und sagte: »Ihr wißt, wo das Boot liegt. Bezahlt mich, dann treffen wir uns morgen früh dort.«

»Woher wissen wir, ob Ihr uns nicht ausrauben wollt?«

»Es ist nicht empfehlenswert, einen Drow auszurauben, jedenfalls nicht, wenn man nicht sicher sein kann, daß man ungeschoren davonkommt«, gab der Zwerg zurück. »So was kann sich ändern, aber nicht so schnell, daß ich heute schon darauf bauen würde.«

Valas Hune hielt dem Duergar einen kleinen Beutel hin und ließ ihn in dessen Hände fallen. Der Zwerg füllte den Inhalt umgehend in seine große, gegerbte Hand und betrachtete die Edelsteine, ehe er sie in den Beutel zurückschüttete.

»Ihr müßt es eilig haben, oder Euer Mann hier muß einen besseren Handel gemacht haben. Andererseits ... Ihr Drow habt ohnehin nicht viel für Edelsteine übrig.«

Er wandte sich ab und stapfte in die Finsternis davon.

»Das wird das letzte sein, was Ihr von ihm zu sehen bekommen habt«, sagte Jeggred. »Ihr hättet mit der Bezahlung warten sollen.«

»Er bestand darauf«, sagte Valas Hune. »Er sagte etwas davon, sichergehen zu wollen, daß wir ihn nicht töten, um die Bezahlung wieder an uns zu nehmen.« Valas sah dem Duergar nach und zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß er uns betrügen wird. Wenn er ein Duergar von der Art wäre, könnte er in Mantol-Derith nicht lange überleben. Die Leute hier sehen es nicht gern, wenn man sie betrügt.«