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»Wir reden hier nicht über eine Handvoll Münzen, die bei einem albernen Spiel verloren werden können«, konterte der Prinz. »Wir reden hier über meinen Thron, den ich für einen Krieg riskiere, dessen Ausgang durch viele Faktoren gänzlich ungewiß ist. Versucht nicht, meine Entschlossenheit durch hohle Phrasen über Risiko und Belohnung zu unterwandern.«

»Gut, dann werde ich das nicht tun. Aber ich werde darauf hinweisen, daß Ihr bei unserer letzten Begegnung sagtet, Ihr würdet auf einer einzigen Sache bestehen, ehe Ihr Eure Armee gegen Menzoberranzan führt: einen wichtigen Verbündeten in der Stadt selbst. Diesen Verbündeten habe ich Euch gebracht. Wann wird sich eine bessere Gelegenheit ergeben, gegen die Bedrohung vorzugehen, die ein starkes Menzoberranzan für Euer Königreich darstellt? Die Priesterinnen sind machtlos, sie haben einen verlustreichen Sklavenaufstand hinter sich, und nun gebe ich Euch ein Haus, das bereit ist, Euch in Euren Be-mühungen zu unterstützen. Was fehlt uns noch, Prinz?«

Der Duergar schnitt eine Grimasse und blickte auf Gracklstugh. Eine Weile stand er einfach da und dachte angestrengt nach. Nimor sah, daß er unschlüssig wurde, und entschied, es sei an der Zeit, den Köder auszuwerfen.

Er kam näher und sagte leise: »Was wäre besser, um Euren Thron gegen jene aufrührerischen Gutsherren zu festigen, vor denen Ihr Euch fürchtet, als sie mit einem Feldzug jenseits der Grenzen dieses Reiches abzulenken? Selbst wenn es Euch nicht gelänge, Menzoberranzan einzunehmen, würde eine geschickte Planung doch dafür sorgen können, daß die Streitkräfte der bedrohlichsten Gutsherren in die tödlichsten Kämpfe der Schlacht verwickelt werden. Wenn Ihr meine Meinung hören wollt, so glaube ich, daß Ihr es in der Hand habt, einen großen Sieg über Menzoberranzan zu erringen und zugleich Eure aufsässigsten Adligen massiv zu schwächen.«

Der Duergar brummte und sah Nimor an.

»Ihr erwartet viel, Drow«, sagte Horgar. »Was hofft Ihr zu erreichen, wenn Menzoberranzan fällt? Warum wollt Ihr mich zu dieser Vorgehensweise drängen?«

Der Assassine grinste und klopfte dem Duergar auf die Schulter. Die Steinwachen im Raum bewegten sich nervös, da ihnen der Körperkontakt nicht behagte.

»Lieber Prinz, die Antwort ist einfach«, sagte Nimor. »Rache. Eure Armee ist das Instrument meiner Rache. Natürlich will ich nicht, daß Ihr Menzoberranzan einfach nur in Schutt und Asche legt, weil ich es Euch sage. Darum beruht ein gewichtiger Teil meines Plans darauf, Euch die nötige Motivation zu geben, damit Ihr tut, was ich wünsche. Ich habe lange und hart daran gearbeitet, die Umstände so zu arrangieren, daß die Armee von Gracklstugh auf die Stadt losmarschieren kann, die ich so sehr hasse. Ich sollte vielleicht darauf hinweisen, daß ich Euch bei dem winzigen Problem der rücksichtslosen Langlebigkeit Eures Vaters geholfen habe. Wie soll ich meine Absichten noch deutlicher machen?«

»Ich habe Euch für diese Hilfe mit Hunderten von Steinbrandbomben gedankt«, erwiderte der Duergar aufgebracht. »Sprecht ja nie wieder von Vaters ... Tod. Wenn ich zu der Ansicht gelangen sollte, daß Ihr mit dieser Geschichte auf mein Handeln Einfluß nehmen wollt, dann würde ich dafür sorgen müssen, daß keine der Informationen, über die Ihr verfügt, jemals an den Tag kommt. Versteht Ihr?«

»Oh, das hatte ich damit nicht sagen wollen, Horgar. Ich wollte nur klarmachen, daß ich Euch zuvor von Nutzen gewesen bin und daß ich für Euch wieder von Nutzen sein könnte. Kann ich nun auf die Armee Gracklstughs zählen?«

Horgar Stahlschatten, Kronprinz von Gracklstugh, nickte.

»Wir werden da sein«, sagte er. »Nun erklärt mir, wer genau in Menzoberranzan auf unserer Seite sein und wie man uns helfen wird.«

Ryld spürte haßerfüllte Blicke, die auf seinem Rücken ruhten, während er Valas und Kohlenhauer durch die Straßen der Duergar-Stadt folgte. Er war sich nur allzu deutlich der Tatsache bewußt, daß er hier nicht in seinem Element war. Er überragte jeden der Grauzwerge um gut und gerne fünfzig Zentimeter, und seine kohlrabenschwarze Haut und sein pechschwarzer Piwafwi taten ihr übriges, daß er sich von der Menge abhob. Die drei bahnten sich ihren Weg durch ein Viertel, in dem die Schwertschmiede zu Hause waren, eine schmale Gasse, die zu beiden Seiten von offenen Schmieden gesäumt wurde, in denen Duergar mit Lederschürzen unermüdlich rotglühendes Metall bearbeiteten. Ryld war damit vertraut, was guten Stahl ausmachte, und sah auf den ersten Blick, daß diese Zwerge ihr Handwerk verstanden.

Der Waffenmeister beschleunigte seine Schritte und holte zu Valas auf.

»Wohin gehen wir?« fragte er so leise, wie das angesichts der schlagenden Hämmer ringsum möglich war. »Ich dachte, wir müßten erst im Besitz einer offiziellen Lizenz sein, um passieren zu können. Sollten wir uns dafür nicht zu irgendeinem Amt begeben?«

»Wenn wir eine königliche Lizenz wollten, dann schon«, antwortete Kohlenhauer. »Aber das würde Euch Monate und ein Vermögen kosten. Nein, ich bringe Euch zum Haushalt des Clansherrn Muzgardt. Er wird Euch einen Passierschein geben, mit dem Ihr überallhin könnt.«

Ryld nickte. Hier ging es doch nicht so anders zu als in Menzoberranzan.

»Wie weit wird Muzgardts Schein uns bringen?« wollte Valas wissen. »Werden wir damit Gracklstugh verlassen können?«

»Muzgardts Clan besteht aus Kaufleuten. Sie handeln im gesamten Tiefenkönigreich mit Bier und Likören, und manchmal bringen sie auch Gebräu von draußen in die Stadt – Drow-Wein, Svirfneblin-Branntwein, manchmal sogar Wein von der Welt an der Oberfläche, wie ich gehört habe. Seine Leute treiben sich im gesamten Reich herum.« Kohlenhauer lachte gehässig und fügte an: »Natürlich verkauft Muzgardt auch denen, die sie brauchen, Passierscheine. Er mag Gold.«

Ryld lächelte. Kohlenhauer war wie viele seiner Art ein habgieriger Zeitgenosse. Da er Muzgardts Habgier ausdrücklich betonte, mußte sie schon bemerkenswert ausgeprägt sein.

Sie erreichten das Ende der Straße der Schwertschmiede und fanden sich erneut in der Nähe des Dunkelsees wieder, allerdings ein Stück weiter nördlich. Vor ihnen stand eine große, windschiefe Brauerei, die aus lose aufeinandergestapelten Steinen bestand, die zwischen den gehärteten Stämmen eines kleinen Waldes aus Riesenpilzen Wände bildeten. Im Inneren der Brauerei standen große Kupferbottiche, aus denen Dampf austrat, der die Luft mit einem schweren Hefeduft erfüllte. Dutzende kleiner Kupferfässer standen nicht weit entfernt, und stämmige Grauzwerge schwärmten umher, zerdrückten Pilze, rührten gärende Massen an und füllten das frischgebraute Bier in die Fässer.

»Die zweite große Liebe eines Zwergs«, erklärte Kohlenhauer mit schiefem Grinsen. »Muzgardts Leute leisten gute Arbeit, sage ich Euch.«

Der Zwerg führte Ryld und Valas in das Brauhaus und ging mit ihnen an den riesigen Bottichen vorbei zu einem kleinen Verschlag im rückwärtigen Bereich des Gebäudes. Ein paar Duergar in schwerer Rüstung standen da, bedrohlich aussehende Äxte lagen in Reichweite. Die Wachen warfen den Drow wütende Blicke zu und griffen nach ihren Waffen.

»Was wollt Ihr?« knurrte einer der Wachmänner.

»Thummud«, erwiderte Kohlenhauer. »Ich habe ihm ein Angebot zu machen.«

»Bleibt hier«, sagte die erste Wache.

Der Zwerg duckte sich durch einen zerfetzten Vorhang im Türrahmen und kehrte Augenblicke später wieder zurück.

»Thummud erwartet dich. Aber die Drow müssen ihre Waffen ablegen. Er traut ihnen nicht.«

Ryld sah zu Valas Hune und signalisierte: Müssen wir besorgt sein, daß man uns angreift?

Kohlenhauer weiß, daß unsere Gruppe noch fünf Personen umfaßt, erwiderte der Späher. Darunter ein fähiger Magier und ein Draegloth. Ich glaube nicht, daß er uns in eine Falle locken will, aber paß dennoch auf.

»Schluß mit dem Fingergerede«, fauchte der Wachmann. »Wenn Ihr etwas zu sagen habt, dann sagt es so, daß wir alle es hören können.«